Ausschnitte: Sowas findet man auf Jodel in der App

Was zur Hölle… ist denn Jodel ? Oder: Mitkriegen wie Studenten ticken.

Manchmal müssen wir Digisaurier aufpassen, dass uns nicht doch die aktuellen Trends entgleiten – besonders auf dem Social-Media-Kontinent. Immerhin übernehmen wir gerade Facebook. Während sich gerade die Generation U30 rasend schnell aus Mark Zuckerbergs Dingsbums verabschiedet und Richtung Instagram und Snapchat abwandert, übernehmen die älteren Damen und Herren über 40 Facebook. Man mag es kaum glauben, aber es gibt auch soziale Netzwerke die Nischen besetzen. Eines davon ist der deutsche Dienst Jodel. Nun mag das Ding für uns Ältere weniger attraktiv sein, aber immerhin lernt man beim Lauschen wie Studenten heute ticken. Denn Studenten sind ganz klar DIE Zielgruppe für Jodel.

Anonym und im 10-km-Umkreis

Wer die App installiert, kann zuhören, wie sich (vorwiegend Studenten) im Umkreis von 10 Kilometern anonym unterhalten. Tatsächlich kann jeder ohne jede Form von Registrierung mitschwätzen. Man setzt einen Text oder ein Bild ab und wartet auf die Redaktion der Leute, die den eigenen Jodel sehen können. Die haben die Möglichkeit, zu antworten und vor allem zu voten. Erhält ein Eintrag mehr Negativ- als Positivbewertungen, verschwindet er spurlos im Social Nirvana. Die Differenz zwischen Plus und Minus wird angezeigt. So einfach ist das.

Beispiel für einen ernsthaften Jodel
Beispiel für einen ernsthaften Jodel

Realistisch betrachtet entsteht vielleicht aus jedem zwanzigsten Jodel eine Debatte. Wobei die Ernsthaftigkeit doch sehr von der Uhrzeit abhängt. Nach 21 Uhr geht es vorwiegend um Saufen, Sex oder beides. Da jodeln einsame Seelen ihren sexuellen Notstand heraus oder suchen Mitsäufer. Tagsüber und während des Semesters findet man dagegen nicht wenige Einträge zu genuin studentischen Themen. Da wird gefragt, wie dieser oder jener Dozent so ist, wie man mit wenig Aufwand diesen oder jenen Schein kriegt oder ob es eine Selbsthilfe zu diesem oder jenem Studiengang gibt. Wie gesagt: alles anonym.

In echt treffen

Wer auf richtig lebenden Menschen treffen möchte, der muss sich per Jodel verabreden. Haben sich beispielsweise Insassen einer Juristengruppe zum gemeinsamen Repetieren verabredet, wird Suchenden mitgeteilt, wann und wo man sich trifft. Auch das geschieht in der Vergnügungszone: Bin um 23 Uhr in der Geissel hinten am Billardtisch. Wer mag, geht hin und gibt sich als Jodler zu erkennen.

Jodel geht USA - Beispiel San Francisco
Jodel geht USA – Beispiel San Francisco

Das Schöne an Jodel ist (noch), dass der auf Facebook übliche Missbrauch noch weitestgehend unbekannt ist. Zwar haben die allgegenwärtigen Spammer schon entdeckt, dass man den GPS-Standort manipulieren und so von z.B. Hamburg aus mit den Münchner Studenten jodeln und denen dabei ein bisschen Reklame unterjubeln kann.

Aber alles in allem tut die Plattform, was sie soll, und bringt Leute im Umkreis einer oder mehrerer örtlicher Hochschulen zusammen. Wobei verblüffend ist, dass sich – so weit an den Einträgen ablesbar – kaum Menschen beteiligen, die nicht Studierende sind.

Unklares Geschäftsmodell

Noch einmal: Jodel ist kostenlos und werbefrei, aber die Jodel Venture GmbH beschäftigt aktuell 10 Mitarbeiter. Wie finanzieren die Gründer Alessio Borgmeyer und Tim Schmitz den ganzen Zinnober? Nach eigenen Aussagen kommt Geld von Investoren, besonders von solchen, die sich auf Start-ups spezialisiert haben (Samwer-Brüder) sowie von ein paar Promis der Szene. Das deutet daraufhin, dass Jodel dann doch noch irgendwann ein Geschäftsmodell wird, also Einnahmen generiert. Nur wann und wie, das ist – Stand jetzt – noch unklar. Vielies deutet daraufhin, dass Local Advertisement der Hebel zum finanziellen Erfolg wird, dass also den Nutzern punktgenau zu ihrem Aufenthaltsort und kontextbezogen auf ihre Inhalte Angebote eingespielt werden. Fragt sich, on die Studenten das schlucken werden…

Einen eigenen Youtube-Kanal gibt es auch – das wöchentliche „Best of Jodel“:

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