von Raymond Wiseman
Beruf und Freundschaft, das sind zwei verschiedene Welten. Das gilt auch, wenn diese Welten seit 25 Jahren parallel laufen, wenn man also genau die Menschen, mit denen man heute freundschaftlich verbunden ist, auf einer großen Strecke des beruflichen Werdegangs immer wieder getroffen hat. Das gilt für Freunde, Kollegen, ja auch Mitbewerber, vor allem aber für jene Menschen, mit denen man in einem dauerhaften Dialog stand.
Und gerade in einer Branche, die so wie das Geschäft rund um PC- und Internet im letzten Vierteljahrhundert in einer ungeahnten Dynamik wuchs, von einem Nischenthema zu einer weltbeherrschenden Technologie wurde, kamen Menschen zusammen, die ansonsten sicherlich nie zusammengefunden hätten. Es war nicht die gleiche Geschichte, sondern die gemeinsame Zukunft, die uns auf diesem Weg zusammenführte, Geisteswissenschaftler, Musiker, Techniker, Mediziner, Menschen des Wortes, der Zahl und des Lötkolbens :-)
Jeder brachte halt mit, was er am besten konnte, und alle zusammen versuchten das Beste draus zu machen, auch wenn ihre Interessen nicht immer deckungsgleich waren. Doch gleiche Erfahrungen, gemeinsame Begeisterung, Fragen und Zweifel, die man zusammen entwickelte, das verbindet selbst Menschen, die nicht unbedingt eine intensive Freundschaft vereint.
Und dann war die Branche am Anfang zu klein, als dass man ernsthaft hätte Demarkationslinien ziehen wollen oder auch hätte ziehen müssen. Alles strebte so nach vorne das man – auch wenn man en Detail verschiedener Meinung war – doch die Dynamik des Ziels sah, die Möglichkeit vielen Menschen eine Informationstechnologie zu eröffnen, die bislang nur einer kleinen Minderheit zugänglich war.
Es war eine weite Wegstrecke, die in wahnsinnig kurzer Zeit zurückgelegt wurde. Und daran waren viele beteiligt: diejenigen, die die Technik entwickelten, diejenigen, die sie verkauften, diejenigen, die den Verkauf befeuerten, diejenigen, die die Produkte der Öffentlichkeit vorstellten, und auch diejenigen, die Kritik übten. Mit all diesen Menschen und noch vielen anderen hatte ich im Lauf des Vierteljahrhunderts, die ich nun dabei bin, zu tun.
Die Erinnerung an die Protagonisten aber bleibt. Manche habe ich aus den Augen verloren, manche nicht kennengelernt, manche einfach vergessen. Mit manchen bin ich angeeckt und manche vermisse ich. Und dass Michael, Ossi und Thomas gestorben sind, macht mir bitter und unwiderruflich klar, wie vergänglich auch in unserer Branche die Menschen hinter den Daten sind, gleichgültig wie unvergänglich und langanhaltend prägend uns die Themen erscheinen und die Technologie, die tatsächlich die Welt verändert hat.
Beruf und Freundschaft, in diesen Jahren wuchs vieles zusammen, was zwischenzeitlich sich auch konträr gegenüber stand, wurde manche produktive Verbindung geboren und inzwischen auch mache Verbindung wieder gelöst. Vergessen aber mag ich keinen. Enter. Save.