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Kleine Weltgeschichte der DSL-Router

Die legendäre und allgegenwärtige Fritz!Box con AVM

Die legendäre und allgegenwärtige Fritz!Box con AVM

Wie so oft in der Welt der Computerei gehen die Begrifflichkeiten bei diesem Thema ein bisschen durcheinander. Denn der DSL-Router ist heutzutage in aller Regel eine Maschine, die ein DSL-Modem mit einem Switch und einem Wlan-Access-Point kombiniert. Obwohl: So ganz richtig ist diese Erklärung auch nicht. Aber, egal: Solch ein DSL-Router verbindet Computernetzwerke mit dem Internet. Dass die Dinger technisch betrachtet immer noch die Vorsilbe „DSL“ tragen, weist schon daraufhin, dass diese Technologie die Basis bildet – im Verbund mit dem guten, alten ISDN. Und damit sind wir beim Berliner Unternehmen AVM und ihren Kistchen, die fast alle Fritz! heißen.

Ein typischer DSL-Router von früher – hier von D-Link
Denn die Entwicklung dieser Firma zeigt ziemlich beispielhaft die Entwicklung der Datenfernübertragung (DFÜ) hin zu dem allgegenwärtigen Convenience-Produkt, das wir alle meist einfach „Wlan-Router“ nennen. Es begann mit der Entscheidung der Deutschen Bundespost im Jahr 1979, das Telefonnetz komplett auf digitale Vermittlung umzustellen. In Sachen Integrated Services Digital Network (ISDN) war „der Gilb“ wie die Behörde bei Hackern gern genannt wurde, Vorreiter in Europa. Es dauerte bis etwa 1995 bis das Telefonnetz tatsächlich umgestellt und ISDN flächendeckend verfügbar war; ein gigantisches Projekt, das die DFÜ revolutionierte. Nun konnten auch persönliche Computer direkt über die Telefondose zum Zwecke der Datenübertragung verbunden werden.

Weg vom Akustikkoppler, hin zur ISDN-Karte

Auch wenn die Ausrüstung eines PC anfangs schweineteuer war, stürzten sich die Freaks auf ISDN-Karten, weil sie damit endlich ohne Akustikkoppler oder Modem mit der ganzen Welt digital kommunizieren konnten. Tatsächlich aber verkaufte AVM (was komischerweise für „Audiovisuelles Marketing“ steht) bereits 1989 solch ein Ding für schlappe 4.300 DM an, und zwar ausschließlich an Unternehmen. Die bauten diese Karten in ihre LAN-Server ein, sodass alle angeschlossenen Rechner fleißig DFÜ betreiben konnten. Die Einwahl war erheblich unkomplizierter, und die real möglichen Übertragungsraten im Vergleich zu vorher enorm. Das Verfahren hinter dem ISDN hieß DSL und wurde – zumindest im deutschsprachigen Raum – mit der Verbreitung des Internets zum Synonym für den breitbandigen Zugang.

So war das mit dem DSL-Anschluss…
In Form von ADSL befeuerte die Datenkommunikation per ISDN den Siegeszug des Internets. Ja, man kann sagen, die so bereitstehenden Bandbreiten und Übertragungsraten machten eine sinnvolle Nutzung von E-Mail und WWW erst möglich. Um per ISDN per ADSL ins Netz zu gehen, brauchte man ein passendes Modem, landläufig DSL-Modem genannt. Der Clou beim ADSL-Verfahren ist, dass die Datenkommunikation das normale Telefonieren nicht beeinträchtigt; zuvor war es nicht möglich, gleichzeitig ins Internet zu gehen und Ferngespräche zu führen – auch diese Veränderung war ein Meilenstein der Technik und Erfolgsfaktor für die Nutzung auch in Privathaushalten. So wie die User früher ein Original-Post-Modem (andere anzuschließen war bis 1989 schlicht illegal), ein schwer angesagtes Gerät von Zyxel oder die Geräte von Netgear, D-Link und anderen kauften und anschlossen, stiegen sie jetzt scharenweise auf DSL-Modems um.

DSL-Router vom Festnetzanbieter

Mit der Zerlegung und Privatisierung der Bundespost im Jahr 1995 entstand nicht nur die Deutsche Telekom. Der Weg war frei für andere Marktteilnehmer, also private Telefongesellschaften (Carrier), die institutionellen und Privatkunden alle Telekommunikationsdienstleistungen anbieten konnten. Weil mit ISDN bzw. DSL besonders gut Geld zu verdienen war, stürzten sich diese Firmen darauf. Und weil die Technik für Otto Normaltelekommunikator immer noch recht kompliziert war, verfielen fast alle Anbieter auf die Idee, ihren Kunden nicht nur die Dienstleistung, sondern auch die benötigte Hardware zur Verfügung zu stellen. Dieser Prozess zog sich von etwa 1998 bis ungefähr 2002 hin. Inzwischen liefern alle Festnetzanbieter den Nutzern (auf Wunsch) einen DSL-Router – heutzutage (fast) durchgehend als Gerät mit Wlan-Funktion.

Nicht ganz so schick: Eine Fritz!Box speziell für 1&1
Und damit kommt die inzwischen legendäre Fritz!Box ins Spiel, die AVM auf der CeBIT 2004 erstmals zeigte. Was bis dahin ein Ding für Technologen und Eingeweihte war, wurde mit diesem Produkt zum Allerweltsgegenstand. Was sollte man auch an einer Kiste nicht verstehen, die schick in Weiß mit roten Applikationen daherkam und locker-flockig einen knackigen, ur-deutschen Vornamen trug? Das war attraktiv für den Consumer. Aber die technische Reife und die Qualität der zugehörigen Software überzeugten auch die Experten. Außerdem gelang es AVM aus dem Stand Deals mit einer Reihe bedeutender Festnetzanbieter zu machen, sodass die Fritz!Box bald in vielen Haushalten stand. Spätestens seitdem Fritz auch Wlan kann, ist die Box so beliebt wie das gute, alte Tastentelefon. Zeitweise betrug der Marktanteil mehr als 60 Prozent, inzwischen dürfte er immer noch bei über 50 Prozent liegen.

Der Erfolg der Fritz!Boxen hat neben Design, Name und Qualität weitere Gründe. Einer davon ist, dass AVM jeweils als einer der ersten Anbieter die Technologie der nächste Generation integriert hat und dass sich rund um die linux-basierte Software eine aktive und loyale Community von Entwicklern gebildet hat. Und die Geschichte ist noch lange nicht zu Ende…

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