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So weit ist das intelligente Auto also schon…

„Brauch ich nicht,“ ist einer meiner Lieblingssätze, wenn es um die Ausstattung eines Autos geht. Lenkrad, Gas, Bremse, Kupplung, Handschaltung, ein Motor, Sitze und viel Kofferraum: Fertig ist das Auto. Intelligentes Auto brauch‘ ich nicht. Schon gar keinen digitalen Firlefanz!

Unser alter VW Caddy hatte in etwa oben genannte Ausstattung. Keine Assistenten, kaum Elektronik, kein Gedöns.  Und dann kam der Neue. Mit jeder Menge Gedöns.

Wir haben das Auto gebraucht gekauft, da kann man sich die Ausstattung nicht immer so genau aussuchen. Also waren an Bord:

Sogar das Licht hat eine Automatik. Darf ich bald gar nichts mehr selber machen?

Gute Güte! Lauter Sensoren, Elektronik und Computerkram. Computer gehören auf den Schreibtisch! Im Auto brauche ich das nicht. Trotzdem haben wir zugeschlagen. Der Preis war gut. Ich muss den digitalen Firlefanz halt in Kauf nehmen. Und wenn er mich nervt, schalte ich ihn ab. Falls ich die richtigen Menüs finde, um das zu tun.

Konfigurieren wie bei Windows. Viele Menüs…

Eine Nacht in Frankfurt

Und dann kam diese komische Reise nach Frankfurt. Ich bin abends los gefahren, um am nächsten Tag pünktlich zu einem Workshop da zu sein. Ich kam an in Frankfurt, allerdings gab es das reservierte Hotelbett nicht mehr. Ein Reservierungsfehler meinerseits, ich hätte noch einmal bestätigen müssen.

Was also tun?

„Heimfahren,“ dachte ich mir. Zwei Stunden auf der leeren Autobahn waren verlockender als noch eine Stunde Hotel in Frankfurt suchen.

Kurs Süd! Ab nach Hause.

Da der Workshop ohnehin erst gegen Mittag startete, könnte ich auch am nächsten Morgen einfach wieder nach Frankfurt fahren. Guter Plan.

Die Autobahn war am späten Abend frei. So hatte ich Gelegenheit, das Auto in Ruhe auszuprobieren. Auf einem freien Streckenabschnitt – vor mir nichts, hinter mir nichts – habe ich den Tempomat eingeschaltet und mit Zeigefinger und Daumen so um das Lenkrad gefasst, dass es sich frei bewegen konnte.

Der Spur-Assistent – kann ich mich wirklich immer auf ihn verlassen?

Der Wagen driftete erst ein wenig nach links zur Leitlinie. Der Assistent erkannte die Linie und schob den Wagen wieder nach rechts – bis zur Standspur-Begrenzung. Wieder eine leichte Lenkrad-Bewegung und das Auto fuhr brav in der Spur. Eigentlich ’ne coole Sache. Das Auto fährt von alleine. Noch eine automatische Abstandsregelung dazu und fertig ist das autonome Auto.

Plötzlich eine Meldung.

„Pack gefälligst Deine Griffel wieder ans Lenkrad!“

Da versteht VW keinen Spaß. Nix autonomes Fahren. Das Auto wollte die Kontrolle nicht selbst übernehmen. Dass das eine gute Idee war, merkte ich später an einer Baustelle. Hier kreuzten sich die Linien, Standspur in weiß, Ersatzleitlinie in Gelb – und ein verwirrtes Auto.

Mit Baustellen wie dieser kommt der Spurassistent noch klar. Aber wehe die Linien kreuzen sich!

Den seichten Ruck des Lenkrades nach links kontere ich mit einer deutlichen Bewegung nach rechts, um der Behelfsspur zu folgen. Ich wollte nicht gerade aus auf die andere Spur wechseln.

Baustellen verwirren also die Sensoren und ich frage mich, wie ein Assistent damit umgeht, wenn Autos wirklich ganz autonom fahren? Mit einer Farberkennung? Gelb sticht weiß? Wohl kaum. Irgend etwas muss dem Auto zuverlässig mitteilen, dass jetzt eine Baustelle kommt. So ganz kann ich mir das noch nicht vorstellen. Aber vielleicht wissen die Kollegen drüben auf intelligente-welt.de mehr? Irgend etwas geht da sicher.

Überzeugt? Nicht ganz!

Daheim angekommen – inzwischen ist es 23 Uhr. So ganz überzeugt bin ich noch nicht, ob ich all die Elektronik wirklich brauche. Aber immerhin habe ich sie mal ausprobiert. Irgendwie ist es doch ganz angenehm, wenn noch jemand mit aufpasst, ob ich auf der richtigen Spur bin oder mir sagt, welche Geschwindigkeitsbegrenzung gilt. Und wie es scheint, ist es wirklich nicht mehr weit bis zum intelligenten, autonomen Auto.

Die Müdigkeitserkennung habe ich übrigens nicht gebraucht.

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