Zwischen Glühwein und Gans: Was ihr zwischen den Jahren schauen, lesen und erleben solltet

Ihr kennt das: Die Geschenke sind ausgepackt, die Familie ist satt und zufrieden (oder streitet über Politik), und plötzlich habt ihr diese magischen Tage zwischen den Jahren vor euch. Tage, an denen die Welt irgendwie stillsteht. Zu müde für Sport, zu satt zum Denken, aber wach genug für gute Geschichten. Genau dafür haben Hannes und ich in unserem Weihnachts-Special ein paar Empfehlungen zusammengestellt.

Es war übrigens das erfolgreichste Digisaurier-Jahr seit Corona, aber dazu vielleicht an anderer Stelle mehr. Heute geht es um etwas Wichtigeres: Was macht ihr mit der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr, wenn euch die Decke auf den Kopf fällt oder wenn ihr endlich mal Zeit habt für die Dinge, die das ganze Jahr über liegen geblieben sind – aber zwischendrin mall Zerstreuung sucht? Hier sind unsere Tipps für alle die sich für Computer-Geschichte und IT-History interessieren. Und alle selbst geguckt, gehört oder gelesen.

IT Crowd – oder: Haben Sie es schon mal mit Aus- und Einschalten versucht?

Fangen wir mit Hannes‘ Liebling an, einer Serie, die er mir tatsächlich mal zu Weihnachten geschenkt hat. Ich erinnere mich noch gut daran: „Guck mal rein, die IT Crowd“, sagte er. Und ich liebte sie sofort.

„IT Crowd“ ist eine britische Serie, die zwischen 2006 und 2010 lief – vier Staffeln plus eine nachgelieferte Einzelfolge. Sie spielt die komplette Klaviatur von Vorurteilen und Stereotypen, die es in der IT-Welt so gibt. Die drei Protagonisten sitzen im Keller einer kleinen britischen Firma und bilden dort die IT-Abteilung.

Da ist die Chefin Jen Barber (gespielt von Katherine Parkinson), die weibliche Hauptrolle, die überhaupt keine Ahnung von IT hat und sich mehr oder weniger aus Versehen auf die Stelle als Chefin der IT-Abteilung beworben hat. „Wie ich beim Anwenderkurs“, warf ich bei der Live Sendung ein „Da habe ich auch nur so getan als ob ich alles kann – in Wahrheit waren die, die Bescheid wussten meine Partner. Also Michael oder Du…“ Hannes schmunzelt. Aber das war natürlich nur so, weil es im Drehbuch gestanden hat. In Wahrheit… Naja – lassen wir das.

Jen ist aber wenigstens sozial kompatibel, was man von ihren beiden Kollegen nicht unbedingt behaupten kann. Und genau daraus ergeben sich die herrlichsten Situationen.

Eines von Hannes Lieblingszitaten aus der Serie – und da ist definitiv ein wahrer Kern dran: Die IT-Abteilung geht immer ans Telefon mit „IT – wie kann ich Ihnen helfen?“, und dann, noch bevor irgendjemand irgendwas fragen kann, sagen sie: „Haben Sie es schon mal mit Aus- und Einschalten versucht?“

Ihr kennt das sicher auch von euren Digitalgeräten zu Hause: Dieses Ein- und Ausschalten, Rauf- und Runterfahren. Immer noch der Standard, wenn es klemmt. „Ganz ehrlich: In den frühen hatten die Leute ja wirklich eine Scheu davor, aber irgendwann lernte man: Das ist oft der einzige Weg, wie es wieder funktioniert.“ Hannes und ich haben den Spruch übrigens auch öfter verwendet, als Leute zu uns kamen mit Computer-Problemen, damals als wir noch Bücher geschrieben haben. „Habt ihr mal probiert, es auszuschalten und neu zu starten?“ – völlig ernst gemeint, denn es half wirklich oft.

