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Basic – meine erste Programmiersprache

Ein Listing in Turbo Basic XL, dem Hammer-Basic für den Atari 800XL

Irgendwann 1984 oder 1985. Ich schwänze die ersten beiden Schulstunden und sitze zuhause vor einem VZ200. Neben mir ein blaues Buch, Din A4, gesetzt mit einem Neunnadel-Drucker. Vom VZ200 führt ein Antennenkabel in einen alten Schwarzweißfernseher, den ich für 5 Mark auf dem Flohmarkt gekauft hatte. Das Buch ist voller Basic-Listings, die ich abtippe, ändere und ergänze. Ich ärgere mich wie blöd, weil mein Programm nicht funktioniert. Und bin doch glücklich.

Mein Programm läuft irgendwann . So einigermaßen. Es soll ja auch nicht viel können, nur eine virtuelle Münze werfen und „Kopf“ oder „Zahl“ ausgeben.  Ich schalte Computer und Fernseher aus und mache mich auf den Weg in die Schule. Nur zwei Stunden Mathe verpasst. Dafür eine Menge für das Leben gelernt.

Beim nächsten Mal werde ich das Programm erneut schreiben und verbessern. Und irgendwann kann ich mir einen Computer mit Diskettenlaufwerk leisten, um die selbst geschriebenen Programme zu speichern.

Das alles ist lange her.  Und die Grundlage hieß: Basic.

Basic ist keine Programmiersprache

„Basic ist doch keine Programmiersprache“ raunten damals schon gewissenhafte Nerds. Na und? Erstens war diese Aussage Schwachsinn und zweitens war es mir egal. Wenn ich den Computer dazu bringe, meine Eingaben zu verarbeiten und auszugeben, dann programmiere ich. Ob in Basic oder Assembler: Wurst. Hauptsache, ich verstehe die Abläufe.

Was aber war so genial an dieser ersten Nicht-Programmiersprache, mit der ich das Programmieren gelernt habe?

Zunächst einmal: Basic war immer da. Nach dem Einschalten eines C64 oder Atari XL ist man damals nicht in einem Betriebssystem gelandet, sondern gleich dort, wo der Zauber beginnt: in einer Programmiersprache.

Nach dem Einschalten des Computers konnte ich sofort loslegen.

10 PRINT "HALLO!"
RUN
HALLO
 
READY

Und heute? Heute startet man eine Entwicklungsumgebung, konfiguriert einen Compiler und ein Debug-System. Mit Glück ist alles schon zusammen gebaut, auf einander abgestimmt und startbereit. Dann quetscht man sich durch die Entwicklungszyklen eines Programms. Muss auch so sein – schließlich geht es um längere und komplexere Programme als früher vor dem Heim-Computer. Für eine simple Einschalt-Programmiersprache ist die Welt zu komplex geworden.

Basic lebt – hat aber seine Wurzeln verloren

Basic gibt es noch immer in zig Varianten. Aber allen sind zwei Eigenschaften gemeinsam:

Schade.

Mein erstes Basic auf dem PC war GW-Basic, danach kam das genial coole QuickBasic von Microsoft. Das erlaubte zwar noch Zeilennummern, kam aber auch ohne sie aus und verwendete stattdessen Text-Sprungmarken. Noch eine Weile später ging es mit Visual Basic los. Dann ganz ohne Nummerierung, dafür mit strukturierter und noch später objektorientierter Programmierung. Mit dem Ur-Basic hatte das nicht mehr viel zu tun.

Die Einstiegsschwelle in Basic ist deutlich höher geworden, als das bei Heim-Computern der Fall war. Als ich im Herbst 2015 meinen Atari XL aus der Garage gebuddelt und angeschlossen hatte, bestand der erste Test aus einer Zeile Basic.

„Hallo Welt!“ Kann jeder. Ich programmierte „Hallo Digisaurier!“

Genau das vermisse ich heute: Computer einschalten und gleich programmieren? Ist nicht. Die Computer haben sich gewandelt: Von Maschinen für Programmierer zu Maschinen für User. Das ist auch gut so – schließlich gibt es mehr User als Programmierer. Aber wäre es nicht schön, wenn mehr Menschen zumindest grundlegende Programmierkenntnisse hätten? Lernen alle Kinder in der Schule noch Programmieren? Oder werden sie zu Usern erzogen?

Das Basic Feeling ist futsch – fast

Es besteht Hoffnung. Immer wieder treten Sprachen auf den Plan, die den Zugang zu Programmierung und Technologien vereinfachen. PHP zum Beispiel, mit dem ich 1999 zum ersten mal in Kontakt kam. PHP schafft den Zugang zum Programmieren von Web-Anwendungen wie keine zweite Sprache.

„PHP ist doch keine Programmiersprache,“ durfte ich mir damals anhören. Wer seriös für das Web programmierte nutzte Java. Tja, Java? Wer hat gewonnen? PHP! Und warum? Weil die Sprache den Zugang zur Programmierung von Webseiten erleichterte. Wie damals Basic das Programmieren der Computer erleichterte. Nicht immer optimal und superschnell. Aber es hat funktioniert.

So lebt der Basic-Gedanke weiter: Hürden beim Programmieren beseitigen, Technologien zugänglich machen.

10 PRINT "DANKE, BASIC!"

RUN
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