Twitch: Gamer beim Zocken zugucken

Was zur Hölle… ist denn eigentlich Twitch?

Neulich fragte mich ein Kollege, der wie ich die Sechzig schon überschritten hat, was denn eigentlich dieses „Darknet“ sei. Mir gelang es, ihm eine Erklärung zu liefern, der er folgen konnte. Aber er fragte nach: Gehört dieses Twitch auch dazu? Wie er denn darauf käme, wollte ich wissen. Ja, sagte er, das sei doch auch so was Verbotenes mit Gewaltspielen und Poker und so… Da wurde mir klar: Exakt am Thema „Gaming“ trennen sich die Silver Surfer von den Digital Natives. Während wir in Ehren ergrauten Computerfreaks etwa auf Höhe von Super Mario oder bestenfalls Doom stehengeblieben sind, leben die Jüngeren so selbstverständlich mit jeder Art Computergames wie wir seinerzeit mit dem Fernsehen – also dem linearen Fernsehen, wo man rechtzeitig auf dem Sessel sitzen musste, um den Beginn einer Sendung nicht zu verpassen.

Erst für Menschen ab etwa dem Geburtsjahr 1980 sind komplexe digitale Spiele zwischen Action und Fantasy ganz selbstverständlich ein Unterhaltungsmedium. Wer älter als etwa 35 und nicht zufällig Teil der Gamer-Community ist, wird auch mit dem Begriff eSports wenig anfangen können. Denen sei gesagt: Gefühlte 95 Prozent der Männer unter 35 zocken regelmäßig an der Konsole oder dem PC; bei den jungen Frauen ist der Anteil erheblich geringer. Geschätzte 70 Prozent der männlichen Jahrgänge ab 1980 kennen sich mit allen gängigen Online-Games für mehrere Spieler aus. Und für diese Zielgruppe hat die Premiere einer neuen Folge bzw. Version eines der großen Games denselben Stellenwert wie der Kinostart einer neuen Starwars-Folge.

Plattform für Intensiv-Gamer

Ebenfalls gefühlte und geschätzte 30 Prozent der Jungmänner wird man zu den Intensivnutzern zählen können, die täglich zwei, drei oder mehr Stunden an der Konsole zocken. Und die interessieren sich so sehr für ihre Lieblings-Games, dass sie gern anderen Gamern beim Zocken zugucken – auch um von denen zu lernen. Es gibt Games, bei denen es für Luca Normalzocker fast unmöglich ist, das nächste Level zu erreichen, wenn er sich nicht bei einem der Stars der Szene die notwendigen Tricks abgeschaut hat. Und da kommt Twitch ins Spiel.

Das Angebot: Zwischen Fantasy und Action
Das Angebot: Zwischen Fantasy und Action
Denn Twitch ist praktisch die Streaming-Variante von YouTube in Sachen Gaming. Auf der berühmten Videoplattform gibt es bereits seit gut zehn Jahren Tausende Kanäle von Gamern, die aufzeichnen, wie sie spielen und das parallel kommentieren. Aus den Sessions schneiden sie Clips zusammen, die sowohl Nutz-, als auch Unterhaltswert haben. Der Fachbegriff für diese Jungs lautet „Let’s-Player„. Der in Deutschland auch außerhalb der Szene bekannteste Let’s-Player ist Gronkh, dessen YouTube-Kanal mehr als 4,5 Millionen Abonnenten hat. Seine Videos wurden alles in allem schon 2,1 Milliarden(!) Mal heruntergeladen. Wie gesagt: Der Unterschied besteht darin, dass es sich bei Twitch um Live-Übertragungen handelt. Außerdem ist Twitch weitestgehend aufs Gaming beschränkt, wobei sich die Plattform in der Rubrik „Creative“ auch anderen Themen wie Musik, Kochen, Malen, Zeichen, Fotografieren und auch Programmieren widmet. Und wer es schafft, live mit seinem Publikum zu kommunizieren, kann einen IRL-Kanal betreiben und darauf über jedes Thema reden.

Fazit: Ein großer, unbekannter Kontinent

Twitch.tv ist für Silver Surfer wie ein großer, unbekannter Kontinent, der einem völlig fremd ist und ein bisschen gefährlich vorkommt. Wer sich nicht im mindesten fürs Gaming interessiert, wird sich kaum zurechtfinden und auch keinen Spaß haben. Wer aber schon mal die Nase in die Gaming-Welten wie „World of Warcraft“ oder in berühmte Games wie „Grand Theft Auto“ gesteckt hat, der könnte spannende Pfade durch den Spiele-Dschungel finden und dabei spannende Spiele und Menschen entdecken.

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