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Technischer Fortschritt vs Nachhaltigkeit? – ein Plädoyer gegen den ständigen Austausch von Devices

LG G Watch R

Von einer stinknormalen Armbanduhr mit bloßem Auge nicht zu unterscheiden (Foto: LG)

Zugegeben: Ich liebe den technischen Fortschritt und verfalle regelmäßig irgendwelchen neuen digitalen Devices. Andererseits ist mir die Existenz der menschengemachten Klimakrise schon seit Langem völlig bewusst. Deshalb halte ich Nachhaltigkeit nicht nur für ein Buzzword. Das führt mich seit Jahren dazu, nicht ständig ein neues Gerät zu kaufen, bloß weil ein vergleichbares Ding mit noch mehr Fähigkeiten auf dem Markt ist. Ich bin dafür, die elektronischen Maschinchen so lange zu halten und zu nutzen, wie es nur irgend geht.

So kann ich ganz persönlich Ressourcen sparen und Elektroschrott vermeiden. Manchmal geht das, manchmal nicht. Mein aktuell positivstes Beispiel ist die Smartwatch an meinem Arm, eine G Watch R von LG der ersten Generation, die ich hier schon im Januar 2015 vorgestellt habe. Ja, sie tut es noch immer. Und leistet genau das, was ich mir von einer solchen Smartwatch wünsche.

LG Smartwatch G-Watch-R von 2015

Vor rund acht Jahren interessierte ich mich eher so mittel für die angeblich „intelligenten“ Uhren. Eigentlich auch eher wegen des damals aufkommenden Themas „Wearables“. Und weil es sie damals bei 1&1 als kostenlose Zugabe zu meinem damals flammneuen LG 990 gab, nahm ich die in Betrieb. Bis heute verwende ich sie ganz konservativ als Armbanduhr, aber auch als Schrittzähler und verlängerten Arm meines Smartphones. Dass die Uhr bis heute treu ihre Dienste leistet, hat auch damit zu tun, dass die 2014er-Hardware für das aktuelle WearOS von Google völlig ausreicht. Selbst der interne Akku hat noch ausreichende Kapazitäten. Allein beim Armband bin ich inzwischen bei Nummer 4.

Meine LG-Smartwatch mit Google Fit

Apropos Smartphone: Zuletzt nutzte ich ein Huawei P10 von 2018. Erst Anfang diesen Jahres beschloss ich den Umstieg auf ein Google Pixel 6 Pro. Dabei war das olle Huawei noch vollkommen in Ordnung – und ist es noch heute. Es liegt in der Schublade, wird regelmäßig aufgeladen und fungiert als Ersatz-Handy, wenn dem Pixel mal etwas zustoßen sollte. Für das Google-Phone habe ich mich einzig und allein wegen der Kameras und der Fotofunktionen entschieden, über die es dank des Tensor-Chips verfügt. Schätze, dieses (ein wenig zu große) Gerät wird mich auch in den nächsten vier, fünf, sechs Jahren begleiten. Und als nun das Pixel 7 präsentiert wurde, zuckte ich nur mit den Schultern und sagte mir: Sooo viel mehr kann das auch nicht.

Terra PC Notebook von 2016

Noch ein Beispiel gefällig? Dieser Beitrag entsteht an einem Notebook der Marke Terra der Firma Wortmann AG. Ich habe es im August 2016 für ziemlich teuer Geld erworben, und es war seinerzeit State-of-the-art mit Intel Core i5-6200U mit 2.30GHz bzw. 2.40 GHz Taktfrequenz und 8 GB RAM sowie einer 500 GB SSD als Massenspeicher. Wenn ich richtig mitgezählt habe, ist Intel in Sachen CPU nun schon mindestens vier Generationen weiter, aber mein guter, alter Laptop ist für das, was ich tue, immer noch vollkommen ausreichend. Ich gestehe, als ich das wunderhübsche Microsoft Surface Laptop 4 sah, geriet ich in Versuchung und bestellte mir eines zum Testen.

Das 2-in-1-Notebook als klassischer Laptop – hier mein Terra PC von Wortmann (eigenes Foto)

Okay, die Kiste ist tres chic, die Leistungsdaten überzeugend und mit Windows 11 auch softwareseitig auf dem neuesten Stand. Sechs Wochen hatte ich das Surface-Notebook im Betrieb, und dann entschied ich mich, meiner Terra-Maschine treu zu bleiben. Die objektiv messbaren Unterschiede waren so gering, dass ich keine anderthalb Tausend Euro nur für den Look investieren wollte. Das gilt übrigens auch für mein 10-Zoll-Tablet, ebenfalls von Wortmann, gekauft im Dezember 2017. Für heutige Verhältnisse arbeitet es quälend langsam, aber als Second Screen beim Fernsehgucken auf der Couch ist es allemal noch gut genug.

Brother Laserdrucker DCP-7030 von 2008

Das letzte Beispiel schlägt die anderen um Längen. Der Multifunktionsdrucker meines Herzens, ein Brother DCP-7030, hält nun schon seit 2008 die Stellung in Sachen Papierbedrucken. Damit ist er fast so alt wie unsere Familienkutsche, ein Volvo V70 von 2006. Momentan schläft er im Keller, weil er im Arbeitszimmer noch keinen guten Platz gefunden hat, aber das wird sich demnächst ändern. Ähnlich wie das Auto wurde mein Brother-in-arms regelmäßig gewartet. In der Nähe existiert seit zig Jahren ein winziger Büromaschinenladen, der von zwei lieben Menschen betrieben wird, die sich richtig auskennen – die hatten den Drucker insgesamt viermal in Pflege. Meistens musste er nur gereinigt werden. Einmal wurde der Papiereinzug ausgetauscht, und einmal war die Belichtungseinheit fällig.

So sah mein Brother DCP-7030 im Prospekt aus

Vermutlich müssen wir Digisaurier auch mal einsehen, dass wir über die Jahrzehnte in unserem ständigen Drang nach dem technischen Fortschritt rechte Umweltsäue waren. Wer von uns nicht sofort nach der nächsten Generation von diesem oder jenem Computerdings gegeiert hat, der werfe den ersten Stein. Wir alle haben so Tonnen von Elektroschrott zu verantworten, der zum Beispiel in Nigeria ganze Küstenstreifen verseucht. Wir haben uns durch unsere Jagd nach dem Neuen, Besseren, Schnelleren, Leistungsfähigeren einer ungeheuren Ressourcenverschwendung schuldig gemacht. Damit muss jetzt Schluss sein. Hiermit plädiere ich aus tiefstem Herzen dafür, die Geräte so lange zu benutzen, bis es wirklich gar nicht mehr geht. Das wäre ein Beitrag zum Kampf gegen die Klimakrise.

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