Last Updated on 17.10.2019 by Redaktion Digisaurier
Wie so oft in der Welt der Computerei gehen die Begrifflichkeiten bei diesem Thema ein bisschen durcheinander. Denn der DSL-Router ist heutzutage in aller Regel eine Maschine, die ein DSL-Modem mit einem Switch und einem Wlan-Access-Point kombiniert. Obwohl: So ganz richtig ist diese Erklärung auch nicht. Aber, egal: Solch ein DSL-Router verbindet Computernetzwerke mit dem Internet. Dass die Dinger technisch betrachtet immer noch die Vorsilbe „DSL“ tragen, weist schon daraufhin, dass diese Technologie die Basis bildet – im Verbund mit dem guten, alten ISDN. Und damit sind wir beim Berliner Unternehmen AVM und ihren Kistchen, die fast alle Fritz! heißen.
Weg vom Akustikkoppler, hin zur ISDN-Karte
Auch wenn die Ausrüstung eines PC anfangs schweineteuer war, stürzten sich die Freaks auf ISDN-Karten, weil sie damit endlich ohne Akustikkoppler oder Modem mit der ganzen Welt digital kommunizieren konnten. Tatsächlich aber verkaufte AVM (was komischerweise für „Audiovisuelles Marketing“ steht) bereits 1989 solch ein Ding für schlappe 4.300 DM an, und zwar ausschließlich an Unternehmen. Die bauten diese Karten in ihre LAN-Server ein, sodass alle angeschlossenen Rechner fleißig DFÜ betreiben konnten. Die Einwahl war erheblich unkomplizierter, und die real möglichen Übertragungsraten im Vergleich zu vorher enorm. Das Verfahren hinter dem ISDN hieß DSL und wurde – zumindest im deutschsprachigen Raum – mit der Verbreitung des Internets zum Synonym für den breitbandigen Zugang.
DSL-Router vom Festnetzanbieter
Mit der Zerlegung und Privatisierung der Bundespost im Jahr 1995 entstand nicht nur die Deutsche Telekom. Der Weg war frei für andere Marktteilnehmer, also private Telefongesellschaften (Carrier), die institutionellen und Privatkunden alle Telekommunikationsdienstleistungen anbieten konnten. Weil mit ISDN bzw. DSL besonders gut Geld zu verdienen war, stürzten sich diese Firmen darauf. Und weil die Technik für Otto Normaltelekommunikator immer noch recht kompliziert war, verfielen fast alle Anbieter auf die Idee, ihren Kunden nicht nur die Dienstleistung, sondern auch die benötigte Hardware zur Verfügung zu stellen. Dieser Prozess zog sich von etwa 1998 bis ungefähr 2002 hin. Inzwischen liefern alle Festnetzanbieter den Nutzern (auf Wunsch) einen DSL-Router – heutzutage (fast) durchgehend als Gerät mit Wlan-Funktion.
Der Erfolg der Fritz!Boxen hat neben Design, Name und Qualität weitere Gründe. Einer davon ist, dass AVM jeweils als einer der ersten Anbieter die Technologie der nächste Generation integriert hat und dass sich rund um die linux-basierte Software eine aktive und loyale Community von Entwicklern gebildet hat. Und die Geschichte ist noch lange nicht zu Ende…
Das tut mir als ehemaligem Telekomiker wirklich weh, wie hier ISDN und DSL vermischt werden. Beide Techniken sind voneinander unabhängig und haben nix miteinander zu tun!
Wir haben eigentlich:
1. analoger Anschluss/PSTN: Telefon wie zu Alexander Graham Bells Zeiten. Eine im Aussterben begriffene, aber noch existente Anschlussart. Es kann nur ein Gerät (Telefon, Modem, AB, Fax…) aktiv betrieben werden, und das baut eine direkte Verbindung zu einem anderen Gerät auf (was z.B. ein Gesprächsteilnehmer, eine BBS-Mailbox, oder ein Einwahlknoten sein konnte). Belegt ist belegt – wer das vermeiden wollte, brauchte mehrere Anschlüsse. Datenrate mit vielen Tricks: bis zu 56k.
2. ISDN: Kam erst mit dem Euro-ISDN in den 90ern richtig in die Gänge. Digitaler Anschluss, ebensolche Endgeräte. Enthielt einen Datenkanal und zwei Nutzkanäle mit je 64k, die man dynamisch einzeln verwenden konnte (z.B. einer für PC, einer für Telefonie), oder auch gebündelt (z.B. für DFÜ mit dann 128k!). Stirbt auch aus – die Technik in den Vermittlungsstellen ist teils aus den 80ern und kann nicht ewig leben. Das bringt uns daher zu:
3. ADSL/DSL: Digitale Datenverbindung mit asynchroner (daher das A) Datenrate, d.h. deutlich höherer Down- als Upstream. Nutzt die Frequenzbereiche, die bei ISDN oder analog ungenutzt blieben, und kann (muss aber technisch gesehen nicht!) daher mit einem der beiden genannten kombiniert werden – womit zeitgleich eine Datenverbindung (oder dank Router mehrere) sowie ein bis zwei Kanäle für Telefonie nutzbar waren. Hat mittlerweile das altgediente Kupferkabelnetz verlassen und kommt über Glasfaser in die Verteilerkästen, was die Geschwindigkeit enorm erhöht hat (früher bis ca. 16 MBit/s, heute… hunderte). Mittlerweile werden die Analog- bzw. ISDN-Frequenzbereiche gar nicht mehr für diese verwendet, sondern dem Upstream zugeteilt, was auch dort mehr Geschwindigkeit bringt. Und wer trotzdem noch telefonieren will, macht das via VoIP übers Internet – ohne es zu bemerken, weil der Router die alten ISDN- oder Analoganschlüsse emuliert.
Und daneben werden inzwischen auch TV-Kabelanschlüsse (BK, Breitbandkabel) und LTE-Mobilfunkanschlüsse vermarktet und dazu passende Router hergestellt. Natürlich auch von AVM.
Dass selbst integriertes WLAN mittlerweile Standard ist, war aber tatsächlich lange nicht absehbar – früher hatte man durchaus einen Verhau von Splitter, ISDN-NTBA, DSL-Modem, Router (nicht: *DSL*-Router… denn dem war noch egal, woran er angeschlossen wurde), und ggf. noch einen WLAN-Accesspoint. Letzteres
brauchte man aber oft gar nicht – Smartphones waren noch nicht erfunden und mit Laptops machte die Funkdatenrate noch keinen Spaß. Und heute hab ich hier eine Fritz!Box 7412 hängen, die das alles (inklusive DECT-Basis) auf 11x15cm Fläche zusammenfasst. Nee, da wünsch ich mir nicht mehr die Vergangenheit zurück.
Vielen Dank für diesen fachlich wertvollen Kommentar!