Wie zur Hölle gehe ich mit dem Support-Ende von Windows 10 um? (Umstieg auf Windows 11 – Teil 1)

Last Updated on 10.07.2025 by Redaktion Digisaurier

„Ich gebe es zu: 2015 war ich nochmal richtig naiv und habe Microsoft geglaubt…“, erzählt Christian. „Hannes hat es damals schon geahnt: Microsoft hatte Windows 10 als die letzte Version von Windows angekündigt. Hannes blieb skeptisch. Ich war euphorisch. Ich fand das revolutionär und richtig – und war naiv. Und nun haben wir den Salat. Nicht nur, dass irgendwann Windows 11 kam – also genau das Windows, das eigentlich nie erscheinen sollte. Nein – jetzt lassen sie Windows 10 komplett über die Klinge springen. Und ich? Ich mache mich mit Hannes daran, zu überlegen, was zur Hölle ich jetzt mit meinen bisherigen und immer noch guten Rechnern eigentlich machen soll.“
Hier unsere persönlichen Praxis-Geschichten, Lösungen, Antworten, Tipps und Hinweise…

Wer wie wir das Ende von Windows 7 und 8 miterlebt hat. Wer den finalen Tag von Windows Vista begeistert gefeiert hat, weil es die grottigste aller Windows-Versionen mit den vorher höchsten falschen Versprechungen war. Der hat nun vermutlich ein Deja-vu: Am 14. Oktober 2025 beerdigt Microsoft Windows 10. Es geschieht, was nach der Ankündigung von Windows 10 im Jahr 2015 eigentlich nie hätte passieren sollen.

Nicht alle Windows Versionen machten den Anwendern Freude. Und Windows Vista war eine ganz besonders üble Erfahrung. Aber Windows 11 war vor allem ein Vertrauensbruch.

Nein – es wird nicht rauchen und knallen. Aber Windows 10 wird still und leise ins digitale Nirwana verabschiedet, indem der Softwaregigant den Support für diese Windows-Generation einfach einstellt. „Und – ist das wirklich so schlimm? Es läuft doch trotzdem noch…“, hören wir jetzt im Bekanntenkreis oft genug. Teilweise verärgert, teilweise ängstlich. Und auch Christian muss zugeben: „Erst mal dachte ich auch, dass das alles nicht so schlimm kommen wird. Die können doch nicht Millionen PCs, die eigentlich noch prima ihren Job machen, mit neuen Hardware-Anforderungen aus dem Spiel nehmen, ohne irgendeine Alternative für diese Nutzer anzubieten…“

„Doch – sie können. Und sie tun es auch“, ist Hannes‘ trockene Antwort. Also holen wir uns ein Taschentuch raus, trocknen unsere Tränen, und wappnen uns für das, was jetzt kommt. Entscheidungen, halb legale Überlegungen, Risikoabwägung und zur Nur auch Neukauf von Hardware. Im Folgenden beschäftigen wir uns damit, warum das alles zwar kein kein Weltuntergang ist – aber durchaus ein Erdbeben in unserem digitalen Alltag. Und ein Vertrauensbruch von Microsoft gegenüber den Kunden – natürlich mit angedocktem Versuch, die Story nachträglich anders darzustellen. Aber dazu etwas später noch mehr.

Windows, ein Volvo und Risiken – warum man nicht aufschieben sollte, zu überlegen, was man jetzt macht

Stellen wir uns Windows 10 mal als zuverlässigen alten Volvo vor: vielleicht nicht der hübscheste Wagen auf dem Hof, aber einer, der jahrelang bei Wind und Wetter ansprang und uns sicher und zuverlässig von A nach B brachte. Doch am 14. Oktober 2025 wird Microsoft nun sagen: „Schlüssel abgeben, ab sofort gibt es keine Inspektion mehr.“ Bedeutet: Sicherheitsupdates und Pannenhilfe – also technischer Support – werden eingestellt. Weiterfahren könnte man schon, aber das Risiko wird im Lauf der Zeit auf jeden Fall nicht geringer, dass die Kiste nicht mehr tut, was sie soll. Und dass einem dann auch keiner mehr weiterhilft – weil der Werkstattmeister in Pension gegangen ist. Und bei einem Unfall sagt die Versicherung: „Naja – war ja auch nicht mehr sicher, das Auto…“ Die Analogie macht es klar: Das Ganze kann man nicht mit einem Schulterzucken abtun.

