Mein WLAN hängt – und jetzt? Standards, Technik und Probleme – WLAN-Praxis 1

Ohne WLAN ist das Internet nur wenig. Denn 90% der deutschen Internethaushalte verbinden ihre Geräte drahtlos mit dem Internet. Im Durchschnitt nutzen drei Personen pro Haushalt das WLAN-Netzwerk. Sagt eine Studie des Branchenverbands Bitkom. Und mehr als 50% der Geräte sind mittlerweile via WLAN online. Diese Zahlen gelten übrigens sowohl für die private Nutzung daheim, wie auch für die in Firmen – in diesem Fall allerdings in den USA. Okay – man muss nicht jede Studie glauben, die so veröffentlicht wird. Aber jeder von uns merkt es selbst: Ohne WLAN ist man ziemlich aufgeschmissen. Wie schaffen wir also, dass es funktioniert? Zum Beispiel mit unserer neuen WLAN-Serie…

Vor einigen Jahren ging ein Post viral, den wohl ein verzweifeltes Elternpaar geschrieben hat: Man sah einen Zettel an einer Jugendzimmer-Tür, auf dem stand: „Wenn Du Dein Zimmer nicht heute aufräumst, ändern wir das WLAN-Passwort und verraten es Dir nicht. Mama & Papa“

Was früher eine Elterndrohung für die Kids war, ist heute eine Drohung für alle im Haushalt. Der größte Teil der Nutzer daheim geht mit WLAN online – und wehe, das funzt nicht…

Die genannten Zahlen und auch unsere eigenen Erfahrungen zeigen klar: WLAN ist heute im Alltag für viele User wichtiger als klassische Netzwerk-Verbindungen. Wer überwiegend mit Tablet, Notebook oder Smartphone surft und kommuniziert, hat möglicherweise überhaupt kein LAN-Kabel mehr im Einsatz. Umso problematischer ist es, wenn das Funknetz mal zickt. Und selbst, wenn alles ordentlich läuft, gibt es häufig im heimischen WLAN Potenzial für Verbesserungen. Außerdem stellt sich für den einen oder anderen die Frage, ob es vielleicht ein neuer WLAN-Router oder ein zusätzlicher Repeater sein darf beziehungsweise muss. Alle diese Fragen wollen wir in unserer neuen Serie zum Thema WLAN beantworten – wie von uns Digisauriern gewohnt ebenso verständlich wie unterhaltsam.

Geht, geht nicht… WLAN-Realität und die Frage: Muss man alles neu machen?

Kein WLAN? Das ist mittlerweile kaum weniger schlimm als ein Stromausfall. Aber nicht nur ein Komplettausfall bereitet Stress. Auch die Performance ist häufig ein Thema: wenn das Gaming laggt oder das Streaming Aussetzer hat, kommt schnell die Frage auf: „Ist mein WLAN zu alt – und wenn ja, wie neu muss es sein?“

Wenn das WLAN ausfällt, ist das mittlerweile genau so schlimm wie ein Ausfall von Strom, Wasser oder Heizung.

So ging es zuletzt Christian, als bei ihm zu Hause eine neue Küche eingebaut wurde. An alles hatten sie gedacht: Wo braucht es Licht, wie lässt sich der Dunstabzug elegant integrieren, welcher Backofen mit Touchscreen und Menüsteuerung soll es sein? Nur eines hatten alle Planer, und mit ihnen auch Christian übersehen: WLAN! Und das ist in der Küche gar nicht so unwichtig, denn dort sitzt man eben nicht nur beim Frühstück mit Notebook und/oder Smartphone – und hätte gerne perfekten Empfang. Nicht zuletzt für die immer öfter vernetzten Küchengeräte.

Aber wie das bei uns Digisauriern so ist: So etwas führt dazu, dass wir das Thema eben später angehen müssen. Und das dann umso ausführlicher.

So überraschte es Hannes, der sich ja auch für viele seiner anderen Projekte intensiv mit dem Test von WLAN-Equipment beschäftigt, nicht wirklich, also sich Christians nächste Frage nahtlos anschloss: „Soll ich dann jetzt gleich auf Wi-Fi 7 setzen? Schließlich hast Du schon im letzten Jahr davon berichtet.“

Für alle die das nachlesen wollen: Hier Hannes Infos zu WiFi 7.

