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Schach, Backgammon, Sudoku, Scrabble – intelligente Spiele-Apps für zwischendurch

Hä? werden treue Digisaurier-LeserInnen fragen, ist denn jetzt schon das digitale Sommerloch ausgebrochen? Oder wie kommen die digitalen Althelden darauf, sich mit Handy-Spielchen zu befassen? Gute Fragen, aber dieser saisonale Beitrag soll ein Plädoyer für die richtig guten und alten Spiele sein – also zum Beispiel für Backgammon, Schach, Sudoku und Scrabble. Wobei sich Backgammon als feines Würfelspiel für Zwischendurch natürlich am meisten anbietet, denn für eine Partie braucht man kaum mehr als vier, fünf Minuten. Wer’s intelligenter mag, entscheidet sich vielleicht für Schach, und die Tüftler finden optimale Entspannung bei Sudoku und Scrabble. Wir haben uns die passenden Apps in den Stores einmal genauer angeschaut.

Jede Menge Backgammon

Eine richtig gute Backgammon-App von der AI Factory
Eine richtig gute Backgammon-App von der AI Factory
Tatsächlich handelt es sich bei dem Spiel mit den schwarzen und weißen Steinen auf dem zackigen Spielfeld um eines der ältesten Würfelspiele überhaupt; könnte sein, dass es erfunden wurde, um den Soldaten, die Troja belagerten, die Langeweile zu vertreiben. Auch wenn die geworfenen Augen eine wesentliche Rolle beim Gewinnen (und Verlieren) spielen, ist Backgammon doch auch ein Strategiespiel. Deshalb dauerte es recht lange bis Backgammon-Programme halbwegs mit geübten Spielern mithalten konnten. Tatsächlich war es dieses Brettspiel, das Computer zum ersten Mal systematisch per neuronalen Netzen erlernten – um schließlich das Niveau von besonders guten Spielern zu erreichen. Die Engines der meisten Apps arbeiten immer noch mit 08/15-Algorithmen, sind also leicht auszutricksen. Wenn sie nicht – was einige Programme tun – die Würfel ab und an zu ihren Gunsten manipulieren.

Die richtig guten Apps aber sind sogar in der Lage, den menschlichen Gegner quasi auf „psychologischer“ Ebene unter Druck zu setzen. Außerdem beherrschen sie gleich mehrere unterschiedliche Strategien – wie das Backgammon-Profis in der Echtwelt auch tun. Ob eine Backgammon-App gut ist, kann man leicht testen: Nur die gewieften Programme reagieren auf aggressives Spiel, das danach trachtet, den Gegner um jeden Preis in seinem Startviertel zu halten, klug. Die schwachen Apps kann man so problemlos und beinahe unabhängig von den Würfeln schlagen. Nachdem wir ein gutes Dutzend Android-Apps getestet haben, empfehlen wir die Vollversion der britischen AI Factory Limited. Clou bei dieser App: Man kann auch die Punkte auch mit realen Würfeln ermitteln und dann eingeben und so sichergehen, dass das Programm nicht betrügt.

Schach für Kenner

An der Shredder-App führt kein Weg vorbei
An der Shredder-App führt kein Weg vorbei
Wer sich auch nur ansatzweise für Computerschach interessiert, MUSS sich die Shredder-App fürs Android-Phone besorgen! Wie die guten Konkurrenzprodukte auch verfügt der Shredder über allerlei Zusatzfunktionen, mit denen man Schachprobleme lösen und sogar selbst formulieren oder gespielte Partien analysieren kann. Die Spielstärke richtet sich nach dem (fiktiven) ELO-Wert des menschlichen Gegners, der sich nach den gegen den Shredder gespielten Partien richtet. Aber auch Anfänger können mit dem Teil prima trainieren und später aufs ernsthafte Level umsteigen.

Die Engine der App ist eine angepasste Version des erfolgreichsten Computerschachprogramms der Welt – dem Lebenswerk des Düsseldorfer Entwicklers Stefan Meyer-Kahlen. Der Shredder hat sich zwischen 1996 und 2017 insgesamt 17 Welttitel gesichert, allerdings in verschiedenen Kategorien. Und recht eigentlich hat diese App nur einen wirklichen Gegner: die Fritz-App. Fritz ist eine wahre Legende und basiert auf Chessbase, dem Programm, durch das sich das Schachspiel der Profis ein für allemal grundsätzlich verändert hat. Die App kostet 6 Euro, während der Shredder kostenlos ist, außerdem arbeitet Fritz mit festen Spielstufen. Lustig wird’s, wenn man beide Apps hat und gegeneinander antreten lässt…

Sudoku-Apps – eine Frage der Qualität

Eine feine Sudoku-App von Brainium
Eine feine Sudoku-App von Brainium
Es ist kein Geheimnis, dass vermutlich über 90 Prozent aller Sudoku-Zahlenrätsel, die man online findet, von mehr oder weniger inspirierten Programmen entworfen wurden. Und das merkt der ambitionierte Sudoku-Löser diesen Dingern auch an. Darunter gibt es zwei Sorten: die leicht zu lösenden und die (fast) unlösbaren. So kann Sudoku auf dem Smartphone zu einer öden und frustrierenden Angelegenheit werden. Denn wenn ein Sudoku-Künstler solch ein Rätsel geschaffen hat, dann wohnt ihm eine innere Schönheit inne. Wer diese Schönheit erleben will, wird bei mindestens 99 Prozent der angebotenen Apps bitter enttäuscht.

Überzeugt hat uns nur die Plus-Version von Brainium für 4,79 Euro, die zwar vermutlich auch nur generierte Sudokus anbietet, die aber gerade auf den höchsten Spielstufen sehr, sehr anspruchsvoll und bisweilen von erheblicher Ästhetik sind. Andere Apps glänzen dagegen mit Lernmodi oder irgendwelchen Skins und Themes…

Scrabble-artige Apps

Classic Words - eine Scrabble-App
Classic Words – eine Scrabble-App
Dieses anspruchsvolle und faszinierende Wörterspiel ist bekanntlich gehört bekanntlich den Spielwarenkonzernen Hasbro bzw. Mattel, was bedeutet, dass nur diese Unternehmen Apps mit dem Namen „Scrabble“ anbieten können. Aktuell trägt eine App von Electronic Arts den offiziellen Namen – und die taugt wenig; zumal ein Cheat-App unterwegs ist, mit der man bei Fernduellen die zugeteilten Buchstaben manipulieren kann. Außerdem entsprechen die Wörterlisten in der deutschen Version nicht vollständig den deutschen Regeln, und der aktuelle Duden ist nicht eingearbeitet.

Eine der beliebtesten Apps dieses Genres ist Classic Words, deren kostenlose Version ziemlich nervig ist. Für geübte Scrabble-Spieler ist die Engine zudem einfach zu dumm; es macht einfach keinen Spaß, das Programm jederzeit und nach Lust und Laune zu schlagen. Hat man das ein paar Dutzend Male getan, beginnt die App zu betrügen, indem sie dem menschlichen Gegner serienweise unmögliche Buchstabenkombinationen serviert. Kurz und gut: Von Scrabble-Apps raten wir ab.

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