DeepSeek: Revolution, Rätsel oder nur Hype? Was wir wirklich wissen – und was nicht

Die KI-Welt ist in heller Aufregung. Praktisch Schnappatmung. Und die Medienwelt schnappt mit – insbesondere die Klickzahlen. DeepSeek R1, ein Open-Source-Modell aus China, sorgt für Schlagzeilen. Es wird als ernsthafte Konkurrenz zu GPT-4 gehandelt, hat in den Download-Charts ChatGPT überholt und bringt die Diskussion über KI-Technologien wieder in Schwung. Aber irgendwie erinnert das Ganze an einen Flugzeugabsturz. Warum? Erzählen wir Euch hier.

Klar ist: wer sich nicht von der ersten Welle der Begeisterung und des wilden Mitdiskutierens, Postens oder Sendens mitreißen lässt, stellt schnell fest: Wir wissen ziemlich wenig darüber, was DeepSeek wirklich kann – und ob es wirklich die versprochene Revolution bedeutet.
Stand heute, 30.01., wird vor allem eines: Spekuliert und wild mit Thesen herumgeworfen, für die man krampfhaft Belege sucht. Und in irgendeinem Körnchen Information auch leider findet. Wodurch aber die These meist nicht besser wird…

Die üblichen Verdächtigen: Hype, Spekulationen und wenig harte Fakten

Die mediale Berichterstattung zu DeepSeek erinnert an den klassischen Mechanismus eines Flugzeugabsturzes oder sonstigen Unglücks: Eine Breaking-News-Schleife setzt ein, doch es gibt kaum neue Informationen. Experten werden gefragt und gefragt und wieder gefragt… Obwohl sie selbst nicht mehr wissen als das, was bereits berichtet wurde. Und weil es hier um Technik geht, können viele Laien den Hype nicht sofort hinterfragen. Es bleibt nur die Möglichkeit, sich auf die seriösen Berichte zu konzentrieren – doch auch diese sind voll mit Konjunktiven: „könnte“, „eventuell“, „unter Umständen“. Kurzum: Es fehlt an harten, überprüfbaren Fakten. Genauso wie wir das in diesem Video sagen:

Andere Beiträge zum Thema sind so fachlich geschrieben, dass man sie nicht versteht. Darum haben wir uns gedacht. Wir brechen das Ganze mal für Euch auf klare Fakten runter.

Was wir gesichert wissen

Trotz der Unklarheiten gibt es einige wenige Punkte, die als gesichert gelten:

  • DeepSeek wurde 2023 gegründet und finanziert sich über den Hedgefonds High-Flyer.
  • Das Modell DeepSeek R1 wurde Open Source unter der MIT-Lizenz veröffentlicht.
  • In den App-Charts hat DeepSeek zeitweise ChatGPT überholt.
  • Datenschutzbehörden in Europa haben bereits Anfragen gestellt.
  • Nach Angaben des Unternehmens wurden nach Cyberangriffen Neuregistrierungen vorübergehend gestoppt.

Das war es dann aber auch schon mit den gesicherten Informationen. Denn ab diesem Punkt beginnt das Rätselraten.

Was völlig unklar bleibt

  • Ist DeepSeek R1 wirklich auf Augenhöhe mit GPT-4? Die bisher veröffentlichten Benchmarks stammen aus unternehmenseigenen Quellen und wurden nicht unabhängig überprüft.
  • Wie konnte ein Unternehmen mit nur 5-6 Millionen US-Dollar ein konkurrenzfähiges LLM entwickeln? Wurden möglicherweise Gelder aus anderen Quellen eingebracht? Aber die tauchen in der offiziellen Bilanz einfach nicht auf. Keine neue Methode in allerhand Branchen.
  • Hat DeepSeek trotz US-Sanktionen Zugang zu Hochleistungs-Chips erhalten?
  • Welche Daten wurden für das Training genutzt, und wie steht es um den Datenschutz?
  • Wurden beim Training von DeepSeek möglicherweise Ergebnisse anderer LLM „re-engineert“?
  • Ist der Hype um DeepSeek vielleicht mehr eine strategische Spekulation als eine tatsächliche technologische Revolution?

War etwas wie DeepSeek eine Überraschung?

Nein. Erstens weil die Daten zum Unternehmen und seine Ziele schon einige Zeit bekannt sind, wenn man sich beim Thema KI auf dem Laufenden hält. Es gab nur jetzt eine Welle der Aufmerksamkeit.

Zweitens: China hat konkrete Pläne, in möglichst allen Feldern der Wirtschaft, Industrie und Forschung die Nummer 1 zu werden. Dafür gibt es sogar Zeitpläne und man ist da gut unterwegs. Das KI dazugehören muss, kann niemanden wundern.

Drittens: China hat uns in verschiedenen anderen Bereichen gezeigt, wie der Staat Dinge vorantreibt, wenn ihm eine bestimmte Entwicklung für das Land wichtig ist. Solarpanele oder Elektroautos sind zwei bekannte Beispiele. Naheliegend, dass man das im Bereich KI genauso handhaben will.

Viertens: Weil wir alle solche Entwicklungen ja wirklich nicht zum ersten Mal erleben, einfach gesagt: Stellt man die Frage: „Kann man KI ressourcen-effizienter, günstiger und besser machen?“, dann wird die Antwort auf diese Frage ein herzhaftes: „Na klar!“ sein. Da wird jeder zustimmen, der schon ein paar Tage in Sachen IT unterwegs ist .

Es gibt immer einen, der es besser kann – wir kennen ihn nur oft nicht

Wenn wir – auch als Digisaurier – eines aus den Jahrzehnten der Digitalisierung gelernt haben, dann genau das. Es gibt immer irgendwo einen, der es besser kann. Wir kennen ihn vielleicht noch nicht. Aber er ist da. Darum ist es auch in der historischen Dimension von Technologie-Entwicklung nicht überraschend, dass immer mal einer scheinbar aus dem Nichts kommt, der etwas besser macht und damit die Chancen von anderen oder auch deren Aktienkurse negativ oder positiv beeinflusst.

Aber das war dann eigentlich auch schon die Nachricht. Eine Nachricht, die hoffentlich dafür sorgt, dass aktuelle und künftige Player im Bereich KI dafür sorgen werden, dass (Trommelwirbel!) KI-Modelle ressourcen-effizienter, günstiger und besser werden.

Aus welchem Land diese Entwicklung kommen wird, ist aktuell nicht vorhersagbar. Denn bis vor drei Tagen hätten wir, die wir noch andere Dinge zu tun haben als digitale Themen rund um die Uhr zu beobachten (zum Beispiel den Hund füttern, arbeiten, Kinder bei Mathe-Aufgaben helfen usw.) gesagt: Na – das wird wohl aus Amerika kommen. Jetzt wissen wir: nicht zwingend.

Es gilt eben der alte Satz: Erstens kommt es anders – und zweitens, als man selbst (oder die KI) denkt…

Wie geht es weiter?

Wir Digisaurier stehen von unserer DNA her schon mal für genaues und ruhiges Hingucken. Wir haben ausreichend digitale Säue gesehen, die durch virtuelle Dörfer getrieben wurden. Faktenbasierte Analysen sind uns erst mal wichtig – und genau hier liegt das Problem: Es gibt zu viele offene Fragen und zu wenige belastbare Antworten.

Deshalb halten wir uns erst einmal zurück, und nehmen uns die Zeit, die es braucht, um eine fundierte Einschätzung abzugeben. Und um nachzuhören, was versierte und gute Kollegen, die auch eher still sind derzeit, herausfinden und an Schlüssen ziehen. Hektische Spekulationen helfen niemandem weiter. Außer vielleicht den Klickzahlen und dem einen oder anderen Aktienkurs.

Es ist auch eine Chance, zu beobachten, wie sich der Markt entwickelt. Bisher dominieren wie gesagt scheinbar westliche Unternehmen wie OpenAI, Google und Meta die KI-Welt. Aber China holt auf. Doch in welchem Maße? Wie stark sich das internationale KI-Gleichgewicht verschieben könnte, bleibt eine offene Frage,

Könnt ihr nicht so im Digisaurier- oder Anwenderkurs-Stil trotzdem über DeepSeek berichten?

Das haben wir die Tage öfter gehört. Macht sowas doch mal in Eurer typischen Art. Mit Witzen und Humor und so. Ja, verstehen wir. Aber – auch wenn man das vielleicht nicht denkt – gerade sowas braucht eine gute Basis. Bis wir das alles beurteilen können, heißt es: aufmerksam bleiben, Informationen sammeln und nicht blind einem Hype folgen.

Und darum kümmern wir uns, soweit uns das ganz normale Leben dazu Zeit lässt ;-). Deshalb werdet ihr auch nicht von uns jeden Tag ein neues Update zum Thema bekommen. Weil es oft gar keines gibt, wenn man auf die echten Fakten schaut.

Und ja: Wir werden sicher auch mal im typischen Digisaurier-Stil, mit Witz und Ironie über das Thema berichten. Aber Witz oder gar ein wenig Satire sind eben nur gut, wenn dahinter echte Fakten stehen.

Was denkt ihr? Sollten wir doch schon jetzt mehr spekulieren? Oder erst einmal abwarten? Denn natürlich kennt Ihr uns und wisst, dass uns echt viele Geschichten zum Thema einfallen würden.  Was ist Eure Meinung dazu? Schreibt sie in die Kommentare!

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