Tierkontrolle mit der Kompaktknipse

Weißt du, was dein Hund macht, wenn du nicht da bist? Oder: Drei Wege das Hausvieh zu überwachen

Vor einigen Jahren sah ich einer dieser Hundetrainer-lösen-Probleme-Sendungen, wie der Hundeflüsterer eine ferngesteuerte Kamera in der Küche montierte, die regelmäßig von den Kötern umdekoriert wurde. „Jetzt zeige ich Ihnen mal, was die Hunde in ihrer Abwesenheit treiben“, sagte er zu den ratlosen Besitzern. Die Bilder waren eindrucksvoll: Nachdem die Herrschaft das Haus verlassen hatte, warteten die Tölen eine Weile, checkten dann genau ab, ob ihre Menschen wirklich weg waren, und legten dann richtig los. Aber so richtig. Denn über die Zeit hatten die herausgefunden, wie man Schubladen und Schranktüren, ja, sogar den Kühlschrank mit den Pfoten öffnen kann. Der Kleine analysierte derweil den Tisch mit den Frühstücksresten. Und weil sie nichts Fressbares fanden, haben sie dann mal eben die Einrichtung zerlegt. Das alles schön sichtbar mit einer Weitwinkeloptik, wenn auch ohne Ton, nach draußen in den Kamerawagen übertragen. Als wir dann unseren Hund die ersten Male alleine ließen, hätte ich gerne eine solche Überwachungskamera gehabt, weil ich sehen wollte, ob es ihm gut ging oder keine Panik schob von wegen „Waldi allein zuhaus“. Gab’s aber so nicht. Heute im Zeitalter der IP-Kameras und der app-gesteuerten Digi- und Action-Cams kann jeder Haustierhalter seine Lieblinge aus der Ferne überwachen.

Je nachdem, wie intensiv man Hund oder Katz überwachen will, reicht die Palette der praktikablen Möglichkeiten von der Kompaktknipse mit Wlan- oder Bluetooth-Verbindung zum Smartphone über die per Gadget ferngesteuerte Action-Cam bis hin zur IP-Cam, die ihre Daten über eine selbstgehostete Surveillance-Station ins Haus liefert. Übrigens: Nicht jede Webcam ist eine IP-Cam, aber jede IP-Cam kann auch als Webcam genutzt werden. Dazu später mehr. Beginnen wir mit dem geringsten Aufwand.

Tierkontrolle mit der Kompaktknipse
Viele preiswerte Kompaktkameras verfügen bereits über eine Wlan-Funktion. Im konkreten Fall wurde eine Nikon Coolpix S7000 eingesetzt, die im Sommer 2015 für knapp 150 Euro angeschafft worden war. Zu dieser Hemdtaschenknipse gibt es eine App. Verbindet man die Kamera per Wlan mit dem Smartphone, fungiert die App als Fernsteuerung. Solange Digicam und Handy so verbunden sind, zeigt ein Fenster an, was das Objektiv sieht. Man kann von der App aus zoomen und den Auslöser, ähem, auslösen, also Bilder machen. Um unseren Sloughi-Kerl, der als Versuchskaninchen fungierte, mal so richtig doll zu überwachen, habe ich die Coolpix auf dem Stativ befestigt und so ausgerichtet, dass sie im Weitwinkelmodus das Wohnzimmer weitestgehend im Blick hatte (siehe Aufmacherbild).

Dann habe ich Kamera und Smartphone gekoppelt, die App gestartet und die Wohnung verlassen. Da guckte der Windhund aber komisch. Er verließ den Salon in Richtung Wohnungstür, kam aber nach ein paar Sekunden zurück und flegelte sich auf seinen Lieblingsteppich, wo er für die Restlaufzeit des Experiments verharrte. Zwischendurch schoss ich aus dem Treppenhaus ein paar Beweisfotos. Alles ganz einfach, alles easy. Nur einen Haken hat(te) diese Methode: Geht nur so weit die Wlan-Verbindung reicht. Eine Etage tiefer funktionierte, aber dann brach die Connection ab. Um einen Fiffi also vom Arbeitsplatz oder der Kneipe aus zu kontrollieren, eignet sich diese Masche nicht.