Die Evolution der WLAN-Standards – von WiFi 1 bis Wi-Fi 7

Hannes wäre natürlich nicht Hannes, wenn er die Antwort nicht in einen größeren historischen Exkurs einbetten würde:

„Zugegeben, die Begriffe Wi-Fi 12 und 3 hat damals niemand verwendet – da sprach man noch nerdig von 802.11ab und g. Erst als Wi-Fi 4 und 5 schon Stand der Dinge waren, hat sich die Wi-Fi-Alliance für die neue, übersichtlichere Nummerierung entschieden. Dabei wurden aber auch rückwirkend Nummer 1 bis 3 festgelegt. Somit gehören auch sie zur Familie WLAN. Also fangen wir mal ganz vorne an:

  • Wi-Fi 1 (802.11a, 1999): Damals bahnbrechend – 54 Mbit/s auf 5 GHz. Aber teuer und kaum verbreitet.
  • Wi-Fi 2 (802.11b, 1999): Viel populärer, aber nur 11 Mbit/s auf 2,4 GHz. Mein erstes WLAN lief damit – und ja, es war schmerzhaft langsam.
  • Wi-Fi 3 (802.11g, 2003): Der große Kompromiss: 54 Mbit/s auf 2,4 GHz. Hat das Heimnetz in die Wohnzimmer gebracht. Damals war YouTube gerade erfunden worden.“

Da wird auch Christian ein bisschen nostalgisch: „Ich erinnere mich noch – da stand der Router auf dem Bücherregal, weil da der Empfang am besten war. Und wehe, jemand schloss die Tür!“

Hannes lässt sich in seinem historischen Exkurs aber nicht beirren: „Wie gesagt, Wi-Fi 1 bis 3 habe ich nur der Vollständlgkeit halber erwähnt. Ab Wi-Fi 4 sind wir bei den Standards, die auch in der Jetztzeit immer noch eine wichtige Rolle spielen.

  • Wi-Fi 4 (802.11n, 2009): Mehrere Antennen, mehr Tempo, mehr Reichweite. Endlich konnte man überall im Haus surfen – naja, fast.
  • Wi-Fi 5 (802.11ac, 2013): Der große Sprung aufs 5 GHz-Band. Für Streaming und Gaming ein Segen. Zumal die Early Adopter dort für längere Zeit unter sich waren.
  • Wi-Fi 6 (802.11ax, 2019): Mehr Effizienz, weniger Störungen, besser für viele Geräte gleichzeitig – das WLAN fürs Smart-Home-Zeitalter.
  • Wi-Fi 6E (2021): Neu: 6 GHz-Frequenzband. Mehr Platz, weniger Kollisionen – aber auch höhere Geräteanforderungen.
  • Wi-Fi 7 (seit 2024.): Noch schneller, stabiler, reaktionsfreudiger. Klingt nach Zukunft – ist aber schon heute im Markt verfügbar.

Und ehe man es sich versieht ist Hannes mit seinem Exkurs im Jetzt angekommen: „Für Technik-Fans wie mich ist Wi-Fi 7 natürlich der neueste Schrei: wirklich schnelle Datenraten, noch mehr gleichzeitige Verbindungen, geringere Latenz. Klingt super. Wenn Deine Geräte das unterstützen – und das ist halt die Frage, die man sich genauer anschauen muss.

„Also, mein aktuelles Smartphone kann das schon“, weiß Christian.

„Und Dein nächstes Notebook vermutlich auch“, betont Hannes. Insofern kann man schon sagen:

„Wer heute einen neuen WLAN-Router kaufen will, der kann über Wi-Fi 7 durchaus nachdenken. Zumal entsprechende Router in jüngerer Zeit deutlich bezahlbarer wurden. Aber wer ein bisschen stärker aufs Budget achten muss, für den ist Wi-Fi 6 derzeit der Sweet Spot.“

Hannes‘ WLAN-Beratung in konzentrierter Form

„Wobei ich dann zumindest beim Router auf Wi-Fi 6E gehen würde“, fährt Hannes fort. „Denn der eröffnet Dir neben den bekannten WLAN-Frequenzen 2,4 und 5 GHz die zusätzliche Option, auf 6 Gigahertz zu übertragen. Und das ist ein bisschen so, wie es 2015 mit 5 Gigahertz war: Gerade wenn es im Funkspektrum eng wird, zum Beispiel in Mehrfamilienhäusern, bringt es Vorteile, eine Frequenz nutzen zu können, auf der noch nicht ganz so viel los ist.“

„Mooooment…“ Man merkt Christian an, dass er angestrengt nachdenkt. Erstens: Kaffeetasse leer. Zweitens gerunzelte Stirn. „Es geht also nicht nur um WiFi 3, 4, 5, 6 oder 7. Sondern es geht auch noch darum ob das Gerät diverse Frequenzen unterstützt, und wenn ja welche?“ Hannes nickt. Christian seufzt.

Ganz leicht ist es nicht, bei der Vielzahl von WLAN-Standards den Überblick zu behalten.

Die Sache mit den drei Frequenzen

„Das mit den Frequenzen… Das ist aber bei uns wahrscheinlich nur manchmal ein Thema, wenn viele Leute mit vielen Geräten da sind. Können wir ja später nochmal vertiefen…“ versucht Christian wie immer rasch in die praktische Umsetzung zu kommen. Klappt aber nicht – aus gutem Grund.

„Allerdings… “ – das böse Wort, mit dem Hannes die Welt in der Regel nicht übersichtlicher macht, ist gefallen: „… muss man bevor man praktisch weitermacht doch das eine oder andere bedenken. Erstens: Natürlich müssen auch Deine Endgeräte auf 6 GHz funken können. Dein aktuelles Samsung-Smartphone kann das, mein aktuelles iPhone auch. Aber selbst Geräte, die Wi-Fi 7 unterstützen, müssen dies nicht zwingend auf allen drei Frequenzen tun. Ob die 6 Gigahertz wirklich genutzt werden könnten, sollte man also rechtzeitig prüfen.“

„Und“, so fährt Hannes gnadenlos fort, „es gibt ein Zweitens. Das hat ein bisschen mit Physik zu tun.“

Die Augen rollen und Christan entfährt: „Oh no! Bitte nicht jetzt auch noch Physik…“ Hannes von vielen gemeinsamen Jahren und Anwenderkursfolgen gehärtet ignoriert den Schreckensruf routiniert und fährt fort: „Grundsätzlich gilt nämlich: Je höher eine Frequenz, desto schlechter breitet sie sich aus. Vor allem in Gebäuden. 6 Gigahertz reichen also nicht so weit wie 5 und schon gar nicht so weit wie 2,4. 6 Gigahertz machen also Sinn, wenn ich hohe Datenraten im selben Raum oder vielleicht im Nachbarzimmer des Router-Standorts erreichen will. Für ein WLAN, das vom Haus in den Garten raus funkt, sind 2,4 Gigahertz hingegen wesentlich besser geeignet.“

„Als kleine Faustregel“, fährt Hannes fort, „kannst Du Dir WLAN-Frequenzen wie Verkehrswege vorstellen….

  • 2,4 GHz ist die alte Landstraße. Jeder fährt hier: Babyphone, dein Nachbar. Die Art von Straße gibt es praktisch überall. Die Reichweite in dem Bereich 2,4 GHz ist top, die Geschwindigkeit eher mau, und Staus gerne mal an der Tagesordnung in den Hauptverkehrszeiten.
  • 5 GHz ist die gut ausgebaute Stadtautobahn. Schneller, weniger befahren, aber wehe da ist die Spur verengt. Also bei 5 GHz zum Beispiel Mauern oder Bepflanzung im Garten im Weg. Okay – das Bild hinkt ein wenig. Aber Du verstehst was ich meine…
  • 6 GHz (ab Wi-Fi 6E) ist die die neue Hochgeschwindigkeits-Trasse, die die Kunden der Deutschen Bahn gerne hätten. Idealerweise: schnell und ruckelfrei. Normalerweise gitl hier: freie Fahrt – weil auf dieser Trasse kein Regionalzug unterwegs ist. Wenn da also kein Engpass ist: Alles super schnell… Aber um sie wirklich auszunutzen, brauchst Du nicht nur die Trasse sondern eine schnelle und moderne Lok dafür – beziehungsweise ein geeignetes Endgerät.

„Klingt ein bisschen nach Verkehrsplanung“, grinst Christian. „Aber gut, dass ich in meinem Zuhause selbst der Verkehrsminister bin.“

WLANs verlängern – die Sache mit den WLAN-Repeatern

„Jetzt haben wir aber in erster Linie vom Router gesprochen…“ Hannes kommt zu einem seiner Lieblingsthemen spürbar in Fahrt. „Aber es gibt ja auch noch Repeater.“

„… und Mesh-Systeme. Die sind noch viel besser – soviel weiß ich“, will Christian glänzen. Er hat halt auch mal ein Buzzword gehört…

Es liegt in der Natur des Digisauriers Christian, dass er schnell zum Ergebnis kommen will. Und in der Natur des Digisauriers Hannes, dass erstmal ein paar Grundlagen klar sind … seufz… Auch Christian weiß: Hannes hat recht.

„Naja, vielleicht sollte ich auch dazu erst mal die Grundlagen und Unterschiede klarziehen“, kontert Hannes und setzt zum nächsten Grundlagenvortrag an – womit Christian das praktische Vorankommen mal wieder in Gefahr sieht. Andererseits hat er gelernt, dass dieser kleine Umweg oft besser zum eigentlichen Ziel führt. Einem funktionierendem WLAN… Und oft gibt es überraschende Erkenntnisse – wie auch in diesem Fall in Sachen Geschwindigkeit…

Hoppla – wo ist denn die Geschwindigkeit hin? Das doppelte Repeater-Problem

„Repeater sind im Prinzip WLAN-Verstärker. Sie waren lange das Mittel der Wahl, wenn das WLAN nicht bis auf den Balkon oder in die Küche reichte. Die Funktionsweise ist eigentlich simpel: Der Repeater fängt das Signal vom Router auf – und funkt es weiter. Klingt gut. Funktioniert oft auch. Allerdings…“ Nun muss Hannes angesichts dieser nächsten Einschränkung selber ein bisschen über sich lächeln.

„Dieses Weiterleiten kostet Geschwindigkeit. Die wird nämlich mal eben halbiert…“

„Halbiert? Du meinst es ist danach nur noch halb so schnell? Aber wieso das denn? Der muss doch nur weiterleiten!“ Christian ist kurz vor Schnapp-Atmung.

„Es ist eigentlich logisch…“, versucht Hannes zu erklären. „Repeater empfangen und senden auf dem gleichen WLAN-Kanal. Das empfangene WLAN-Signal und das verstärkte, weitergeleitete müssen sich also die Bandbreite teilen. Effektiv steht so nur noch die halbe Leistung zur Verfügung.“

„Das ist ja…“ fängt Christian an.„…leider immer noch nicht alles, was man wissen muss.“ vollendet Hannes.

„Denn es gibt ein paar zusätzliche Probleme. Die Positionierung eines Repeaters wird von vielen Leuten gar nicht groß überlegt. Man stellt ihn halt irgendwo hin, wo es optisch oder von den Möbeln her passt. Dabei ist genau diese Position heikel, wenn man das Konzept verstanden hat: Steht er zu nah am Router, gibt es kaum Reichweitengewinn, aber langsames WLAN. Ist er zu weit weg, wird das von ihm empfangene Signal zu schwach zum Weiterleiten. Ergebnis: Wieder langsames WLAN. Es gibt allerdings ganz gute Tools, zum Beispiel fürs Smartphone, die bei der Repeater-Positionierung helfen.“

„Wir hatten dazu ja auch schon mal einen eigenen Beitrag gemacht“, fällt Christian gerade ein. „Ja genau… Hast Du ihn gelesen?“ „Ähh… ich dachte wenn Du ja jetzt eh hier bist..“ „Das war dieser hier.“, sagt Hannes ungerührt:

Hannes hat sich geweigert den Artikel für Christian vorzulesen, während der Kaffee macht. Aber nach der Lektüre ist schon wieder einiges klarer. „Bevor ich es vergesse…“, Hannes nippt am Milckaffee: „Bei richtig alten Repeatern kommt noch etwas Weiteres dazu: Die generieren zum Weiterleiten ein eigenes Netzwerk, zum Beispiel MeinWLAN_EXT. Dann musst Du zur Anmeldung manuell umschalten – das ist aufwendig und nicht mehr wirklich zeitgemäß.“