„Das ist schon wirklich ein bedeutender Einschnitt – immerhin läuft Windows 10 weltweit noch auf Millionen von Rechnern, in Firmen, Behörden und heimischen Wohnzimmern“, sagt Hannes. Auch wenn er es damals schon ahnte, dass es mit der eingebauten Zukunftssicherheit von Windows 10 schwierig werden könnte. Ätzend findet er das auch, was da jetzt passiert. Wie also umgehen mit der anstehenden Zwangsabmeldung des guten alten Volvo – pardon, mit dem von Microsoft erzwungenen Wechsel auf Windows 11?

Was genau passiert am 14. Oktober?

Christians erste Frage an Hannes ist, natürlich: „Was zur Hölle passiert da genau, am 14. Oktober 2025?“ Und während er das fragt, kommt Christian in den Kopf, wie er mit Microsoft-Leuten Anfang 2021 gesprochen hatte und nach dem Gerücht um „Windows 11 oder so.“ gefragt hatte. „Bis heute weiß ich nicht, ob die das selber nicht besser wussten. Oder einfach nicht sagten oder nicht sagen durften wie es war. Das Gerücht wurde als Internet-Hoax abgetan“, erinnert sich Christian.

„Es gibt derzeit keine Windows 11 oder 12 in den Entwicklungsplänen.“

Microsoft-Offizielle, Anfang 2021

„Es gibt derzeit keine Windows 11 oder 12 in den Entwicklungsplänen“, sagte man mir. Und das stimmte vielleicht sogar, weil es zu diesem Zeitpunkt vermutlich „Windows Hasta la Vista“ oder so ähnlich als Codenamen trug…

Kein Wunder, dass die Anwender heute extrem sauer sind. Zumal nach den Zahlen, die wir kennen, aktuell immer noch rund 70% aller PCs weltweit mit Windows 10 laufen – dem damals als absolut zukunftssicheres System angepriesenen Microsoft-Produkt. Aaaarrggghhh! Grummel…

Muss man am 13. Oktober zitternd und bangend vor dem eigenen PC stehen, weil er kein Windows 11 hat? Das nicht – aber nachdenken, wie man damit umgeht sollte man jetzt.

Zurück zum 14. Oktober 2025: Passieren wird an genau diesem Tag eigentlich nichts. Also keine Rauchwolken, keine dauerhafter Bluescreen. Man könnt erst mal weitermachen, als wäre nichts geschehen. Aaaaber: An dem genannten Datum endet der sogenannte „Extended Support“ von Windows 10. Das bedeutet: Microsoft liefert ab dann keine Sicherheitsupdates, Bugfixes oder technischen Support mehr aus. Der Windows-10-Zug rollt also noch weiter – aber ohne Schaffner und ohne Notbremse. Wer weiterfährt, fährt mit zunehmender Geschwindigkeit Richtung Risiko – die Gefahr von Cyberangriffen und Malware nimmt zu, und früher oder später dürften auch noch Kompatibilitätsprobleme zu den dann aktuellen Versionen der eingesetzten Anwendungssoftware hinzukommen.

Es wird dann also zunehmend mehr Achterbahn als Eisenbahn, was man da fährt. Auch auf Schienen zwar, aber – wie soll man sagen – eher für Leute, die den Thrill suchen…

Wer weiter auf Windows 10 setzt, muss sich dann wohl ab Oktober eher auf eine Achterbahnfahrt einstellen. Die gute Nachricht: Zumindest läuft es immer noch wie auf Schienen…

Betroffen sind praktisch alle, die ihren PC zwischen 2015 und etwa 2022 gekauft haben. Seit 2022 werden neue Rechner vorzugsweise mit Windows 11 ausgeliefert – es sei denn, man hat etwa bei einer Online-Konfiguration noch gezielt auf Windows 10 bestanden. Was übrigens durchaus einige Leute, die wir kennen, gemacht haben – getreu dem Motto: „Warum soll ich auf etwas Neues vertrauen und etwas Neues lernen, wenn das alte doch für mich prima funktioniert?“ Ähhmmm – es gibt ein paar Rechner, da hat Christian das auch so gemacht. Aber nicht weitersagen…

„Och nö – nicht schon wieder! Warum kann ich meinen PC nicht einfach so weiterverwenden wie bisher?“

Christian, genervter Digisaurier

Immerhin war Windows 10 über fast ein Jahrzehnt der Standard für Millionen von PCs, Laptops und Notebooks. Auch viele Firmenrechner sind damit ausgerüstet. Kommen wir nochmal zur Abteilung Statistik. Die zeigt deutlich, warum das angekündigte Supportende ein größeres Problem ist: Wenn man mal nur auf den Desktop-Markt schaut, arbeiten laut den Marktanteilsbeobachtern Statcounter und WindowsArea weltweit noch rund 53% aller Desktop-PCs mit Windows 10. Erst rund 43% von ihnen laufen bereits unter Windows 11. Und dann gibt es da ja noch die Notebooks, die häufig auch mit keiner Steckkarte der Welt mehr Windows 11 fähig gemacht werden können. Christian klagt: „Das haben wir selber mit einem unserer guten – und damals sehr teuren – Sende-Notebooks erlebt, die wir für die Produktion von Livesendungen einsetzen. Kein BIOS-Update, kein Steckplatz oder dergleichen hätten ein Upgrade doch noch möglich gemacht. 2016 hatten wir dafür ein paar tausend Euro ausgegeben für die Digisaurier-Radreise. Und jetzt?“

Der Digisaurier steht traurig am Grab von Windows 10.
Ein wenig Nachtrauern hat das gute alte Windows 10 durchaus verdient.

Nun kann man sich auf den Standpunkt stellen, den Stichtag am 14. Oktober einfach zu ignorieren und weiter mit Windows 10 zu arbeiten. Geht ja, oder? Ja geht. Aber ohne digitales Sicherheitsnetz ist das auf Dauer eine ähnliche gute Idee wie ein Tandemsprung ohne Fallschirm.

Auf Windows 11 upgraden oder nicht? Es gibt doch sicher auch andere Wege…

Die Empfehlung von Microsoft ist eindeutig: Bitte alle umsteigen auf Windows 11. Das sei sicherer, moderner und sowieso viel besser. Wundert einen bei der Vorgeschichte auch nicht, dass die das sagen.

„Was sollen die auch sonst dazu kommentieren…“ sinniert Christian, während er und Hannes Stück für Stück durch seine PC-Sammlung schauen. Nein – nicht die historische. Die der aktuellen Rechner, die wir heute in der Redaktion und Produktion einsetzen. „Es ist natürlich schon ätzend“, versucht Hannes zu beruhigen. „Aber Windows 11 hat auch einiges zu bieten.“ Okay… zum Beispiel? „Windows 11 bringt viele technische Neuerungen mit. Darunter höhere Sicherheitsstandards, optimierte Benutzeroberflächen und verbesserte Performance. Wer das Upgrade durchführen kann und will, fährt anschließend also wieder auf der Überholspur – beziehungsweise um im Bild mit dem Zug zu bleiben: im digitalen ICE. Statt Achterbahn mit Windows 10 – Ihr wisst schon…

Nicht nur optisch, sondern auch unter der Haube ändert sich von Windows 10 (links) zu Windows 11 (rechts) jede Menge.

„Aber Moment mal… „, keimt in Christian ein Hoffnungsschimmer: „Ich habe da was gelesen, dass man wenn man weiter auf Windows 10 arbeiten muss oder will, man gegen eine Gebühr doch noch auch in Zukunft Support kriegt…“. Christian fängt an, die Meldung im Netz zu suchen. Braucht er aber nicht – weil Hannes die Antwort schon weiß:

„Du kennst noch Radio Eriwan? Deren Antwort war ja auch immer: Im Prinzip ja… Für Firmenkunden und Behörden bietet Microsoft noch eine Übergangslösung an – die sogenannten Extended Security Updates oder kurz ESU. Das sind kostenpflichtige Sicherheitsupdates, die es voraussichtlich noch bis 2028 geben soll.“ Aber ganz ehrlich, nachdem Hannes und Christian darüber gesprochen haben, finden wir: Für ein Unternehmen oder eine öffentliche Einrichtung mag es Sinn machen, den Umstieg hinauszuzögern und dies mit kostenpflichtigem Support zu bezahlen. Für Privatleute dürfte diese Lösung auf Sicht zu teuer werden – auch wenn da und dort von 30 Dollar/Jahr für reine Privatanwender die Rede ist. Interessant übrigens die Konditionen für Geschäftskunden: 61 Dollar im ersten Jahr, 122 Dollar im zweiten, 244 Dollar im dritten. Es scheint nicht wirklich Microsofts Interesse zu sein, dass Windows 10 noch lange Zeit parallel mitläuft.

