Last Updated on 10.03.2025 by Redaktion Digisaurier
Als mich die Agentur, für dich kurz nach der Jahrtausendwende tätig war, zu einem Neukunden nach Ahaus schickte, fragte ich: Ahaus, wollt ihr mich veräppeln? Denn unsere Neukunden aus den Bereichen IT und Telekommunikation saßen doch eher in München, Frankfurt, Hamburg und Düsseldorf. Aber, Ahaus? Am Rande des Münsterlandes, beinahe schon jenseits der niederländischen Grenze? So lernte ich Tobit und seinen Vater kennen: Tobias Groten. Dass Tobit mit einem ausgesprochen netten und kollegialen Kommunikationsleiter namens Dieter van Acken ausgestattet war, lernte ich den digitalen Pionier beim ersten Mal gar nicht kennen. Und weil Tobias Grote nie viel Zeit hat, beschränkten sich unsere Begegnungen auch später auf kurze Momente.
Man traf sich in der Kantine, die eigentlich ein 24-Stunden-Restaurant für die Tobit-Mitarbeiter war. Er trug grobes Schuhwerk, Jeans und weißes Hemd sowie die Wuschelfrisur, an der man ihn auch heute noch erkennt. Drei Fragen, drei Antworten, fertig. Das meiste, was ich über den heimattreuen IT-Unternehmer weiß, habe ich von Dieter van Acken. Denn die Anhänglichkeit an seinen Geburtsort ist nur eine Seite des Mannes. Neben Ahaus steht seine Familie, der er bei allem Stress ein präsenter Ehemann und Vater ist, im Mittelpunkt. Er liebt die Musik, vor allem die soulige, funkige, rockige, kann prima feiern und hat eine Vorliebe für sehr schnelle Autos. Eine Anekdote aus jenen frühen Jahren sagt, er habe seinen Superduper-Mega-Porsche gern nachts auf der ohnehin wenig befahrenen A31 gern mal mit Tempo 300 bewegt. Außerdem habe er Spaß daran, mit Mitarbeitern und Geschäftspartner kurze, ultraschnelle Spritztouren zu unternehmen.
Man hätte meinen können, derlei strahlende Ereignisse müssten Tobit in Deutschland weltberühmt gemacht haben. Aber außerhalb der Region und der Computerszene nahm man davon wenig Notiz. Auch das Engagement des großen Sohns der Stadt für Ahaus fand jenseits der regionalen Presse nur wenig Echo. Aber um persönlichen Ruhm ging es dem vor digitalen Ideen nur so sprühenden Kerl nie. Selbst als van Acken in der Harald-Schmidt-Show ein Stück aus dem Nachlass von Marylin Monroe ersteigerte, bliebt Groten im Hintergrund. Er hatte ja auch immer genug zu tun. Und zwar Dinge, die so wohl nur am Standort Ahaus möglich wären. So entstand am Ortsrand, unweit der Autobahn, ein Firmengebäude, das architektonisch von außen schon auffällig daherkam, drinnen aber schon um 2002 herum das digitalste Bauwerk weit und breit, ja, vielleicht sogar in ganz Deutschland war.
Und wie konnte das alles Realität werden? Weil dieser Tobias Groten, ein in der Wolle gefärbter Computer-Freak, schon an etwas dachte und glaubte, das er „Unified Messaging“ nannte, also das Verteilen von digitalen Informationen jeder Art über ein dezidiertes System mit Client-Server-Architektur. Ob Abruf, Fax, E-Mail, Dokumentenaustausch oder Chat: Alles sollte zusammengefasst, sozusagen „vereint“ ausgeliefert werden. Übrigens eine Idee, der er nicht nur formulierte, sondern realisierte, als in Deutschland ungefähr 99 Prozent der Unternehmen Mail als Kommunikationskanal noch nicht eingeführt hatten. Das Ding nannte er „David“ und bezeichnete es als Kommunikationsserver. Um ehrlich zu sein: Erfunden hat Groten den Begriff „Unified Messaging“ nicht. Aber als ein Dutzend US-amerikanischer Firmen dies in Form von Services anbot, die mehr oder weniger gut funktionierten, war David in Unternehmen ab Installation sofort voll einsatzfähig. Das brachte Geld. Viel Geld, nicht nur aus Deutschland und Europa, sondern auch aus den USA und dem Rest der Welt. Das lange Zeit einzige Produkt der Tobit-Software wurde kontinuierlich und mit erheblichem Aufwand weiterentwickelt, modernisiert, erweitert und einfach immer besser gemacht. Und zwar so, dass David noch heute eine weltweit anerkannte Lösung darstellt.
Tobias Grotens aktuell aber dominierendes Thema heißt „Smart City„, und dazu hat er natürlich jede Menge Ideen … die er natürlich zuerst in Ahaus installieren und testen lässt. Es steht zu vermuten, dass er mit seinem Erfindungsreichtum, seiner Kreativität und seiner Energie noch lange nicht am Ende ist. Deshalb sage ich: Digitalfreunde dieser Welt, schaut auf Ahaus, schaut auf Tobit und schaut auf Tobias Groten, es könnte sein, dass ihr dabei die Zukunft seht.
Und hier ein spannendes WDR-Video über Tobias Groten und Tobit: