Auf dem Digisaurier-YouTube-Kanal und auch hier starten wir mit einer neuen Mini-Serie für die nächsten Wochen und Monate. Darin blicken wir zurück auf unsere „Digisaurier-Radreisen“, die auch schon wieder zehn Jahre zurück liegen. Unter dem Motto „Take Your Show on the Road“ hatten wir damals einen ganz besonderen Blick auf die Computer-Geschichte in Deutschland geworfen. Mit unserem Rückblick wollen wir aber nicht nur das Jubiläum feiern. Hinzu kommt, dass einige der damals von uns gesammelten Geschichten leider aus dem Blog verschwunden sind. Höchste Zeit, sie wieder zum Leben zu erwecken. Was dahinter steckt? Lest selbst…
Filmklappe in der Hand, Intel-T-Shirt am Leib – das gute alte Teil mit mit dem Aufdruck „Take Your Show on the Road“ war ein Werbegeschenk aus 1993. Damals wusste wohl noch niemand so recht, was das Motto eigentlich bedeuten sollte. Primär sollte es auf performante Computer hinweisen. Intel hatte nämlich den ersten Pentium-Prozessor auf den Markt gebracht. Der sollte so viel Leistung haben, dass auch so etwas wie „Videobearbeitung“ damit möglich werden sollte. Wie das genau damals aussah? Naja – briefmarkengroße Videos. Ungefähr um diese Zeit erschien auch die erste Version von Adobe Premiere, mit dem man solche Videos produzieren und schneiden konnte. Und im Grunde fanden wir das alles irgendwie toll – aber auch irgendwie noch ziemlich wenig überzeugend.
Im Lauf der Jahre kamen dann CD-ROMs aus der Kategorie „Multimedia“ – die ähnlich winzige Videos boten. Wie sonst hätte man die nötigen Datenmengen zum Nutzer transportieren sollen? ;-) Das ging nur per physischem Datenträger. Internet? Das existierte zwar schon, war aber für solche Anwendungen viiiiel zu langsam.
Ein Video für alle, die das Thema interessiert, haben wir hier für Euch:
Aber sind wir ehrlich: Das passierte in der Computergeschichte andauernd. Lustig, spannend – aber bei genauerer Betrachtung doch irgendwie nutzlos. Was daraus einmal werden sollte, konnte zu dieser Zeit ja niemand ahnen. Denn es geschah noch sozusagen in einer weit, weit entfernten Digital-Galaxie…
20 Jahre später … wir machten ernst mit „Show on the road“
Vor etwa zehn Jahren haben wir, die Digisaurier Martin Goldmann und Christian Spanik, es dann einfach ausprobiert: die Show unterwegs – mit Rad und Technik – und uns auf eine ganz besondere Reise begeben.
Das Ganze war ein Experiment, das uns quer durch Deutschland und durch unsere digitale Geschichte führen sollte. Der Grundgedanke: Für Videoproduktionen brauchte man kein großes Team mehr, und auch die erforderliche Technik hatte sich soweit verkleinert, dass sie doch eigentlich ins Fahrradgepäck passen sollte. Mit Smartphones, videotauglichen Digitalkameras, Laptop und Tablet machten wir uns auf den Weg, um Meilensteine der digitalen Geschichte Deutschlands zu besuchen und über sie sowie unsere Reise dazwischen zu berichten.
Das Konzept war im Wesentlichen: Die Wegpunkte vorher aussuchen, vom einen zum nächsten zu radeln und auf diese Weise unterwegs und an unseren Zwischenstopps Geschichten einsammeln. Nicht selten beinhaltete das, einfach zu schauen, wo wir abends ankommen.
Martin & Christian im Video
Von der Filmklappe zur Fahrradpumpe: Die erste Radreise 2015
Heute wissen wir: Ein wenig blauäugig war dieser Plan schon. Wir waren davon ausgegangen, wo immer es interessant sein würde zu berichten. Die auf unseren Etappen oft fragwürdige Netzabdeckung hatten wir dabei ziemlich unterschätzt. Wir konnten also nicht immer und wo wir wollten den Live-Blog befüllen. Zum Glück hatten wir uns 2015 noch gar nicht an Live-Videostreams getraut.
So etwas wie Facebook Live gab es eh noch nicht. Nur Sonderlösungen. Deshalb hatten wir Live-Streaming bei der Planung für 2015 gleich verworfen. Aber wie gesagt: Selbst für einen textorientierten Liveblog mit Bildern und Mini-Videosequenzen erwies sich das Internet unterwegs manchmal als so zickig, dass gar nix ging. Nicht nur im Wald und auf der Heide, sondern manchmal selbst im Hotel. In solchen Fällen blieben uns nicht viele andere Optionen, als zu entscheiden: Blog dicht, Bierchen auf, und ab ins Bett. Manchmal muss man flexibel sein.
Was wir aus heutiger Sicht bereuen: Das Live-Blog-Tool. das wir damals benutzt haben, war zwar prima, um sich zeitnah mit neuen Impressionen bei den Digisaurier-Lesern und -Zuschauern zu melden. Doch es war keine wirklich gute Wahl für eine Langzeit-Archivierung der Inhalte. Irgendwann waren all die von uns mühsam erstellen und dort veröffentlichten Beiträge einfach verschwunden. Ein herber Verlust. Auch deshalb haben wir uns jetzt, nach zehn Jahren, entschieden, die interessantesten Abenteuer und Begegnungen von damals noch einmal zu erzählen. Denn da war doch manches Spannende dabei!