Und dazu kommt, wie Microsoft selber schreibt: „Das Programm umfasst kritische und wichtige Sicherheitsupdates, liefert aber keine anderen Arten von Updates oder technischen Support.“ Man ist dann also im Zweifelsfall wenn es klemmt doch ziemlich alleine.

Update vom Juli 2025: „Moment mal – da ist ja doch noch was passiert!“, ruft Christian ein paar Tage später aus, während er durch die neuesten Tech-News scrollt. „Microsoft hat tatsächlich nachgelegt!“ Hannes schaut skeptisch auf. „Lass hören…“

„Die Extended Security Updates gibt es jetzt offiziell auch für Privatanwender! 30 Dollar pro Jahr – das hatte ich ja schon mal irgendwo gelesen, aber jetzt ist es wirklich bestätigt. Unser Digisaurier-Stamm-Interview Gast Thomas Kuhn von der Wirtschaftswoche schreibt das. Und wenn der das sagt, glaube ich das auch.“ Christian liest vor: „Ein Jahr lang Sicherheitsupdates für Windows 10, auch für Otto Normalverbraucher. Das ist praktisch ein Viren- und Angreiferschutz für den PC! Okay – sonst kriegt er keine Updates. Er wird also nicht fitter, aber das Krankheitsrisiko nimmt deutlich ab.“

Hannes nickt nachdenklich. „30 Dollar… das sind etwa 28 Euro. Für ein Jahr digitale Gnadenfrist ist das eigentlich okay. Aber es ist halt auch nur ein Aufschub, keine Lösung.“ Christian stimmt zu: „Es gibt sogar ein paar Wege, das ganze kostenlos zu kriegen. Über irgendwelche Bonuspunkte oder so… Aber das rückt einen nur noch näher an Microsoft und ist mir auch zu kompliziert. Ich denke bei den Rechnern wo sonst nix geht auf legalem Weg, sind die 30 Dollar der beste Weg – wobei der Preis wohl je nach Land noch etwas variieren kann. Aber egal. Es kauft uns Zeit…“

Genau darum geht es: Zeit, um in Ruhe zu entscheiden, was wir mit den Maschinen machen, die wir wirklich nicht upgraden können und die zu teuer sind um sie einfach zu ersetzen. Später können wir dann immer noch entscheiden, ob wir neue Hardware brauchen, auf Linux umsteigen oder doch noch einen Weg finden, Windows 11 zum Laufen zu bringen. „Vielleicht kommen da auch noch neue Lösungen. Besser als nichts!“, hofft Christian.

„Aber“, warnt Hannes mit hochgezogenen Brauen, „das ist wirklich nur für die Übergangszeit gedacht. Wer glaubt, damit das Problem für immer gelöst zu haben, wird vermutlich spätestens 2026 ein böses Erwachen erleben.“

Den Link zum Artikel von Thomas Kuhn findet ihr hier – mit einem Klick auf das Bild.

Unser Freund und treuer Talk-Gast Thomas Kuhn von der Wirtschaftswoche hat den aktuellen Stand der Update Situation für Privatkunden recherchiert. Den Artikel könnt ihr mit Klick auf das Bild lesen.

Das andere Windows 10: Enterprise LTSC

Und dann gibt es noch eine Option, die ein Nutzer ins Spiel brachte, nachdem der Artikel hier online ging: „Und was ist das mit diesem Windows 10 Enterprise LTSC?“ will Christian nach dem Lesen des Kommentares von Hannes wissen.

Hannes nickt: „Ja, Windows 10 Enterprise LTSC ist eine der wenigen legalen Möglichkeiten, Windows 10 nach Oktober 2025 weiter mit Sicherheitsupdates zu betreiben – und das auf alter Hardware, die Windows 11 nicht unterstützt.“ Im Grunde ist das eigentlich – so kommt es uns vor – das Support-System, aus dem heraus die ESU Lösung hervorging. „Oder dort womöglich einfach mitläuft…“ überlegt Christian laut.

Nach unseren Recherchen ist die LTSC-Version speziell für Systeme gedacht, die maximale Stabilität und möglichst wenig Veränderungen brauchen. Sie erhält bis zu 5 Jahre (Enterprise LTSC 2021) bzw. bis zu 10 Jahre (IoT Enterprise LTSC 2021) Sicherheitsupdates, auch wenn der reguläre Windows 10-Support im Oktober 2025 ausläuft.

Aber: die gibt es nur in Volumen-Lizenzen. „LTSC ist offiziell nur über Volumenlizenzierung für Unternehmen erhältlich, nicht für Privatkunden. Es gibt aber Händler, die Einzellizenzen anbieten – rechtlich ist das jedoch eine Grauzone…“, sagt Hannes, nachdem er eine Zeitlang versucht hat mehr darüber rauszufinden. Für Bastler, Puristen und alle, die Stabilität und Sicherheit ohne Update-Stress suchen, ist LTSC eine attraktive Lösung. Wer allerdings Wert auf neue Windows-Funktionen oder Store-Apps legt, sollte sich nach Alternativen umsehen

Was Christian zu der Frage bringt: „Hier eine halbe Lösung, da gar keine. Das Versprechen von 2015 definitiv gebrochen… Jetzt mal ernsthaft: Was ist denn eigentlich Microsofts Interesse?“ Nun ja… Sicherheit. Zukunftsfähigkeit. Sagt Microsoft.

Warum schickt Microsoft Millionen von PCs in Rente, die noch gute Dienste tun?

So ganz mögen wir Digisaurier dieses Argument nicht glauben. Schließlich haben wir schon in früheren Jahren mehrfach miterlebt, dass neue Windows-Versionen vor allem zu einem führten: Einem Boom beim Hardwareverkauf. Der Sprung auf Windows 95 war so ein Beispiel. Da gab es auch Mindest-Anforderungen – allerdings konnte man Windows 95 auch noch auf älteren Systemen installieren. Bei Windows 11 ist die Situation vergleichbar – nur sind die Anforderungen gegenüber Windows 10 deutlich gestiegen. Auf Rechnern, die sie nicht erfüllen, lässt sich Windows 11 schlicht nicht installieren. Wenn man also auf die Geschichte von Windows guckt, kann man schon zu dem Schluss kommen: Das Ganze hat System…

Christian Spanik und Theo Lieven (Foto: C. Spanik)
Was damals Vobis, Escom und anderen Hardware-Anbietern recht war, das ist den heutigen Herstellern und Händlern nur billig – wie es scheint. Das Foto zeigt Christian Spanik und Vobis-Gründer Theo Lieven (Foto: Privat)

Microsoft und die Hardwarehersteller verstanden sich schon immer als Allianz. Früher gab es den Spitznamen WINTEL. um die enge Zusammenarbeit von Microsoft (Windows) und dem Prozessor-Riesen Intel zu beschreiben. Aber für alle, die PCs verkauften, war ein Windows-Update (manchmal auch eines vom Office-Paket) der Tag, an dem die Kassen klingelten. Die Menschen tauschten Ihre PCs aus. Könnte Windows 11 also auch so ein … Booster sein? Ein Digisaurier-Schelm, der Böses dabei denkt…

Christian kann sich noch gut erinnern, wie er ganz begeistert im ZDF-Morgenmagazin das neue Windows 95 vorstellte. Und dann kurz darauf eine auf den Deckel bekam, weil der sehr geschätzte Kollege Günter Alt bei ZDF WiSo das Betriebssystem massiv kritisierte – wegen der Folgekosten. Zwangsinvestition in neue Hardware eingebaut, wie er zu Recht anmerkte. Allerdings muss man sagen, dass Windows 95 auch wirklich soviel besser war und so viel mehr bot als seine Vorgängerversion Windows 3.11, dass so ein Investment Sinn machte.

Die Geschichte dazu und zur Windows-Historie könnt ihr auch gerne in unserem Podcast nachhören. Und es gibt auch einen Artikel dazu hier beim Digisaurier. Anlässlich von „50 Jahren Microsoft“ hatten wir dazu ein längeres Gespräch mit dem Microsoft-Kenner Jörg Schieb. Der Digisaurier-Podcast ist dort auch verlinkt, wenn Ihr den nicht eh schon auf der Podcast-Plattform Eurer Wahl abonniert habt…

Aber zurück zu Windows 11 und die Motivation von Microsoft, die wir vermuten: Es gibt zahlreiche Hinweise darauf, dass Microsoft mit den Hardware-Anforderungen für Windows 11 – insbesondere TPM 2.0, Secure Boot und moderne CPUs – recht bewusst viele ältere PCs vom Upgrade ausgeschlossen hat. Die Begründung ist offiziell stets „Sicherheit und Zuverlässigkeit“. Aber wir und viele andere Experten finden, dass die Konsequenzen und die Kommunikation zeigen, dass der Ausschluss älterer Hardware Teil einer strategischen Entscheidung war. Und das passt ja durchaus zur Microsoft-DNA, die wir weiter oben beschrieben haben. Und das nicht nur wegen der Allianz mit den Hardware-Hersteller.

Denn was vielleicht auch mit hinein spielt: Windows 11 war seit seiner Einführung nicht so erfolgreich, wie Microsoft das erhofft hatte. Die Nutzer kamen mit Windows 10 klar und falls wir es noch nicht erwähnt haben sollten: Sie hatten ja seit 2015 bewusst ein neues System gekauft, das „zukunftssicher“ sein sollte. Dass diese Zukunft 2025 endet. hatte man damals vielleicht wirklich nicht geplant bei Microsoft. Aber der große freiwillige Wechsel der Anwender, wie man ihn in Redmond erhoffte und von manchen früheren Windows-Neueinführungen kannte, – der kam halt auch nicht.

Klar ist auch, dass die Hardware-Hersteller (früher IBM, Vobis und Escom – heute vor allem Lenovo, Dell und HP) auch wirklich gerne nochmal so einen Umsatz-Booster hätten. Zumal die Absatzzahlen von PCs in den letzten Jahren kontinuierliche zurückgegangen sind.

Der einzige Rechner in der Redaktion, den wir nicht checken müssen auf Windows 11 Fähigkeiten. Aber der macht auch schon seit Jahren immer das gleiche – und die Software dafür ist auch immer noch die alte. Online ist der auch nicht…

Als Christian und Hannes darüber sprechen, während sie anfangen, eine Reihe von Rechnern (mit einer Ausnahme – einem älteren Mac) aus der Digisaurier-Redaktion daraufhin zu überprüfen, ob sie „ugradefähig“ sind, seufzt Christian. „Ich war echt doof. Mit der ganzen Digisaurier-Erfahrung hätte ich 2015 ahnen müssen, was Hannes sich gleich dachte: Nichts ist für die Ewigkeit.“

Microsoft hätte also gerne einen Schub bei Windows 11, möchte nicht zwei Betriebssysteme (Win10 und Win11) parallel pflegen, und die Hardware-Hersteller würden gerne mal wieder im großen Stil neue Rechner verkaufen. „Klingt komisch, aber ist dann wohl eine Win-Win Situation…“, grinst Christian etwas säuerlich. „Also für die Hersteller und Verkäufer. Nicht für uns Nutzer…“

Wir können über alles reden – außer über die Hardware-Anforderungen

Microsoft hat die Hardware-Anforderungen für Windows 11 von Anfang an als „nicht verhandelbar“ bezeichnet. Die Anforderungen sind ja laut Microsoft nur zu unserem Besten. Notwendig, um „eine zuverlässigere und hochwertigere Erfahrung“ zu gewährleisten. Wer Windows 11 auf nicht unterstützter Hardware installiert, erhält keinen Support und möglicherweise keine Updates – mit ausdrücklichem Warnhinweis.

Steven Hosking, Senior Product Manager bei Microsoft, sagte uns Journalisten zum Beispiel explizit, TPM 2.0 sei „non-negotiable“ und entscheidend für neue Sicherheitsfunktionen wie Credential Guard, Windows Hello und BitLocker.

Und weil wir nicht willig waren, brauchte man einen Hebel. Dieser Hebel waren nicht die tollen neuen Funktionen und Features von Windows 11 – die wir Anwender größerenteils freundlich ignorierten. Der Hebel war dann eben: Windows 10 wird halt nicht mehr weiter unterstützt. Kommt damit klar. Basta.

Aber bevor Christian sich in seinen Ärger reinsteigert, holt Hannes digitalen Baldrian raus. „Es gibt aber eben auch Pragmatiker, die wirklich einfach mit Windows 10 weiterarbeiten.“

Und wir wollen das auch einmal deutlich und klar hier sagen, weil es nicht von der Hand zu weisen ist. Und auch das mit einem historischen Hinweis: Für Pragmatiker gilt eventuell die Devise, „Never Change a running System“. Nutzen Sie Ihren PC weiter, installieren Sie eine gute Antiviren-Software und seien Sie beim Surfen vorsichtig. Millionen von Menschen haben auch Windows XP noch Jahre nach dem Support-Ende genutzt. War so. Ob das in einer Zukunft mit mehr Cyberbedrohungen, die Interessierte einfach schlüsselfertig im Darknet kaufen können, immer noch so gilt? Das bleibt abzuwarten. Und ob man das Risiko eingehen möchte, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Hack, hack… Das Update einfach austricksen?

„Was ist mit austricksen?“, flüstert Christian Hannes zu und hält das Mikrofon seines PCs mit dem Daumen zu, damit Microsoft nicht mithört. „Ich hab da mal sowas im Netz gegoogelt… Ich meine: Wenn die nicht fair sind, dann muss ich als Anwender ja auch nicht unbedingt…“

Hannes seufzt und sieht Christian mitleidig an – wie Apple-User halt manchmal Windows-Anwender angucken. Oder so wie Christian und Hannes früher Atari-Fans angeguckt habe, die ihnen erklärten, dass der Atari im Grunde auch alles kann, was der Amiga kann. Man müsste nur …

Die Digisaurier auf der Suche nach alternativen Lösungen statt neuer Hardware – zum Beispiel in den dunkleren Ecken des Internets. Bringt das was?

Also: Um auch dies zumindest erwähnt zu haben: Natürlich gibt es wieder Bastler- und Open-Source-Projekte wie „0patch„, die kritische Sicherheitslücken mit selbst entwickelten Patches flicken wollen. Das klingt zwar charmant, ist aber eher etwas für Tüftler mit viel technischem Verständnis. 

Oder aber diese „grauen“ Wege… Das Netz ist doch voll von Artikeln und Videos mit Anleitungen, wie man die Hardware-Prüfungen (TPM 2.0, CPU, RAM etc.) mit Registry-Hacks oder Tools wie „Rufus“ umgehen kann, um Windows 11 trotzdem auf alten Rechnern zu installieren.

„Damit könnte ich doch zumindest das sauteure Windows-10-Sendenotebook von 2016, das nur wegen dem blöden TPM 2.0 nicht aufzurüsten ist…“ beginnt Christian. Aber Hannes ist da recht eindeutig: „Bei einem PC, der wirklich produktiv im Einsatz ist? Auf den Du angewiesen bist? Der permanent online ist? Noch dazu beruflich? Das würde ich nun wirklich nicht machen.“

Dieses wirklich teure Sendenotebook von der Digisaurier-Radreise 2016 würde Christian gerne doch noch irgendwie weiter nutzen und mit Windows 11 betreiben. Nur der Sicherheitschip TPM 2.0 fehlt ihm. Also vielleicht eine Methode aus der Grauzone nutzen? Registry-Hack oder so?

Was Hannes auf jeden Fall Recht gibt: Es ist klar, wie sich Microsoft zu dieser Frage verhält. Auch wenn Microsoft tatsächlich selbst mal (Christian glaubt sich zu erinnern, dass das bis 2024 so war) eine Anleitung irgendwo auf seinen eigenen Webseiten veröffentlicht hatte, wie man mit einem „Registry-Patch“ die Hardware-Prüfung von Windows 11 umgehen kann. Aber in jedem Fall ist die Ansage: Wir garantieren dann für gar nix mehr. Noch nicht mal dafür, dass ein auf einem dieser trickreichen Wegen installiertes Windows 11 nach dem nächsten Update noch funktioniert.

Wer jetzt lächelt und sagt: „Sollen die doch behaupten, was sie wollen… Das geht und ich kann das..“, der hat vermutlich genug Know-How, um Probleme, die sich dann ergeben können, zu lösen. Oder genug Todesverachtung.

Aber Hannes und Christian sehen sich eher als Digisaurier-Anwender – und als solche praktisch ausgeliefert. Hannes, der primär Apple verwendet, hat keine wirkliche Lust, sich in die Tiefen von Windows-Patches einzuarbeiten. Und Christian würde ja vielleicht gern, aber wenn Hannes nicht mitmacht?!

Zusammengefasst denken wir jedenfalls beide: Wer sich möglichst wenig mit der Wartung seines PC befassen möchte und den Rechner „einfach nur zum Arbeiten“ nutzen will, sollte von gebastelten Software-Lösungen lieber die Finger lassen.

Was ist mit Linux? Weg von Windows?

Bleibt die Frage, ob es nicht eine gute Lösung wäre, den noch perfekt funktionierenden bisherigen Windows-10-PC künftig unter Linux zu nutzen.

Machen wir es kurz: Ja, das kann man machen. Und vielleicht ist jetzt wirklich ein guter Zeitpunkt, diesen Entschluss in die Tat umzusetzen – zumindest wenn man vorher schon ein paar mal darüber nachgedacht hat, die Entscheidung aber letztlich hin und her wälzte. Die grundsätzlich am besten geeigneten Kandidaten für diesen Weg sind Einzel-Anwender, die ihren Rechner in erster Linie für Büroanwendungen, Surfen und E-Mailen nutzen. Auch für Bildbearbeitung und andere Anwendungen gibt es gibt es zahlreiche Alternativen in der Linux-Welt. Aber: In die – ebenso wie in die Bedienung und Konfiguration des Systems an sich – muss man sich erst einarbeiten. Oder wie Hannes es ausdrückt: „Ein so schwerwiegender Systemwechsel verursacht eine nicht zu unterschätzende Lernkurve.“

Linus Torvalds, 2002 in Australien (Foto: Richard Dawson via Wikimedia)
Ist Linux eine Lösung für PCs, die den Wechsel nicht mitmachen? Darüber kann man auf jeden Fall nachdenken. Dennoch will ein radikaler Systemwechsel gut überlegt sein. (Foto: Linus Torvalds, 2002 in Australien by Richard Dawson via Wikimedia))

Wer aber – wie wir – stark im Austausch mit anderen ist, wer Spezial-Programme nutzt, der muss auch dies in seine Überlegungen einbeziehen. Der eine Linux-Nutzer in einem Umfeld von lauter Windows- (und gegebenenfalls Mac-) Anwendern, wird auch schon mal als Querulant betrachtet oder belächelt. Das kann man aushalten – wenn man sich seiner Überzeugung sicher ist und nicht unbedingt zum Gelderwerb von der Kompatibilität und dem reibungslosen Austausch von Dokumenten abhängt.

Das Feld ist so weit, dass es einen eigenen Artikel wert wäre, es weiter auszuleuchten. Machen wir in Zukunft bestimmt auch mal. Aber klar ist: Der Umstieg auf Linux sollte nicht nach dem Motto entschieden werden, „Das mache ich jetzt mal, das klappt dann schon.“ Es ist eine strategische Entscheidung mit vielen Konsequenzen.

Für Christian ist klar: „Bei uns in der Digisaurier-Redaktion wäre das nur auf wenigen Rechnern machbar. Bei den entscheidenden und meist leider auch den teuren Systemen ist das keine wirkliche Option.

Windows 11 light oder so – kommt da noch ein Ausweg?

Vielleicht kommt ja noch ein Windows 11 light, das auf die strengen Hardware-Anforderungen der Vollversion verzichtet? Auch mit dieser Frage beziehungsweise Hoffnung sind wir allenfalls in der Gerüchte-Abteilung. Hannes und Christian sind in dieser Hinsicht nicht sehr zuversichtlich.

„Wenn man sich die Strategie von Microsoft anguckt, wie es zu den die Anforderungen kam, und auch die Historie – dann glaube ich eher nicht, dass sowas kommt“, sinniert Christian, während der erste Rechner hochfährt, damit wir konkret rausfinden können, ob ein Upgrade von Windows 10 auf Windows 11 in Frage kommt.

Hannes nickt nur weise und startet das dafür vorgesehene Testprogramm. Und genau darum wird es im zweiten Teil dieses Artikels gehen: Rausfinden, welche Optionen man mit seinem Rechner tatsächlich hat. Plus Tipps, Tricks und Hinweise, die helfen können, doch noch den einen oder anderen Rechner fit zu machen. Und auch ein Blick auf unsere traurigen Momente, in denen ein Upgrade nicht möglich war – und warum nicht. Plus: Wie wir mit der Aufgabe umgegangen sind, Ersatz für die betroffenen Rechner zu finden. Denn auch das ist nicht trivial. Seit Windows 95 hat sich ja auch bei Prozessoren und Rechnern doch so einiges getan. Und übersichtlicher ist die PC-Welt seither sicherlich nicht geworden.

Fast wie in Anwenderkurs-Zeiten: Hannes & Christian brüten über den Redaktions Computern. Wer darf mitkommen in die Windows-11-Aäre? Wer muss in Rente? Und was wird uns der ganze Spass kosten?

All das folgt im zweiten Teil. Den nennen wir „Praxis: Freud und Leid vor, beim und nach dem Windows-11-Update“.

Christian sagt: „Noch ein kleiner Reminder an mein jüngeres Ich aus 2015: Lieber 2015 Christian. Falls du das hier liest – kauf dir 2019 AMD-Aktien und verkauf sie 2021. Und glaub Microsoft kein Wort über ‚das letzte Windows‘. Nie. NIEMALS! Aber das weißt du ja inzwischen…“

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