Vase im 3D-Drucker

Sachen on demand – 3D-Druck ganz praktisch

Vase im 3D-Drucker
Nicht nur Vasen und Lampen kommen aus dem 3S-Drucker

Der MIT-Professor Neil Gershenfeld prophezeit eine industrielle Revolution. Und zwar durch den 3D-Druck. Er muss das prophezeien, weil er sich auf das Thema spezialisiert und eine „Free-Hardware“-Bewegung begründet hat. Seine These: Weil jeder Haushalt sich mit einem sogenannten „Fabber“ seinen eigenen Kram drucken kann, wird das Transportwesen unnötig, und die Sachen kommen üer Internet als Daten ins Haus. Mir persönlich ist das einen Hauch zu spinnert, aber dieser 3D-Druck, der hat mich von Anfang an fasziniert. So bin ich einmal bei einem hiesigen Dienstleister vorstellig geworden, um mir anzuschauen, wie aus Daten Dinge werden. Aber irgendwie gab’s für einen Bedarf keinen Killer-Gegenstand. Die Praxis musste warten. Bis ich einen neuen Bumper für mein Fairphone brauchte.

Den kann man nicht mehr kaufen, was schade ist, weil das ursprüngliche Case aus Pappe war – preiswert, fühlte sich gut an, passte exakt und sah klasse aus. Also betrat ich den Accessorie-Shop von Fairphone, klickte auf… „3D-Print-Cases“ stand da. Und das war der Durchbruch. Ich würde mir einen Bumper 3D-drucken lassen können. Das geht so: Man wählt ein Design (die übrigens per Wettbewerb ermittelt wurden) und sucht sich einen 3D-Druck-Dienstleister aus. Dann wird virtuell bezahlt, und ein paar Tage später bringt der Bote das Ding. Im Hintergrund geht das so, dass alle Dienstleister – die übrigens Partner im 3D-Hubs-Netzwerk sind – die Fertigungsdaten für die verschiedenen Cases haben und nach Eingang der Bestellung drucken. Nicht jeder Partner kann alles. Die Vielfalt der verschiedenen Drucker und Materialien ist zu groß. Deshalb muss man als Besteller schon genau nachschauen, ob der zunächst gewählte Dienstleister den gewünschten Bumper im ausgesuchten Material in der Lieblingsfarbe überhaupt kann.

Wie der Druck selbst vonstatten geht, zeigt dieses Video:

Das Ergebnis war nicht ganz überzeugend. Die Daten für mein Case waren wohl ein wenig zu knapp kalkuliert. Jedenfalls bekam ich den Bumper nur mit Mühe über das Fairphone – und mit noch größerer Mühe wieder ab, als ich den Akku wechseln wollte. Trotzdem hat mich die Idee hinter dem Verfahren überzeugt. Fairphone muss nicht Tausende verschiedener Cases irgendwo produzieren lassen und lagern, was massiv Ressourcen bindet. Stattdessen besteht die Lagerhaltung aus anderthalb Dutzend Dateien.

Die ganze Aktion hat mich mutig gemacht. Bisher dachte ich, per 3D-Druck kann man sich bloß niedliche Schlüsselanhänger fertigen lassen, sündhaft teure Designer-Lampen und -Vasen, Kinderspielzeug und so weiter. Aber tatsächlich bedeutet 3D-Druck schon heute „Sachen on demand“. Hab ich als Konsument mich darüber informiert, was aus welchem Material und vor allem zu welchen Kosten 3D-machbar ist, kann ich der Fantasie freien Lauf lassen und mir Sachen ausdenken, die ich brauchen kann oder haben möchte. So entstand ein ambitioniertes Projekt, über dessen Ausgang ich hier berichten werde – wenn’s denn geklappt hat. Es dreht sich um ein Kühlschrankscharnier. Ja, richtig gelesen: Das Scharnier der Kühlschranktür. Denn seit Monaten steht unser Eisschrank falsch herum; wir müssen die Tür auf uns zu öffnen, um dann um die Ecke an den Inhalt zu gelangen. Normalerweise kein Problem; man kann ja die Türen an Kühlschränken umsetzen. Denkste, denn bei unserem Gerät wäre das Scharnier für den geänderten Anschlag spiegelverkehrt zum jetzigen. Ja, beim Kauf haben wir das bekommen – aber bei einem Umzug ist es flöten gegangen. Jetzt will ich mir ein Scharnier on demand machen lassen.

Dazu müsste das existierende Scharnier zunächst 3D-gescannt werden. Dann müsste ein CAD-Künstler aus den Daten die gespiegelte Variante errechnen. Und diese neuen Daten müssten dann in sehr haltbarem und hochfesten Kunststoff gedruckt werden…

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