Der Großbrand des OVH-Datacenters am 10. März 2021 (Foto: Sapeurs-Pompiers du Bas-Rhin)

Daten sicher in der Cloud? Und wenn’s brennt?

Ein in Ehren ergrauter Experte kommentierte knallhart: „Kein Backup, kein Mitleid.“ Währenddessen diskutierten weniger erfahrene Menschen, ob denn „unsere Daten“ in der Cloud sicher sind. Anlass war der Großbrand am 10. März 2021 in einer Serverfarm bei Straßburg. Genauer: Im Data-Center des französischen Cloud-Providers OVH, der von sich behauptet, der größte seiner Art in Europa zu sein. Das Gebäude brannte komplett nieder, um die 10.000 Server wurden dabei zerstört. Nun halten verantwortungsvolle Anbieter für die Clouds ihrer Kunden allerlei Sicherungsmethode bereit, sodass die Gefahr eines Totalverlustes theoretisch ziemlich gering ist. Nicht aber für Clouds auf privaten, also vom Kunden administrierten Servern, die nur physikalisch in einem solchen Zentrum stehen – für die Datensicherung solcher Clouds ist der Kunde selbst verantwortlich.

Ein Datacenter des Providers Hetzner (Foto via Wikimedia - siehe Bildnachweis unten)
Ein Datacenter des Providers Hetzner (Foto via Wikimedia – siehe Bildnachweis unten)
Aber der Totalverlust, der nur relativ wenige Unternehmen, Organisationen und Institutionen betraf, war nicht die einzige unangenehme Folge des Brandes. Um den Schaden zu begrenzen und auf Anraten der Feuerwehr fuhr OVH sämtliche Server in allen vier Hallen des Zentrums herunter, also auch solche, die für Backups verantwortlich sind. An die vier Millionen Websites waren auf einen Schlag down, unter anderem die Hauptseite des französischen Staates namens data.gouv.fr. Dazu natürlich jede Menge Portale, Bankseiten sowie nicht-öffentliche Plattformen, über die Unternehmen ihre Lieferketten organisieren.

Da kann auch die Feuerwehr wenig ausrichten (Symbolfoto via Wikimedia - siehe Bildnachweis unten)
Da kann auch die Feuerwehr wenig ausrichten (Symbolfoto via Wikimedia – siehe Bildnachweis unten)
Auch die Website eines bekannten deutschen Fußballclubs ging offline. Und es dauerte beinahe 16 Stunden, bis die Seiten wieder geöffnet werden konnten. Nun ist es eine solche Seite weder lebenswichtig noch systemrelevant, aber man kann sich vorstellen, was ein solcher Ausfall zum Beispiel für eine Anwaltskanzlei bedeutet, die so Probleme mit Terminsachen bekommt. Wie gesagt: So weit bekannt mussten nur gut drei Dutzend von beinahe 200.000 OVH-Kunden einen totalen Datenverlust beklagen – und auf die ist der oben zitierte Spruch gemünzt.

Ein NAS von Synology, mit dem die Familien-Cloud realisiert werden kann
Ein NAS von Synology, mit dem die Familien-Cloud realisiert werden kann
Was aber bedeutet die Feuerkatastrophe in der Serverfarm für uns normale Anwender, die wir ja auch alles Mögliche in Clouds gespeichert haben? Haben wir das? Ja, die meisten sogar, ohne es zu wissen oder ohne sich absichtlich dafür entschieden zu haben. Ungezählte Online-Services, die von uns eine Registrierung verlangen, legen unsere Daten in einer Cloud ab; sehr viele davon bei Amazons AVS. Wer verschiedene Google-Services – vom Kalender bis zum Fotospeicher – nutzt, nutzt nolens volens eine Google-Cloud. Und Office-360-User legen Daten in der Microsoft-Cloud ab, ohne sich dessen bewusst zu sein – von Apple-Anwendern ganz zu schweigen.

Die gute Nachricht: Die Wahrscheinlichkeit die in einer dieser Clouds gespeicherten Daten komplett zu verlieren, ist angesichts der enormen Redundanz der Systeme der Giganten verschwindend gering. Viel größer ist das Risiko, dass einer der Anbieter seine Cloud schließt, und man hat die Mitteilung darüber verpasst. Gerade Leute, die viel fotografieren und Videos drehen, legen ihre Daten aber in speziellen Clouds ab, die eben nicht von Googleappleamazonmicrosoft betrieben werden. Je nach der Größe des Cloud-Providers besteht eben doch ein nicht unerhebliches Risiko diese Daten im Katastrophenfall zu verlieren. Dagegen helfen zwei Methoden: erstens lokale Backups, die eigene Cloud.

Das Problem beim lokalen Backup großer Datenmenge ist, dass entsprechend große Kapazitäten an Speichermedien angeschafft werden müssen und dass man als Anwender dafür Sorge tragen muss, dass die Daten wirklich regelmäßig, vollständig und unbeschädigt gesichert werden. Dieser Vorgang lässt sich automatisieren, vor allem durch eine schlaue Synchronisation der Cloud mit dem lokalen Server. Zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt ein NAS der intelligenten Sorte. Auf diesem „Network Attached Server“ können automatisierte Backups aller internen Speichermedien aller betriebenen Geräte (vom Desktop-PC und Notebook über das Tablet bis hin zur Digitalkamera und dem Smartphone) angelegt werden, die dann in einer privaten Cloud für den Zugriff übers Internet bereitstehen. Steht ein solches NAS mit ausreichend viel Terabytes zur Verfügung, können zudem die wichtigen Daten aus den Clouds der erwähnten Giganten heruntergeladen und so in der privaten Cloud gespiegelt werde.

[Bildnachweise – Titel: Sapeurs-Pompiers du Bas-Rhin via Facebook; Containerbrand: Ralf Hettler (Feuerwehr Aschaffenburg) via Wikimedia unter der Lizenz CC BY-SA 3.0; Datacenter: Festus via Wikimedia unter der Lizenz CC BY-SA 3.0]

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