CeBIT 2017: Im Zeichen der Drohne

CeBIT 2017: Das Ende der IT wie wir sie kannten…

Schuld sind die Medien. Die sind ja bekanntlich an allem schuld. Die Berichterstattung zur diesjährigen CeBIT kann als Musterbeispiel für diese steile These dienen. Wer im Jahr 2017, also rund vier Jahre nach Kanzlerin Merkels Neuland-Spruch, CeBIT-Berichte immer noch mit schwarzen Bildschirmen, über die giftgrüne Zeichen flutschen, illustriert, ist genauso raus wie die Kollegen, die nicht anders können, als sich über „künstliche Intelligenz“ lustig zu machen oder Drohnen für lebensgefährlich zu halten. Ebenfalls raus ist aber auch das Gros der Fachjournalisten, die seit 30 oder mehr Jahren brav jeden März nach Hannover pilgern, um den Ottos da draußen, die wir Normalverbraucher nennen, die IT-Welt zu erklären. Die Insassen der letztgenannten Gruppe waren es, die von der Ankündigung, der CeBIT finde zukünftig im Juni statt, bis aufs Mark geschockt waren und gar nicht aufhören konnten, diese Entscheidung zu analysieren, zu debattieren und auch zu kritisieren. Und der Rest von uns? Dem ging das alles gepflegt am Heck vorbei.

Und daran tragen die Deutsche Messe und der Branchenverband Bitkom die Hauptschuld. Denn keine CeBIT in den vergangenen zehn Jahren wäre für Konsumenten mit Minimalinteresse am digitalen Fortschritt so spannend, so anschaulich und so lehrreich gewesen. Und das vor allem, weil die IT (wie wir sie kannten) keine Rolle mehr spielte. Außer auf den Ständen irgendwelcher bärtiger Nerds und bei einer gewissen Auswahl alerter Vertriebler. Die CeBIT 2017 hat handfest bewiesen: Die Informationstechnologie (aka IT) ist tot, es lebe die Digitalisierung des Alltags!

Otto Nomalverbraucher stark interessiert

Vernetzte autonome Systeme - und was hab ich davon?
Vernetzte autonome Systeme – und was hab ich davon?
Die wenigen Nichtfachleute, die sich auf das Hannoveraner Messegelände verirrt hatten, waren interessiert und vielfach begeistert von der Realitätsnähe und Alltagstauglichkeit einer Vielzahl von Innovationen. In der Drohnen-Halle 17 traf man nicht mehr – wie im Vorjahr – nur auf hippes Jungvolk, das spielen wollte, spielen und spielen. An den Ständen der Multicopterhersteller fanden sich nun Modellflieger mittleren Alters, ältere Paare, die offensichtlich ihre persönliche Anwendungsidee hatten, und jede Menge Vertreter der mittelständischen Wirtschaft, die nun endlich wissen wollte, wozu die Fliegedinger gut sein können. Das war auch dieselbe Klientel, die das Personal an den VR-Ständen in Debatten verwickelten. Virtual Reality nur für Gamer? Pustekuchen! Auch hier hat sich das Interesse drastisch verbreitert. Und selbst das schon fast als Flop gewertete Themenfeld „Augmented Reality“ kam 2017 bei Nicht-Nerds an.

Thema "Smarthome" - unerwartet sexy
Thema „Smarthome“ – unerwartet sexy
Auch bei zwei anderen Themen löcherten Konsumenten die Präsentatoren – sofern es etwas zum Anfassen und Ausprobieren gibt. Natürlich fuhr man gern im Elektroauto oder ließ sich im fahrerlosen Bus durch die Halle 12 kutschieren, aber die Leute wollten mehr wissen. Was genau wird man als Autofahrer vom vernetzen Pkw haben? Wie kann die Reichweite von eAutos durch künstliche Intelligenz verbessert werden? Müssen die Wagen wirklich miteinander kommunizieren? Wie gefährlich sind selbstfahrende Autos. Und so weiter. Und so weiter… Selbst beim Thema Smarthome, das ja nun nicht besonders sexy ist, zeigten die Menschen viel mehr Interesse als die Standbetreiber erwartet hatten. Dass beispielsweise KI im Spiel ist, wenn die Fußbodenheizung optimal per App gesteuert wird, überraschte dann doch die interessierten Verbraucher.

CeBIT 2018 – zurück in die Zukunft

Nun wird man weder der Deutschen Messe, noch dem Bitkom Empfehlungen ins Notizbüchlein schreiben müssen, denn mit an der Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit steht das Konzept für die CeBIT 2018 schon. Aber, man wird sich ja wohl noch was wünschen dürfen. Die Wunschliste ist kurz und knackig: Spiel-, Anschauungs-, Erklärungs- und Erfahrungsfelder für Normalbürger rund um die Digitalisierung des Alltags. Die Themen liegen auf der Hand, die Technologien liegen vor, die Anwendungsfälle existieren – nur gezeigt werden muss es. Ob im März oder Juni ist da völlig wurscht.

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