Was die Serie auch zu einem Fest fürs Auge macht: Die Ausstatter haben unglaublich viel Liebe reingesteckt. Da steht ein Commodore PET in der Ecke, überall sind Comic-Memorabilien zu sehen. Die Produzenten haben sogar das Publikum aufgerufen, Vorschläge zu machen, was man noch in den Keller reinstellen könnte. Für Leute, die so ticken wie wir, ist das einfach eine schöne Serie. Also eine Empfehlung – vor allem wenn man auch britischen Humor mag.

Commodore PET - Komplettsystem mit integrierter Tastatur
Solche Schätzchen gehören zur Ausstattung der Serie: Ein Commodore PET – Komplettsystem mit integrierter Tastatur

Es gab übrigens tatsächlich eine deutsche Adaption von Sat.1, mehr oder weniger eine Eins-zu-eins-Umsetzung mit übersetzten Drehbüchern. Sky DuMont spielte den Chef der Firma. Aber sie kam über die erste Staffel nicht hinaus – dieser spezielle britische Humor lässt sich eben nur bedingt ins Deutsche übersetzen. Es gab auch Pläne für eine US-Adaption, wie das ja oft passiert, wenn etwas in UK gut funktioniert. Die wurde aber nie ausgestrahlt.

Die britische Originalserie gibt es auf Apple TV, Amazon Prime, Joyn und YouTube Premium – meist auch synchronisiert, wenn ihr das möchtet. Es gibt sie aber auch auf DVD, wenn ihr auf physische Medien steht.

Und noch ein kleiner Fun Fact am Rande: Als der Anwenderkurs hier auf YouTube von Leuten hochgeladen wurde und immer mehr Zuschauer den auch hier gesehen haben, haben tatsächlich Leute gedacht, wir hätten beim entwickeln des Anwenderkurs das Setup von IT Crowd geklaut. Das Gegenteil ist der Fall: IT Crowd kam deutlich nach dem Anwenderkurs. Wenn überhaupt, haben vielleicht wir sie inspiriert – wir hatten ja doch den einen oder anderen Zuschauer, der später selbst Filme gemacht hat. Aber wir kannten die Serie zum Zeitpunkt unserer „Kellerproduktion“ noch gar nicht. Weil es sie noch nicht gab.

Halt and Catch Fire – oder: Wie man einen Computer gegen IBM baut

Machen wir mit einer Serie weiter, die mich persönlich schwer beeindruckt hat. „Halt and Catch Fire“ heißt sie, und schon der Titel ist ein Insider-Witz aus der frühen Computerzeit. Der Name bezieht sich auf einen fiktiven Maschinenbefehl, der die CPU anhalten und – etwas übertrieben formuliert – in Brand setzen würde. So ein Bonmot aus den wilden Jahren der Tech-Branche. Laut Wikipedia entstand der Begriff in den 1960er Jahren als humorvolle Reaktion auf die komplizierten Befehlsnamen (Mnemonics) des IBM Systems/360. Programmierer erfanden fiktive Befehle wie „HCF“, um sich über die Unverständlichkeit der echten Befehlssätze lustig zu machen. In der Serie steht das ganze eher als Metapher für „zerstören und neu erfinden“ was in der IT ja in dieser Zeit und bis heute sozusagen Standard ist.

Die Serie selbst ist natürlich fiktiv, aber historisch angelehnt. Es geht um einen ehemaligen IBM-Mitarbeiter namens Joe MacMillan, der versucht, mit einem eigenen Personal Computer gegen den Giganten IBM anzutreten. An seiner Seite: der Ingenieur Gordon Clark, der ein bisschen wie ein Stephen Wozniak wirkt, und die Programmiererin Cameron Howe, die wirklich fantastisch gespielt ist – eine echte Freak-Persönlichkeit. Später kommt noch John Bosworth dazu, der frühere Chef von MacMillan, der so eine Art John Scully-Figur abgibt.

Das Ganze spielt in Texas, im sogenannten Silicon Prairie – der texanischen Antwort auf das Silicon Valley. Die Serie lief von 2014 bis 2017 und hat insgesamt vier Staffeln. Und hier kommt meine ganz persönliche Meinung: Die ersten beiden Staffeln sind großartig. Ich habe sie praktisch weggebingt, konnte gar nicht aufhören zu schauen. Staffel drei war dann so… hmmmm, ging so. Und Staffel vier war für meinen Geschmack nicht mehr so mein Ding.

Aber – und das ist wichtig – die ersten beiden Staffeln kann ich uneingeschränkt empfehlen. Im Gegensatz zu manch anderer Tech-Serie ist „Halt and Catch Fire“ nicht primär witzig, sondern nimmt sich und ihre Geschichte ernst. Trotzdem hat sie natürlich diesen retrospektiven Humor, weil wir als Zuschauer ja wissen, wie die Computer-Geschichte tatsächlich verlaufen ist. Man guckt mit einem Schmunzeln auf die Träume und Fehleinschätzungen der Protagonisten. Aber man leidet auch mit und erkennt echte Protagonisten wieder, die in der Branche eine Rolle spielten.

Die Serie läuft auf Apple TV und Amazon Prime Video. Es kann sein, dass sie nicht in eurem Basis-Paket enthalten ist und ihr sie mieten müsst. Ich würde eher zum Mieten als zum Kaufen tendieren, aber das ist natürlich eure Entscheidung.

Van Gogh – oder: Wenn Kunst im Kopf explodiert

Jetzt wird es überraschend, denn wir verlassen kurz die reine Tech-Welt. Aber nur scheinbar, denn was ich euch jetzt zeigen will, ist technisch so beeindruckend umgesetzt, dass es hierher passt wie die Faust aufs Auge.

Ich war vor Kurzem in Berlin, hatte dort eine Veranstaltung moderiert und war dann noch einen Tag länger da. Freunde von mir sagten: „Mensch, wollen wir uns nicht die Van Gogh Ausstellung anschauen? Das könnte interessant sein.“ Ehrlich gesagt hatte ich keine großen Erwartungen. Van Gogh kenne ich, weil ich seine Bilder mag und darum viele schon gesehen habe. Was soll da noch Neues kommen? Andererseits – von Gogh kann man schon öfter gucke, dachte ich mir.

Und dann war es ein Hammer-Erlebnis. Und es war sooo viel mehr als nur Van Gogh gucken.

Die „Van Gogh Immersive Experience“ ist nicht einfach eine Ausstellung mit Bildern an der Wand. Es ist eine vollständige Reise in die Welt und den Kopf von Vincent van Gogh. Ihr bekommt einen Audioguide – und zwar einen, der über Schallbügel am Kopf funktioniert, ihr müsst euch also nichts in die Ohren stecken, was angenehmer ist. Dieser Guide begleitet euch durch die Ausstellung und erzählt die Geschichte von van Goghs Leben: sein Elternhaus, sein Bruder, seine frühen Jahre.

Auch die Anfangsgeschichte von Vincent van Gogh ist sehr kreativ umgesetzt – nicht zuletzt durch den Audio Guide der darauf reagiert wo man gerade steht und die passende Geschichte dazu erzählt

Man sieht, wie er mit einfachen Strichen begann, wie sich seine Kunst entwickelte. Die Bilder sind toll illuminiert, hintergrundbeleuchtet, man arbeitet viel mit Farben. Aber das ist erst der Anfang.

Man kann zusehen, wie die Bilder des Malers entstanden sind – dafür gibt es ein Kino mit Zeitrafferbildern, die die Technik nachbilden.

Am Ende kommt man in einen Raum mit 360-Grad-Projektionen. Das heißt: Du stehst mitten im Raum, und auf allen Wänden, auf dem Boden überall laufen die Szenen – oft komplette Bilder von van Gogh, die einen dann umgeben. Seine Selbstporträts tauchen auf und verschwinden wieder. Die berühmte Sternennacht (1889) mit den Sternen und erleuchteten Fenstern wandert über die Wände. Und dann – und das fand ich besonders beeindruckend – machen sie eine Reise in van Goghs Kopf.

