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Fast vergessen (5): Tandy TRS-80 und die deutschen RadioShack-Filialen

Der legendäre Tandy TRS-80 (Foto via Wikimedia; siehe Bildnachweis unten)

Der legendäre Tandy TRS-80 (Foto via Wikimedia; siehe Bildnachweis unten)

Der Verfasser dieses Beitrags war nie ein Bastler, auch wenn er in seiner Jugend gern das legendäre Magazin „Hobby“ las und sich an den dort vorgestellten Innovationen erfreute. In seiner Klasse aber gab es einen Typ, der virtuos mit dem Lötkolben umging. Dem brachte man defekte Transistorradios und Tonbandgeräte zur Reparatur, und er bekam sie fast immer hin. Elektronikbastler nannte man solche Nerds. An diesen Klassenkameraden musste der Autor denken, als im Jahr 1977 um die Ecke in einem winzigen Laden die US-amerikanischen Kette RadioShack eine Filiale eröffnete. Fasziniert stand er vor dem Schaufenster und verstand nur Bahnhof. Das änderte sich nach wenigen Wochen, denn plötzlich präsentierte man dort einen Computer: den Tandy TRS-80.

RadioShack-Katalog von 1977
Nun hatte der Verfasser im Jahr 1978 nicht die geringsten Ambitionen Homecomputer-Freak zu werden, eher im Gegenteil, aber das ein solch kleines „Elektronenhirn“ gleich neben Transistorradiobausätzen und allerlei Funkamateurkram zu haben war, faszinierte ihn doch. Wohlgemerkt: Gut zwei Jahre vor dem Sinclair ZX-80 und fast vier Jahre vor dem legendärsten aller Homecomputer, dem Commodore 64. Wie es der Zufall will hatte sich ein Freund im Herbst 1978 solch einen Tandy gekauft und konnte gar nicht aufhören davon zu schwärmen. Während wir anderen uns jedes Mal fragten, wozu ein normaler Mensch denn zuhause einen Computer bräuchte.

Der legendäre Tandy TRS-80 mit Peripherie (Foto via Wikimedia; siehe Bildnachweis unten)
Tatsächlich prägte der TRS-80 mit seiner Z80-CPU und seinem proprietären Betriebssystem samt BASIC im ROM in vieler Hinsicht vor, was Commodore mit VC20 und C64 zum Quasi-Standard bei den Homecomputern machten: Ein Gehäuse mit integrierter Tastatur, System auf ROM, integriertem BASIC und Anschlüssen für einen Fernseher als Monitor und einem optionalen Kassettenlaufwerk als Datenspeicher. Das allerdings für den horrenden Kaufpreis von um die 3.000 D-Mark – ohne Peripherie versteht sich. Man musste also schon ganz schön verrückt sein sich solch ein Teil anzuschaffen. Und so viele Verrückte gab es in Deutschland Ende der Siebzigerjahre noch nicht, ein Verkaufserfolg wurde der TRS-80 nie.

RadioShack heute: ein Online-Kramladen für Elektronik und Gadgets (Screenshot)
Überhaupt brachte die ganze Computerei das Unternehmen RadioShack in erhebliche Schieflage. Da half nur Gesundschrumpfen, und so wurden 1985 alle deutschen Filialen des Bastlerparadieses wieder geschlossen. In den Neunzigern ließ man alle Aktivitäten rund um Computer und Elektronik ganz bleiben und stürzte sich auf das Mobilfunkgeschäft. Richtig erfolgreich wurde Tandy RadioShack – man hatte den alten Markennamen mit übernommen – dort nicht. Ab 2010 wollte man im Arduino-Business groß rauskommen, aber auch dieser Versuch floppte. 2015 musste RadioShack in die Insolvenz und ist seitdem im Prinzip nur noch ein Gadget-Anbieter unter vielen.

Die wenigen Menschen deutscher Zunge, die sich zwischen 1978 und 1985 einen Tandy-Computer, insbesondere eines der TRS-80-Modelle angeschafft hatten, blieben ihrem System offensichtlich treu, denn im Netz findet man verschiedene Plattformen, auf den TRS-80-Fans sich bis heute austauschen.

[Bildnachweis – Titelbild und Foto TRS-80: Flominator via Wikimedia unter der Lizenz CC BY-SA 3.0;]

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