Wann haben wir das Internet eigentlich verkackt? Was denkt Ihr? Ideen? Gedanken dazu? Bitte!
Irgendwie hatten wir uns das mal anders vorgestellt. Mit diesem Internet. Mit seinen Möglichkeiten.
Da fallen die Gatekeeper weg! Jeder kann zum Sender werden! Und nun?
Nun sind die Gatekeeper weggefallen. Jeder wurde zum Sender.
Und jetzt haben wir den Salat: Hass, Missgunst, Hetze, Fake-News, Schwurbler, Shitstorms…
Ne – das war nicht unser Plan. Aber wo und an welcher Stelle sind wir falsch abgebogen? Habt ihr eine Idee für mich? Ein paar Gedanken dazu?
Sachdienliche Hinweise? Ich brauche die für eine Video-Talkreihe die wir beim Digisaurier starten wollen. “Wann haben wir das Internet verkackt?” Auf unserem Youtube Kanal soll sie laufen. Könnt Ihr ja gerne hier abonnieren wenn ihr mögt.
https://www.youtube.com/@Digisaurier
Aber natürlich auch hier im Blog.
Ob die Serie wirklich so heißen wird? Vermutlich lässt der Algorithmus der Netzwerke das “verk…” nicht zu. Böses Wort.
Manch anderes böses Wort scheint den Algo ja irgendwie weniger zu stören. Mancher Unsinn der hier erzählt wird auch nicht.
Manchmal wenn man so durch die verschiedenen Feeds von Facebook bis LinkedIn scrolled, denkt man: Ist eigentlich jeder Tag 1. April?
Und damit das klar ist: Es ist so, dass ich meine und unsere Rolle da auch recht kritisch sehe. Wir haben vieles von dem was wird einfach zu positiv gesehen. Es forciert. Damals. In den 90igern…
Über das was da auch entstehen kann, haben wir keine Sekunde nachgedacht. Vor lauter Begeisterung. Die Begeisterung hat sicher für unsere Art von Büchern gesorgt, die viele die hier lesen gerne loben und schätzen. Für die Motivation die wir zweifellos vielen mitgegeben haben. Das hören wir ja oft hier in Kommentaren oder persönlichen Nachrichten.
Und so sind natürlich diese Art von TV-Sendungen entstanden die wir gemacht haben. Aus Begeisterung. Aus dem Wunsch heraus möglichst viele mitzunehmen.
Aber damit haben wir auch auch den Weg freigemacht für all die Dinge, die uns heute an all dem nicht so gefallen.
Als Digisaurier (eine Bezeichnung nicht nur für meine Mitstreiter und mich, sondern wie Rainer Bartel zurecht sagt für eine ganze Generation) geht es jetzt auch darum, das mit dem Blick auf die Vergangenheit etwas auseinander zu dröseln.
Derzeit arbeite ich also für unseren Blog und die Kanäle an dieser Serie mit eben diesem prosaischen Arbeitstitel: „Wann haben wir eigentlich das Internet…?”
Wie gesagt: Ich bezweifle das Youtube den Titel durchgehen lässt. Und vermutlich würde man den Beitrag auch auf LinkedIn oder Facebook kaum sehen, weil die Sprache vermutlich die Ausspielung an Euch runterfährt. Aber einmal wollte ich es sagen: Ich glaube wir haben das irgendwie ver… okay… äh… Vermasselt. Gut – am Titel wird man wohl noch arbeiten müssen…
Aber was denkt Ihr: Was ist schief gelaufen mit diesem Internet? Wo sind wir falsch abgebogen? Gerne in die Kommentare.
1. Ich denke der erste Punkt war der Sonderweg mit den Abmahnungen in Deutschland. Drum hat Freifunk (Wireless Mesh) nicht abheben können und wir haben nach wie vor kaum WLAN in öffentlichen Raum. Darum haben es aber auch viele eCommerce Seiten oder Dienste aus Deutschland es schwierig gehabt, denn 100% abmahnsichere AGB oder Impressum kann dir kein Anwalt bauen. Nennt der Amerikaner „Shooting in the cradle“.
2. Fehlen einer starken Open Source Strategie des Bundes. Also ich meine ein Airbus-Stil-Milliardenpaket. Darum sind dann andere Player in die Lücken gestoßen. Webbrowser sind finanziert durch die Werbeindustrie und praktisch dafür da uns auszuspionieren. Die andere Finanzierung der Webbrowser ist die Zertifikatemafia. Nach wir vor haben wir bei Betriebsystemen starke Windows-Abhängigkeit und gerade ist Teams dabei unsere verblieben Telekommunikationsindustrie kaputt zu machen.
3. Soziale Medien haben viel fortschrittlichere Peer2Peer Ansätze und standardbasierte Messenger abgelöst, weil der Staat nicht auf offenen Standards bestanden hat. Das gleiche konnte man bei den Akkus sehen, heute alle fest verbaut.
4. Der Staat hat bei den Druckerpatronen versagt, er hat versagt das Bundling im Wettbewerbsrecht abzustellen. Beides ganz klare Fälle von Wettbewerbsmissbrauch.
5. Servilität in der Handelspolitik. Während China mit Protektionismus eigene große App-Imperien geschaffen hat, hat Europa hier naiv Freier Markt gespielt und war Vollstrecker der K-Street, so weit, dass der eigene Markt zerstört wurde.
6. Unterfinanzierung von Dialogplattformen auf der Basis anderer, nutzerfreundlicherer Technologien.
7. Mutwillige Zerstörung von Nokia durch Herrn Elop.
8. Unfähigkeit die korrupte ICANN an die Leine zu legen.
9. Verschleppung beim Glasfaserausbau durch die Industrie in Erwartung von Subventionen. Währenddessen haben Entwicklungsländer super Netz, ohne sonderlich mittelstarke und aktive Staatsinstitutionen.
10. Software-Patente – Selbst unser Positivbeispiel MP3 ist an Patenttrollen gescheitert. Zuletzt hatte AWS damit zu kämpfen. Patente, wo ein Gesetzgeber nie entschieden hat, dass er sie für Software haben will oder ökonomisch Sinn machen, aber wo ein durch und durch korrupter Filz auf Patentanwälten und Patentämtern sich sein Business zum Schaden aller erarbeitet hat, jenseits aller politischen Kontrollmöglichkeiten. Den Vogel schoss Benoit Battistelli ab, als das Patentamt in eine Despotie auf deutschem Boden verwandelte.
11. …
Danke für die vielen Punkte und Gedanken. Natürlich gehen die zum Teil in das Thema Digitaliserung insgesamt. Aber trotzdem sind viele valide Punkte dabei. Ich werde einiges davon in die Diskussionen und Gespräche mitnehmen!
„Wir“ sind nicht falsch abgebogen, leider ist es das nicht.
Meiner Meinung nach wird durch „das Internet“ (von Social Media bis RT) nur das offensichtlich, was bisher nicht offen herumlag … oder wen hat früher das Gelaber derjenigen interessiert die an einem Kiosk ihr Bier gezischt haben und dabei „die da oben“ beschimpft hat und überhaupt „wäre ich an der Macht, würde das alles ganz anders laufen“ und auch „der Adolf hat zwar viel Mist gemacht, aber dies und das war doch ganz richtig“.
So was kam früher nicht über den üblichen Dunstbereich hinaus, aber heute kann das jeder bei Facebook, TikTok etc. veröffentlichen und erzeugt eine Kakophonie des Grauens.
Was wäre dagegen zu tun?
z. B. Medienbildung; Infos geben, dass nicht alle Infos im Internet gleichwertig sind.
Ein besserer Umgang miteinander wäre sehr wichtig, wenn jemand mal eine andere Meinung hat, muss man denjenigen nicht gleich beschimpfen oder den Tod wünschen etc.
Danke für den Kommentar. Es ist sicher richtig – auch in der alten medialen Welt – dass vieles schon da war. Aber ggf. es nicht aus der Blase in der es stattfand herauskam. Und die Möglichkeiten die heute da sind viele zu erwischen mit der eigenen Meinung oder These ist deutlich größer. Auch durch die Algorithmen. Medienbildung ist ein Thema, dass ich auch lange immer wieder angemahnt habe. Ist aber letztlich zu wenig passiert. Das gleichzeitig mit einer zunehmenden „Professionalisierung“ von Webseiten. Heute kann die jeder sehr seriös wirken lassen. Sind wir also falsch abgebogen: Ich denke an der einen oder anderen Stelle haben wir falsche Ausfahrten und Abkürzungen genommen. Und damit die Basis dafür gelegt, dass was früher wie oben beschrieben vielleicht in kleinen Runden nur gesagt wurde nun sozusagen freie Fahrt hat. Danke nochmal für die Gedanken hier!
Gerade wird vielerorts darüber geschrieben, wie Bilder mit Hilfe von KI gefälscht werden. Die einen nutzen die Bildgeneratoren aus Spaß an der Freude. Die anderen missbrauchen die Möglichkeiten.
Da musste ich an Deine Frage hier denken. Mit dem Internet war es genauso. Wir hatten Spaß an der Freude, an Farmville spielen und ja, auch an Twitter. Doch dann haben wir es verkackt.
Technologien wie Social Media oder auch Generative AI sind nicht per se schlecht, aber sie können für „schlechte Zwecke“ verwendet werden. Habe ich eine Antwort darauf, was wir tun sollten? Nein, nicht wirklich.
Jedoch finde ich, wir können wo nur irgend möglich Content Moderation fordern, regulieren und diejenigen, die sich nicht an Gesetze halten, Hasse, Hetze, Fake News und Gewalt verbreiten, bestrafen. Unter anderem deshalb haben Lars und ich auch die Festnahme von Durow begrüßt. Auch die Tech-Mogule dürfen nicht über dem Gesetz stehen.
Mehr hier: https://stefanpfeiffer.blog/2024/09/08/das-netz-euphorie-damals-ernuchterung-durch-fake-bilder-und-news-heute/
Danke für Deine Gedanken dazu. Ich glaube wir alle hätte gerne eine gute und möglichst einfache Antwort auf die Frage, wie wir es vielleicht wieder gerade biegen können. Und Deine Gedanken zum Thema, was ist schief gelaufen sind auch aus meiner Sicht, ein Teil dieser komischen Beziehung, die wir heute zum Netz haben.
Danke auch für den Link zu eurem Beitrag, den ich noch mit Interesse lesen werde – wenn erstmal der IFA Produktions-Streß vorbei ist ;-)