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Wie viele Schnittstellen kommen denn noch?

Das ging ja gut los, damals. Mit dem Atari 800XL. Ich wollte Texte drucken, aber es gab keine Möglichkeit, einen Standard-Drucker an den XL anzuschließen.  Also: Zusatzmodul kaufen und jemanden finden, der mir das Modul in das Diskettenlaufwerk lötet. Aus dem Laufwerk heraus kam dann das Druckerkabel. Schräge Lösung, aber es funktionierte. Auch heute noch braucht man schräge Lösungen für Schnittstellenprobleme, oder?

Das Problem ist immer das Gleiche. Wie und wo sorge ich dafür, dass ich genügend Schnittstellen zu meiner externen Hardware habe?

Das Ende der Prozessorleistung

Wenn ich da an die alten PC denke – da gab es für die Maus (lila) und die Tastatur (grün) noch PS2-Stecker. Daneben natürlich die parallele Schnittstelle für den Drucker und zwei oder drei serielle Schnittstellen. Möglichst mit 9 Pins und 25 Pins – man weiß ja nie, welche Kabel man hat.

Oh, und natürlich SCSI – für die Profis und MIDI für die anderen Profis. Und Lautsprecheranschlüsse. Es nahm kein Ende.

Da war richtig was los – SCSI, parallele und serielle Schnittstellen.

Alles nach hinten!

Die Rückseite des PC strotzte vor Schnittstellen. Neben den seriellen und parallelen Ports gab es natürlich noch den Monitor-Anschluss. Und vielleicht spitzte auch noch eine Netzwerkkarte hervor, und das interne Modem freute sich über das Telefonkabel. Platz genug war ja vorhanden an so einem Tower-Gehäuse.

Bei den Notebooks sah das schon anders aus. Hier sorgten die Schnittstellen für eine überladenen Rückseite. Schlanke Geräte wie heute waren damals nicht vorstellbar. Wobei die Schnittstellen sicher nicht das einzige Schlankheitsproblem waren.

Dann kam USB

Dann kam USB – endlich ein Lichtblick. Zwar war der Universal Serial Bus anfangs langsam, aber er räumte mit dem Steckerchaos auf. An jeden Computer vier USB-Anschlüsse und gut ist’s – endlich einheitliche Schnittstellen, an die alles passt.

Denkste.

Denn neben USB blieben natürlich die Monitor-Anschlüsse. Auch für das 100-MBit-Netzwerk waren die Ports zu langsam. Ganz zu schweigen von Firewire, das sich in der Videobearbeitung seinen Weg bahnte. Und dann gab es eben USB 1.1 (unfassbar langsam), USB 2.0 (ziemlich langsam) und später USB 3 (einigermaßen akzeptabel).

Und je nach Hersteller kamen weitere Schnittstellen hinzu. Zum Beispiel ein Einschub für die Expresscard. Kennt heute kein Mensch mehr, war aber im 2011er Macbook Pro. Längst ersetzt von SDXC-Adaptern.

Ganz rechts angeschnitten im Bild ist der Expresscard Slot. Kennt den noch wer?

Schnittstellen-Lotterie

Entscheidungen für Schnittstellen sind ein Lotteriespiel. Die Hersteller müssen abwägen zwischen neuen Standards und Rückwärtskompatibilität. Und bei den neuen Standards gibt es immer die Frage: was wird sich durchsetzen?

Nehmen wir Apple. Apple pfeift auf altes Zeug und bringt gerne etwas Neues – auf das Risiko hin, dass sich die Kunden verprellt fühlen.

Ich könnte mich heute noch über meinen 2011er-Imac ärgern. Wie zum Donner kam Apple auf die Idee, hier nur USB-2-Ports einzubauen. Stattdessen setzte Apple auf Thunderbolt. Zu dumm. Denn die Apfel-Anbieter waren die einzigen, die das taten. Der Rest blieb bei USB 3. Ich schaute wenig fröhlich in die Röhre und besorgte mir bald einen Adapter, der via Thunderbolt auch USB-3-Ports bereit stellte. Ärgerlich, aber ok. So lange ich Adapter habe, ist alles fein.

Und heute?

Heute wird wieder diskutiert, welche Schnittstellen ein moderner Computer haben sollte. Nehmen wir noch einmal Apple. Wieder waren die Entwickler forsch und haben im Macbook Pro lediglich vier Thunderbolt-3-Schnittstellen eingebaut. Diesmal aber immerhin kompatibel zu USB 3.1. Nur vier Schnittstellen? Skandal?

Ich vermag nicht vorherzusagen, ob dieses Konzept aufgeht. Gleichwohl begeistern mich die 40 GBit pro Sekunde, die an den Thunderbolt-3-Ports anliegen. Genügend Durchsatz, um auch große Datenmengen zu übertragen, Monitore zu betreiben oder um das Macbook aufzuladen.

Viele sehen das kritisch: man müsse viele Adapter mit sich herum schleppen. Andere vermissen den Einschub für SDXC-Karten. Immerhin: Die Adapter gibt es auch von Drittherstellern und die Preise sind akzeptabel. Ich werde mir wohl so einen Kombiadapter mit SD- und USB-3-Anschluss holen. Wohl wissend, dass der in vier, fünf Jahren eh wieder hinfällig sein wird. Denn dann gibt es sicher wieder neue Schnittstellen.

Bis dahin wird sich zeigen, ob sich das Konzept „ein Schnittstellentyp, viele Adapter“ durchsetzen wird. Oder ob wir wieder im Schnittstellenchaos versinken.

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