Erstes Drohnenrennen auf der ILA (Foto (c) Messe Berlin)

Was zur Hölle… ist denn nun wieder Drohnensport?

Wer sich als braver IT-Experte auf der diesjährigen CeBIT in die Halle 16 verirrte, landete mitten im Geschwindigkeitsrausch. Denn hier rasten kaum tellergroße Quadrocopter mit bis zu 80 km/h ferngesteuert durch einen ziemlich komplexen Parcour – in den ersten Tagen zur Volksbelustigung, dann vor allem beim Training der Drohnensportler und schließlich bei den abschließenden Rennen. Die mit einigen dreidimensionalen Hindernissen bestückte Strecke lag meist im Halbdunkel, Leuchtketten am Boden markierten den Verlauf, und es war kaum möglich, den futuristischen Fluggeräten mit den Augen zu folgen. Ab und an ging eine Drohne zu Boden und musste neu gestartet werden. Spektakuläre Crashes brachten das Publikum zum Raunen. Und die Piloten? Die saßen unauffällig in einer Ecke und steuerten ihre Boliden. Und zwar per Funkfernsteuerung und mit einer Brille, mit der sie den Flug aus der Drohnenperspektive verfolgen konnten. Schwindelfreie Zuschauer hatten die Möglichkeit, dieselben Bilder an aufgestellten Monitoren zu sehen.

Für europäische Verhältnisse waren die Drohnentage in Hannover noch recht exotisch. In den USA gehört der Indoor-Drohnensport – der bevorzugt in überdachten Football- und Baseball-Stadien stattfindet – schon zum Alltag. Und mit dem World Drone Prix in Dubai erreicht der Sport jetzt Formel-1-Niveau, denn das Preisgeld summiert sich auf 1 Million US$! Auch auf der ILA Berlin Air Show 2016 reüssierte der neue Rennsport mit einem ersten Copter-Race aus der Ich-Perspektive, hier FPV-Racing (First Person View) genannt.

Aber am Vergleich der genannten Events zeigt sich schon das Dilemma: Es herrscht heilloser Wildwuchs bei den Regeln und Definitionen. Dabei wären gerade Drohnenrennen in Hallen für Zuschauer und Piloten höchst attraktiv, wenn alle Beteiligten von Beginn an wüssten, welches Fluggerät zugelassen ist und unter welchen Regularien geflogen wird. Zumal sich gerade die Rennfliegerei mit den kleineren Quadrocoptern für relativ wenig Geld betreiben lässt – für eine Basisausrüstung bestehend aus zwei Drohnen, der Fernsteuerung, der 3D-Brille und den nötigen Verschleissteilen muss man kaum mehr als 2.000 bis 3.000 Euro hinblättern. Geschick, ein gutes Auge und schnelles Reaktionsvermögen vorausgesetzt, kann jeder mit ein bisschen Training in den Sport einsteigen.

Aber es geht noch eine Nummer kleiner. Mit einer Micro-Drohne wie der Micro Drone 3.0 by Extreme Fliers für rund 200 US$ wird jedes Eigenheim zur Quadrocopter-Rennarena. Ja, selbst mit den simplen Winzlingen für 20 bis 40 Euro kann man beim Durch-die-Wohnung-flitzen allein oder gegen einen Kontrahenten eine Menge Spaß haben. Die Königsklasse aber sind Geländerennen, bei denen größere und stabilere Multicopter mit bis zu 120 Sachen in extremer Bodennähe dahinrasen und knapper als knapp über Hecken hüpfen oder im Weg stehenden Bäumen ausweichen. Solche Flugabenteuer finden bereits – vorwiegend in Osteuropa – unter halblegalen Bedingungen statt…

[Titelfoto: (c) Messe Berlin]

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