Elektrisch und autonom – wollen wir das eigentlich? Das ist die Frage, die sich die Digisaurier Christian Spanik und Hannes Rügheimer nach zwei Tagen auf der IAA stellen. „Streckenweise will ich das schon“ beantwortet Hannes diese Frage. Autonomes Fahren – das wurde überall auf der IAA 2017 gezeigt. Also: irgendwie. Mit Show- und Konzept-Autos. Mit Studien und tollen Filmen. Aber wie sich das wirklch anfühlen wird, dass können wir höchstens ahnen. Selbst wenn man schon mal wie wir in dem einen oder anderen Testfahrzeug saß. Und dann gibt es da Begriffe, wo man sich fragt: was wollen die uns sagen? Hochautomatisiert? Teil-Autonom? Level 1 oder Level 5? Smartes Parken? In unserem Video reden wir drüber. Direkt von der IAA 2017. Und wer nicht gucken kann, der kann hier auch lesen…
Wer Lust hat zu gucken, der kann unsere kleine Sondersendung hier auf unserem Youtube Kanal angucken – die haben wir direkt auf der IAA 2017 aufgezeichnet. Und wer will kann auch per Abstimmung zu zwei Fragen Stellung nehmen. Uns interessiert, wie ihr das seht. Und falls wir es noch nicht gesagt haben: wir freuen uns auch über Abonnenten auf dem Kanal ;-)
Wer will, der kann auch gerne lesen, was wir so besprochen haben und zum Thema denken. Denn als Digisaurier mag man ja das eine oder andere anders sehen…
Aber zuerst ein kleines Dankeschön:
Ein großes Dankeschön geht an Continental, die uns einen Raum als provisorisches Sendezentrum zur Verfügung gestellt haben. So konnten wir unsere ersten Eindrücke noch direkt auf der IAA aufzeichnen und als jüngste Ausgabe von „YouTube Exklusive“ veröffentlichen.
Die Digisaurier
Schon lange produziert Continental mehr als nur Reifen – der Automobilzulieferer hat eine Vielzahl von Komponenten und Systemen im Angebot und engagiert sich zunehmend auch bei digitalen Services und den dafür nötigen Backend-Systemen.
Die große Botschaft der Pkw-IAA 2017: Vernetzung und jede Menge Mobilitätskonzepte
Was war nun die große Botschaft der diesjährigen IAA Pkw und des am 20.09. hier veranstalteten CarIT-Kongresses? Klare EInschätzung beider Digisaurier: Absolut im Fokus standen Vernetzung und neue Mobilitätskonzepte. Viele Startups und IT-Firmen drängten die traditionellen Autohersteller und ihre Zulieferer ein Stück weit in den Hintergrund.
Wie „connected“ und modern nicht die Autozukunft, sondern die Auto-Gegenwart bereits ist, zeigt ein Blick in das auf der IAA 2017 vorgestellte neue Top-Modell von Audi: Der neue A8 wartet Touchscreen-Displays mit haptischem Feedback, ein virtuelles Cockpit und eine Vielzahl durchdachter Innovationen bis hin zum teilweise hochautomatisierten Fahren auf Autobahnen auf. Aber all das sind natürlich Schritte auf dem Weg zu Level 5 für autonomes Fahren.
Probleme bei der Handy-Integration ins Auto größtenteils gelöst
Aus Sicht der Digisaurier besonders erfreulich: Die tiefe und flexible Integration zwischen Smartphone und Auto ist heute kein Problem mehr. Firmeneigene Stecker von Nokia, Sony-Ericsson oder Samsung gibt es nicht mehr – stattdessen sind die standardisierten Schnittstellen von heute die Cloud und die Auto-Funktionen von Android und iOS. Dank ihnen lassen sich Smartphones sich unabhängig von der Gerätegeneration integrieren
Mit Sprachsteuerung und automatischer Synchronisation im Hintergrund sorgen Auto und Handy dafür, dass der Fahrer während der Fahrt möglichst wenig abgelenkt wird. Dies ist auch die Zielsetzung von Systemen wie Android Auto oder Car Play. Manchem mag die Reduktion zu weit gehen. Doch ihr großer Vorteil: Mächtige und nützliche Systeme wie Google Maps lassen sich in Fahrzeugen aller Klassen nutzen. Auch in günstigen Einsteiger-Autos. Und dies bringt den Nutzern klare Vorteile, denn Insider bestätigen schon heute, dass etwa die Stauvorhersagen von Google Maps viel präziser sind als selbst die Dienste von sehr viel teureren Infotainment-Systemen.
Wer wird der Schrittmacher der Entwicklung sein? Die Frage beim CarIT Kongress auf der IAA 2017
Level 5 soll umgesetzt werden – also autonomes Fahren für alle. Da ist die Frage berechtigt, wer der Schrittmacher der weiteren Entwicklung sein wird: Ist es die Autobranche, sind es die Automobil-Zulieferer oder ist es doch eher die Tech-Industrie wie Google, Facebook oder Amazon. Bemerkenswert: Bei der genau so formulierten Abstimmung auf dem CarIT-Kongress antwortete die deutliche Mehrheit der anwesenden Fachleute:
Schrittmacher wird die Tech-Industrie sein. Da kann schon die Sorge aufkommen, ob die Automotives das Rennen schon längst aufgegeben haben.
Abstimmungsergebnis Teilnehmer CarIT-Kongress
Innovationen und Zukunftsszenarien gab es aber auch bei den klassischen Autoherstellern zu Hauf. Zum Beispiel das Concept Car „Aicon“ von Audi. Es zeigt, wie sich der Hersteller autonome Fahrzeuge des Level 5 vorstellt. Nämlich wie eine First-Class-Lounge auf Rädern, komplett auf Unterhaltung beziehungsweise Unterstützung der Passagiere ausgelegt. Audi spricht davon, den Insassen eine „25. Stunde“ zu schenken. Autonomes Fahren mit Spaß- und Genußfaktor also? Aber wann ist es soweit. Und was soll das mit alle diesen Levels beim autonomen Fahren?
Level 0, 1, 2, 3, 4, 5 – was zur Hölle ist damit gemeint wenn es um autonomes Fahren geht?
Der Begriff der „Levels“ mit verschiedenen Zahlen war allgegenwärtig in den Messehallen. In diesem Zusammenhang lohnt also ein kurzer Blick darauf, was die Autoindustrie eigentlich mit der Klassifizierung von Level 0 bis Level 5 genau meint:
Level 0 entspricht dem klassischen Autofahren – der Fahrer lenkt, gibt Gas, bremst und so weiter.
Level 1 steht für einzelne, isolierte Assistenzsysteme – zum Beispiel einen Abstandsradar, auch ACC, „Adaptive Cruise Control“ genannt.
Bei Level 2 sind einzelne Funktionen automatisiert, etwa durch einen Spurhalteassistenten, Staufolgefahren oder eine automatische Einparkfunktion. In diesen definierten Situationen steuert, beschleunigt und bremst das Auto selbstständig.
Level 3 steht bereits für Hochautomatisierung. Solange die Assistenzfunktionen in Betrieb sind, braucht der Fahrer das Auto nicht ständig zu überwachen. Das Fahrzeug kann selbstständig lenken, blinken, die Spur wechseln und ähnliches mehr. Der Fahrer muss sich aber bereithalten, innerhalb einer Vorwarnzeit wieder die Kontrolle zu übernehmen.
Level 4 ist dann schon Vollautomatisierung. Die Kontrolle des Fahrzeugs wird dauerhaft vom Computer erledigt. Nur in Ausnahmesituationen muss der Fahrer noch selbst die Steuerung übernehmen.
Bei Level 5 ist kein menschlicher Fahrer mehr erforderlich. Die Insassen sind nur noch Passagiere. Deshalb haben solche „Roboter-Taxis“ auch kein Lenkrad oder andere Bedienelemente zur Steuerung des Fahrzeugs mehr.
Smartes Parken und clevere 3D-Sensoren
Christian hat sich auch Konzepte zum smarten und hochautomatisierten Parken angeschaut. Ein quasi „autonomes Parkhaus“ bringt dabei nicht nur Komfort, sondern auch andere handfeste Vorteile: Da die automatisch eingeparkten Autos keine Türen mehr öffnen müssen, lässt sich bis zu 20 Prozent Platz einsparen – beziehungsweise es lassen sich entsprechend mehr Fahrzeuge im gleichen Parkhaus unterbringen. Und da 25% aller Unfälle Parkrempler sind, reduziert hochautomatisiertes Parken auch diese Zahlen. Wenn alles so klappt, wie es sich die Anbieter vorstellen.
Bei seinem Rundgang durch den Ausstellungsbereich des Car-IT-Kongresses entdeckte Christian noch die Münchener Firma Blickfeld. Sie präsentiert günstige, kompakte und sehr hoch auflösende 3D-Sensoren nach Lidar-Technik. Dieses Prinzip zur Abstandsmessung spielt in hoch- und vollautomatisierten Autos eine entscheidende Rolle. Da ist es eine gute Nachricht, dass diese Technik preiswerter, kleiner und präziser wird. Seine Vision und Lösung erklärt das Unternehmen ausführlich unter www.blickfeld.com. Klar ist: das sind Kerntechnologien für autonomes Fahren.
Ein virtueller Blick in die Zukunft smarter Städte
Beim Besuch am Stand von Continental konnten Christian und Hannes auch einen virtuellen Blick in die Zukunft werfen. Denn auf diese Weise präsentiert das Unternehmen seine Zukunftsivision „Bee“: Kleine, autonome Robotertaxis, die in 10 bis 15 Jahren Stadtbewohner kutschieren könnten. Das Bemerkenswerte: Conti hat nicht etwa Mockups dieser Fahrzeuge für die IAA gebaut, sondern präsentiert sie den Messebesuchern mit VR-Brillen. Das Erlebnis fanden beide Digisaurier auf jeden Fall beeindruckend. Autonomes Fahren als Probefahrt war damit möglich – und die Hololens machte das auch sehr realistisch erlebbar.
Ausführlicher werden wir diese und andere Themen demnächst beim Digisaurier und in der Intelligenten Welt vorstellen.
Mehr zum Thema gibt es übrigens bei www.intelligente-welt.de – zum Beispiel diesen Text hier:
Forschung fürs autonome Fahren: Software macht Sensoren besser
Und weil wir gerade bei smarten Dingen sind: auch in Sachen vernetztes Haus haben wir uns umgesehen: