Ein klassischer Durchlicht- bzw. Filmscanner

Digitalisier das! – Zweite Folge: Analoge Fotos zu digitalen Bildern

Beim Digitalisieren geht es bekanntlich darum, aus analogem Material digitale Daten zu machen. Und so ungefähr das Analogste, was es gibt, sind Bilder, die mit den guten, alten Knipsen auf Film erzeugt wurden. Da ist ne Menge Physik im Spiel, aber auch Chemie. Und wer je selbst in der Dunkelkammer Fotos entwickelt und vergrößert hat, weiß um den Charme dieser analogen Technik. Trotzdem… Es gibt sehr gute Gründe, alte Fotos zu digitalisieren.

In den meisten Fällen geht es ums Konservieren, besonders bei Dias. Denn gerade Diapositive, die vor 1970 entwickelt wurden, erleiden mit der Zeit dramatisch Einbußen – bis hin zum Schwinden der Bildinhalte. Für mich war dies der Grund, mich mit dem Digitalisieren von Dias sehr intensiv zu befassen. Mein Vater zählte ab etwa 1958 zu den Dia-Pionieren und hat ungefähr 800 dieser kleinen, für die Projektion gedachter Schnappschüsse hinterlassen – dazu später mehr.
Ganz ähnlich verhält es sich auch mit Schwarzweiß- und Farbnegativen. Wer jetzt schon Angst hat, dass man eines Tages nicht mehr mit einem Häufchen Negative in den Fotoladen, den Super- oder Drogeriemarkt geht, um dort Abzüge zu bestellen, weil solch oller Kram nicht mehr angeboten wird, tut gut daran, seinen Bestand an Negativen zu digitalisieren. Ob man auch das schlichte Scannen von farbigen oder monochromen Abzügen unter dem Stichwort Digitalisieren fassen soll, ist fraglich; im Rahmen dieses Beitrags wird das keine Rolle spielen.

Königsweg Durchlichtscanner
Der Königsweg beim Digitalisieren von Diapositiven und Negativen führt über einen Durchlichtscanner, der meist einfach als Filmscanner bezeichnet wird. Diese spezialisierte Gerät dient nur diesem einen Zweck und ist technisch darauf zugeschnitten. Die Grundidee ist, das zu scannende Negativ bzw. Dia irgendwie im Gerät zu fixieren, dann Streulicht von außen auszuschließen, um das Ding anschließend zu scannen. Zum Projekt „Vatis Dias“ habe ich vor einigen Jahren einen CrystalScan 7200 von Reflecta angeschafft; ein ausgereiftes Gerät, das so schon seit fast acht Jahren angeboten wird und zwischen rund 280 und 350 Euro kostet. Dazu gehört zwingend und alternativlos die Spezialsoftware CyberView X-SF. Alle Versuche, mit irgendeiner anderen Software Dias zu scannen, sind fehlgeschlagen. Was aber auch bedeutet, dass man die per CyberView gescannten Bilder mit einem guten Bildbearbeitungstool noch einmal anfassen muss.

Die Spezialsoftware CyberView steuert den Diascanner
Die Spezialsoftware CyberView steuert den Diascanner

Optimal werden die Ergebnisse, wenn durchweg dasselbe Material vorliegt und man weiß, welcher Film verwendet wurde. CyberView (allerdings nur in der von Reflecta mitgelieferten Version) verfügt über eine ganze Reihe Profile für die verschiedensten Dia-, Farb- und Schwarzweißfilme, die erfahrungsgemäß ganz gut funktionieren. Wenn die Dias also vom Kodak Elite Chrome stammen und man diese Einstellung wählt, kann man sorglos die Scanautomatik verwenden. In allen anderen Fällen muss man VOR dem Scannen die entsprechenden Werte manuell einstellen und ohne Automatik arbeiten. In diesem Fall wird der Scanner ganz vom Programm gesteuert. Ein Vorscan liefert den Überblick. Man kontrolliert, ob das Dia richtig herum eingelegt wurde, bestätigt den Beschnitt durch die automatische Maske und gibt den Startbefehl.

Probemfall Farbnegativ

Farbnegative sind nicht einfach Negative, sondern orangefarben maskiert
Farbnegative sind nicht einfach Negative, sondern orangefarben maskiert

Und was ist mit Farbnegativen. Das ist wieder eine andere Geschichte, könnte man sagen. Denn die Dinger sind nicht einfach negativ und können daher nicht kurz mal eben invertiert werden; sie sind mit einem bestimmten Rotorangeton maskiert. Nur mit einem wirklich mächtigen Fotobearbeitungstool wie Adobes Photoshop oder Lightroom lassen sich vernünftige Ergebnisse erzielen, denn nach dem Scannen muss im Bildbearbeitungsprogramm das Orange ausgefiltert werden. Das geht über einen manuellen Weißabgleich. Dabei gilt der Steg zwischen zwei Negativen als Referenz – der wird als Weiß betrachtet. Hat man diesen Weißabgleich vorgenommen, entsteht ein reines, unmaskiertes Farbnegativ, das sich durch Invertieren zum Positiv machen lässt. Allerdings verlangen Farbnegative derart viel Nachbearbeitung, dass es letztlich einfacher und zeitsparender ist, von den fraglichen Bildern Abzüge machen zu lassen so lange das noch geht, um diese dann ganz einfach einzuscannen.

CyberView entfernt das Orange und invertiert bei Farbnegativen automatisch
CyberView entfernt das Orange und invertiert bei Farbnegativen automatisch

Nur mit einem Filmscanner wie dem CrystalScan lassen sich auch Farbnegative ohne großen Aufwand digitalisieren. Die Steuersoftware sorgt dafür, dass beim Scannen gleich das Orange ausgefiltert wird. Allerdings ist es – genau wie bei S/W-Negativen eine fummelige Arbeit, ein Negativ zum Scannen genau zu positioneren. Denn im Gegensatz zum Dia gibt es keine harte Kante. Zwar besitzt der CrystalScan Führungsschienen, aber auch deren Nutzung verlangt präzise Handarbeit.

Einstellungssachen
Natürlich tendieren die meisten Scan-Anfänger dazu, ein Dia mit höchstmöglicher Auflösung (z.B. 7200 dpi) zu digitalisieren. So werden selbstverständlich die meisten Details erfasst. Diese Auflösung hat aber den Nachteil, dass das Scannen eines Dias dabei etliche Minuten dauert; mehr als acht bis zehn Dias kriegt man so in einer Stunde nicht bearbeitet. Andererseits: Sollen Diapositive für die spätere Archivierung und Konservierung gescannt werden, ist die höchstmögliche Auflösung sinnvoll. Sollen die Bilder später nur auf einem Bildschirm gezeigt werden, reichen 900dpi allemal. Steht der Ausdruck in Formaten größer als DIN A4 im Vordergrund, empfiehlen sich 1200 dpi für gute Ergebnisse.

Hilfsweise mit dem Flachbettscanner
Man kann Dias und S/W-Negative aber auch mit einem Flachbettscanner digitalisieren bzw. mit einem Multifunktionsgerät (vulgo: Laserdrucker) mit Scanfunktion. Die Ergebnisse werden zwangsläufig nicht annähernd so gut sein wie bei der Arbeit mit einem Filmscanner. Am ehesten lassen sich noch aus Schwarzweißnegativen ordentlich Bilddateien zaubern. Die aller-, allerwichtigste Voraussetzung ist: Ein supersauberes Vorlagenglas! Ja, es empfiehlt sich, die Scheibe vor jedem Durchgang erneut zu entstauben und mit einem Hauch Glasreinger und einem weichen Tuch zu putzen. Am zweitwichtigsten ist aber auch, dass man den Negativstreifen vor dem Scannen entstaubt – entweder mit einem speziellen Mikrofasertuch, das für die Reinigen von Kamerobjektiven gedacht ist, oder einer mit weichem Vlies beschichteten Zange aus dem Fotofachhandel; da zieht man den Streifen einfach bei zusammengedrückten Zangenzungen durch. Drittens: Möglichst wenig Umgebungslicht! Am besten steht der Scanner in der dunkelsten Ecke des Raums, und geschützt vor direkter Lichteinstrahlung. Damit man später die einzelnen Bilder sauber ausschneiden kann, muss der Fimstreifen absolut parallel zur Kante des Vorlagenglases liegen. Man kann Markierungen aus Papier schneiden und mit Tesafilm auf dem Glas anheften, um dann die Negative daran auszurichten. Dann wird der Streifen mit der maximal möglichen Auflösung gescannt. Aber, Achtung: Immer die höchste ECHTE Stufe wählen; extrapolierte Auflösungen bringen bei dieser Arbeit nur Nachteile.

Hat man eine schöne TIFF-Datei (Bilderscans nie, nie, nie als JPG speichern! Da geht die Hälfte der Information verloren.), kommt die ins Bildbearbeitungsprogramm des Vertrauens. Die Funktion zum Invertieren macht dann auf Mausklick Positive aus den Negativen. Nun beginnt die öde Fummmelsarbeit des Auseinanderschneidens der invertierte Scandatei in einzelne Fotos, die dann wieder mit dem Bildprogramm optimiert werden. Bei Negativen normalempfindlicher Filme (zum Beispiel Ilford FP4), die schon beim Knipsen gut belichtet wurden, muss man oft gar nichts mehr tun, um Ausgangsmaterial für ordentliche Ausdrucke zu bekommen; für die Darstellung auf dem Bildschirm reicht es ohnehin fast immer. Ansonsten kann man an einem solchen Scan mit diversen Filtern allerlei verbessern – vom Kontrastumfang bis zu schwarzem Schwarz in den dunkelsten Stellen und weißem Weiß, da wo’s hell ist.

Auch Dias können im Prinzip so gescannt werden, allerdings nicht, wenn sie noch im Rähmchen stecken. Denn das sorgt für einen Abstand zwischen dem Film und dem Vorlagenglas, was wiederum Unschärfe mit sich bringt. Das geht gar nicht. Wenn man sich aber die Mühe macht, einzelne Dias aus dem Rahmen zu holen, um sie per Flachbettscanner zu digitalisieren, dann sollte man unbedingt die oben bei S/W-Negativen angegebenen Voraussetzungen erfüllen – nur das Invertieren der Bilddaten entfällt natürlich. Die Erfahrung zeigt, dass die Qualität von so erzeugten Diascans bestenfalls für den Bildschirm, aber definitiv nicht für den Ausdruck reicht.

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