Mit dem Rad und auf Sendung: Digisaurier im Livestream
Mit den Erfahrungen der ersten Radreise 2015 haben wir ungefähr ein Jahr später eine zweite Etappe mit einem erweiterten Konzeptansatz gestartet. Von der reinen Lehre (Text, Foto, Blog, vielleicht Minifilm) der ersten Etappe sind wir dabei ein Stückchen abgewichen: diesmal sollte es ein Begleitfahrzeug geben, das mehr Technik transportieren konnte, als wir es in unserem Radler-Gepäck unterbrachten. Unser weiterentwickelter Plan: Tagsüber radeln und Geschichten sammeln, spätestens abends im Hotel wieder mit dem Begleitauto treffen. Dann im Hotelzimmer die Technik aufbauen, und live über den bisherigen Tag berichten.
Um ganz ehrlich zu sein: Wir hatten uns damals mit Sebastian Greiner einen Livestream-Experten zur Schulung geholt. Seine Einschätzung, ob wir das schaffen, was wir uns da vorgenommen haben? Man muss sagen: er war ehrlich zu uns. Schonungslos ehrlich:
Und er hatte recht: Es war irre anstrengend und viel aufwändiger als wir dachten. Aber am Ende muss man sagen: Das klappte schon deutlich runder als im ersten Jahr.
Als schweißtreibend – zusätzlich zum Radeln – erwies sich nicht zuletzt das Datenmanagement. Denn wir hatten so ziemlich alles dabei, was irgendwie speichert und aufnimmt: Video- und Fotokameras, Smartphones und eine 360°-Videoblog-Kamera. Dazu noch ein Sack voll Speicherkarten und Ladegeräte. Auch die deutlich größere Ladekapazität des Begleitautos hatten wir so fast komplett ausgeschöpft.
Wie wir das Ganze am Laufen hielten? Dank Dropbox, ein bisschen Improvisation und mit Hotel-WLANs, die wir zum Teil gnadenlos überlasteten. Manche Hoteliers waren weniger begeistert von unserem Datenhunger. Aber irgendwie mussten die Geschichten ja raus.
Livestream mit Wackelkamera und Wollpuschel
Aber wir haben aus allem das Beste gemacht. Meistens liefen die Livestreams über Webcams, die uns von unserem Technikpartner empfohlen wurden. Für die Interviews unterwegs hatten wir dann noch eine „große“ Kamera dabei, die auch noch irgendwie im Begleitfahrzeug Platz gefunden hatte.
Eines des wichtigsten Utensilien für das Drehen mit dem Handy war unser treuer „Mikropuschel“ – ein Richtmikrofon, das sich ans Smartphone klemmen ließ und die Windgeräusche durch einen „pelzigen Überzieher“ halbwegs im Griff behielt. Ein absoluter Gamechanger für video-bloggende Outdoor-Abenteurer.
Haben wir schon erwähnt, dass das alles ziemlich chaotisch war? Ständig auf der Suche nach dem richtigen Handy oder der richtigen Speicherkarte, mit zwanzig Kabeln im Rucksack und einem Plan, der sich täglich neu erfand. Doch genau das hat diese Touren zu dem gemacht, was sie sind: digitale Abenteuer mit einem Touch Wahnsinn und vielen Geschichten.
Zurück zu Konrad Zuse und der Wurzel unserer Geschichten
Ein besonders denkwürdiger Abschnitt unserer Reisen führte uns übrigens 2015 von Fürth bis nach Hünfeld in Hessen. Warum ausgerechnet Hünfeld? Dort hat Konrad Zuse seine allerersten Computer gebaut und seine Firma gegründet, bevor er in die große Stadt Berlin weiterzog. Für uns war das natürlich ein Höhepunkt – Computer- und IT-Geschichte mitten in Hessen, das wollten wir uns nicht entgehen lassen.
Auch deshalb, weil Christian viele Jahre vorher bei „Neues – die Computershow“ noch Gelegenheit hatte, mit diesem unglaublichen Computerpionier persönlich ein Interview zu führen. Ein legendäres Erlebnis. Aber auch dazu bei anderer Gelegenheit noch mehr…
Genau solche Geschichten wollen wir jetzt noch einmal aufleben lassen. Geschichten, die wir selbst auf der Radreise erlebt haben, oder die uns Zeitzeugen, die wir dort trafen, erzählt haben. Die Aufnahmen aus dem Liveblog und die Berichte sind teilweise verloren gegangen. Aber im Archiv haben wir noch die Bilder, Originalinterviews und Videos.
Und vieles haben wir damals zwar gedreht und erlebt, kamen aber in der Hektik dieser Tage und dem Alltag danach gar nicht mehr dazu, sie aufzubereiten und verfügbar zu machen. Auch das haben wir uns im Rahmen der hier startenden Mini-Serie vorgenommen.
Wir hoffen, dass Ihr Lust habt, uns auf dieser kleinen Retrospektive zu begleiten. Bleibt dabei, schaut auf Digisaurier.de rein und abonniert unseren YouTube-Kanal – und auch für treue Fans gibt es sicher noch viel zu entdecken auf unserer Reise durch die Welt der Technik und die unendlichen Weiten der Digitalisierung.
Lasst uns gemeinsam in Erinnerungen schwelgen und unsere Art der Umsetzung des Mottos „Take Your Show on the Road“ gemeinsam genießen…
Übrigens: Hier der Link zum Video zu diesem Artikel: