Ich fahr zum Social Media-Stammtisch… Äh? Zu was?

Köln (1 von 2)Nur noch 400 Kilometer. Dann bin ich in Köln. Und auch wenn wohl ich der gesichtsälteste (aber auf jeden Fall  höchstwahrscheinlich der Dienstälteste) unter den Anwesenden beim Social Media Stammtisch sein werde, freue ich mich auf den Austausch mit Mr. Social Media Markus Brandl und den anderen Eingeladenen. Auch wenn das erste was ich jemals von Markus hörte (bei einem Meeting bei dem ich anwesend war!) die Frage war: „Wer ist eigentlich Christian Spanik…?“

Zum Glück wurde daraus kein Generationenkonflikt

Als ich einem Kollegen die Tage sagte, wo ich hinfahre, war seine lapidare Frage: „Äh? Zu was?“ „…zum Social Media Stammtisch…“, sag ich. Sagt er: „Aha – betrinken die sich da virtuell…haha… Was willst Du denn da…?“

Und bevor jetzt gleich alle missbilligend die Köpfe schütteln ob dieser Frage: der Kollege ist einer der wenigen, die aussprechen, was so manch anderer nur still denkt aus der Generation Digisaurier. „Was willst Du denn da? Die reden entweder über Sachen die wir längst wissen, die haben von dem was da drunter tickt nicht die geringste Ahnung – oder die denken Du hast Dich in der Tür geirrt und der Seniorenball ist im Nebenraum…“

Generation: „Telefon? Zum telefonieren – sonst nix!“

iPad-auf_Rad_ (1 von 1)Aber das sind nicht die Erfahrungen, die ich die letzten paar Jahre mit solchen Veranstaltungen gemacht habe. Wobei ich zugeben muss: ich hatte so ein paar Jahre, da ging mir diese ganze „neue IT-Welt“ auch auf den Zeiger. Ich hab darum das eine oder andere regelrecht übersehen – um nicht zu sagen: beinahe verschlafen. Zum Beispiel so Kleinigkeiten wie Tabletts und Smartphones… der Standardsatz meiner Generation ist gerne: „Ein Telefon brauch ich zum telefonieren – sonst nix…“ Und damit war die Smartphone Debatte beendet. Mitnichten!

Aber irgendwie haben wir so lange Jahre entweder die Technologie-Anbieter vor uns her getrieben oder die uns, dass offenbar die Energie auf unserer Seite mal zu Ende war. Und wir beschlossen: Innovation ist hiermit beendet. Der Rest ist nur noch Kleinkram… Ob man nun mit fettigen Fingern auf einem Display rumtouchen kann oder irrationale Katzen- und Essens-Infos auf irgendeinem Ding namens Facebook sehen kann: nicht entscheidend! Irgendwie alles schon mal dagewesen! Nicht revolutionär genug für uns, Baby! Kurz: alles vernachlässigbar!

Jede Technologie hat ihre Zeit – oder eben gerade nicht…

Ich bin froh, dass ich dann doch irgendwann die Kurve aus dieser Haltung heraus wieder bekommen habe. Dass ich mich – durch echtes Nutzen, jenseits von staunendem Zuhören und oberflächlichem über die Schulter gucken – vor ein paar Jahren auf Facebook wirklich eingelassen habe und mich von Smartphone und Tablett habe überzeugen lassen. Auch wenn ich tausend alte Geschichte erzählen könnte, die glaubhaft darlegen: das gab es alles schon mal irgendwie… Aber: jede Technologie hat ihre Zeit. Und so manche ist bei uns zwar von irgendwem schon mal angefangen oder angeboten worden, aber sie war technologisch eine Katastrophe. So schlimm, dass sie floppte. (Zum Beispiel der Newton von Apple oder das Compuserve Angebot „Journalist“ oder Commodores CDTV als Braune-Ware Computer…)

Darum ist es wichtig, dass man sich mit diesen „neuen“ und doch scheinbar „alten“ Dingen wieder und wieder auseinandersetzt, wenn eine neue Kraft dahinter kommt. Auch wenn man im ersten Reflex müde lächelnd abwinken will. „Kenn ich, weiß ich, hab ich…“ Das ist keine optimale Einstellung. Im Gegenteil: das ist genau die Einstellung, die uns auch immer schon aufgeregt hat. Damals – als keiner Computer brauchte… Außer uns…

It´s  about Begeisterung, stupid…

Köln (2 von 2)Und warum fahr ich zum Beispiel zum Social Media Stammtisch?

Eigentlich fahre ich jetzt die ganzen Kilometer nach Köln nicht, weil ich davon ausgehe, dass ich neue Dinge erzählt kriege, die ich noch nie gehört habe. Kann schon sein, dass… Aber ist nicht wichtig. Ich fahre dahin, weil dort Menschen sind, die Lust haben, sich wieder für etwas zu begeistern. Die darüber streiten und diskutieren wollen. Und auch wenn das alles zu allen digitalen Zeiten schon mal irgendwie diskutiert oder darüber gestritten wurde – diese Leidenschaft ist ansteckend, das Gespräch darüber inspirierend… Die richtigen und die falschen Gedanken dazu wichtig.

Und da macht es auch gar nix, wenn einer der ganz erfolgreichen in meinem damaligen Neuland „Social Media“ (denn das war es vor ein paar Jahren) beim ersten Treffen sagt, dass er den alten, verdienten (…bekannt aus Film und Fernsehen…) Digisaurier Spanik nicht kennt. Im Gegenteil: das ist auch die Chance neu anzuknüpfen, nachdem man fast was verpennt hätte. Weil der nicht fragt, was man wohl die ganzen letzten Jahre so gemacht hat, in Sachen Innovations-Berichterstattung…

Also: ich freu mich auf euch. Heute abend. In Köln. Nach 700 Kilometern.

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