Last Updated on 05.06.2025 by Redaktion Digisaurier
Was passiert, wenn Google & Co nicht mehr nur Links liefern, sondern scheinbar gleich die ganze Info schön zusammengefasst und mundgerecht servieren? Ein Blick auf die Google-Entwicklerkonferenz „Google I/O 2025“, neue Browserkonzepte und warum das Web, wie wir es kannten, gerade leise stirbt. Das war unser digitaler Monat. Unseren Talk haben wir Euch hier zusammengefasst – mit einigen Entwicklungen, die uns Sorgen machen und einigen Ideen, wie wir besser damit umgehen können.
Stellt euch vor, ihr geht in eine Bibliothek und fragt nach einem Buch über Vulkane. Der Bibliothekar antwortet nicht mit „Schauen Sie mal in Regal 7, Fach 3″, sondern setzt sich zu euch und erzählt eine halbe Stunde lang alles über Vulkane aus seinem Gedächtnis. Genau das passiert gerade bei Google.
Als Hannes und ich uns kürzlich zu unserem monatlichen Digisaurier-Talk zusammenschalteten – er in Stuttgart, ich hier im Studio – wurde uns schnell klar: Wir stehen vor der größten Veränderung der Internetsuche seit es das Internet gibt. Und ehrlich gesagt macht mir das ein bisschen Angst. Nicht die Technologie an sich, sondern was sie bewirkt – und was sie mit uns machen wird. Übrigens: Am Ende des Artikels gibt es den Link zur Aufzeichnung unseres Talks. Und hier auf der Seitenleiste findet ihr den Podcast – den es aber auch beim Podcast-Angebot eurer Wahl von Apple bis Spotify geben sollte…
Deutschland hinkt hinterher – aber ist das vielleicht gut so?
Seit März dieses Jahres kennt ihr sie schon: Diese KI-Übersichten, die über den normalen Google-Suchergebnissen stehen. Das war nur der Anfang. In den USA ist Google bereits einen gewaltigen Schritt weiter. Dort gibt es jetzt den „AI Mode“ – eine komplette Neuerfindung der Suche. Statt zehn blauer Links bekommt man eine ChatGPT-ähnliche Zusammenfassung. Die Maschine wird vom Bibliothekar zum Allwissenden, der einfach drauflos plappert.

Wobei „Plappern“ nicht ganz fair ist. Im Gegensatz zu einigen meiner Freunde: Fragt man die harmlos nach ihrem Lieblingsgericht, bekommt man sofort eine Küchenphilosophie-Vorlesung über Brattemperaturen, Schmorarten und die optimale Zwiebel-Schnitt-Technik – alles ungefiltert und in epischer Breite. Am Ende kommt dann unweigerlich der Satz: „Eigentlich ist es gar nicht so schwer!“ Das bestärkt mich dann nur in dem Gefühl, dass ich das Kochen lieber doch bleiben lassen sollte.

Aber zurück zu unserem Talk. Die Technik hinter der KI-Zusammenfassung und dem, was da aktuell immer häufiger auf unseren Monitoren erscheint, ist verblüffend: Stellt ihr eine Frage, zerlegt die KI sie in Dutzende Unterfragen und startet parallel entsprechend viele Suchanfragen. Wie der Bibliothekar, der gleichzeitig in 50 verschiedenen Büchern nachschlägt – in Sekundenbruchteilen. Das Extrembeispiel heißt „Deep Search“: Die KI kann hunderte von Quellen durchforsten und euch in wenigen Minuten einen kompletten Forschungsbericht erstellen. Was früher einen ganzen Arbeitstag gekostet hätte, erledigt die Maschine in wenigen Sekunden.
Während wir in Deutschland nur diese kleinen KI-Zusammenfassungen bekommen, verschwinden in den USA die berühmten blauen Links praktisch komplett. Sie wandern in eine Seitenspalte, werden zur Fußnote. Das Web wird von der Antwortmaschine zur bloßen Datenquelle degradiert.

