Alexa und ihr Freund, der RM Pro

Praxis: Alexa macht das Home smart

Die frühen Adoptierer, die sich schon im Winter ein Amazon Echo gekauft haben, um mit Alexa eine persönliche Assistentin zu haben, sind reihenweise frustriert. Genauer: Sie fragen sich, zu was das System eigentlich gut ist, außer sich Musik nach Maß zu wünschen. Denn das Abfragen von Nachrichten und Wetter oder das Anlegen von Einkaufslisten per Spracheingabe ist nicht wirklich das Gelbe vom künstlichen Intelligenz-Ei. Und so schweigen sich viele User und Alexa schon seit Wochen gegenseitig an. Dabei lässt sich die junge Dame mit einem zweiten Gerät und ein bisschen Arbeit zur Herrscherin über alle Smarthome-Elemente im Haus und über JEDES Gerät machen, zu dem es eine handelsübliche Fernbedienung gibt. Der Schlüssel dazu heißt Broadlink RM Pro.

Das kleine Wunderdreieck: Broadlink RM Pro
Das kleine Wunderdreieck: Broadlink RM Pro

Dieses Ding ist so dermaßen nützlich, dass man gern knapp 40 Euro für das dreieckige Gerät ausgibt. Es handelt sich um nichts weniger als eine selbstlernende, universelle Fernbedienung. Voraussetzung ist, dass es sich um Infrarot-Fernbedienungen handelt. Schaltzentrale ist die Broadlink-App, die man kostenlos herunterladen kann, weil sie für die Steuerung von Smarthome-Elementen dieses Herstellers gebraucht wird. Eher zufällig habe ich einige Smarthome-Steckdosen von Broadlink angeschafft und dafür mit der erwähnten App Timer programmiert. So strahlt täglich ab 08:00 über den Fischlein im Aquarium die künstliche Sonne, die turnusgemäß um 19:45 wieder untergeht.

v
Die TV-Fernbedienung in der Broadlink-App

Hat man nun ein RM Pro angeschafft, kann man dem Teil per dieser App die verschiedenen Befehle der unterschiedlichen Fernbedienungen beibringen. Damit das nicht zur Bastelei ausartet, gibt es in der App eine Menge Vorlagen für gängige Remote-Controls. Hat man z.B. die für einen Fernseher gewählt, drückt man in der App auf einen virtuellen Knopf, und das RM Pro lernt den Befehl. Am Ende lässt sich der zugehörige TV-Apparat komplett über die App steuern. Das funktioniert genauso mit dem Receiver, dem Blu-ray- und dem CD-Player, dem Beamer, aber auch fernsteuerbaren Jalousien, Klimageräten, Lichtsysteme und was sonst noch mit einer Fernbedienung gesteuert werden kann. Übrigens: Weil es für die meisten Smarthome-Elemente (Steckdosen, Lichtschalter, Thermostate, IP-Kameras etc.) anderer Hersteller Remote-Controls gibt, können nach dem erfolgreichen Lehrgang am Ende (fast) alle Geräte im Haus per App bedienen.

Fernbedienung per IR und IP

Aber, halt! So ganz stimmt das nicht. Schließlich werden vom RM Pro bei Fremdgeräten Infrarotsignale ausgesandt. Deshalb muss es zwischen dem Sender und diesen Empfänger Sichtkontakt geben. Oder zumindest eine räumliche Beziehung, die eine IR-Steuerung zulässt. Das geht nur, wenn sich das Broadlink-Teil optimal im Raum platzieren lässt. Weil es aber Netzstrom für den Betrieb braucht, ist es fast unmöglich, diese bestmögliche Platzierung hinzukriegen. Es empfiehlt sich dringend, mit verschiedenen Standorten zu experimentieren.

Wie gesagt: Das betrifft Empfänger, die nur per Infrarot zu bedienen sind. Echte Smarthome-Geräte werden aber über das Internet (der Dinge) gesteuert, haben eine IP-Adresse und sind in der Regel ins heimische Wlan eingebunden. Auch das RM Pro wird mit dem Drahtlosnetzwerk verbunden und kann so Kontakt zu ALLEN Smarthome-Elementen in den heimischen vier Wänden aufnehmen, ganz unabhängig vom jeweiligen System oder Hersteller. Leider gibt es immer mal wieder Schwierigkeiten mit der Verbindung zwischen dem RM Pro und anderen IP-Geräten, die sich nur durch einen Reset und erneutes Anmelden des Broadlink-Maschinchens beheben lassen.

Die Brücke zu Alexa

Die Brücke zu Alexa: das RM-Plugin
Die Brücke zu Alexa: das RM-Plugin

Was das alles mit Alexa zu tun hat? Für weitere 7 Euro bekommt man von Broadlink ein Plugin, das die Brücke zum Amazon Echo herstellt. Warum dieses Stück App zusätzlich etwas kosten muss, wird zwar nicht begründet, aber auch diese paar Euro gibt der ambitionierte Smarthomer gern aus. Was nun passiert ist, dass (fast) alle Fernsteuerungen, die in der Broadlink-App angelegt (und hoffentlich erfolgreich getestet) wurden, per Spracheingabe über Alexa genutzt werden können. Dazu muss die freundliche Dame in der Amazon-Säule zunächst wissen, wie das jeweilige Gerät heißt. Der Fernseher heißt dann beispielsweise „Smart TV“ – das versteht sie gut. Dann beginnt man am besten mit dem Ein- und Ausschalten. Dabei bringt man Alexa bei, welcher Befehl bedeutet, den Fernseher anzuknipsen, und mit welchem Befehl er wieder abgeschaltet werden soll. So wird die Verbindung zwischen den in der Broadlink-App hinterlegten Remote-Befehlen und gesprochenen Anweisungen hergestellt.

Und das sind die Befehle, mit denen Alexa das RM Pro ansteuert
Und das sind die Befehle, mit denen Alexa das RM Pro ansteuert

Hat alles geklappt, reicht es „Alexa, schalte Smart TV an“ zu sagen, um die Flimmerkiste ans Laufen zu bringen. Befehle dieser Art quittiert Alexa übrigens mit einem lapidaren „OK“. Aber natürlich kann man die schlaue Amazone nicht nur zum Ein- und Ausschalten bewegen. Jedem virtuellen Knopf in einer von RM Pro simulierten Fernbedienung kann selbstverständlich ein Sprachbefehl zugeordnet werden. Man kann sich also ausmalen, was die folgenden Sprüche bewirken: „Alexa, Smart TV lauter“, „Alexa, CD Stopp“, „Alexa, Jalousie Wohnzimmer schließen“. Natürlich dauert es einige Zeit, erst das RM Pro zu unterrichten und dann die Sprachbefehle zuzuordnen, aber wenn dann praktisch ALLES mit Hilfe von Alexa gesteuert werden kann, hat sich die Mühe gelohnt.

Bei einem Smarthome-System geht’s auch per Skill

Übrigens: Natürlich lassen sich alle Smarthome-Elemente eines Herstellers oder Systems auch einfach über ein passendes Skill durch Alexa steuern. So etwas gibt es für das Innogy-System, für Philips Hue und andere Smarthome-Systeme. Der Clou an der Kombination mit RM Pro ist aber, dass sich auch Geräte steuern lassen, die eben keine IP-Adresse haben, sondern nur einer altmodischen IR-Fernbedienung gehorchen.

Wer sich ganz intensiv mit dem Zusammenspiel zwischen dem RM Pro und Alexa befasst, entdeckt schier unbegrenzte Möglichkeiten. So können ganze Befehlsketten gruppiert und dann mit einem Sprachbefehl ausgelöst werden. Die Broadlink-App erlaubt auch so etwas Ähnliches wie Makros. Die beziehen nicht nur das Ein- und Ausschalten mit ein, sondern das Einstellen von Werten, die als Trigger funktionieren. Ja, selbst Konditionalbefehle sind möglich. Als Spracheingabe könnte dann so etwas funktionieren wie: „Alexa, es ist zu heiß!“ Es würde nämlich übersetzt in den Satz „Alexa, schließe den Rollladen auf 40 Prozent, schalte die Klimaanlage auf 20 Grad und spiel die Playlist Cool Jazz.“

Und hier ein sehr schöner Videokurs zum Thema – allerdings in englischer Sprache:

Ein Gedanke zu „Praxis: Alexa macht das Home smart“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert