Der legendäre 24-Nadeldrucker: NEC P6

Fast vergessen (19): Gibt es eigentlich noch Drucker und Displays von NEC?

Glücklich war, wer sich Ende der Achtzigerjahre einen Monitor vom Typ NEC Multisync an seinen PC klemmen konnte. Denn einen besseren Bildschirm, wenn auch für teuer Geld, gab es wohl kaum auf den Markt. Und wer damals kein Fan der Epson-Drucker war, wollte unbedingt einen NEC Pinwriter haben – mit 24 Nadeln! Heute ist die Nippon Electric Corporation (kurz: NEC) aus dem Bewusstsein der Digitalkonsument:innen fast ganz verschwunden.

Dabei ist diese wahrhafte Traditionsunternehmen der Elektronik immer noch quicklebendig, wenn auch vorwiegend auf anderen Gebieten als dem der Drucker und Displays. Heute bedient die 1899 gegründete japanische Firma eine ganze Reihe Branchen über ihren B2B-Kanal mit einem bunten Strauß an Dienstleistungen und Lösungen sowie Hardware und Software für den digitalen Betrieb von Unternehmen.

Eine architektonische Ikone: Der NEC Supertower in Tokio
Eine architektonische Ikone: Der NEC Supertower in Tokio
Im B2C-Bereich ist die Marke nur noch mit Flachbildschirmen und Beamern präsent, die seit 2020 gemeinsam mit Sharp entwickelt und nur teilweise unter dem Markennamen NEC vertrieben werden. Aus dem Drucker-Business ist der Laden schon vor über 25 Jahren ganz ausgestiegen. Auch als Anbieter von Handys existiert NEC nicht mehr. Das hört sich zunächst nach Misserfolg an, ist aber eine Folge grundlegender Unternehmensentscheidungen – und die hat NEC im Laufe ihrer langen Geschichte immer wieder getroffen und sich in Geschäftsbereiche begeben oder sich aus ihnen wieder zurückgezogen.

Immer noch befindet sich das Hauptquartier im Herzen Tokios und immer noch fertigt NEC innovative elektronische Bauelemente und entwickelt Mikrochips jeder Art. In die Schlagzeilen geriet NEC 2002 noch einmal mit dem sogenannten „Earth Simulator“, einem Supercomputer, der einige Zeitlang die Hitlisten der Rechenleistung in dieser Kategorie anführte.

In der Ära des Endlospapiers
In der Ära des Endlospapiers

Wenn man sich die NEC-Produkte über die Jahre von etwa 1975 bis 1995 anschaut, wird man feststellen, dass die Firma immer wieder mit pfiffigen Lösungen und maximaler Qualität unterwegs war. Nehmen wir nur einmal den Nadeldrucker NEC Pinwriter P6 von 1986. Der zählte zu den ersten 24-Nadeldruckern, also zu den Geräten, bei denen die einzelnen Zeichen in einer Matrix von 6×4 Punkten aufs Papier gehämmert wurden. Der P6 und seine Nachfolger waren extrem robuste Kisten mit lauter durchdachten Details, die den Computerfreaks aller Klassen die Druckarbeit erleichterten. Die Verwendung eines schweren Metallchassis‘ sowie eines aus heutiger Sicht geradezu massiven Gehäuses und der Einbau kräftiger Rollen machten den P6 und seinen breiteren Bruder P7 beinahe unkaputtbar.

Dazu eine Anekdote: Vor einiger Zeit musste unser lieber, alter Volvo nach einem Unfall in eine Karosseriewerkstatt. Als ich den Wagen wieder abholte und die Rechnung begleichen wollte, klappte mir die Kinnlade herunter. Die hatten da tatsächlich noch einen echten NEC P6 im Einsatz! Gefüttert mit Endlospapier! Die Dame an der Kasse wusste nicht, seit wann die Kiste dort wirkte. Sie rief einen älteren Kollegen herbei, und der bestätigte, dass dieser Matrixdrucker in dieser Firma wirklich und wahrhaftig seit 1989 Dienst hat – also schon für gut 33 Jahre. Von wegen „geplante Obsoleszenz“…

Gut, aber teuer: NEC Multisync II von 1989
Gut, aber teuer: NEC Multisync II von 1989

Kommen wir zu den Kathodenstrahlröhrenmonitoren aus dem Hause NEC. Was für die P-Reihe der Drucker gilt, trifft auch auf die meisten Modelle aus der Multisync-Familie zu: Sie sind sehr, sehr haltbar. Und weil es noch jede Menge Ersatzteile gibt, könnten auch diese Bildschirme im Prinzip mehr als zwanzig Jahre lang genutzt werden. Allein, der Siegeszug der LED-Monitore ab etwa 2000 hat allen Displays mit der guten, alten Röhrentechnik den Garaus gemacht.

Das Besondere an den NEC-Multisync-Monitoren war, dass sie von Anfang an mit (fast) allen Ansteuerungsformaten klarkamen. Das war bei der Konkurrenz beileibe nicht so. Man konnte also einen Multisync an irgendeinen Computer anschließen und bekam ein Bild. Das Modell JC-1401 konnte der die Anzeige von verschiedenen Grafikkarten bzw. deren unterschiedlichen horizontalen und vertikalen Frequenzen (15Khz, 22Khz, 31Khz) synchronisieren. Davor gab es nur Festfrequenz-Monitore, die lediglich ein bestimmtes Signal verarbeiteten, also entweder MDA, HGC, CGA oder EGA.

Heute gibt's Flachbildschirme der Marke NEC
Heute gibt’s Flachbildschirme der Marke NEC

Musste man bei den ersten Kisten der Reihe noch von Hand umstellen, erkannte der Multisync II das eingehende Signal und stellte sich – nach einer Gedenksekunde und mit hörbarem Relais-Klick – automatisch um. Wer bereit war, für diesen Komfort um die 2.000 DM auszugeben, war ganz vorne dran. NEC betrieb an dieser Serie regelmäßige und sinnvolle Modellpflegemaßnahmen, sodass die Multisync-Röhrenbildschirme über mehr als ein Dutzend Jahre auf dem Markt waren.

Wie gesagt, heutzutage kommen Konsument:innen kaum noch mit der Marke NEC in Berührung. Aber wer je einen Pinwriter oder Multisync besaß, der wird ihn entweder noch benutzen oder sich gern an ihn erinnern.

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