Googleplex - der Moloch

Warum ich nicht mehr google… Oder: Alternative Suchmaschinen

Don’t be evil“ war in den Anfangstagen das Motto der Suchmaschine Google. Um 2010 herum drucksten die führenden Googlianer herum und sagten: „War nicht so gemeint.“ Und heute ist Google jenseits von Gut und Böse, forscht und entwickelt fürs Militär und unterstützt Klimawandelleugner mit großen Geldsummen. Mich persönlich macht das traurig und auch wütend, weil ich von Beginn an ein eifriger Nutzer der diversen Services war – und auch bin. Das Dumme ist: Hat man sich einmal auf Google eingelassen, kommt man schwer wieder los. Seit einiger Zeit versuche ich diesem unguten Konzern wenigstens dadurch zu schaden, dass ich seine Suchmaschine nicht mehr nutze.

Gut, auf Cloud-Services wie den Calendar möchte ich ungern verzichten (arbeite aber an einem Umstieg – vielleicht sogar zurück zu Outlook…), YouTube-Videos werde ich weiter gucken und nach einer ernsthaften Alternative zu Google-Maps suche ich noch. An Android führt für mich aktuell kein brauchbarer Weg vorbei, und das bedeutet, dass ich verschiedene Apps einfach nutzen muss. Immerhin bin ich kürzlich von Google Chrome zum guten alten Firefox als Standardbrowser zurückgekehrt.

Da waren sie noch jung und unschuldig, die Google-Gründer
Da waren sie noch jung und unschuldig, die Google-Gründer
Die Google-Suchmaschine steht in mancher Hinsicht immer noch im Zentrum der Macht des Konzerns. Einerseits, weil sie einen großen Teil der Einnahmen bringt, andererseits, weil die inhärente Manipulation der Suchergebnisse im Sinne der Werbetreibenden das google-spezifische Weltbild prägt. Und das hat sich schon vor vielen Jahren als US-zentristisch und durch und durch neoliberal entpuppt. Natürlich kann jeder User, der bereit und in der Lage ist, Google, die Suchmaschine und ihre Ergebnisse kritisch zu hinterfragen, weiter googlen, aber meine Erfahrung der vergangenen Wochen und Monate hat gezeigt, dass sich die Sicht auf die Dinge durch die Nutzung anderer Suchmaschinen ändert.

Empfehlenswerte Alternative: DuckDuckGo

DuckDuckGo - der Favorit für anonymes Suchen
DuckDuckGo – der Favorit für anonymes Suchen
Und natürlich wollte ich nicht mehr von Google ausgeforscht werden. Das war mein erster Schritt zum Widerstand, und der führte zu alternativen Suchmaschinen, die mir zwar Google-Ergebnisse liefern, aber mich als Suchenden gegenüber dem Moloch unsichtbar machen. Allen voran natürlich das Ding mit dem doofen Namen: DuckDuckGo. Berühmt wurde der Service, den Gabriel Weinberg bis vor wenigen Jahren noch ganz allein betrieb, durch die Prism-Enthüllungen. Schon vorher hatte er in der Bay Area mit einer Plakatwerbung für Aufsehen gesorgt, in der er das Tracking durch Google anprangerte. Kein Wunder also, dass DuckDuckGo von sich behauptet, keine persönliche Daten ihrer Nutzer zu sammeln. Wie ernst Weinberg das meint, zeigt sich an der Tatsache, dass DDG (so die Kurzform) seit 2010 mit dem TOR-Netzwerk kooperiert und Nutzern, die über TOR auf DDG direkt zugreifen, absolute Anonymität zusichert.

Das alles ist erfreulich, räumt aber Zweifel an der Qualität der Suchergebnisse nicht aus. Zwar setzt auch DuckDuckGo einen eigenen Bot ein, holt sich die Ergebnisse aber auch aus anderen Quellen wie Yahoo! Search BOSS, Wikipedia und besonders beliebte Websites. Eines ist sicher (und das habe ich intensiv getestet): Alle Nutzer bekommen bei identischen Suchanfragen auch identische Suchergebnisse. Mehr oder interessantere Fundstellen als Google findet DDG nicht, dafür bewertet die Maschine anders, nämlich allein nach Relevanz. Man kann das prima ausprobieren, wenn man zum Beispiel nach dem Begriff „Ferienhaus Niederlande“ sucht. Während bei Google die Anbieter ganz oben stehen, die am häufigsten Anzeigen schalten, sind es bei DDG diejenigen, die am stärksten auf die Destination spezialisiert sind.

Auch nicht schlecht: Startpage und Qwant

Startpage - die schlichte und datensaubere Suchmaschine
Startpage – die schlichte und datensaubere Suchmaschine
Der große Nachteil von DDG besteht darin, dass es dem USA Patriot Act unterliegt und ist damit verpflichtet ist , Behörden wie dem FBI, der NSA und der CIA nach einer Genehmigung durch das FISA-Geheimgericht Zugriff auf die eigenen Server zu gewähren. Genau dort setzte die französische Suchmaschine Qwant an, die damit wirbt, auf europäischen Servern gehostet zu werden. Ähnlich wie DDG speichert auch dieser Service keinerlei Nutzerdaten und legt keine Profile an, sodass auch hier Suchergebnisse für alle Nutzer gleich sind. In der Handhabung entspricht auch Qwant dem, was Google vorgemacht hat, unterscheidet also zwischen Fundstellen, News und Bildern. Interessant ist die Verwendung von OpenStreetMap als Kartendienst. Man muss allerdings wissen, dass Qwant in Sachen Werbung mit Microsofts Bing kooperiert, also Teil dieses Anzeigennetzwerkes ist.

Datenschützer sind einigermaßen begeistert von der niederländischen Suchmaschine Startpage und der integrierten Metasuche Ixquick, denn diese Kombi speichert wie DDG und Qwant keinerlei Nutzerdaten und setzt überhaupt keine Cookies. Die Qualität der Suchergebnisse entspricht der von DDG und Qwant. Das Besondere an Startpage ist, dass der User bei jeder Fundstelle entscheiden kann, ob er die betreffende Website anonym besuchen möchte.

Und was ist mit Ecosia?

Ecosia - ökologisch wirksam, aber eben doch nur Bing
Ecosia – ökologisch wirksam, aber eben doch nur Bing
In regelmäßigen Abständen wird dieser deutsche Service, der gern „ökologische Suchmaschine“ genannt wird medial gehypt. Das hat weniger mit der Suche selbst zu tun, denn die stammt von Bing, sondern der Tatsache, dass Ecosia 80 Prozent seiner Werbeeinnahmen an umweltschützende Aktionen und Initiativen spendet. Mit anderen Worten: Jede Ecosia-Suche zahlt auf den Umwelt- und Klimaschutz ein. In Sachen Datenschutz ist Ecosia aber nicht besser als Google, Bing oder Yahoo – Cookies werden gesetzt und erst nach sieben Tagen gelöscht, IP-Adressen werden gespeichert.

Und weil Werbeeinnahmen (für einen guten Zweck) im Mittelpunkt von Ecosia stehen, wird man als Nutzer aufgefordert, AdBlocker für die Suchseite abzuschalten. Tut man das, wird man dann eben doch mit personalisierter Reklame „versorgt“.

[Bildnachweis – Titelbild: The Pancake of Heaven! via Wikimedia unter der Lizenz CC BY-SA 4.0; Google-Gründer: Ehud Kena via Wikimedia unter der Lizenz CC BY 2.0]

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