Überwachung mit der Action-Cam

Unsere Action-Cam für knapp 70 Euro
Unsere Action-Cam für knapp 70 Euro
Beim zweiten Versuch kam eine Action-Cam vom Typ GoXtreme zum Einsatz, ein billiger GoPro-Klone für um die 70 Euro, der aber über ein WiFi-Modul verfügt und auch Speicherkarten mit ernsthafter Kapazität verträgt. Die Idee war es dieses Mal, keine Live-Übertragung vom lümmelnden Sloughi zu erzeugen, sondern die komplette Zeitspanne der Abwesenheit aufzuzeichnen. Die verwendete MicroSD-Karte mit 32 GB Speicherplatz bietet – und das ist errechnet, sondern erprobt – Platz für gut vier Stunden Videoaufnahme. Aber, denn es gibt bei solchen Dingen immer ein Aber: So lange hielt der Akku der knubbeligen Robustkamera nicht durch; nach ziemlich genau 2:25 Stunden war Schluss mit lustig. Immerhin hatte ich so zweieinhalb Stunden schlafenden Windhund auf der SD-Karte.

Der Versuchsaufbau war identisch mit dem bei der Kompaktknipse. Wieder kam das Aufnahmegerät und kam aufs Stativ. Die Action-Cams haben durchweg sehr weitwinklige Optiken, sodass de GoXtreme sogar mehr zeigte als die Nikon. Gestartet habe ich die Aufnahme manuell, hätte sie aber auch per App von außerhalb des Raums auslösen können. Trotzdem kam die App zum Einsatz als ich mir den langweiligsten Tierfilm aller Zeiten zum ersten Mal ansah: Hund auf Teppich, Hund auf Sofa, Hund im Körbchen. Manchmal sah es aus, als wäre die Aufnahme hängengeblieben…

Professionelle Amimal-Surveillance mit IP-Kameras

Die eingesetzte Dlink-IP-Cam für schlappe 30 Euro
Die eingesetzte Dlink-IP-Cam für schlappe 30 Euro
Die Überschrift verheißt Kompliziertes. Tatsächlich ist dies aber die kostengünstigste und einfachste Methode, den Hasso daheim zu überwachen. Eingesetzt wurde eine DCS-930L/E von D-Link für schlappe 30 Euro. Das Tolle an einer IP-Kamera ist, dass sie ihre Signale per Wlan an den heimischen Router sendet, der die Daten dann ins Internet weiterreicht. In diesem Fall auf eine vom Hersteller gehostete Plattform – im Prinzip eine Cloud -, die das Bewegtbild dann als Videostream ausliefert. Es kann dann von jedem PC aus, aber vor allem per App mit dem Smartphone betrachtet werden.

Das kleine Ding habe ich mit Doppelklebeband an einem Bücherregal befestigt, sodass es mit seiner extremen Weitwinkeloptik fast den ganzen Raum erfasste. Die Verbindung mit dem Wlan klappte auf Anhieb, und – schwupps – hatte ich mein Wohnzimmer live und in Farbe auf dem Smartphone. Weil per Internet gesendet wird, ließ sich unser Hundchen sogar in der ziemlich weit entfernten Konzerthallte kontrollieren. Theoretisch jedenfalls, denn als die Zuschauer reihenweise ihre Handys zückten, um Bilder der Band in die Welt zu senden, brach der Empfang zusammen, und ich musste ins Foyer wechseln, um den Hund weiter pennen zu sehen.

Nun möchten viele Menschen eigentlich nicht, dass Live-Bilder aus der guten Stube irgendwo ins Netz verstrahlt werden, wo sie jeder sehen kann, der über die entsprechende URL verfügt. Das ist verständlich. Abhilfe schafft eine eigene Cloud, wie sie z.B. mit einem NAS relativ leicht zu realisieren ist. Den Zugriff von außen auf das heimische Netzwerk kann man dann auf vielfältige Weise absichern und so halbwegs gewährleisten, das Fremde der Töle nicht beim Schlafen zugucken. Zu den Apps der NASe von Synergy gehört u.a. das Modul „Surveillance Station“, das eine solche Lösung anbietet und mit relativ geringem Aufwand zu installieren und konfigurieren ist. Solch eine selbstgehostetes Surveillance-Center hat einen weiteren Vorteil: Die Bilder mehrerer Kameras können über eine URL abgegriffen werden, sodass man beim Gucken unterwegs zwischen den verschiedenen Überwachungsdingern hin und her schalten kann. Und wer dann noch zu IP-Kameras mit Bewegungsmeldern greift, kann sich einen Alarm schicken lassen, der ausgelöst wird, wenn der Köter sich vom Körbchen aufs Sofa bequemt.

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