Last Updated on 23.02.2025 by Redaktion Digisaurier
Was passiert, wenn man seinem Auto plötzlich beliebige Fragen stellen kann? Als Hannes Rügheimer die neue ChatGPT-Integration in seinem Mercedes testete, erlebte er einige Überraschungen. Von cleveren Antworten über erstaunlich schweigsame Momente bis hin zu einer durchaus nützlichen Auskunft nach einer besonderen Verkehrssituation. Und ja – wir haben natürlich auch gefragt, was die KI über die Digisaurier weiß.
Manchmal kommt der technische Fortschritt ganz leise daher. Als Hannes Rügheimer nach unserem CES-Talk im frühen Januar 2025 in seinen Mercedes stieg, erwartete er nichts Besonderes. Schließlich hatte er gerade noch erklärt, dass sein „älteres“ Modell die neue ChatGPT-Integration wohl nicht unterstützen würde. Doch dann die Überraschung: Ein simpler Test – und plötzlich antwortete die KI.
Wenn das Backend überraschend Neues kann
Für die neuen ChatGPT-Funktionen brauchte Hannes‘ Auto nicht mal ein Software-Update. „Die Erweiterung wurde einfach im Backend aktiviert“, erklärt er. Eine Entwicklung, die selbst unseren erfahrenen Technik-Experten überraschte. Ein, zwei Tage später bestätigte eine Meldung im Fahrzeug-Display: Sie können jetzt ChatGPT nutzen.

Statt eine separate App starten zu müssen, bleibt man einfach im gewohnten Mercedes-Sprachdialogsystem. „Das ist der große Vorteil“, betont Hannes. „Keine zusätzliche App, kein Smartphone-Gefummel während der Fahrt.“ Tatsächlich gefällt ihm das native System des Autos mittlerweile sogar besser als die CarPlay-Integration seines iPhones.
Zwischen Allwissenheit und Ahnungslosigkeit
Die praktischen Tests zeigen dabei sowohl die Möglichkeiten als auch die Grenzen des Systems. Besonders interessant: Bei der Frage nach der eigenen PS-Zahl gibt sich das Auto erstaunlich wortkarg. „Das steht im Fahrzeugbrief“ ist die etwas schmallippige Antwort. Die Erklärung dafür ist simpel: Das ChatGPT-Interface im Backend weiß nicht, in welchem Fahrzeug es gerade läuft. „Da läuft ein ChatGPT-Interface im Backend und das weiß wohl nicht, von welchem Auto die Anfrage kommt“, erklärt Hannes. Eine Situation, die zeigt, dass die KI zwar Zugriff auf allgemeines Wissen hat, aber nicht direkt mit den Fahrzeugsystemen verbunden ist. Das normale Sprachdialogsystem des Autos kann dagegen durchaus auf fahrzeugspezifische Funktionen zugreifen – etwa die Sitzheizung steuern.

Wenn ein Blitz spontanes Wissen fordert
Richtig praktisch wird es bei spontanen Informationsbedürfnissen. Als Hannes – räuspern wir uns kurz und sagen wir einfach, es war ein hypothetisches Interesse – nach der Höhe eines möglichen Bußgeldes fragt, liefert das System eine präzise Auskunft: „Das Bußgeld für eine Geschwindigkeitsüberschreitung von zehn Stundenkilometer innerorts beträgt in Deutschland in der Regel 30 €.“ Ein kleiner Trost in einer unangenehmen Situation – rein hypothetisch natürlich.

„Ich habe im Nachhinein noch mal gegoogelt, um sicherzugehen, dass die Information wirklich stimmt“, ergänzt Hannes mit der typischen Digisaurier-Gründlichkeit. Denn bei aller Begeisterung für die neue Technik gilt: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Besonders wenn das System seine Aussagen mit dem Zusatz „in der Regel“ selbst relativiert.
Kennt die KI die Digisaurier?
Die Neugier trieb uns natürlich auch zu einem besonderen Test: Was weiß die KI eigentlich über die Digisaurier? „Die Webseite Digisaurier beschäftigt sich mit der Geschichte und Entwicklung der Computer und der Digitalisierung. Sie bietet spannende Einblicke in technologische Fortschritte und digitale Themen“, antwortete das System nach kurzem Nachdenken. „Da hat sie aber länger nachdenken müssen“, bemerkt Christian. Eine durchaus passable Zusammenfassung – auch wenn die KI für diese Antwort spürbar mehr Rechenzeit brauchte als für andere Auskünfte.
Aufmerksamkeit ist nicht teilbar
Ein wichtiger Aspekt ist die Verkehrssicherheit. Die Integration ins Fahrzeug-System bietet hier klare Vorteile. Statt während der Fahrt am Smartphone nach Informationen zu suchen, kann man Fragen einfach per Sprache stellen. „Das hilft eher, als dass es ablenkt“, berichtet Hannes von seinen Erfahrungen.
Christian fragt in der Live-Sendung kritisch nach der Ablenkungsgefahr. Ein gutes Beispiel zeigt dabei den Unterschied zwischen ChatGPT und der normalen Fahrzeug-Sprachsteuerung: „Die Sitzheizung kann man doch auch per Knopfdruck einschalten“, merkt er an. Hannes erklärt, warum gerade hier die Sprachsteuerung – also die normale Fahrzeugfunktion, nicht ChatGPT – sinnvoll ist: „Ich habe meine Hände am Steuer, ich guck auf die Straße. Im Vergleich dazu müsstest du dich quer über den Beifahrersitz beugen, weil der Schalter in der Beifahrertür ist.“
Christian im Studio weist auf einen wichtigen Punkt hin: Bei komplexeren Inhalten wird es schwierig mit der Aufmerksamkeit. „Bei Hörbüchern zum Beispiel geht es mir so: Wenn ich mit dem Straßenverkehr beschäftigt bin, bin ich nicht in der Lage, wirklich dem gut zu folgen.“ Eine Erfahrung, die Hannes bestätigt: „Das ist zwar jetzt 30 Jahre her, aber als ich zum ersten Mal ein Autotelefon hatte und dann tolle Gespräche während des Fahrens führte, da bin ich glaube ich auch mal über eine rote Ampel gefahren, weil ich so in das Gespräch vertieft war. Also es ist nicht immer gut, zu viel gleichzeitig zu wollen.“
Fazit: Ein sinnvoller Schritt
Die ChatGPT-Integration im Mercedes zeigt, wie künstliche Intelligenz sinnvoll in den Alltag integriert werden kann. Keine Revolution, aber eine nützliche Evolution des Sprachassistenten. Die Grenzen des Systems sind dabei deutlich erkennbar – und das ist vielleicht gar nicht schlecht. Denn nichts ist gefährlicher als blindes Vertrauen in Technik, besonders im Straßenverkehr.
Der Videomitschnitt unseres Live-Talks zum Thema findet sich hier auf unserem YouTube-Kanal: