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Emulatoren sparen Platz

Emulatoren sind kleine Programme für Windows oder Mac, die alte Hardware nachbilden. Digisaurier Martin hat sich damit beschäftigt.

Das Klacken des Netzschalters. Der Röhrenmonitor springt mit einem „Pleng“ an, knistert leise und entfaltet ein flimmerndes Bild in 50 Hertz. Es riecht nach altem Plastik. Jetzt die Diskettenbox öffnen, eine handgelochte Diskette heraus nehmen, in die Floppy stecken, verriegeln und den Computer starten.

Herrje, wie umständlich! Das ist ja schlimmer, als der Vinylfetischismus der analogen Audiofreunde!

Dennoch: Nichts schlägt das alte Heimcomputer-Gefühl. Es ist wie eine Zeitreise, am 8-Bit-Rechner zu sitzen. Die schwergängige Tastatur ächzt, Programme beendet man mit dem Ausschalter und nach einer Stunde tränen die Augen. Einfach herrlich.

Leider kann nicht jeder dieses Gefühl nacherleben.  Entweder, weil er keinen alten Heimcomputer samt Flimmerkiste hat oder weil er schlicht und einfach noch ganz bei Trost ist. Denn die Nostalgie mag ja ganz nett sein. Aber die alten Geräte kosten Platz und lassen sich ganz unromantisch mit Emulatoren ersetzen.

Es endete mit Legend of Zelda

Aber das wollte ich nicht. Ich wollte das echte Feeling. Emulatoren hatte ich bislang nur für das Nötigste eingesetzt. Zum Beispiel, um Daten aus dem Netz auf meinen Atari XL zu transportieren: Der Atari-XL-Emulator formatiert ein Floppy-Image, ich speichere die Dateien darauf, das Ganze geht auf eine SD-Karte, die dann in den Kartenleser wandert, der am XL angeschlossen ist. Mehr Emulator war nicht.

Ein kleines Kästchen ersetzt die Floppy: SIO2SD emuliert Laufwerke auf einer SD-Karte.

Doch dann kam Legend of Zelda, jedes legendäre Action Adventure für das Nintendo Entertainment System. Eine Batterie in der Cartridge erlaubte, Spielstände zu speichern und sie funktionierte auch nach fast 30 Jahren noch. Allerdings nicht sehr lange: Nach zwei Wochen war die Batterie leer und mein Spielstand futsch.

Legend of Zelda auf dem Nintendo Entertainment System

Ich hatte also ein Problem und zwei Lösungswege: Die Cartridge öffnen und eine neue Batterie einsetzen (riskant) oder in einem Emulator weiter spielen (halt nicht so cool vom Feeling her). Nachdem die Zelda Cartridge nicht mir gehörte (ich hatte sie vor 27 Jahren ausgeliehen) und inzwischen für über 70 Euro gehandelt wurde, habe ich mich für den uncoolen Weg entschieden: Den Emulator.

Zu teuer für einen Batterie-ersatz. Die Original Cartridge von Legend of Zelda.

Emulator für alles

Ich habe für den Mac einen Emulator gesucht, auf dem das gute alte Zelda läuft. Dabei bin ich auf Openemu gestoßen – ein geniales Projekt, das jede Menge alter Konsolen emuliert – vom Atari 2600 über NES und Sega Mega Drive bis hin zur ersten Sony Playstation. Einziges Problem: Für manche dieser Systeme muss man sich die Kerne (grob gesagt, Betriebssysteme) erst noch im Netz zusammen klauben und installieren.

Aber für mein NES und Zelda war alles vorbereitet und ich konnte den kleinen Helden „Link“ erneut auf die Reise führen. Klar war es nicht das gleiche Feeling wie auf dem NES. Aber das Spiel funktionierte, ich konnte speichern und habe inzwischen den kleinen Link durch gut zwei Drittel des Spiels geführt.

Legend of Zelda, Ende des fünften Levels

Auf den Geschmack gekommen

Mit Openemu bin ich auf den Geschmack gekommen. Neben den Konsolenemulatoren und meinem virtuellen Atari 800XL habe ich mir noch einen Amiga-Emulator geholt. In dem läuft mein altes Lieblingsspiel Populous und das damals genialste Ballerspiel R-Type ohne zu mucken.

Populous – auch heute noch faszinierend. Und es läuft im Emulator.
R-Type: Mein Ziel ist Level 2!

Sogar für das alte DOS gibt es einen Emulator: DOSBox nennt der sich auf dem Mac – und ich habe Word 5.5 für DOS darin zum Laufen gebracht, auch alte Apogee Spiele wie „Duke Nukem“ laufen einwandfrei.

Word 5.5 in der DOSBox auf dem Mac.

Emulatoren kommen nie aus der Mode

Emulatoren sind praktisch. Und streng genommen nutzen viele von uns ständig Emulatoren, nur heißen die dann „virtuelle Maschinen“. Sei es Parallels, um Windows oder Linux auch auf dem Mac zu starten oder VMWare auf dem PC. Für mich sind die Retro-Emulatoren eine klasse Sache: Ich habe Spaß mit alten Programmen, ohne, dass ich mir mit der Hardware den Schreibtisch zustellen muss.

Nur eines fehlt: Das alte Feeling beim Drücken des Einschalters und das Knistern des Monitors. Aber dafür habe ich ja den alten XL und den Amiga-Monitor neben mir.

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