Wie seht ihr das: Ist das Internet kaputt?

Im ersten Moment war es nur eine witziges Bild: dieser kleine Raum im Hotel, an dem dran stand „@Internet“. Mein erster Gedanke: so arm ist das Internet schon, dass es in so einer kleinen Butze in einem Hotel  mit angeschlossenem Kurheim und Sanatorium für ältere Herrschaften wohnen muss. Also machte ich daraus ein lustig gemeintes Freitags-Posting für den Digisaurier. Und dann kamen mir am Wochenende die vergangenen Monate oder gar Jahre in den Kopf. Und die Frage: ist das Internet wirklich so arm? Ist das was wir da angefangen haben heute nur noch armselig? Ist das Internet kaputt, wie ein bekannter digitaler Kolumnist es 2014 formulierte?

Ich möchte mit Euch darüber reden. Eure Meinung ist gefragt.

Armes InternetDer österreichische Bundespräsidenten-Kandidat „…Van der Bellen ist krebskrank“ kann man lesen. Gepostet von einem politischen Gegner und sofort tausendfach ungeprüft geteilt. Einer schreibt, alle schreien.

Oder es kommt zum heftigen Getwitter bei labiler Wetterlage: „Vielleicht sollte nächstes mal dann wieder die deutsche NATIONALMANNSCHAFT spielen“.  Gedacht und per Twitter als digitales Bötchen  unter virtuelle Segel gesetzt von einer deutschen Politikerin nach dem EM-Aus und sofort in einen heftigen Shitstorm geraten. Eine schreibt, alle schreien.

Alle schreien? Ja, leider. Und darum bitten wir euch hier, auf Facebook oder Twitter um Eure kühle, kurz überlegte Meinung zum Thema. Ihr tippt Meinungen in die Kommentarbereiche hier, auf Facebook oder twittert mit dem Hashstag #armesinternet, wir machen daraus einen Facebook Livestream, der dann auch hier zu sehen sein wird. Natürlich könnt ihr auch während des Livestreams noch weiter Meinungen abgeben.

Von Mausrutscher und Mimikarma – die beiden Seiten des armen Internet

Mausrutscher pflastern unsere virtuellen Wege, Seiten tarnen sich als Nachrichten (zumindest was die Optik betrifft) und wiederholen in Wahrheit immer gleiche Gerüchte oder Platitüden, um zu hetzen oder Dinge madig zu machen – und aktualisieren oft genug nur Zeiten und Orte von uralten und schon damals nicht wahren Kamellen.

Und die Kollegen von www.mimikama.at schreiben sich die Finger wund, um die Dinge richtig zu stellen. Sie recherchieren, brauchen oft nur Minuten um herauszufinden, dass die Meldung – so faktenreich sie sich liest – doch nur fantasiereich ist.  Und dann setzt das Geschrei ein und die Pöbelei. Ein Tonfall weit unter allen realen und virtuellen Gürtellinien – egal von welcher Seite. Armes Internet?

Die neue Einsamkeit des armen Internet – Freunde steigen aus

Ist das Internet armselig - alleine im virtuellen Raum
Bin ich bald alleine in diesem Internet, weil alle Freunde ihre Accounts zumachen, weil hier alles so kaputt, krank und armselig ist?

Und dann kommen, regelmäßig nach solchen Aufregern die Postings von Facebook-Freunden und teils langjährigen Weggefährten auf meinem Weg vom digitalen Revoluzzer zum Digisaurier: „Ich hab die Schnauze voll – ich mach meinen Account dicht…“, „Ich kann das nicht mehr ertragen was hier für ein Blödsinn gepostet wird…“, „Das Internet ist nur noch armselig…“. Und fast noch schlimmer sind die Freunde, die nix mehr sagen, aber bei denen man am Account merkt: die waren Wochen, Monate oder gar Jahre nicht mehr da. Weder zum posten noch zum lesen. Bin ich bald alleine am virtuellen Tisch? Weil alle meine alten Freunde weg sind?

Arm, krank, ungerecht und ein Spion – das Internet 2016

Ist das Internet kaputt - weil sich die Augen immer wieder entsetzt ob der Inhalte weiten?
Graue Haare bekommen, entsetzter Blick auf den Monitor – haben wir das Internet dafür gebaut?

Aber da ist noch mehr, an Ärgernis und Netzfrust wie es scheint. Die Netzbetreiber überlegen Geschäftsmodelle, bei denen sie an Erfolgen von jungen Internet-Startups mit verdienen können – dafür sollen dieses Startups schnellere Netzübertragungen bekommen als andere. Gemeines Internet? Verkaufte Netzneutralität? Unsere Computer werden (vor allem mitsamt den Daten darauf) in Geiselhaft genommen und nur gegen Lösegeld vielleicht wieder freigegeben. Ungerechtes Internet? Verbrecherisches Internet?

Softwarekonzerne liefern aus, was sie gerade fertig haben, weil man damit ja schon mal gucken kann, ob es läuft. Und wenn nicht, kann man dank schneller Leitungen ja einen Patch schicken. Reparatur vor Ort, aber ohne Rücksicht auf Nutzer.

Und Nachrichten müssen vor allem raus, raus, raus. Sonst ist eine andere Seite schneller. Oder gar ein privater Twitterer oder Instagrammer oder Snapchatter… Und wie bei der Software gilt: erstmal (raus) schießen, dann nachgucken… Vorschnelles Internet?

Was ist bloß aus unserem Internet geworden?

Neues auf der CeBIT 1996 (1 von 1)Was ist geworden aus diesem Internet? Der großartigen Informationsquelle, dem Paradies für kleine Ideen und Startups die sich hier perfekt entwickeln können. Dem großen Gleichmacher, der disruptive Geschäftsideen erst möglich macht, weil alle dieselben Voraussetzungen haben, was Netzzugang und Geschwindigkeit betrifft. Dem Demokratie-Retter, in dem jeder seine Meinung sagen kann. Alles im …äh… Eimer? Alles anders? Alles falsch? Alles ungerecht? Alles kaputt? Oder übertreiben wir nur? Sind wir zu alt für die Realität? Haben wir Geister gerufen, die wir nun nicht mehr bändigen können? Oder starren wir nur wie ein Karnickel auf die Schlange und jammern, weil die nach uns die Dinge anders nutzen, als wir es taten oder zumindest heute tun würden?

Das Internet ist kaputt, sagte Sascha Lobo 2014. Wirklich?

Er ist bekannt für klare Meinungen. Und oft muss man – egal ob man ihn mag oder nicht – schon nachdenklich nicken bei dem, was er sagt: Sascha Lobo. „Das Internet  ist kaputt“ bezog sich 2014 auf das Thema NSA und Datenschutz. Privateste Informationen würden damit zum Spielball der Mächtigen.

„Wir haben uns geirrt, unser Bild vom Internet entsprach nicht der Realität, denn die heißt Totalüberwachung.“

Sascha Lobo

Wie gesagt: damals war vor allem der Aspekt Privatsphäre das Thema. Aber durch Flüchtlings-Situation, Populismus und Co, Finanzinteressen und, und, und kam ja in der Zwischenzeit noch einiges dazu, an Möglichkeiten zur Hinterfragung dieses Internets. Haben wir das alles so gewollt? Und interessiert einen, was wir gewollt haben?

Jetzt seid ihr dran: Mitmachen bei uns. Meinungen twittern, kommentieren…

UPDATE: Als dieser Artikel erschien, begannen wir gerade mit unseren Sendungen bei Facebook.  Diese Möglichkeit mit dem Facebook-Livestream haben wir ja nun regelmäßig beim Digisaurier. Sicher werden wir auch dieses Thema demnächst mal wieder zum Thema machen. Aktuell könnt ihr aber eure Meinung gerne bei Facebook oder hier in den Kommentaren hinterlassen. Den Hashtag #armesinternet fragen wir weiter ab. Sobald ein bisschen was an Meinungen beisammen ist, werden wir sicher wieder was daraus machen.

Also: Schreibt eure Meinung, eure Gedanken dazu auf: hier in die Kommentare, in Facebook als Kommentar oder per Twitter unter dem Hashtag: #armesinternet

Livestream für Facebook: Armes Internet
Das war der erste Versuch: Digisaurier Live: Die Tipper-Talkshow war unser erster Formatversuch beim Digisaurier als Facebook Livestream. Mittlerweile senden wir regelmässig und man kann auch immer mitmachen.

Wir wollen versuchen daraus ein Livestream Format zunächst bei Facebook Live zu machen, das man natürlich auch hier auf der Seite ohne Facebook sehen kann. Wir hoffen natürlich, dass das Ergebnis eine Bereicherung im Netz wird. Und nicht ein weiterer Grund zu sagen: „Boaah – ist das armselig…“ Die Livestream Zeit geben wir natürlich wieder hier bekannt. Und sind gespannt auf eure Teilnahme, Gedanken und Ideen.

Mehr zum Thema Medien & Internet aus Digisaurier-Sicht? Dann vielleicht das hier lesen.

Ein Livestream weil was passiert ist – kein Programm

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