„Webmontage? Was ist eine Webmontage?“ Nein, nein, es geht nicht um das Montieren von Web-Seiten. Es handelt sich um Montage – also Tage, die am Anfang der Woche stehen.
Web-Montage bringen Menschen zusammen, die sich für IT im weitesten Sinne und das Internet im speziellen interessieren. Ich gehe da seit Jahren gerne hin und kann sagen: Die Web-Montage haben sich seit 2008 enorm verändert.
Ein Web-Montag geht so: Wer mag, meldet sich für einen der Vortrags-Slots an. Dann hat er rund 20 Minuten Zeit, etwas Interessantes zu präsentieren. Die Themen sind weit gefasst, sollen unterhalten und bilden – zähe Eigenwerbung für das Unternehmen ist verpönt. Danach gibt es noch ein paar kurze Hinweise auf spannende Projekte (auf Web-Montag-Deutsch „Pitches“). Dann ist Feierabend und Netzwerken angesagt.
Mein erster Web-Montag 2008
Meinen ersten Web-Montag habe ich im November 2008 besucht. In Fürth, bei der Werbeagentur machen.de. Knapp 50 Leute waren da, wir passten in einen kompakten Konferenzraum. Von damals sind mir nette Kontakte geblieben und die Erinnerung an ein kurzes Konzert von Sven Apenburg. Der spielte auf einem Didgeridoo aus Baumarktteilen.
400 Teilnehmer bei der Datev
Seit 2008 ist der Webmontag in Nürnberg enorm gewachsen und hat mit dem Event im Oktober 2014 bei der Datev seinen Höhepunkt erreicht: 400 Besucher. Mir ist das fast schon zu viel – mit 50, 60 Leuten kann ich schön netzwerken – bei 400 verkrieche ich mich lieber in eine Ecke. Aber wenn es den anderen gefällt, soll es mir recht sein.
Ich frage mich nur: Was hat ein großes Unternehmen wie die Datev von so einem Webmontag? „Recruiting“ vermute ich, also die Suche nach neuen Mitarbeitern. „Sichtbarkeit,“ meint Stefan Peter Roos, Mitorganisator des Webmontags: „Wir veranstalten den Web-Montag an ständig wechselnden Orten“. Und das sei für die Unternehmen interessant.
Nicht auf allen Veranstaltungen drängen sich 400 Menschen – es geht auch kleiner, zum Beispiel mit 100 wie am 2. Februar 2015 bei Silbury. Überschaubar.
Hinter uns liegen Vorträge zum Internet der Dinge (von Silbury, ohne Eigenwerbung), eine Geschichtstsunde zur New Economy und die Geschichte von Andreas Fehr, einem tapferen Stadtmarketing-Ritter, der den Einzelhandel in der Kleinstadt Roth für ein gemeinsames Shopping-Portal begeistern möchte. Zu Fuß. Eine Herkulesaufgabe.
Solche Projekte finde ich faszinierend, weil sie so komplett außerhalb meines Spektrums liegen. Und genau das macht den Reiz der Web-Montage aus: Der Blick über den Tellerrand. Und natürlich auch Brezen, Bier und das Netzwerken ganz ohne soziale Medien. So wie früher. Vielleicht kommt ja eines Tages Sven Apenburg mit seinem Didgeridoo zurück und gibt bei der Datev ein Konzert für Wasserrohre vor 400 Zuschauern.