Warum hinken wir hinterher? Ganz einfach: Europa stellt andere Fragen. Während Amerika fragt „Wie schnell können wir das ausrollen?“, fragt Europa, „Wie sicher ist das für unsere Daten? Wer kontrolliert die Antworten? Was passiert mit dem Wettbewerb?“ Die DSGVO, der Digital Markets Act – sie alle bremsen nicht aus Prinzip, sondern wegen Prinzipien. Google und andere müssen hier erst beweisen, dass die KI-Revolution auch europäischen Standards entsprechen kann.
Opera zeigt, wohin die Browser-Reise geht
Hannes war kürzlich in Lissabon bei den „Opera Browser Days“. „Opera hat zwar einen sehr kleinen Marktanteil von etwa 0,4 Prozent“, erzählt er mir, „aber sie sind dennoch Innovationsführer. Tabs, die Integration von WhatsApp – das sind Beispiele für Browser-Funktionen, die es bei ihnen zuerst gab.“
Das große Thema dieses Jahr in Portugal: Agentische Browser. „Die Idee: Du hast einen KI-Agenten im Browser und der bekommt Aufgaben“, erklärt Hannes. „Das können Suchaufgaben sein, es können auch Aufgaben im Sinne von ‚Kauf mir etwas‘ oder ‚Buche mir etwas‘ sein.“
Konkret kann das zum Beispiel heißen: „Schlage fünf Hotels in Lissabon vor, die von dann bis dann freie Zimmer haben“ oder „Suche den günstigsten Anbieter für ein Notebook vom Typ soundso mit diesen und jenen Spezifikationen“. Der Browser durchsucht aktiv das Web und liefert die Ergebnisse. Bei Shopping-Aktionen muss man sinnvollerweise konfigurieren, ob man vorher nochmal bestätigen möchte, bevor der Browser loszieht und automatisiert ein Hotelzimmer bucht.
Mehr Details zu Hannes‘ Erlebnissen und Erkenntnissen in Portugal und den Opera-Neuerungen findet ihr in seinem ausführlichen Artikel auf Digisaurier.de.

Seit Ende Mai gibt es die Ankündigung für „Opera Neon“ – den KI-Browser. Und hier wird’s interessant: Denn die KI-Nutzung wird kostenpflichtig. „Normalerweise ist das Geschäftsmodell von Opera Affiliate Marketing“, analysiert Hannes. „Das scheint so zu skalieren, dass sie sich einen relativ großen Laden mit ein paar hundert Mitarbeitern leisten können. Aber die KI wird offensichtlich zu teuer, weil man dafür Serverfarmen braucht und sehr viel Rechenleistung.“
Der Tricorder wird Realität – ob wir wollen oder nicht
Erinnert ihr euch an Star Trek? Captain Kirk zückt seinen Tricorder, richtet ihn auf irgendetwas und bekommt sofort alle Informationen. Science Fiction? Nicht mehr. Das gibt’s jetzt – nur heißt das Ding Smartphone und läuft mit Google.

Seit diesem Jahr könnt ihr in Deutschland mit Gemini Live eure Kamera aktivieren und in Echtzeit fragen: „Was ist das?“ oder „Wie repariere ich das?“ Die KI sieht, was ihr seht, und antwortet sofort. Kein Tippen, kein Überlegen, wie man das Gesehene oder Gemeinte beschreiben müsste.
Das ist der Sprung von „Ich erkläre der Maschine, was ich meine“ zu „Die Maschine sieht, was ich sehe“. In den USA geht auch das noch weiter: Die KI kann nicht nur sehen und erklären – sie kann handeln. Sie sucht euch Ersatzteile, bestellt sie, findet YouTube-Tutorials und fügt Termine in euren Kalender ein. Alles automatisch.

Bei der Google I/O haben sie das mit einem Fahrrad-Reparatur-Szenario gezeigt: Jemand steht in seiner Garage, zeigt der KI sein kaputtes Rad, die KI erkennt das Problem, erklärt die Reparatur, bietet passende YouTube-Videos an und fragt, ob sie Ersatzteile bestellen oder den örtlichen Fahrradladen anrufen soll. Dann kommt jemand wegen Mittagessen vorbei – die KI erkennt, dass das eine Zwischenfrage ist, die nichts mit dem ursprünglichen Thema zu tun hat, hält die Klappe, und setzt das Gespräch später nahtlos fort, wenn man wieder zum Fahrrad zurückkehrt.
Das Content-Creator-Dilemma: Wer überlebt die KI-Welle?
Hier wird’s existenziell. Hannes bringt es auf den Punkt: „Das ist das Problem an KI generell, dass sie sich hemmungslos und ohne dafür irgendetwas bezahlen zu wollen, an allem bedient, was an Inhalten im Netz zu finden ist. Um dann diejenigen, die diese Inhalte erstellt haben und auch in Zukunft erstellen müssen, aus dem Spiel zu drängen.“

Eine Webseite, eine Zeitschriftenredaktion lebt davon, dass sie Klicks generiert. Sie sind die Maßzahl dafür, was sie an Anzeigenerlösen erwirtschaften können. „Und das wird natürlich ein echtes Problem, wenn niemand mehr auf die Seiten schaut, sondern sich nur noch die Zusammenfassung einverleibt.“
Im Chat kam dann auch das Thema auf, wie KI abseits der Suche schon heute hilft. Ein Zuschauer schrieb: „KI hilft mir sehr bei Programmierung.“ Bei dem Hinweis musste ich schmunzeln und ein Geständnis machen: „Ich habe vor einiger Zeit für den Digisaurier eine kleine Mini-Eliza als Webanwendung programmieren lassen. Wie Hannes bestätigen wird – und alle meine Mathelehrer werden es ebenfalls bestätigen – bin ich so was von schlecht im Programmieren. Aber mit KI konnte ich das relativ schnell und flott machen, und das hat auch funktioniert.“

Das zeigt: KI kann unglaublich hilfreich sein. Aber sie wirft auch eine weitere existenzielle Frage auf: Google lernt von echten Menschen aus zahllosen Videos, wie etwas am besten funktioniert. Die KI sieht anhand der Zahlen, welche Erklärungen am besten ankommen, kann daraus das perfekte Drehbuch entwickeln und mit den Fähigkeiten von Veo3 – einer auf der Google I/O vorgestellten Software, die unglaublich realistische Videos auch von Menschen produziert – ein perfektes Erklärvideo erstellen. Game Over für alle Content-Creator mit „How To“-Videos? Wenn Google aus den Videos aller DIY-YouTuber und Tutorial-Macher gelernt hat und diese Expertise dann in perfekt produzierten KI-Videos ausliefert – braucht man dann noch echte Menschen?
Die Wahrheitsfrage: Wenn Maschinen entscheiden, was wir wissen
Bevor wir die Frage verfolgen, ob wir noch echte Menschen brauchen, sollten wir uns jedoch erst mal im Klaren über Folgendes sein: KI-Antworten klingen immer perfekt, korrekt und hilfreich. Aber sie sind es nicht zwangsläufig auch.
Hannes hatte erst vor Kurzem ein perfektes Beispiel für dieses KI-Dilemma, als er einen alten PC für seine Schwiegereltern neu aufgesetzt hat: „Ich habe Windows 11 draufgespielt und hatte die simple Frage: Wo stelle ich nochmal ein, dass das Startmenü nicht in der Mitte, sondern links sitzen soll? So ganz intuitiv findet sich das nämlich nicht. Also habe ich es gegoogelt und eben eine Kurzzusammenfassung erhalten, die eine Methode Schritt für Schritt erklärt. Nur: die Menüs, die da beschrieben wurden, gibt es in der aktuellen Windows-11-Version so nicht.“
Dann also ein Klick auf die erste Webseite in der Fundliste: Da stand dann genau beschrieben, wie die Schritte sein mussten. „Das ist ein schönes Beispiel dafür: Die KI postuliert eine Wahrheit, die aber nicht immer stimmen muss beziehungsweise nicht immer aktuell ist.“

Das Problem wird deutlich größer, wenn es um Themen wie Politik oder Wissenschaft geht. „Wenn es um Politik geht“, überlegt Hannes, „haben wir es gerade in den USA oft mir zwei völlig unterschiedlichen Wahrheiten zu tun. Da frage ich mich ohnehin, wie schon analog jemals wieder ein Konsens hergestellt werden soll. Wenn digital künftig die KI-Instanz festlegt, was man glaubt und was nicht – dann ist auch das ein Riesenproblem.“
Was würden wir uns wünschen? „Quellen verlinken, zeigen: wo kommt denn diese Information her? Damit man im Zweifelsfall doch noch selbst nachschauen kann“, sagt Hannes. „Das wird in Zukunft noch wichtiger werden als es heute schon ist.“
Europa am Scheideweg: Datenschutz gegen Innovation?
Das bringt mich zu einer Diskussion, die ich kürzlich mit Jörg Schieb hatte. Es ging um Meta und sein KI-Training: „Facebook will die alten Postings der Nutzer verwenden, um seine KI zu trainieren. Wir haben gesagt: Mensch Leute, finden wir nicht so cool, widersprecht doch. Jörg sah das anders. Er fände es wichtig, dass Leute das zulassen, damit gute Daten reinkommen und die KI ein gutes Training bekommt. Und natürlich auch, weil die Leute Facebook kostenlos nutzen – das sei ja schließlich der Deal. In Europa konnten wir zumindest widersprechen. Aber Jörg meinte: Das Risiko ist, dass Europa durch solche Widerspruchsmöglichkeiten bei neuen Technologien wie KI ins Hintertreffen gerät.“

„Beides ist richtig“, räumt Hannes ein, als wir über das Europa-Dilemma sprechen. „Es bremst uns schon ein Stück weit.“ Apple sei ein interessantes Beispiel: „Die sind in punkto KI nach allgemeiner Einschätzung gerade völlig ins Hintertreffen geraten. Und einer der Gründe ist, dass sie sagen: wir wollen KI mit Data Privacy und möglichst lokal umsetzen.“
Hannes ist trotzdem froh um unsere europäischen Standards: „Tesla ist auch so ein Beispiel. Die haben in Kalifornien, weil es da selten regnet, einfach die Scheibenwischer-Einstellungen ins Touchscreen-Menü gepackt. Ich möchte nicht durch Starkregen fahren und mich erst eine halbe Minute lang durch irgendwelche Menüs klicken müssen.“
Übrigens: Die zunächst veröffentlichte Lösung, die in Europa in der Tat gar nicht zulassungsfähig gewesen wäre, hat Tesla dann später im Rahmen eines Software-Updates durch Shortcuts über eine Lenkradtaste verbessert. Nach Einschätzung von Hannes immer noch die zweitbeste Lösung gegenüber einem diskreten Kipp- oder Rollschalter. „Aber zumindest nicht mehr ganz so lebensbedrohlich in Welt-Regionen, in denen etwas etwas häufiger und stärker regnet.“

Das erinnert mich an frühere Zeiten: „Hannes und ich haben damals über schickere Autoradios gejammert, die mit größeren und cooleren Displays kamen – wir hingegen kriegten immer nur diese braven deutschen Einbaugeräte, die vom TÜV abgenommen worden waren. Da haben wir gesagt: Boah, wie doof ist das denn? Die amerikanischen Radios waren viel schöner, aber man durfte sie nicht einbauen. Sind wir nicht in einem ähnlichen Punkt?“
Und doch: Vielleicht erweist sich der europäische Weg auf Sicht sogar als Vorteil. „Privacy by Design“ und „AI Safety First“ könnten als Exportschlager funktionieren. Denn langfristig könnte der europäische Weg das vertrauenswürdigere Modell begründen.
Das Monopol-Problem: „Don’t be evil“ war gestern
Google kontrolliert schon heute 90 Prozent aller Suchanfragen. „Konzerne wie Google oder Meta sind unvorstellbar viel größer als Microsoft damals – als schon über eine kartellrechtliche Aufsplittung diskutiert worden war“, stellt Hannes fest. „Und trotzdem sind sie verletzbar.“
Aber die Gefahr ist real: Wenn Google nicht nur entscheidet, welche Links wir sehen, sondern gleich die ganze Antwort auf eine Frage liefert, wird es sehr mächtig – möglichweise zu mächtig. „KI wird in unseren Recherche- und Produktionsprozessen eine elementare Rolle spielen. Davon werden wir abhängiger werden als von Öl oder Gas.“

Es gibt noch ein weiteres Problem, das wir immer wieder diskutieren: „LLM Grooming“ durch gezielte Desinformation. Die Methode funktioniert so: Man stellt massenhaft Webseiten mit falschen Informationen ins Netz, die die KI beim Training mit aufsaugt. Die dort veröffentlichten „Wahrheiten“ gibt die KI dann als echte Wahrheiten wieder. Bestimmten Ländern wird diese Methode immer wieder nachgesagt – zum Beispiel Russland im Rahmen ihrer Information-Warfare-Strategie.
Die Folgen können dramatisch sein, wie ich im Talk erklärte: „Plötzlich kann dir das passieren, was sonst nur amerikanischen Präsidenten passiert: dass du missverstehst, wer wen wann angegriffen hat und den falschen dann öffentlich und vor den Augen der Welt verbal angreifst.“
Der GPS-Effekt: Werden wir denkfaul?
„Man gewöhnt sich schnell an Erleichterungen“, philosophiert Hannes. „Mit GPS haben wir verlernt, in den Straßenplan zu gucken.“ Er erzählt von einem Erlebnis vor vielen Jahren: „Als in einem meiner ersten Autos mit fest eingebautem Navi das GPS-Antennenkabel sich gelöst hatte, war ich irgendwo im Allgäu unterwegs. Ich hatte mir vor Abfahrt null Gedanken darüber gemacht, wo ich denn genau hin muss. Dann stehst Du halt irgendwo im Niemandsland und während das kleines Auto auf dem Display querfeldein abgedriftet ist, fragt man sich: Wie sieht eigentlich meine Route aus? Das war mir ein Stück weit eine Lehre.“
Die Lösung? „Es ist kein Fehler, ein paar Kompetenzen zu behalten und sich nicht nur auf die Technologie zu verlassen, weil sich ja auch die ganz simple Frage stellt: Was passiert denn, wenn so ein Server ausfällt oder einfach nur deine Internetleitung gestört ist? Auch dann sollte man schon noch überlebensfähig sein.“
Smart Glasses: Wenn die Überwachung unsichtbar wird
Bei der Google I/O wurde das Thema Smart Glasses wieder ins Zentrum gerückt. Das war ja vor einigen Jahren eher ein Misserfolg für Google. Aber jetzt wollen sie – in Kooperation mit einigen anderen Herstellern – alles besser machen. Und die KI-Integration dafür soll natürlich perfekt sein. Aber das schafft aus unserer Sicht wieder ein neues Problem.
„Das Handy kann ich noch ausschalten, einstecken, stummschalten. Aber diese neuen Smart Glasses – die neue Version der Google Glass – haben einen entscheidenden Unterschied. Da wird schnell klar: Das Ding hat man vermutlich die ganze Zeit dabei. Und wenn wir eines wissen, ist es, wie schnell wir uns an so etwas gewöhnen. Wir lassen die dann immer auf und gehen zum privaten Termin und vergessen einfach, dass wir sie aufhaben – und sie laufen weiter.“

Hier brauchen wir Privacy by Design. Lokale KI – aber das, was ich tue, bleibt bei mir. Physische Kamera-Sperren. Ich muss das Ding richtig ausschalten können. Ich muss merken, dass es aus ist.
Überlebenstipps für die neue Welt
Was können wir als Nutzer und Content Creators tun? Unsere Empfehlung: Nutzt verschiedene KI-Systeme, verlasst euch nicht nur auf einen Anbieter. Ich persönlich benutze gerne Perplexity als KI für Suchergebnisse, weil es halbwegs sichere Ergebnisse liefert und diese mit Quellen belegt.
Für Content Creators wird die direkte Beziehung zu ihren Lesern, Nutzern und Zuschauern immer wichtiger. Newsletter, Podcasts, Community – all diese Dinge werden ein entscheidende Rolle spielen. Wir werden künftig auch bei Digisaurier.de in diesem Bereich mehr anbieten – weil wir einfach glauben, dass es sonst gegen Entwicklungen wie KI-Zusammenfassungen gar keine Chance gibt.

Der Schlüssel ist: Ein eigener Stil, den die KI nicht so einfach nachmachen kann. Eigene Videos, eine eigene Art zu erzählen, Vertrauen aufbauen. Wenn die Inhalte überwiegend allgemein bleiben – also „Wie repariere ich irgendwas?“ oder „Wie starte ich irgendein Programm?“ –, dann wird’s schwierig.
Besonders wichtig: Wir müssen wieder lernen, kritisch zu hinterfragen. Das einfache Zur-Kenntnis-nehmen ist eines der größten Probleme. Wir werden sicherstellen müssen, dass wir Antworten auf ihre Richtigkeit überprüfen – und das geht nur mit Bildung und Ausbildung.
„Unser zentraler Hebel, um mit solchen Dingen klarzukommen, ist das Bildungssystem. Ich rede nicht nur von Schule, ich rede auch von Arbeitsplätzen, von der Fortbildung von Mitarbeitern. Firmen stellen jetzt auf KI-Systeme um, die automatisch Zusammenfassungen liefern. Dann müssen wir auch in den Unternehmen, in den Bildungseinrichtungen, in allen möglichen Bereichen alles dafür tun, damit die Nutzer einschätzen können, was sie da genau bekommen.“
Fazit: Die Zukunft hat schon begonnen
Douglas Adams führt mit einem humorvollen Zitat zu technologischer Innovation eine andere Sichtweise ein: „Alles, was es schon gibt, wenn du auf die Welt kommst, ist normal und üblich und gehört zum selbstverständlichen Funktionieren der Welt. Alles, was zwischen deinem 15. und 35. Lebensjahr erfunden wird, ist neu, aufregend und revolutionär. Alles, was nach deinem 35. Lebensjahr erfunden wird, richtet sich gegen die natürliche Ordnung der Dinge.“
Vielleicht sind Hannes und ich an diesem Punkt und müssen die richtige Balance finden. Hannes und ich – aber auch wir alle. Denn eines ist klar: Die Zeit der PC-Dominanz, in der Microsoft und Intel die unangefochtenen Herrscher waren, ist längst vorbei. Heute stehen wir vor neuen Herausforderungen – und neue Spieler wie Google, Meta und die chinesischen Tech-Riesen haben das gesamte Spielfeld grundlegend verändert.
Die Frage ist nicht, ob diese Revolution kommt. Die Frage ist: Wollen wir wirklich, dass eine Maschine allein entscheidet, was wir wissen? Und was passiert mit all den Websites, die niemand mehr besucht, weil Google ihre Inhalte vorher schon mundgerecht serviert hat?
Das Web, wie wir es kannten, stirbt leise. Nicht mit einem Knall – sondern mit einem sehr intelligenten Flüstern. Eine Sache bleibt jedoch konstant: Der technologische Wandel wird von Menschen gestaltet – und manchmal verschlafen. Selbst von den größten Namen der Branche.

Die Zukunft hat schon begonnen. Der Tricorder sieht derzeit aus wie euer Smartphone und ihr habt ihn schon in der Hand. Aber das macht uns nicht automatisch zu Captain Kirk oder Spock, die gelernt hatten, damit immer sinnvoll umzugehen.
Und wie versprochen: Hier der Link zum Video-Mitschnitt unseres Talks aus der Serie „Unser digitaler Monat“ – diesmal zum Thema Zukunft des Suchens und Findens im Internet.