Digisaurier jubeln: Facebook gehört uns bald allein!

Das ist die Zukunft: Immer mehr Senioren, immer weniger Kids auf Facebook
Das ist die Zukunft: Immer mehr Senioren, immer weniger Kids auf Facebook
Jetzt ist es amtlich: Facebook laufen die Kids in Scharen davon. Was Facebook-Finanzchef David Ebersmann bereits 2012 unauffällig zugab, wird nun durch eine Studie des Beratungsladens iStrategylabs belegt: Ein Viertel(!) der 13- bis 17-Jährigen ist zwischen 2011 und 2014 auf andere Anbieter umgestiegen. Und der Trend scheint stabil. Gut möglich also, dass uns Digisauriern das soziale Netzwerk des Herrn Zuckerberg bald ganz allein gehört. Denn im selben Maße wie die Jungen abhauen, entdecken die älteren User, die sogenannten „Silver Surfer“ Facebook für sich: Über 80 Prozent mehr Mitmacher im Alter von 55 und mehr sind zu verzeichnen. Beides deckt sich auch mit informellen Umfragen in der persönlichen Umgebung des Verfassers dieser Zeilen.

So sagt Miriam C. (18): „Um mit meinen Freundinnen zu tratschen und mich zu verabreden, brauche ich Facebook schon lange nicht mehr. Wir nehmen WhatsApp und Snapchat.“ Auch Hiram E. (16) will nichts mehr vom Riesennetz wissen: „Ich guck ab und zu nochmal auf meine Lieblingsseiten, poste aber überhaupt nichts mehr. Auf YouTube ist sowieso viel mehr los.“ Auf den Punkt kommt Lotte B. (25): „Bis vor zwei Semestern haben wir noch Arbeitsgruppen auf Facebook organisiert, jetzt tauschen wir Unterlagen, Referate und dergleichen nur noch über die Dropbox aus und kommunizieren per Threema.“ Aus einer Gruppe von rund einem Dutzend zufällig ausgewählter Achtklässler (14 bis 17 Jahre alt), die in der Pause befragt wurden, meldeten sich nur zwei Schüler, die überhaupt noch Facebook nutzen, die übrigen nannten vor allem Snapchat, Tumblr, Twitter, Pinterest und Instagram sowie natürlich WhatsApp als ihre bevorzugten Sozial-Tools.

Auf Facebook surfen die beiden eher nicht...
Auf Facebook surfen die beiden eher nicht…
Auf der anderen Seite stellen Digisaurier wie der Autor fest, dass er zunehmend alte Schulfreunde, Ex-Kommilitonen und ehemalige Kollegen auf Facebook trifft; Leute, mit denen er vor ein paar Jahren noch über Alumni-Netze wie Stayfriends Kontakt hatte. Gleichzeitig werden immer mehr interessen-zentrierte Diskussionsforen in Facebook-Foren verlagert und sterben außerhalb ab. Deutlich wird das – dies ergab eine kleine Umfrage – bei den Fan-Communities der Fußballvereine der oberen drei Ligen. Neben den offiziellen Facebook-Seiten der Clubs tummeln sich immer mehr von Fans organisierte Facebook-Gruppen im Umfeld, in denen genau die regen Diskussionen stattfinden, die früher in den Fan-Foren tobten. Weil aber Diskussionsforen immer schon eher ein Medium für die älteren Intern-User waren und Youngster nun mal kaum Gründe haben, nach Ehemaligen zu suchen, werden immer mehr Silver Surfer auf Facebook aktiv. Übrigens: Vor allem und oft ausschließlich auf Facebook. Dazu ein Zitat Jörg W. (63): „Mit diesen Webseiten, dass ist mir zu kompliziert; die sehen alle verschieden aus und lassen sich ganz verschieden bedienen. Bei Facebook ist das viel einfacher.“ Interessant auch die Aussage von Paul K. (69): „Ich habe sechs Kinder und inzwischen 14 Enkelkinder – rund um den Globus verteilt. Unsere geschlossene Familengruppe auf Facebook ist eine prima Möglichkeit, im Kontakt zu bleiben.“

Bleibt die Frage, ob sich Mark Zuckerberg jetzt Sorgen um sein Lebenswerk machen muss. Angesichts von mehr als einer Milliarde Accounts und inzwischen faster anderthalb Milliarden Seiten hat Facebook sicher noch zuzusetzen. Nur unangreifbar ist das Sozialnetz angesichts der vielen Alternativen nun nicht mehr. Zumal es über alle Generationen hinweg dank der diversen Ausspionier-Skandälchen schon nennenswerte Austritte gab und immer mehr User über die Belästigung durch Werbung klagen. Gut möglich, dass die aktuellen Trends darauf hinweisen, dass die Tage für allumfassende Social-Networks gezählt sind und die Konsumenten mittelfristig zu verschiedenen Apps für verschiedene soziale und kommunikative Interaktionen greifen werden. Aber dann wird es Google+ zuerst erwischen – der Suchgigant hat seinen Facebook-Konkurrenten ja dieser Tage bereits erheblich degradiert.
Was sich aber in der jungen, überwiegend mobil agierenden Zielgruppe als Nachteil erweist, wird für uns Silver Surfer aber immer mehr zum Vorteil: Wir können mit unseres gleichen Informationen, Witze, Sprüche, Termine, Fotos, Videos und und und austauschen, ohne Facebook verlassen zu müssen. Unnötiges Lernen irgendwelcher obskurer Apps bleibt uns Digisauriern erspart. Herrliche Aussichten…

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