Die 360 Grad Projektion ist wirklich beeindrucken – aber das hier ist nur der Anfang…

Van Gogh hatte, wie man heute weiß, schwere psychische Probleme. Schizophrenie oder eine gespaltene Persönlichkeit, man weiß es nicht genau. Er hatte lange, tiefe depressive Phasen. Die Ausstellung zeigt das in einer Form, die mich wirklich berührt hat: Die Bilder werden dunkler, es gibt Stürme in seinem Kopf, Gewitter. Man sieht synapseartige Strukturen, die zeigen, wie es ihm nicht gut ging. Es gibt Briefe an seinen Bruder, in denen er schreibt, wie schlecht es ihm geht – diese Briefe werden vorgelesen.

Dann entstehen aus diesen dunklen Synapsen wellenartige Strukturen, Wasserschaum, und daraus wiederum entstehen die Meeresbilder, die van Gogh in einer späteren Phase gemalt hat. Es ist wirklich großartig animiert und zeigt, wie aus dem inneren Chaos wieder Kunst entsteht.

Man sitzt mitten drinnen in den Stürmen die van Gogh in seinem Kopf gespürt hat.

Die Ausstellung gibt es noch bis zum 11. Januar in Berlin, außerdem in München und Hannover. Aber Achtung: Die Hauptwebseite ist keine gute Quelle dafür, wo sie überall läuft. Ihr müsst wirklich lokal googeln – „Van Gogh Immersive Experience“ plus eure Stadt. Und ihr müsst vorab reservieren, weil nur eine bestimmte Anzahl von Leuten gleichzeitig durchgehen kann.

Es gibt auch genügend „Slefie Places“ – wie hier das berühmte gelbe Haus in dem van Gogh eine zentrale Phase seines Lebens verbrachte – wer will kann sogar mit dem Künstler sprechen. Natürlich via KI

Sogar ein interaktives Gemälde – ein Selbstbildnis von van Gogh kann man dort nutzen und mit dem Künstler selber „sprechen“. Wer das sehen will – in unserer Sendung habe ich es gezeigt.

Übrigens: Die ganze Technik dahinter wird von einer deutschen Firma aus Regensburg entwickelt und designt. Da werde ich auf jeden Fall mal hinfahren und mit denen reden, wie das alles konzipiert wird. Es gibt auch ähnliche Ausstellungen über Monet, über die Titanic und noch mehr. Mehr dazu dann demnächst hier beim Digisaurier.

The Billion Dollar Code – oder: Als wir plötzlich auf Netflix waren

Jetzt wird es persönlich. Denn bei dieser Serie sind Hannes und ich tatsächlich selbst kurz zu sehen – ohne dass wir davon wussten.

„The Billion Dollar Code“ ist eine deutsche Netflix-Serie aus dem Jahr 2021, vier Folgen lang. Sie basiert auf wahren Begebenheiten, ist aber natürlich dramatisiert. Es geht um die Firma ART+COM, die in den 90er Jahren „Terravision“ entwickelt hat – eine Software, mit der man virtuell über die Erde fliegen konnte. Später haben sie Google vorgeworfen, dass Google Earth im Prinzip eine Kopie von Terravision sei.

Sehr gut gespielt, sehr gut inszeniert – und vielleicht wirklich ganz nah an der Realität. Auch wenn die Serie Fiction ist.

Wieviel Wahrheit darin steckt, weiß man nicht. Aber die Serie erzählt diese Geschichte großartig. Das damalige Projekt Terravision wurde mit Forschungsgeldern gefördert, unter anderem durch die Deutsche Bundespost (später Deutsche Telekom) über deren Tochtergesellschaft BERKOM.

Es gibt sogar ein zusätzliches 30-minütiges Feature mit Interviews der echten ART+COM-Leute. Aber der wirklich Hammer in der Serie war, als unsere Telefone klingelten und uns Leute sagten: „Ihr seid auf Netflix…“

Netflix-Serien Darsteller ohne es zu wissen…

Und jetzt kommt’s: In der Serie gibt es Archivaufnahmen aus den frühen 90er Jahren, und plötzlich sind da Hannes und ich zu sehen. Aus unserer Zeit beim ZDF bzw. bei 3Sat. Bilder aus alten Anwenderkurs-Sendungen. Wir hatten keine Ahnung davon!

Hannes bekam irgendwann aus dem Freundeskreis den Hinweis: „Guckt euch das unbedingt an, guckt mal ganz genau hin!“ Er hatte zwar selbst schon angefangen zu schauen, aber war noch nicht bei der Folge. Auf jeden Fall: Wir haben da einen Mini-Auftritt. Es gibt da ein Potpourri an Ausschnitten aus dem Anwenderkurs. Hannes sagt: „Vielleicht eine halbe Sekunde.“ Ich würde sagen, es waren eher zehn bis zwölf Sekunden, weil ich mehrere meiner damals sehr berühmten „Anwenderkurs-Grimassen“ erkennen konnte – und für jede Grimasse braucht ich ja schon mal zwei Sekunden.

Ich selbst war, als die Serie startete, bei irgendeiner Produktion unterwegs und kriegte plötzlich die Nachricht: „Weißt du eigentlich, dass du in der Netflix-Serie bist?“ Nein, wusste ich nicht. Ich hatte auch keine Ahnung, wann die das mit mir gedreht haben sollten. Dann haben uns Freunde einen Link geschickt, Screenshots gemacht, und tatsächlich: Da waren wir.

The Billion Dollar Code: Die Mannschaft hinter Terra Vision (Foto: netflix)
The Billion Dollar Code: Die Mannschaft hinter Terra Vision (Foto: netflix) Da sind wir aber nicht mit drauf…

Die Produktionsfirma hatte offenbar einfach Archivmaterial vom Anwenderkurs verwendet. In der Serie geht es an dieser Stelle darum zu zeigen, dass das Internet langsam zum Massenmedium wird – und dafür haben sie unsere Bilder als Symbolbild gebraucht. Ich vermute, dass einer der Regisseure oder Macher vom Alter her früher Anwenderkurs geguckt hat und sich daran erinnert hat. Und schon hatten wir wieder wen inspiriert oder wohl geprägt…

Aber auch abgesehen von dieser persönlichen Note: Die Serie ist extrem gut gemacht. Hannes sagt, er ist hängengeblieben und war fasziniert. Ich auch. Die Geschichte von Terravision, die frühe Internetzeit, die Frage, wer was erfunden hat – das ist alles sehr spannend erzählt. Und wenn ihr dann noch Hannes und mich in jungen Jahren sehen wollt… nun ja, Bonusmaterial sozusagen. Die Serie ist immer noch auf Netflix zu sehen.

The Machine That Changed The World – oder: Zurück zu den Wurzeln

Jetzt wird es historisch. Hannes hat diesen Tipp beigesteuert, und ich finde ihn großartig: eine BBC-Dokumentation aus dem Jahr 1992, als es „seit acht Jahren einen Mac gab und seit ein paar Jahren den IBM PC“ – also aus einer Zeit, die wir miterlebt haben.

Das Bild stammt aus der Doku auf Youtube

„The Machine That Changed The World“ ist eine fünfteilige Dokumentation, die wirklich bei den Anfängen beginnt: Charles Babbage, Ada Lovelace, Alan Turing. Konrad Zuse wird immerhin auch mal erwähnt, obwohl es natürlich eine britische Produktion ist und entsprechend anglo-amerikanisch geprägt. Es geht um die ersten Großcomputer von 1945 bis hin zu den ersten Desktops und dem ganz frühen Internet.

Es kommen Menschen von IBM, Texas Instruments, Fairchild zu Wort. Der Homebrew Computer Club wird thematisiert, auch wie Apple, Lotus und Microsoft groß wurden – und andere Firmen, die man zum Teil heute gar nicht mehr so auf dem Schirm hat. Es gibt sogar eine Folge über Artificial Intelligence, mit Interviews von Forschern vom MIT, Stanford und Berkeley.

Das Faszinierende daran ist der Stand der Dinge von damals. Man sieht, wie die Menschen 1992 über Computer dachten, was sie für die Zukunft erwarteten – und kann dann abgleichen, was davon eingetroffen ist und was nicht. Welche Firmen, die damals das große Rad drehten, heute längst weg sind.

Das Beste: Es gibt die Serie kostenlos auf YouTube. Ihr müsst nur „The Machine That Changed The World“ suchen, und schon habt ihr alle fünf Folgen. Es gibt allerdings nur eine englische Version, ich habe zumindest keine deutsche gefunden. Aber für alle, die sich für Computergeschichte interessieren, ist das ein Muss. Hannes ist selbst noch mitten drin, hat noch nicht alle fünf Folgen geschafft, aber er ist begeistert.

Auch bei uns demnächst – Computergeschichte aus der Zeit „vor uns“

Ich werde mir die Serie auf jeden Fall auch anschauen. Zumal ich ja dieses Jahr beim Heinz Nixdorf Museums Forum war und dort mit vielen Wissenschaftlern gesprochen habe, die sich mit der Computer-Geschichte beschäftigen – ganz oft auch mit der Zeit, bevor wir – also Hannes und ich und vermutlich auch Ihr – sozusagen „an Bord kamen“. Ich habe bei den Interviews die ich geführt habe und bei den Vorträgen ganz viel Neues gelernt über mittlere Datentechnik, über die Digitalisierung des Ruhrgebietes und vieles mehr.

Das Bild zeigt mich im Digisaurier-Mini Studio im Heinz Nixdorf Museums Forum im November 2025 – da gab es Interviews und Vorträge zur „frühen Geschichte“ des Computers. Die Ergebnisse: Demnächst hier beim Digisaurier.

Daraus werden demnächst auch Videos und Artikel bei uns entstehen. Es war wirklich sehr cool, was die zu erzählen hatten. Viele Sachen waren mir überhaupt nicht klar, auch über Computer der DDR zum Beispiel. Insofern meine Empfehlung: Wenn man sich für Computerhistorie interessiert, ist „The Machine That Changed The World“ perfektes Material für die Tage zwischen den Jahren. Und demnächst haben wir das Thema auch hier beim Digisaurier.

Steve Jobs – oder: Die Biografie, die man lesen (oder hören) sollte

Zum Abschluss noch ein Buch-Tipp, beziehungsweise ein Hörbuch-Tipp. Die Biografie von Steve Jobs, geschrieben von Walter Isaacson. Sie ist 2011 erschienen, wenige Monate nach Steve Jobs‘ Tod, und basiert auf über 40 Interviews mit Jobs selbst sowie mehr als 100 Interviews mit Freunden, Weggefährten, Konkurrenten.

Hannes hat das Buch gelesen und verschlungen. Ich habe es als Hörbuch gehört, und wir sind uns einig: Es lohnt sich. Man kennt ja einzelne Versatzstücke der Jobs-Geschichte – der Typ, der die Highschool abgebrochen hat, nach Indien gereist ist, mit Wozniak eine Blue Box gebaut hat (ein illegales Gerät, mit dem man das amerikanische Telefonsystem hacken und kostenlos telefonieren konnte), dann Apple gegründet hat.

Aber die komplette Geschichte von Anfang bis Ende zu bekommen, mit allen Höhen und Tiefen, das ist noch mal etwas anderes. Die Biografie geht auch kritisch mit Jobs um, gerade was die private Ebene angeht. Seine Tochter Lisa hat er erst sehr spät anerkannt, wollte lange nichts mit ihr zu tun haben. Er hatte ein ziemlich eigenwilliges Verhältnis zu seinem Körper – viele Leute sagten, er habe oft schlecht gerochen, weil Waschen und Duschen für ihn nicht so wichtig waren. Er hing sehr indischen spirituellen Vorstellungen nach. Kurz. Er war mindestens so brillant wie gewöhnungsbedürftig.

Wie gesagt: Walter Isaacson hat wirklich Arbeit reingesteckt: rund 40 Interviews mit Jobs, etwa 100 mit anderen. Bill Gates wurde interviewt, Larry Ellison, Andy Grove von Intel. Die Geschichte, wie Jobs bei Apple rausgeworfen wurde, wie er NeXT gründete, wie Apple dann unter John Sculley und Gil Amelio strauchelte, wie man Jobs zurückholte – das alles ist drin. Und natürlich die große Zeit: iMac, iTunes, iPhone. Alles, was Apple heute ausmacht.

Auch die Krebsdiagnose wird thematisiert. Jobs hat im Interview selbst gesagt, dass er es nicht ernst genommen und sich auf alternative Heilversprechen verlassen hat, statt es früh behandeln zu lassen. Das hat ihn wahrscheinlich das Leben gekostet.

Ich habe das Hörbuch gehört, und ich muss ehrlich sagen: Bei Sachbüchern muss man sich wirklich konzentrieren. Ich höre normalerweise gerne beim Radfahren oder beim Sport, aber bei dieser Biografie merkte ich schnell, dass ich immer wieder zurückspulen musste, um nichts zu verpassen. Beim Autofahren geht’s vielleicht noch, auf dem Ergo-Trainer im Fitnessstudio wahrscheinlich auch, aber ihr solltet euch wirklich Zeit dafür nehmen – auch wenn Ihr es „nur“ hört.

Es gibt auch zwei Film-Adaptionen. Eine von 2013 – „jOBS – Die Erfolgsstory von Steve Jobs“ Mit Ashton Kutcher.“ mit kleingeschriebenem „j“ im Namen. Und eine von 2015 mit Michael Faßbender in der Hauptrolle. Die von 2015 empfiehlt Hannes. Der Film ist sehenswert, sagt Hannes, pickt sich aber nur drei prägende Keynotes heraus und erzählt drumherum die Geschichte. Er ist kein Ersatz für das Buch, aber eine gute Ergänzung. Den Film gibt es auf Apple TV, Amazon Prime und YouTube.

Aber für ein wirklich tiefes Verständnis von Jobs, von Apple, von dieser Zeit – greift zum Buch oder zum Hörbuch.

Zwischen den Jahren ist Geschichten-Zeit

So, das waren unsere Tipps für die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr. Tage, an denen man endlich mal Zeit hat. Zeit für lange Serien, für immersive Ausstellungen, für dicke Biografien. Zeit für Geschichten, die man sonst im Alltag nie erzählt bekommt.

Wir wünschen euch wunderschöne, ruhige Tage – ob mit Familie, mit Freunden oder auch mal alleine mit einer guten Geschichte. Und wenn ihr zwischen zwei Folgen „Halt and Catch Fire“ kurz Luft holt oder nach der Van Gogh Ausstellung noch ein wenig Computergeschichten braucht – dann schaut doch mal bei uns auf dem Youtube-Kanal vorbei oder lest einen Artikel auf Digisaurier.de. Im Januar machen wir zwar eine Pause mit den Live-Sendungen, aber es gibt trotzdem neue Videos, Artikel und Podcasts.

Übrigens: Die Sendung aus der wir diese Tipps im Artikel zusammengefasst haben, könnt Ihr natürlich auch anschauen oder als Podcast anhören. Da gab es noch einiges mehr zu erzählen. Den Podcast der Digisaurier findet Ihr auf allen wichtigen Plattformen – einfach nach Digisaurier suchen. Da gibt es nur the one and onlys – also uns ;-)

Habt ihr noch andere Tipps für die Zeit zwischen den Jahren? Kennt ihr „Halt and Catch Fire“ schon, oder seid ihr vielleicht sogar bei der Van Gogh Ausstellung gewesen? Schreibt es uns in die Kommentare!

Bis bald und bleibt auch mit den Typs aus diesem Artikel schön Digital-nostalgisch! Und vor allem: Neugierig!

Eure Digisaurier Christian & Hannes mit den besten Wünschen für Weihnachten und einen guten Rutsch ins Jahr 2026 – gerne gemeinsam mit den Digisauriern.

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