„Okay, okay“, reagiert Christian leicht genervt – auch weil sein Kaffee nach dem Lesen schon wieder alle ist. „Und was machen Mesh-Systeme jetzt so viel besser, um alle diese Probleme zu vermeiden?“

Die Masche mit Mesh

„Das Mesh-Prinzip ist ein echter Paradigmenwechsel. Statt einem zentralen Boss – dem Router – und dummen Ausführenden – den Repeatern – gibt es bei Mesh-Systemen gleichberechtigte Knotenpunkte. Jeder dieser Knoten oder englisch Nodes kommuniziert mit den anderen. Aus dem heimischen WLAN wird eine Art Spinnennetz. Daher auch der Name.“

Früher – als Christian und Hannes in den 90igern Sachen einkauften – war die Welt übersichtlicher. Zumindest wirkt das aus heutiger Sicht so…

Man muss klar sagen: Mesh bringt jede Menge Vorteile: Anders als bei einem Repeater steht die volle Bandbreite zur Verfügung. „Die Endgeräte wie Dein Smartphone wechseln immer zu dem Mesh-Node, der das stärkste Signal liefert – automatisch und im Hintergrund.“ zählt Hannes die Punkte auf. „Die Mesh-Nodes stimmen sich selbstständig ab, wer welches Endgerät übernimmt. Und Du als User kannst das Ganze bequem per App oder Weboberfläche steuern. Dabei kann man bei vielen Systemen sogar Prioritäten festlegen – zum Beispiel dass der Büro-PC immer volle Leistung bekommt, wenn’s bei der Online-Konferenz hakt. Das ist schon ziemlich klasse.“

„Oder beim Film vom Streaming-Dienst…“, überlegt Christian. Und kommt aber zur zwangsweise nächsten Frage:

„Wenn Du so von einer technischen Lösung schwärmst, habe ich mittlerweile eines gelernt: Der Spaß kann nicht billig sein.“

Leicht skeptische Reaktion von Christian – aus Erfahrung.

Hannes: „Billig ist ein großes Wort. Es kommt darauf an. Einsteiger-Sets gibt’s schon ab 120 Euro. Aber für große Häuser oder Wohnungen und vor allem Altbauten sollte man eher in die 200 bis 400 Euro-Klasse schauen. Ohnehin muss man ein wenig überlegen, was man braucht: Ganz klassische Mesh-Systeme, wie sie etwa Hersteller wie Asus, Netgear oder TP-Link anbieten, laufen quasi hinter dem Router und somit unabhängig von ihm. AVM – beziehungsweise seit neuestem „Fritz!“ – hingegen hat seine Mesh-Lösung so ausgelegt, dass die Repeater mit der Fritzbox gemeinsam ein Mesh-Netz aufspannen. Der Router übernimmt dann die Steuerung. Wenn man den schon von AVM/Fritz! hat, wird die Erweiterung zum Mesh-WLAN günstiger.“

„Übrigens erfolgt die Verbindung zwischen den Mesh-Satelliten – also den Nodes – in der Regel per Funk. Bessere Lösungen haben dafür ein eigenes Funkmodul, für den sogenannten Backhaul. Wenn zum Beispiel für Wi-Fi 6E oder Wi-Fi 7 drei Frequenzen unterstützt werden, können solche Lösungen vier WLAN-Module beinhalten – je eine für jede Frequenz und eine weitere für den Backhaul. Das macht sie natürlich etwas teurer. Wenn sich Netzwerkkabel zwischen den Stationen verlegen lassen, kann der Backhaul aber auch übers LAN-Kabel laufen. Dann braucht man dafür kein separates Funkmodul. Und darüber hinaus gibt es auch noch ein paar Speziallösungen, zum Beispiel Mesh-Satelliten mit Powerline-Anbindung.“

Mit Mesh-WLAN sitzen nicht nur Digisaurier sozusagen mitten drin im Netz…

Christian wird nun doch leicht ungeduldig und versucht, ein wenig abzukürzen: „Okay, Mesh möchte ich haben. Mein Router ist nicht von AVM, also lass uns ein geeignetes Mesh-System aussuchen. Oder soll ich eher einen neuen Router samt passendem Mesh-Zubehör kaufen?“

„Naja“, überlegt Hannes. „Wi-Fi 6 unterstützt Dein aktueller Router ja schon – wenn auch noch nicht 6E. Ich glaube, da können wir ein wenig warten, bevor wir den aufrüsten. Jetzt wäre vielleicht ein eigenständiges Mesh-System sinnvoller.“

„Und was nehmen wir da?“, fragt Christian – und bereut die Rückfrage gleich wieder, weil er das nächste Kapitel Grundsätzliches kommen sieht. Darum hat er sicherheitshalber schon mal eine Webseite mit verschiedenen Angeboten aufgemacht. „Guck mal – der hier sieht cool aus. Und ist auch von Netgear, das ist doch eine gute Marke…“

WLAN-Kauf: Augen auf bei Router-, Repeater- oder Mesh-Wahl

„Egal ob Router, Repeater oder Meseh: Bitte nicht nur nach Optik oder Geschwindigkeit schauen. Sondern auf das, was unter der Haube passiert. Da geht es um die Funktionen – neben den WLAN-Standards und den unterstützten Frequenzen etwa die Frage, ob auch Telefonieren und Smart-Home-Unterstützung mit abgedeckt werden sollen. Bei den geräteinternen Funktionen gibt es auch viel zu beachten – etwa ein Gastnetz, Kinderschutz, die Einbindung von Druckern und Netzwerk-Storage. Wichtig ist aber auch die Pflege der Firmware, also die Versorgung mit Updates.

„Bei ausgesprochenen Billigmodellen bekommst Du möglicherweise nie ein Firmware-Update oder bestenfalls eines nach einem Jahr oder so. Das heißt: Sicherheitslücken bleiben offen – und dein WLAN wird zur offenen digitalen Tür für Angreifer. Gute Geräte von namhaften Herstellern werden dagegen deutlich länger gepflegt und lassen sich dann auch modular erweitern.“

Hannes zum Thema WLAN-Sicherheit

Christian nickt, und kommt dann zum Punkt: „Alles gut und wichtig. Aber für mich das Wichtigste: WLAN muss einfach laufen. Und zwar im ganzen Haus, auf allen Geräten, ohne dass ich der Routerflüsterer sein muss. Dann lass‘ uns mal schauen, welches Mesh-System für mich am besten geeignet ist.“

„Das machen wir“, bestätigt Hannes. Und dann müssen wir ja auch noch alles einrichten. Aber damit befassen wir uns dann in der nächsten Folge unserer WLAN-Praxisserie.“

Demnächst heißt es für Hannes und Christian erst mal wieder: einkaufen. Aber zumindest hat Christian jetzt im Blick, worauf man achten muss. Ganz nach dem Motto: Augen auf, beim WLAN-Kauf.

2 Gedanken zu „Mein WLAN hängt – und jetzt? Standards, Technik und Probleme – WLAN-Praxis 1“

  1. Bei Mesh musste ich hieran denken:

    https://www.computerbase.de/news/internet/openwrt-24-10-03-update-optimiert-die-hauptversion-des-freien-router-os.94430/

    —–
    Warum und wozu OpenWrt?

    OpenWrt ist ein freies Betriebssystem, das die original Firmware des Routers vollständig ersetzen kann. Das bietet unter anderem die Möglichkeit, in die Jahre gekommene Hardware, die vom Hersteller nicht mehr mit Updates bedacht wird, mit aktueller Software (und Sicherheits-Aktualisierungen) weiter nutzen zu können. Zum Beispiel wird die 12 Jahre alte Fritz!Box 3390 von der aktuellen OpenWrt-Hauptversion 24.10 noch unterstützt. Mit einheitlicher Software versehen, kann die alte Hardware auch als Mesh-Repeater eingesetzt werden, da Mesh (802.11s) nur eine Software-Implementierung ist.

    Weitere Vorteile von OpenWrt liegen in der großen Konfigurationsfreiheit. Im Prinzip beliebig viele WLANs, die per VLAN voneinander getrennt sind (beispielsweise für ein Gäste-WLAN, ein IoT-WLAN und so weiter), würden die Firmware mancher Hersteller schnell an ihre Grenzen stoßen lassen. Dasselbe gilt für (komplexere) Firewall-Regeln, die steuern, welche Geräte untereinander kommunizieren dürfen und welche nicht.
    —–

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert