MWC 2025: WIE WLAN ZUM WÄCHTER WIRD UND EUROPA NACH UNABHÄNGIGKEIT STREBT

Last Updated on 09.03.2025 by Redaktion Digisaurier

Was passiert, wenn WLAN-Signale nicht nur Daten übertragen, sondern auch Bewegungen erkennen können? Während die meisten Besucher des Mobile World Congress 2025 nach den neuesten Smartphone-Flaggschiffen Ausschau hielten, hat Hannes Rügheimer für die Digisaurier hinter die Kulissen geblickt – und dabei Technologien entdeckt, die manchmal über die üblichen Gadget-Neuheiten hinausgehen. Zum Beispiel dieses: Die Telekom präsentierte Router mit einer Art „sechstem Sinn“. Währenddessen tauchte in Hintergrundgesprächen immer wieder ein Thema auf: Europas Weg zur digitalen Unabhängigkeit. In Zeiten geopolitischer Unsicherheiten werden diese Innovationen zu einem Schlüssel für die technologische Zukunft unseres Kontinents.

Erstmal für alle, die lieber gucken statt zu lesen: Hier ist der Link zu unserem Youtube-Video mit der Schalte aus Barcelona.

Router mit Radarblick: WiFi Sensing Telekom

„Hättet Ihr gedacht, dass Euer WLAN-Router einen Einbrecher erkennen kann? Ja, kann er. Also in Zukunft zumindest“, berichtet Hannes Rügheimer vom MWC in Barcelona. Die Deutsche Telekom präsentierte dort eine interessante neue Technologie namens WiFi-Sensing. Sie nutzt bestehende WLAN-Signale, um Bewegungen in Räumen zu erkennen – ganz ohne zusätzliche Kameras oder Bewegungsmelder.

Das Grundprinzip erinnert an Radar: Ein Gespann aus WLAN-Router und einem Empfangs-Gegenstück (das künftig beispielsweise in einem Repeater mit eingebaut werden könnte) kann dank KI-Analyse der Signale erkennen, ob jemand im Raum herumläuft. „Du brauchst auf beiden Seiten spezielle Hardware und insbesondere eben diese Gegenstation, die die Signale wieder analysiert“, erklärt Hannes. Die Technologie soll künftig in neuen Telekom-Routern verfügbar sein, ein genaues Einführungsdatum steht allerdings noch nicht fest.

Mehr als nur Einbruchsschutz: Das verspricht die Telekom

Laut Telekom soll das System weit mehr können als nur Eindringlinge zu entdecken. Der Netzbetreiber plant, WiFi-Sensing auch für Gesundheitsunterstützung einzusetzen – etwa um Stürze zu erkennen oder zu erkennen, ob ältere Personen sich in ihren Räumen bewegen. „Sie haben auch von Assistenzsystemen für ältere Menschen gesprochen“, berichtet Hannes über die Präsentation. Die Telekom sieht Potenzial, Senioren im Alltag zu unterstützen, damit diese länger selbstständig leben können.

Durch die Analyse von WLAN-Signalen sollen künftige Router Einbrecher erkennen oder beobachten, ob sich ältere Menschen in ihren Räumen bewegen. Bild: Telekom

„Muss man sich das wie einen Schattenriss vorstellen, oder erkennt das System nur, dass da irgendetwas ist?“, fragt Christian neugierig. Hannes erklärt: „Das System erkennt schon, wie groß das Objekt ist, das da herumläuft. Es wird wohl schon Haustiere von Menschen unterscheiden können. Wenn es vielleicht ein menschenähnlicher Heimroboter ist, der da durchfährt, dann müssen sie aber wohl noch ein bisschen mehr KI drauf werfen.“ Christian lacht: „Der meldet sich ja vermutlich sowieso an und sagt dem System Bescheid, wenn er anfängt, zu arbeiten.“

Als weitere Anwendungsfelder nennt die Telekom Energieeinsparungen durch präsenzbasierte Automatisierung. Ein Datenschutzvorteil gegenüber Kameras: Das System erkennt laut Telekom keine Identitäten, sondern nur Silhouetten. Ob all diese Ankündigungen in der Praxis halten, was sie versprechen, wird sich allerdings erst zeigen müssen. „Wie bei allen Systemen kannst du es so programmieren, dass du sagst, sobald wir zu Hause sind, hörst du bitte auf zu gucken, wer gerade wo entlangläuft“, erklärt Hannes. Christian hakt nach: „In einer Zeit, wo die Menschen sich Gedanken machen über Überwachung – kann das schon heute jeder Router?“ – „Nein“, versichert Hannes, „du brauchst sowohl im Router als auch in der Empfangs-Gegenstelle spezielle Hardware.“

Europas digitale Souveränität: Mehr als nur ein Schlagwort

„Okay, Hannes, jetzt lasst uns mal vom Thema Sicherheit zu Hause zu einem anderen Aspekt von Sicherheit kommen“, leitet Christian ein. „Ich möchte mit dir gerne über Resilienz reden. Du hast ha schon mal in einer der letzten Schalten angesprochen, dass das ein großes Thema ist.“

Für diese Schalte ist Hannes zu einem anderen Stand gewechselt. „Ich bin hier am Stand von SES, das ist der Satellitenbetreiber, der Astra-Satelliten betreibt“, erklärt er. „Kennt man vielleicht vom Fernsehempfang. Die haben mittlerweile aber auch Satelliten, mit denen sie Internetdienste anbieten.“

Am Messestand von SES Astra auf dem MWC 2025 waren auch Lösungen für Internet-Versorgung per Satellit zu sehen.

„Das Thema Resilienz ist in den Hintergrundgesprächen hier sehr präsent“, berichtet Hannes. Europas Suche nach mehr technologischer Unabhängigkeit von den USA ist allgegenwärtig auf dem Kongress.

Satelliten im Orbit: Europas Antwort auf Starlink

„Was heißt denn eigentlich Low Earth Orbit?“, fragt Christian nach. Hannes erklärt: „Die Satelliten, mit denen wir bisher zu tun hatten, fliegen sehr hoch – etwa 36.000 Kilometer in der geostationären Umlaufbahn. Dort bleiben sie immer über dem gleichen Fleck, ideal zum Beispiel für Fernsehausstrahlung. Low-Earth Orbit-Satelliten hingegen fliegen nur einige hundert bis wenige tausend Kilometer hoch.“

Diese niedrigere Höhe bringt entscheidende Vorteile: „Du kannst höhere Datenraten übertragen, weil du einfach näher an den Empfängern dran bist. Auch die Signalwege und somit die Latenzen werden kürzer.“ Allerdings können solche Satelliten nicht stationär bleiben, sondern umkreisen ständig die Erde.

Christian veranschaulicht das Prinzip mit einem griffigen Vergleich: „Das funktioniert dann ähnlich wie beim Handy-Roaming, oder? Ein Satellit übernimmt für eine Zeit lang die Verbindung, dann kommt der nächste vorbei und das Empfangsgerät wechselt zu diesem.“

„Genau so ist es“, bestätigt Hannes. „So läuft es bei Starlink, und auch bei anderen andere Anbietern.“ Die spannende Frage sei jedoch, wer hinter den jeweiligen Diensten steht: „Wenn Boeing oder Amazon solche Systeme betreiben, hilft uns das in der aktuellen geopolitischen Lage nicht allzu sehr weiter. Aber es gibt auch europäische Alternativen wie OneWeb aus Großbritannien oder Telesat aus Kanada.“

Galileo statt GPS: Wenn Navigation zur Sicherheitsfrage wird

Christian lenkt das Gespräch auf ein weiteres Beispiel digitaler Abhängigkeit: „Letztendlich geht es darum, Abhängigkeiten zu reduzieren. Nehmen wir GPS – Auto-Navigation und zahllose andere Anwendungen hängen davon ab, und das System gehört den Amerikanern.“

Hannes nickt: „In fast allen Produktspezifikationen, sei es bei Smartphones oder Autos, liest man: ‚Unterstützt GPS, Galileo und weitere Systeme wie Glonass‘. Bisher war Galileo als europäisches System eher eine Randnotiz nach dem Motto ‚Schön, dass wir auch eine eigene Lösung haben, aber wir haben ja GPS‘. Das ändert sich jetzt – Galileo wird wichtiger, falls GPS ungenauer werden oder sogar abgeschaltet werden sollte.“

Das US-System GPS künftig durch die Navigations-Satelliten des europäischen Galileo-Systems zu ersetzen oder zumindest zu ergänzen, könnte in geopolitisch angespannten Zeiten wichtiger werden. Bild: Wikimedia, Science Museum Group, Creative Commons 4.0

Der Trump-Effekt: Imageverlust mit Folgen

„Das heißt, all diese Pläne für europäische Systeme, die vor fünf, zehn Jahren zum Teil verlacht wurden – warum brauchen wir ein eigenes Satellitensystem wie Galileo? – kommen uns jetzt zugute“, fasst Christian zusammen. „Glaubst du, dass neue europäische Technologie-Initiativen jetzt ernster genommen werden als früher?“

„Mit Sicherheit“, antwortet Hannes ohne zu zögern. „Was die Trump-Administration vielleicht ohnehin unterschätzt, sind weiche Faktoren.“ Er wählt seine Worte mit Bedacht: „Der Imageverlust der USA wird auf breiter Front spürbare Auswirkungen haben. Das könnte dazu führen, dass viele Nutzer und Unternehmen bewusst nach Alternativen suchen. Wann immer sie unabhängig von US-Angeboten sein können, werden sie lieber eine europäische Variante wählen.“

Christian nickt: „Das bedeutet für uns spannende und wechselhafte Zeiten – als würden wir in vielen Bereichen neu anfangen. Und das bedeutet für uns Digisaurier, dass wir weiter berichten, damit die Leute verstehen, was da gerade passiert.“

Fazit: Technologie im Zeichen der Resilienz

Der MWC 2025 zeigt, dass die Technikbranche die Zeichen der Zeit erkannt hat. WiFi-Sensing-Router und europäische Satellitensysteme sind mehr als nur interessante Gadgets – sie sind Teil einer Strategie für mehr digitale Resilienz in unsicheren Zeiten.

Für uns als Nutzer bedeutet das: Wir werden in den kommenden Jahren spannende neue Dienste erleben, die nicht nur komfortabler sind, sondern uns auch unabhängiger von einzelnen Technologieanbietern machen könnten. Die Digisaurier werden die Entwicklung für euch weiter im Auge behalten!

„Vielen Dank für deine Zeit und dein Engagement bei allen Schalten vom MWC“, verabschiedet sich Christian zum Abschluss der letzten Live-Verbindung aus Barcelona. „Diese Berichte sind nicht immer einfach – du stehst mitten im Messetrubel, wirst angerempelt und musst trotzdem präzise Informationen liefern. Das hast du wirklich großartig gemacht.“

„Danke auch von meiner Seite an dich und an alle Zuschauer“, antwortet Hannes. „Es hat Spaß gemacht und wir machen das in Zukunft auf jeden Fall wieder.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert