Amiga-Memory: Ein Computer der uns geprägt hat

Wusstet ihr, dass die Erste Allgemeine Verunsicherung (EAV) ihre Lichtshows mit einem Amiga steuern wollte? Ja, ihr habt richtig gelesen! „Wir haben das technisch getestet, und es hat funktioniert,“ erzähle ich immer noch mit einem Schmunzeln, wenn wir über alte Zeiten reden. Solche Geschichten zeigen, wie revolutionär der Amiga war. In diesem Artikel nehme ich euch mit auf eine Reise durch persönliche Erinnerungen, skurrile Details und besondere Momente, die den Amiga zu einem unvergessenen Klassiker machen. Und meinem Lieblings-Computer bis heute.

In dieser kleinen Serie will ich in loser Folge „Best of Youtube“ Geschichten als Artikel umsetzen. Die Sendungen und Beiträge die vor doch schon einigen Jahren auf unserem Youtube Kanal erschienen sind, auch hier für Euch zugänglich machen. Damals hatten wir noch andere Konzepte in Sachen Youtube – aber in den Sendungen stecken viele Inhalte, die wir Euch nicht vorenthalten wollen. Darum habe ich mir die Folgen nochmal angeschaut und für Euch hier diese Aspekte zusammengefasst und ergänzt.

Damals: Das war Deutschland, als der Amiga erschien

Es war eine Zeit voller Umbrüche, als der Amiga in Deutschland seinen Siegeszug antrat. Im Kino liefen Filme wie „Zurück in die Zukunft“, „Top Gun“ und „Die unendliche Geschichte“, die nicht nur die Kinokassen klingeln ließen, sondern auch den Geist des technologischen Fortschritts und der Fantasie repräsentierten. In den Charts hörte man Bands wie Depeche Mode, Madonna und die Pet Shop Boys, die mit Synthesizer-Sounds die Musik revolutionierten. Mode und Trends waren geprägt von Neonfarben, Schulterpolstern und Stirnbändern, während Walkmans und Ghettoblaster das Straßenbild bestimmten.

Original-Sony-Walkman aus dieser Zeit – nein: an einen IPod dachten wir damals noch nicht einmal (Foto: Sony)

Nur damit das klar ist: Walkman hatte ich natürlich. Aber Stirnband habe ich nie getragen. Noch nicht mal beim Sport – das überließ ich einer damals berühmten Moderatorin von RTL ;-)

Fest steht: Die Gesellschaft war fasziniert von allem, was futuristisch wirkte, und der Amiga passte perfekt in diese Welt. Er versprach, die Grenzen dessen zu sprengen, was Computer leisten konnten, und fand seinen Platz letztlich nicht nur in Büros und Kinderzimmern, sondern auch in Studios und auf Bühnen. Diese spannende Zeit prägte eine Generation – die Digisaurier – und ließ den Amiga zu einem Kultobjekt werden.

Die Einen tanzten zum Synthesizer Sound der Pet Shop Boys – wir schrieben Bücher für Amiga Boys

Hannes und ich haben damals zahlreiche Amiga-Bücher geschrieben. Und tatsächlich waren es Bücher vor allem für männliche Leser. Amiga-Fan Boys. Aber in der Sendung erinnere ich mich an eines der Bücher besonders: „Amiga für Einsteiger“. Dieses Buch war etwas ganz Besonderes, denn ich hatte mir damals eingebildet, dass es unbedingt Farbseiten haben müsste. Ein völliges Novum für „Computerbücher.“

Eines der Bildschirmfotos die als Farbbilder-Teil in Amiga für Einsteiger waren – und das Buch teuer und das Lektorat ärgerlich machten.

„Also habe ich Bildschirmfotos vom Amiga gemacht und wir haben dann, ich glaube, 32 Farbseiten ins Buch genommen,“ erzähle ich. Das war für die damalige Zeit revolutionär, aber auch teuer: „Das Lektorat ist fast wahnsinnig geworden, weil das so teuer war,“ und das Buch kostete am Ende 39 DM. Und war für einen Computer an den niemand im Verlag glaubte.

Und was die Kollegen und Kolleginnen dort im Lektorat noch mehr nervte war der Stil ;-) Statt klassische Fachbuchüberschriften und einen sehr sachlichen Stil gab es einfache, manchmal humorvolle Überschriften für Einsteiger. Der Text war sehr persönlich und und eher launig geschrieben. Ich war ja Amiga-Fan. Ich mochte diesen Computer. Hatte mich geradezu in ihn (oder sie ;-) )verliebt und auch einiges dafür getan, damit der Amiga Erfolg hatte in Deutschland.

Ich bat einen Kollegen – ein begnadetet Illustrator – auch noch, er soll mir Cartoons für jedes Kapitel machen. Was er auch tat. Als ich das Gesamtpaket im Verlag ablieferte wäre ich gerne Mäuschen gewesen, um zu hören was im Lektorat darüber gesagt und vermutlich geschimpft wurde. Aber andererseits: Wahrscheinlich hätte ich es auch draußen hören können, vor dem Verlagsgebäude von Data Becker in der Merowinger Straße. Denn ich vermute die Cheflektorin rannte einfach schreiend zum Verleger, um ihn davon abzubringen, das Buch zu veröffentlichen.

Klappte aber nicht: Das Buch erschien genauso wie ich es wollte und wurde genau aus den Gründen, aus denen es kein klassisches Fachbuch war zum Bestseller.

Bücher – im lockeren Stil, verständlich, mit Cartoons und Farbseiten. Gegen den Strom zu schwimmen bei solchen Projekten war letztlich der Grund für viele Erfolge die wir hatten.

Wir verkauften übrigens im ersten Jahr mehr Bücher, als Amigas verkauft wurden. Weil die Leute damit den Computer ein wenig „erleben“ konnten, ohne ihn zu besitzen. Denn billig war der Amiga anfangs nicht.

Und noch etwas: Amiga für Einsteiger war das erste und einzige Amiga-Buch, das ich allein geschrieben habe, denn Hannes war damals noch dem C64 treu. Ich musste ihn erst vom Amiga überzeugen. Nicht zuletzt darum hat die Erst-Auflage eine Widmung für Hannes. Und wie viele die hier regelmässig mitlesen wissen: Später kamen wir auch in Sachen Amiga zusammen und schrieben Klassiker wie das „Amiga 2000 Buch“ und „Amiga Basic“. Alles Beststeller. Die letztlich sogar länger verkauft wurden, als es die Firma Commodore gab.

Sammlerträume: Werbegeschenke und Erinnerungsstücke

Natürlich war ich damals auch viel mit Commodore Leuten zusammen. Entwickler, Programmierer. Und darum auf vielen Events rund um den immer erfolgreicheren Computer. So kam ich an viele heute eher seltene Werbegeschenke.

Die Concorde von Commodore – mit Amiga Schriftzug

Ein Highlight meiner Sammlung ist ein Modell der Concorde mit Commodore und Amiga Schriftzug, das ich von Commodore auf einer Pressereise geschenkt bekam. „Die Concorde war der Inbegriff moderner Technologie, genau wie der Amiga zu seiner Zeit.“ Beide sind zwar irgendwann „abgestürzt“, aber damals symbolisierten sie Fortschritt und Vision. Ein weiteres Kuriosum ist ein Commodore-Schweißband, das als Werbegeschenk verteilt wurde. „Natürlich habe ich es nie wirklich schwitzend eingesetzt, sondern immer schön in Ehren gehalten,“ sage ich mit einem Lächeln in der Sendung. Vermutlich darum habe ich es noch heute und man muss sich nicht die Nase zuhalten wenn ich es auspacke…

Der Amiga auf der großen Bühne: Die Insider EAV-Geschichte

Die Zusammenarbeit mit der EAV ist eine meiner liebsten Erinnerungen – und das ist eine Geschichte, die kaum jemand kennt. Der damalige Licht-Chef der Band hatte die Idee, die gesamte Bühnenshow was das Lichtdesign betraf mit einem Amiga umzusetzen. „Ich bin tatsächlich zur EAV nach Österreich gefahren, wo sie ihre Proben für die nächste Tournee hatten und habe mit ihnen zusammengearbeitet,“ erzähle ich. Es war spannend zu erleben, wie wir gemeinsam die Technik getestet haben. Der Amiga half letztlich tatsächlich die gesamte Lichtregie zu designen, ein Vorhaben, das damals freundlich gesagt gewagt erschien.

Beim EAV Konzert mit dem Licht-Designer der EAV Bühnenshows – er wollte das Lichtdesign mit dem Amiga machen

Man darf nicht vergessen, dass damals viele Menschen sehr misstrauisch waren, was Computer und ihre Verlässlichkeit betraf. Oft hörte man in Firmen, wenn irgendwas nicht klappte, Sätze wie: „Wir haben leider auf Computer umgestellt“ als Entschuldigung. Und da traute sich jemand, die Show einer damals wirklich bedeutenden Band auf ihren großen Tourneen einem Homecomputer anzuvertrauen. „Das war ein mutiger Schritt, aber es hat funktioniert,“ und die Shows der EAV wurden dadurch zu einem besonderen Erlebnis, auch was die Lichtstimmung betraf. Es war unglaublich, wie ein Heimcomputer plötzlich ein zentrales Werkzeug auf einer großen Bühne wurde.

Info: Wer war die Erste Allgemeine Verunsicherung (EAV)? Die Erste Allgemeine Verunsicherung war eine österreichische Band, die in den 1980er und 1990er Jahren mit ihrem unverwechselbaren Mix aus Pop, Rock und Kabarett riesigen Erfolg hatte. Ihre Bühnenshows waren legendär und voller Humor, Satire und aufwendiger Kostüme. Große Hits wie „Ba-Ba-Banküberfall“ oder „Küß die Hand, schöne Frau“ wurden zu Klassikern. Besonders bekannt war die Band für ihre kreativen und oft gesellschaftskritischen Texte, die immer mit einem Augenzwinkern präsentiert wurden. Sie waren echte Pioniere darin, Musik und Unterhaltung auf eine neue Ebene zu bringen – und der Amiga spielte bei ihren Shows tatsächlich eine Rolle.

Hollywood-Feeling dank Genlock

Ah, das Genlock! Ein kleines silbernes Kästchen, das für kreative Köpfe damals ein Gamechanger war. „Damit konnte man das Bild vom Amiga mit einer Kamera oder einem Videosignal mischen – eine Art Greenbox-Effekt,“ erkläre ich in der Sendung. Stimmt. Und es war vor allem auch möglich, damit Amiga Animationen in „guter Qualität“ auf Video aufzuzeichnen, was damals keinesfalls selbstverständlich war. Ein Zuschauer namens Markus schrieb dazu als Kommentar während der Sendung damals: „Das war genial und ziemlich teuer. Ich kam mir vor wie in Hollywood.“ Genau so fühlte es sich an.

Natürlich sind die heutigen technischen Möglichkeiten weit überlegen, aber in den späten 80ern und frühen 90ern war das Genlock einzigartig. Für viele war es der Grund, sich näher mit dem Amiga zu beschäftigen.

Amiga im Freien: Wie mein Herzens-Computer und ich an die Isar kamen

Ein besonderes Bild, das mir im Gedächtnis geblieben ist und das ich in der Sendung gezeigt habe ist dieses.

Christian und sein Amiga mal outdoor (Foto: privat)
Christian und sein Amiga mal outdoor (Foto: privat)

Ihr seht einen Amiga 500 auf einem Campingtisch an der Isar. „Das war keine  Art Outdoor-Computer-Experiment,“ erzähle ich. „Wir wollten nur aus irgendeinem Grund, an den ich mich nicht mehr erinnere eine Szene drehen, wo der Amiga draußen statt drinnen war.“

Es war ein sonniger Tag, und wir haben am Deutschen Museum gedreht. Also war das möglich. Dieses Setting wirkte besonders in der späteren Sendung durch die Kombination aus modernster Technik und natürlicher Umgebung.

Der Amiga 500 auf einem improvisierten Arbeitstisch unter freiem Himmel – vielleicht war es auch unbewusst ein Symbol für die Kreativität und den Pioniergeist, den viele Amiga-Nutzer damals spürten und auch mitbrachten. Auf jeden Fall hatten das Team alles dabei, was für den Betrieb des Amiga notwendig war: Monitor, Stromquelle und natürlich viel Enthusiasmus. Es war ja doch nicht so einfach, den Strom von drinnen nach draußen zu kriegen. Und um ehrlich zu sein: Viel gesehen hat man bei dem gleißenden Sonnenlicht auf dem Monitor auch nicht. ;-) Dieses Idee für eine Moderation in der Sendung ist vermutlich auch ein nettes Symbolbild dafür, wie sehr der Amiga den Alltag und die Fantasie seiner Nutzer getriggert hat. Zumindest bei uns TV-Machern für „Neues… die Computershow“ war das damals so.

Fotos voller Geschichten – Amiga Geschichten

Und dann hatte ich noch ein paar Fotos in der Sendung gezeigt. Und jedes hat eine Geschichte.

Zum Beispiel die Autogrammkarte, die ich damals für RTL gemacht habe. Sie zeigt mich mit einem Amiga-Monitor im Arm. „Ich wollte unbedingt, dass ein Computer auf der Karte ist, denn ich war ja anfangs vor allem der Computer-und Technikmensch bei RTL,“ erkläre ich in der Sendung. Mit einem Augenzwinkern füge ich hinzu, dass die Likes und Herzchen die während der Livesendung auf Facebook kamen wahrscheinlich mehr dem Amiga galten als mir.

Christian und sein Amiga (Foto: privat) Ein Motiv für die Autogrammkarte die ich als junger Moderator von RTL bekam. Mit Technik natürlich.

Fest steht: Diese Karte war meine erste echte Autogrammkarte, und ich bin bis heute sehr glücklich darüber, dass der Amiga einen so prominenten Platz darauf einnimmt. Der Amiga und die Bücher und Artikel die wir zu ihm schrieben waren letztlich die Wegbereiter für viele erfolgreiche Projekte die wir später machen sollten und unseren gesamten beruflichen Weg.

Ein weiteres Foto oder besser gesagt eine Collage stammt von einer Pressereise nach Malta, organisiert von Commodore, um neue Produkte vorzustellen. Diese Bilder zeigen viele bekannte Gesichter der Amiga-Szene, darunter Helmut Jost, Gerold Hahn, Rolf Wiehe, Jens Härtel und Winfried Hoffmann. Hoffmann, Jost und Hahn waren wichtige Personen für uns Journalisten bei Commodore in Deutschland über die Zeit – Hoffmann und Jost als Chefs und Hahn als Presseverantwortlicher.

Es ist leider auch eine bittersüße Erinnerung, da einige dieser Wegbegleiter inzwischen verstorben sind. Es hört sich vielleicht pathetisch an. Aber diese Fotos dokumentieren eine Ära, die für viele und vor allem für mich unvergesslich bleibt.

Zuschauer-Anekdoten, die das Vermächtnis lebendig halten

Und was ich den Lesern hier auch nicht vorenthalten will. ein paar Zuschauer Kommentare und Gedanken aus der damaligen Live-Sendung. Markus schrieb zum Beispiel: „Ich hatte mir für den Monitor auch gleich einen TV-Tuner gekauft und ihn jahrelang als Super-Fernseher verwendet.“ Steffen erzählte: „Der Amiga 500 meines Vaters war mein Einstieg in die Computerwelt. Mit 512 KB Speichererweiterung war er ein Traum.“ Solche Geschichten zeigen, wie tief der Amiga in den Alltag seiner Nutzer eingebunden war. Ein anderer Zuschauer berichtete, dass ein Freund seinen Amiga nach 20 Jahren aus dem Keller geholt hat und er immer noch problemlos lief. „Jetzt ist er in der Gastronomie im Einsatz.“

Das Vermächtnis des Amiga

Der Amiga bleibt ein Symbol für eine Zeit, in der Technik mit Leidenschaft und Kreativität verbunden war. Seine Möglichkeiten waren revolutionär, und für viele von uns war er mehr als nur ein Computer – er war ein Begleiter, ein Werkzeug und eine Inspiration. Und genau diese Begeisterung spürt man bis heute – in den Geschichten, Erinnerungen und bei jedem, der den Geist dieses Computers noch lebendig hält. Und in den Geschichten rund um diese faszinierende Maschine, die wir Euch hier erzählen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert