Eure Handygeschichte? Jetzt erzählen!

Porsche-Auto-Telefon (1 von 1)
Nein – das ist kein Autotelefon. Aber zwei Legenden auf einem Bild das für Innovation bei Mobilität und Kommunikation steht.

Das erste Handy oder sagen wir mal das erste tragbare Mobiltelefongerät – denn von Handy konnte man damals am Anfang der 90iger nicht wirklich reden – war was besonderes. Aber auch später gab es Aha-Erlebnisse. Wir kennen unsere – aber wir wollen eure Geschichten sammeln. Am liebsten 24 Stück – passend zur Weihnachtszeit. Ob ein paar Zeilen oder ein längerer Text – egal. Hauptsache eine Erinnerung. Vom ersten Telefonat, dem Handy das ins Klo geplumpst ist bis zu… Ach ihr wißt schon… Und für die drei besten gibt es ein besonderes Geschenk…

Wie bitte? Meine Handygeschichte? Oh…räusper…die ist etwas peinlich… Da geht es um Frust, Unaufmerksamkeit und Alters-Starrsinn. Kurz: ich hab da eine Entwicklung beinahe völlig verpennt… Aber – ihr müsst das folgende ja gar nicht lesen, wenn ihr bei unserer Aktion mitmachen wollt.

Okay – ich seh schon ich fürchte eure Neugier wird euch wohl dazu bringen die folgende Beichte doch zu lesen…

Christian Spanik mit 3D Brille
Immer vorneweg der Spanik – naja, nicht immer und schon gar nicht ewig…

Ich war sooooo toll! Ich war der digitale Vorreiter. Der Mann der die IT im Fernsehen erklärte. Der Held der frühen Computer-Anwender mit vier Sendungen im Monat im Fernsehen! Zu richtig guten Sendezeiten! Betonung auf „ich war“. Dann kam die Zeit da war ich die digitale Schlafmütze. Fragt mich nicht, warum und wieso. Ich kann es nicht schnell erklären.  Ich kann auch den Moment nicht sauber datieren. Ich habe immer noch gesendet – aber irgendwie war die Luft raus und die Lust aufs digitale weg. Und gemerkt habe ich das – im Nachhinein – am Thema Handy. Ich will mal versuchen, das zu erzählen…

Die Dotcom-Blase und ich – ein Duo Infernal…

Ich kann sicher sagen: es war nicht der Ausstieg bei Neues… Im Gegenteil: danach war ich voller Lust auf neue Dinge. Ende 1999 fing ich intensiv an mich mit Pilotprojekten zum Thema WebTV zu beschäftigen. Ja – 1999. Es gab maximal Doppelt ISDN (kleines Video!) und dazu lief ein Gebührenzähler pro Minute (teures Video!). Freunde aus der TV- und Medienwelt fragten sich und auch mich:

Warum machst Du jetzt eigentlich Micky Maus Fernsehen, Christian. Du bist doch im richtigen Fernsehen…

Christian von Zittwitz, Freund & Herausgeber Buchmarkt

Christian von Zittwitz (1 von 1)
Christian von Zittwitz – damals bis heute mit über 70 einer der agilsten Medienmacher die ich kenne. Und Freund und Wegbegleiter vom ersten Computerbuch an…

Die Antwort: Weil ich es richtig fand. Und all das hat mich nicht gefrustet. Im Gegenteil: es hat mich angestachelt. Ich wollte umso mehr, dass daraus was entstand. Die Geschichte von CHIPtv, FC-Bayern FanTV und VaioTV soll aber ein andermal erzählt werden.

Trotzdem – es muss schon da schleichend gegangen sein. Die Dotcom-Blase nervte mich. Andauernd hätte ich irgendwo Vorstand oder Aufsichtsrat werden sollen. Bei Firmen, die ich nicht verstand. Weil ich nicht kapierte, warum eine Metzgerei nur weil sie über Online verkauft plötzlich Millionen oder gar Milliarden wert sein sollte. Oder noch schlimmer: warum Menschen die keine Ahnung von Metzgerei hatten, aber einen Online-Shop machten nun Vorstand von einem Unternehmen sein sollten, das irgendwie unfassbar viel Geld wert sein sollte – und eine Metzgerei war. Zumal ich aus vielen Interviews eine nicht unmaßgebliche Menge dieser neuen „Aufsichtsräte“ und „Vorstände“ kannte. Und das machte mir die Vorstellung doppelt schwer…

2002 – das Jahr in dem wir Kontakt verloren

Im Grunde glaube ich, dass es da anfing, dass es mir auf den Wecker ging, dass alter Wein in neuen Schläuchen für viel Geld abgefüllt wurde. Und diese Skepsis, die wuchs dann. Man konnte keine kleinen, feinen Projekte mehr machen. Sondern alles musste sofort in Dimensionen gerechnet werden, das einem schwindelig wurde. Ich selber bin mit meinen Projekten und auch mit der Firma beinahe daran kaputt gegangen, das man nur noch dem zuhörte der großes versprach. Und vorrechnete. Wie abstrus auch immer. Hauptsache man konnte IPO fehlerfrei aussprechen. Und das war leicht…

Und dann muss es passiert sein: ich hörte nicht mehr richtig zu, weil ich dachte: „…die reden eh nur Quatsch“. Ich sah nicht mehr richtig hin, weil ich dachte: „…kenn ich schon alles.“ Und ich hielt an Dingen fest, die zwar nicht gut waren, aber für mich gewohnt . Die Smartphones brachten das an den Tag. Auch wenn noch eine Zeit ins Land gehen sollte bis ich aufwachte…

Das Eisenbahner-Handy

T-Mobile-Vario III
„Das Eisenbahner Handy“ nannte mein Freund Udo Eling dieses Gerät – er hatte schon ein Smartphone. iPhone. Unglaublich aber wahr: Udo war vor mir!

Ich fand den Gedanken immer toll, dass man Mails von unterwegs abrufen kann. Und dass man zum Beispiel den Kalender in der Tasche hat – elektronisch per Telefon. Der Nokia Communicator war irgendwie doof. Er arbeitete nicht richtig mit Outlook zusammen, er war nicht übersichtlich… Ne – das war es nicht!

Windows CE-Rechner HP (1 von 1)
Display kaputt – aber noch in meiner Sammlung: ein Windows CE-Taschencomputer von der Comdex

Aber irgendwann kam ja Windows CE oder Varianten davon. Und irgendwann konnte man mit Geräten auf einer Windows Basis sogar telefonieren. Outlook, Kalender, Adressen und Telefon. Alles vorhanden. Bis zu dem Moment war ich noch leidlich weit vorne in Sachen mobiler Digitalisierung. Aber dann blieb ich gaaaaanz langsam auch stehen. Denn auch die Telefone die dann von T-Mobile kamen blieben stehen.

Eisenbahnerhandy T-Mobile Vario III (1 von 1)
Das „ich-will-kein-Apple-Smart-Phone-Handy“ im Einsatz bei einer langen Radtour…

Diese Apparate (von meinem Freund und Radler-Kollegen Udo liebevoll Eisenbahner Handy genannt, weil die Kollegen der deutschen Bahn solche Geräte offenbar nutzten) habe ich brav von Generation zu Generation gewechselt. Aber besser wurde das nicht. Der Touch-Screen war eine Katastrophe, die Bedienung unhandlich, die Synchronisation umständlich – aber egal. „Eigentlich will ich damit ja nur telefonieren. Der Rest ist eh Spielerei…“ Nur damit das klar wird: wir reden jetzt vom Jahr 2010! Wie das nebenstehende Bild auf der Radtour entlang des deutsch-deutschen Radweges beweist. Aber – wie schon gesagt – ich hatte keinen Bock mehr auf jede digitale Sau, die durch´s IT-Dorf getrieben wurde… Smartphone? Meins ist Smart genug. Tablet – wer baucht das denn… Und das alles galt erst recht, wenn ein Steve Jobs (auf den ich persönlich aus diversen Gründen nicht gut zu sprechen war)  2007 der Sau-Treiber war…

Telefon? Kommt von telefonieren oder?

Schottland_Neues-Dreh (5 von 9)
Vom Gesprächspartner der Innovatoren zur digitalen Schlafmütze – 10 Jahre IT Geschichte reichten, damit sich das so bei mir entwickelte…

Brauchte ich den Kontroll-Freak Jobs, der uns einst Freiheit versprach (1984) und dann in seiner Freiheit einkesselte zum telefonieren? Nein. Und weil ich soooo sicher war, habe ich es auch gar nicht erst ausprobiert, was er anbot. Und das erste Android Telefon? Angeguckt, laut gelacht und vergessen. Das war auch nicht besser. Smartphone – jaja… Brauche ich so dringend wie einen Fingerbruch. Also baute ich meine hübschen Vier-Wände aus Eigensinn, Unbelehrbarkeit, Frust und Ablehnung. Darauf ein hübsches Dach namens „ich-kann-doch-mit-meinem-handy-eh-alles-machen-was-ich-will“ und beschloss: Telefone sind zum telefonieren da. Smarter werden die nicht mehr. Basta – um mit einem Kanzler aus dieser Zeit zu sprechen.

Mein erstes HTC-Android Handy (1 von 1)
Das Aha-Erlebnis – mein erstes HTC-Handy. Tut immer noch…

Mein Glück war, dass ich meine Haltung (ich gehe nicht der Apple-Nummer auf den Leim) bewahren konnte, aber dank eines netten Herren der Presse-Agentur von HTC, der mich geradezu nötigte, es mal zu probieren, mein Handy-Aha-Erlebnis hatte. Man konnte das Ding bedienen! Einfach! Es tat was es sollte. Und: man konnte sogar deutlich mehr damit machen, als ich jemals dachte.

Und mir wurde schlagartig bewußt, wie sehr ich mich da in einem digitalen Bereich eingeigelt hatte. Und so kehrte ich wieder zurück in einen Modus, in dem ich bereit war, mir Dinge anzusehen, von denen ich dachte. „…das bauch´ ich nicht“ oder „…das kenn´ich schon“. Und merkte, wie sehr ich mich von ziemlich weit vorne nach ziemlich weit hinten gearbeitet hatte. Und in dieser Zeit wurde mir eines klar: ich möchte möglichst nicht nochmal in diese Haltung kommen. Möchte mir neue Dinge ansehen – aber dennoch ohne zu vergessen, dass man schon viel gesehen hat in 30 Jahren IT.

Und nicht zuletzt deshalb entstand dieser Blog zusammen mit meinen Gästen: der Digisaurier ist auch mein Weg die Zukunft zu betrachten – durchaus, mit den Augen der Vergangenheit. Aber mit Lust am digitalen. Innovativen.

Telefonkasten-Porsche (1 von 1)
Das Outlook des Ferdinand Porsche – nur hatte nicht jeder Teilnehmer damals schon Telefon…

Ach übrigens: das Titelfoto dieses Artikels ganz oben (und auch das Bild hier in diesem Absatz), ist ein besonderer Telefonkasten aus den 20iger und 30iger Jahren des letzten Jahrhunderts. Es ist der Original-Kasten den ich selbst in der Hand halten  und fotografieren durfte, von Ferdinand Porsche. Darin standen die Kontaktdaten aller Leute, die dieser geniale Konstrukteur brauchte, um das zu erreichen was er und seine Söhne unter dem Namen Porsche erreicht haben. Hans Stuck ist darin noch handschriftlich verzeichnet – der legendäre Rennfahrer eben jener Jahrzehnte Telefon hatte der keines. Aber das ist ja die Sache die ich meine: damals wie heute ist das wichtigste nicht das Telefon. Sondern die Adressen und Nummern die man hat. Und die Chance wieder den richtigen Anschluss zu finden ;-)

Das war meine Telefongeschichte. Eure muss natürlich nicht so lange sein. Es können auch nur ein paar Sätze sein. Hauptsache ihr habt eine Geschichte zum Thema Handy und Mobiltelefon zu erzählen, die für euch wichtig war. Wir freuen uns darauf.

Generationentreffen-Handy-1000 (1 von 1)

Per Kommentar, per Mail oder auch auf unserer Facebook-Seite. Wir sammeln dann alles hier. Gerne natürlich auch selbstgemachte Fotos von den Geräten, von euch aus der Zeit usw. Mit der Bitte, dass wir die hier veröffentlichen dürfen. Das ist unsere Weihnachtsaktion. Mal sehen, ob einer mitmacht…

2 Gedanken zu „Eure Handygeschichte? Jetzt erzählen!“

  1. Richard Joerges und ich auf der CeBit, vermutlich 1996. Ausführliches Telefonat zur gegenseitigen Standortbestimmung. Standen mit dem Rücken zueinander an der Theke im Pressezentrum. Manchmal ist man sich näher, als man denkt :)

  2. Mein erstes Telefonat mit dem Handy eines Klassenkameraden (1996) kam erst nach Rücksprache mit dessen Besitzer zustande: Dass man bei Handygesprächen auch innerorts die Ortsvorwahl mitwählen musste, war für mich ganz neu.

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