Manchmal entsteht ein technisches Problem, wenn es passende Lösungen auf dem Markt gibt. Natürlich wollen die Hersteller von diversen Devices ihren Kram verkaufen. Und damit Otto Normaluser kauft, was er soll, wird mit ordentlich Öffentlichkeitspower und unter Zuhilfenahme der verbliebenen Fachmedien erst einmal ein Problembewusstsein geschaffen. So war das schon immer so seitdem der erste VC20 beim Kaufhof im Schaufenster stand. Seit einigen Jahren ist es beliebt geworden, Wlan-Probleme herbeizureden. Nun nimmt ja die Versorgung mit dem Internetzugang im häuslichen Heim inzwischen in etwa den Rang ein wie elektrischer Strom und fließendes Wasser, also verzweifelt die Familie sofort, wenn nicht jedes Familienmitglied jeder Zeit an jedem Platz im Haus bzw. in der Wohnung Wlan-Zugang mit ausreichender Leistung hat.
Vierzig Zentimeter Stahlbeton
Im Gegensatz zum Saft und zum Wasser ist Wlan aber eine Infrastruktur, bei der man nicht den Hahn mehr oder weniger stark aufdrehen kann. Das Gerät, das als Wireless LAN Verteiler dient, sendet bekanntlich völlig ungezielt und in konzentrischen Kreisen Funkwellen aus. Die haben grundsätzlich den Vorteil, dass sie feste Materie durchdringen kann. So fängt sich die Antenne am Tablet auch hinter der Wand die Signale, die der Benutzer zum Surfen braucht. Wie groß die Entfernung zwischen Sender und Empfänger sein darf bzw. wie viel Materie sich zwischen den beiden befindet, sodass die Versorgung gesichert ist, hängt vor allem von der Energie ab, die beim Senden eingesetzt wird. Aber auch von Struktur des Baus und den verwendeten Materialien. Hat der Bauherr auf vierzig Zentimeter Stahlbetondecken gesetzt, ist es in den Etagen drüber und drunter schnell Essig mit dem Drahtlosnetzwerk.
Andererseits können weiträumige Innentreppenhäuser, eine offene Split-Level-Architektur ohne geschlossene Türen und andere bauliche Gegebenheiten den Wlan-Empfang in Haus und Garten zu einer problemlosen Sache machen. Und, ganz ehrlich: Wer einen aktuellen Wlan-Router nutzt und keine vier Etagen (inkl. Partykeller und Dachboden) digital zu beschallen hat, wird nie auf die Idee kommen, das Drahtlosnetz müsse erweitert oder verstärkt werden. Wenn sich zum Beispiel alle Räume auf einer Etage liegen, die Wände in normaler Stärke aus normalem Material bestehen und der Wlan-Route zentral und günstig positioniert ist, werden Empfangsprobleme eine andere Ursache haben als zu schwaches Netz im Zimmer.
Signale empfangen und wiederholen
Insofern dürften die rund 70 Prozent Haushalte in Mietwohnungen sich nie mit dem Thema „Wlan-Repeater“ oder „-Extender“ befassen müssen. Apropos: Je nach Hersteller und Sprachraum ist im Web, in Ratgebersendungen und in Printmedien wahlweise von Repeatern und Extendern die Rede, ja, manchmal werden die Dinger auch „Booster“ genannt. Ihre Aufgabe ist immer dieselbe: Die Reichweite des Wlans auszudehnen (englisch: to extend). Und das tun die aller meisten Geräte dieser Klasse, indem sie das Signal vom Wlan-Router auffangen, wiederholen (englisch: to repeat) und senden. So betrachtet ist ein Repeater zwei Wlan-Router in einem – allerdings hochspezialisiert und minus den ganzen Bauteilen und Funktionen, die ein Wlan-Router, der an der Quelle (DSL, Kabel, Satellit) hängt. Weil das so ist, gibt es brauchbare Wlan-Repeater schon für unter 20 Euro; die teuren Maschinen für 70, 80 und mehr Euro sind eher für die Versorgung von mehrgeschossigen Bürohäusern gedacht.
Wann soll denn der Hausherr einen Repeater, Extender oder Booster anschaffen? Nein, nicht in dem Moment, wo eine Person im Haus über schlechten Empfang meckert. Denn es gibt andere Lösungen für das Problem, die man sogar prophylaktisch installieren kann. Das Prinzip heißt „Powerline“ und macht das Wlan weitgehend arbeitslos. Denn der Router, der das Internet ins Haus holt, wird einfach über spezielle Adapter ins heimische Stromnetz eingebunden. Das führt dazu, dass jede Steckdose in der Hütte zum Internet-Hotspot wird. Wird ein entsprechendes Teil in eine Steckdose gesteckt, kann man alle netzwerkfähigen Geräte per Kabel daran anschließen und surfen, dass die Schwarte kracht. Weil aber gerade mobile Devices – also Smartphones und Tablets – meist gar nicht in ein LAN gekabelt werden können, gibt es auch Powerline-Adapter, die von der jeweiligen Steckdose aus ihr Signal drahtlos weitergeben. Die Powerline-Methode hat zwei großer Vorteile: Das Netz ist schneller als Wlan und vor allem wesentlich abhörsicherer. Außerdem können die Adapter jederzeit umgestöpselt, bzw. es können weitere Adapter im Haus eingesetzt werden.
Wifi-Leistung objektiv messen
Wer das nicht mag, also doch lieber die Reichweite des Drahtlosnetzwerks ausdehnen will, sollte zunächst prüfen, ob sich eventuelle Empfangsprobleme nicht einfach durch eine andere Position des Wlan-Routers lösen lassen. Dabei hilft das Smartphone – entweder mit einer Systemfunktion oder einer App, mit deren Hilfe man die Stärke und Qualität des Wlans messen kann. Für Android ist u.a. der Wifi Analyzer zu empfehlen, für iOS käme vor allem der Network Analyzer Pro in Frage. Mit dem so ausgerüsteten Phone in der Hand sucht der Messtrupp nun die entlegensten Winkel des Heims auf oder die Stellen, an denen Familienmitglieder schlechten Empfang beklagen. Ein zweiter Operateur hält sich beim Router auf und ändert, wenn angerufen, die Position des Geräts und/oder der Antennen. Die Erfahrung lehrt, dass mit einer optimalen Position für den Wlan-Router zumindest in Wohnungen, die sich auf einer Etage befinden, die Anschaffung eines Repeaters überflüssig wird.
Ist dann solch ein Wlan-Extender im Haus, geht es um die Frage: Wohin damit? Die Hauptregel besagt: Platzier den Repeater am Rand der „guten“ Reichweite des Routers, also in einem Raum, in dem noch nie jemand schlechten Empfang beklagt hat. Auch Wlan-Helfer senden konzentrisch, und es wäre Verschwendung, wenn die meiste Sendeleistung da landet, wo der Empfang eh gut ist. Wer immer und überall auf dem ganzen Grundstück Wlan-Empfang haben will, braucht a) einen wetterfesten Repeater und muss b) noch mehr Sorgfalt bei der Platzierung aufwenden. Stellt die zuständige Person im Haus fest, dass es hinter den Repeatern ein bisschen mit der Geschwindigkeit hapert, dann … ist das ebenso. Tatsächlich empfangen und senden die einfachen Extender auf demselben Band, was ein wenig Speed kostet. Wer das nicht möchte, der schafft auf jeden Fall einen Dual-Band-Repeater an, der auf einem Band empfängt und dem anderen sendet.
Das Fazit
Das Problem, das möglicherweise die Anschaffung eines (oder mehrerer) Repeater erfordert, ist er dann eines, wenn a) die Klagen der Mitbewohner sich häufen und b) alternative Methoden nicht fruchten. Erst dann empfiehlt sich die Beschäftigung mit Geräten verschiedener Hersteller mit unterschiedlichen Leistungsmerkmalen. Soll die Reichweite nach dem Einzug ins neue Haus bzw. die neue Wohnung von vornherein ausgeschlossen werden, bietet sich die Beschäftigung mit Powerline-Systemen als Wlan-Alternative durchaus an. Ansonsten macht sich der Chefeinkäufer die Sache am einfachsten, wenn er zunächst einen kostengünstigen (20 bis 30 Euro) Repeater DERSELBEN Marke wie der Wlan-Router anschafft. In diesem Fall ist die Installation und Inbetriebnahme tatsächlich ein Klacks. Übrigens: Jeder Wlan-Router kann AUCH als Repeater eingesetzt werden…
Ein Gedanke zu „Was zur Hölle: Braucht mein Wlan einen Extender oder Repeater?“