Der Movie Maker - unterschätztes Tool zum Schneiden von Urlaubsfilmchen

Praxis: Reicht der Movie Maker für den Urlaubsfilm?

Videoprofis raufen sich die Haare: Zigtausende Normaluser mögen den Windows Movie Maker! Aus Sicht von Experten erreicht das kostenlose Microsoft-Ding nicht einmal den Rang eines Tools. Aber die Cracks haben auch andere Ansprüche. Wir Smartphone-Menschen, die bloß aus den vielen Fotos und Clips, die sich in den Ferien so nebenbei angesammelt haben, ein oder zwei Urlaubsfilmchen schneiden wollen, lieben diesen Movie Maker. Und, ja, dieses kostenlose Tool reicht aus. Vor allem, wenn die Videos später vorwiegend auf dem Phone, dem Tablet oder dem Notebook gezeigt werden sollen. Denn dann bastelt man Streifen von maximal drei Minuten Länge mit dem MM, lädt sie zu Youtube hoch und verteilt den Link. Nichts leichter als das…

Nur drei Spuren

Vergleicht man den Movie Maker mit professioneller Schnitt-Software, fällt als erstes auf: Es gibt beim MM nur drei Spuren. Eine für Fotos und Bewegtbilder, eine für den Ton und eine für Textelemente. Weil sich mangels zweiter (oder dritter, vierter, fünfter…) Bildspur die Clips nicht überlappen können, gibt es eine Auswahl an Übergängen, fälschlicherweise „Animationen“ genannt. Eine Tonmischung findet nicht statt. Der Amateurregisseur hat lediglich die Wahl, unterlegte Musik bzw. unterlegte Kommentare oder den O-Ton in den akustischen Vordergrund zu schieben.

So wird eine Tonspur angelegt
So wird eine Tonspur angelegt

Das sind Einschränkungen, die erstens brillante Effekte und Schnitttechniken unmöglich mache und die zweitens deutlich machen, dass sich der Movie Maker eher für schlichte und kurze Filmchen eignet. Dafür bietet das Teil aber einige Automatiken an, die gegen mögliche Langeweile wirken. Text kann beispielsweise nicht nur in Form von Untertiteln eingesetzt, sondern im Vor- und Abspann auf vielfältige Weise animiert werden. Bei den Überblendungen sind ein paar schicke Bewegungen dabei, und die Palette der Effekte macht ganz nette Bilder möglich.

Wo gibt’s den Movie Maker? Bis zum Windows XP war der Movie Maker Teil der Systemprogrämmchen. Windows 10 kommt dagegen ohne dieses niedliche Tool. Es ist nämlich jetzt Teil des Pakets „Windows Essentials 2012“, das separat runtergeladen werden muss (hier die Deeplink zu Microsoft Go). So weit, so gut. Die Essentials-Suite wird aber im Januar 2017 eingestellt. Dann funktioniert der MM zwar weiter, aber es gibt weder Support, noch Updates. Stattdessen soll es noch vor Ende 2016 den Movie Maker im Microsoft-App-Store geben. Dann kann er wie jede andere App downgeloadet und installiert werden.

Reduce to the max

Die Vorschau ist jederzeit möglich
Die Vorschau ist jederzeit möglich

Das Schöne ist, dass in die Bildspur sowohl Videoclips, als auch Fotos eingefügt werden können. Bei einem Bild kann man natürlich einstellen, wie lange es stehen bleiben soll. Weil hier natürlich auch die Übergänge, Animationen und Effekte wirken, geht natürlich auch ein Urlaubsfilm nur aus Fotos. Zwei Tipps dazu: Hochformatige Bilder sitzen mitten im Schwarz, was unschön wirkt – also nur Querformate einfügen. Zweitens: Wenn beim MM das Seitenverhältnis 16:9 eingestellt ist, dann sollten auch nur 16:9-Fotos benutzt werden. Liegen aber ausschließlich 4:3-Bilder vor, stellt man eben den MM auf dieses Format um. So bastelt man quasi eine Diashow, die mit Untertiteln und Musik hinterlegt allen Betrachtern Spaß macht.

Das Grundrezept für einen Urlaubsfilm ist simpel. Damit die Betrachter gleich wissen, wo’s hinging, empfiehlt sich als Vorspann ein Foto, aus dem der Ferienort unmissverständlich klar wird. Wer in Paris war, setzt den Eiffelturm ein, Mallorca-Urlauber zeigen den Strand. Dann geht’s im Wechsel zwischen Bewegtbild und Foto. Die Standardstandzeit für ein Bild beträgt sieben Sekunden und kann auf mindesten eine Sekunde verkürzt werden. Tipp: Eine lange Folge von Fotos, die ohne Übergang (also hart aneinander geschnitten) jeweils nur eine Sekunde stehen, wirkt beinahe wie ein Video.

Die richtige Reihenfolge

Lange Videopassagen können auf Leute, die nicht mit waren, ausgesprochen öde wirken. Also zerlegt oder kürzt man sie. Selbst für einen tollen Schwenk entlang der Alpengipfel sollte die Laufzeit höchstens 20 Sekunden betragen! Wie kürzt man? Man fügt die ganze Sequenz ein und spult langsam vor bis zu dem Punkt, an dem es spannend wird. Dann wählte man den Befehl „Teilen“ bei den Videotools. So entstehen zwei Sequenzen, und man kann die unerwünschte löschen. Geht natürlich auch am Ende: vorspulen bis zu dem Punkt, wo’s öde wird – teilen – Rest löschen. Ähnlich geht man vor, um aus einem langen Clip mehrere Sequenzen zu verwenden. Jedes Mal wird der ganze Clip eingefügt. Dann wird weggeschnitten, was man an der aktuellen Position nicht sehen will. Das wiederholt man, bis das Material ausgenutzt ist.

Was Profis in den Wahnsinn treibt beim Movie Maker: Ton und Text hängen an eingefügten Fotos oder Clips. Das bedeutet, dass die Musik futsch ist, wenn die Sequenz gelöscht wird, an der sie hing. Daraus leitet sich die dringende Empfehlung ab, zuerst die Bildspur fix und fertig zu schneiden. Dann erst den Ton anfügen und zuletzt alle Textelemente anlegen. Ganz zuletzt wird dann der Abspann gebaut, der alle interessanten Infos in Textform enthält. Schließlich schaut man sich die Vorschau an, und dann erst speichert man den Urlaubsfilm im gewünschten Format. Das empfehlenswerte Format fürs Hochladen nach Youtube wird angeboten.

Und hier ein Beispiel:

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