Roon: Jede Menge Infos zu den Songs und Alben (Screenshot)

Praxis: Roon – das Schweizer Taschenmesser der Musikverwaltung

An die 35.000 Titel verteilt auf gut 4.800 Alben wohnen auf meinem heimischen NAS. Über 20 Jahre legal (und natürlich auch illegal) heruntergeladene Musik sowie fast meine ganze gerippte Vinyl- und CD-Sammlung. Und doch höre ich fast durchweg nur das, was mir Streaming-Dienste wie Spotify, Deezer und Amazon Music anbieten. Dazu – das ist mir heilig – genau eine richtig echte LP auf einem richtig echten Plattenspieler pro Tag. Und warum? Weil mir der Zugriff aufs digitale Soundarchiv bisher zu unbequem war. Und dann wurde ich durch einen Artikel im Fachmagazin Stereoguide.de auf Roon aufmerksam.

So sieht der Bedien-Client auf einem PC aus (Screenshot)
So sieht der Bedien-Client auf einem PC aus (Screenshot)

Was dort stand und später auch von einem Beitrag auf Hifi.de bestätigt wurde, klang verheißungsvoll. Roon, ein Client-Server-System, sei die ideale Mischung aus einer Musikserver-Software, einer umfassenden Datenbank mit Informationen zur Musik und einem Multiroom-System. Tatsächlich hatte mich am Hören von Titeln direkt vom NAS immer der mangelnde Komfort bei der Auswahl und die entweder fehlenden und schlechten Möglichkeiten, Playlists zusammenzustellen, gestört. Am ehesten zufrieden war ich da noch mit dem guten, alten Winamp.

Streamingdienste wie Tidal und Qobuz können eingebunden werden (Screenshot)
Streamingdienste wie Tidal und Qobuz können eingebunden werden (Screenshot)

Aber mit diesem auch schon ziemlich genialen Player gelang es mir nur unter Verrenkungen, die Musik auf die Boxen in den verschiedenen Räumen zu verteilen. Außerdem konnte Winamp bisher nur die Informationen (inkl. des jeweiligen Plattencovers) anzeigen, die beim Download mitgespeichert wurden. Um der Wahrheit die Ehre zu geben: die aktuelle Version von Winamp kann das. Und es soll auch nicht unerwähnt bleiben, dass es noch viele andere brauchbare Mediaplayer für Windows, iOS und Android gibt – unter anderem selbstverständlich Apples iTunes, der Windows-Mediaplayer und der Media Monkey.

Zugriff auf Internet-Radios gibt es auch (Screenshot)
Zugriff auf Internet-Radios gibt es auch (Screenshot)

Der Schlüssel zur Musikverteillogistik von Roon liegt im Client-Server-Konzept, dessen Schaltzentrale die Bibliothek verwaltet und das Streaming sowie die Verbindung zu den Audio-Output-Devices regelt. Im Prinzip handelt es sich um ein spezielles Betriebssystem, dass zudem mit heruntergeladenen Erweiterungen ausgebaut werden kann. Von den Fähigkeiten in Sachen Bibliothek habe ich schon geschwärmt, aber die Einbindung von Abspielgeräten zeigt sich verblüffend einfach – wenn man das Zusatzprogramm Roon Bridge installiert hat. Denn dann können alle im WLan entdeckten Geräte von Roon angespielt werden.

Alle im WLan gefundenen Geräte, die "Roon ready" sind, werden gefunden (Screenshot)
Alle im WLan gefundenen Geräte, die „Roon ready“ sind, werden gefunden (Screenshot)

Vorausgesetzt, sie sind „Roon ready“. Das sind inzwischen neben AirPlay, Chromecast und Sonos viele AV-Receiver und diverse Multiroom-Systeme – die Liste wächst kontinuierlich. Ist ein Gerät oder System „Roon ready“ zertifiziert, wird es vom Roon-Server im WLan gefunden und automatisch konfiguriert. Das klappt auf Anhieb und ohne größere Einstellfrickeleien. Wie gesagt: Server und Client; es braucht also Apps, mit denen Roon gesteuert werden kann. Die gibt es für Windows, MacOS, iOS und Android. Und mit dem speziellen Client Roon Remote (für iOS und Android) kann das System von unterwegs gesteuert werden.

Roonlabs, der Entwickler, gehört inzwischen zu Harman Kardon. Da wundert es nicht, dass es (jetzt schon in den USA, bald auch in Europa) einen Server in Hardwareform gibt; beziehungsweise zwei Versionen namens Nucleus One und Nucleus Titan, die mit dem eingebauten Betriebssystem sofort als Roon-Server funktionieren. Ein solcher Nucleus muss per LAN-Kabel uns heimische Netz eingebunden werden und kann dann über den Router im WLan angesprochen werden. Als Speicher dient dann eine einzubauende SSD oder zwei per USB angeschlossene Platten oder das verbundene NAS. Während der Titan bislang nur als Prototyp existiert, kann der One bereits vorbestellt werden; in Europa wird er wohl um die 700 Euro kosten.

Der Nucleus One von Roon - ein schickes Ding (Foto: Roon)
Der Nucleus One von Roon – ein schickes Ding (Foto: Roon)

Aber… Wie alle guten Sachen auch ein Aber haben, so auch Roon. Denn es kann nur um Abo genutzt werden, und das kostet rund 15 Euro im Monat. Immerhin kann man das System 14 Tage lang kostenlos testen. Wofür man zahlt? Einerseits für die kostenlosen Updates, andererseits für den Service, den Roon bereitstellt und mit dem die Titel und Alben identifiziert, bebildert und mit Infos aufgewertet werden. Das ist eine feine Sache, mir aber zu teuer. Um ehrlich zu sein: Ich bin dann doch wieder bei Winamp gelandet.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert