Last Updated on 18.04.2025 by Redaktion Digisaurier
Dieser Computerbuchverlag war auch mal eine große Nummer. Damals in den goldenen Zeiten der Homecomputerei, als sich in Deutschland drei Verlage bekämpften. Ja, ein anderes Verb passt kaum, denn die Rivalitäten zwischen Markt+Technik, Data Becker und eben Sybex waren oft äußerst emotional geprägt. Zumal es gleichzeitig auch um Animositäten zwischen den Verlagsstandorten München und Düsseldorf ging. Die Bayernmetropole verstand sich als DIE Computerhauptstadt der Bundesrepublik und ließ diese Haltung mit einiger Arroganz raushängen. Diese Sache ging so weit, dass sich in Düsseldorf ein Stammtisch für Computerbuchautoren und -journalisten gründete, der zur Computermesse Systems 1989 in München (mit finanzieller Unterstützung von Vobis-Boss Theo Lieven) die schärfste Party der Messewoche in einer der angesagtesten Clubs in Schwabing veranstaltete. Während sich Data Becker und Markt+Technik ziemlich lautstark duellierten, kam Sybex eher still daher.
1984 kam dann im deutschen Computerbuchmarkt noch der absolute Traditionsverlag Addison-Wesley hinzu, der als einziger mit seinen qualitativ extrem wertvollen Titeln auch die große Krise der Sachliteratur von 1993/94 in diesem Segment erfolgreich überlebte. Dass die US-Gruppe Pearson Ende der Neunzigerjahre Addison-Wesley und wenig später Markt+Technik aufkaufte, markiert das Ende des großen Konkurrenzkampfes.
Zunächst und vor der Ankunft von Hans Nolden versuchte sich der Verlag vor allem mit ins Deutsche übersetzten Versionen der englischsprachigen Bestseller zu profilieren. Im Bereich der Fachliteratur auch ganz erfolgreich, aber bei allen Themen rund um den C64 & Co. griffen die deutschen Leser:innen dann doch lieber zu den Titeln deutscher Autor:innen, also vorwiegend zu Büchern von Data Becker und Markt+Technik. Spätestens ab 1985 boomte der Markt, Titel zu MS-DOS, Windows und der Microsoft-Office-Software erreichten wahnwitzige Auflagen. Der Grund? Ganz einfach: Diese Erfolgstitel dienten den Anwendern von Raubkopien als Ersatz für die Bedienungsanleitungen.
Sybex wurde nach dem Einstieg von Hans Nolden immer professioneller und erfolgreicher. Um 1993 herum, also noch vor der Krise, nahm Sybex den dritten Tabellenplatz in der Computerbuchbundesliga ein. Dass es dem Verlag auch über diesen massiven Einbruch im Geschäft mit dieser Kategorie Literatur immer noch recht gut ging, hatte auch damit zu tun, dass man ab etwa 1992 eine Vertriebspartnerschaft mit dem Softwarehaus Star Division eingegangen war; bis die StarOffice-Programme 1998 in die Public Domain entlassen wurde, konnte Sybex damit ganz gut Geld verdienen.

Während Data Becker dank der Billigsoftware wie die der „Goldenen Serie“ überlebte, konnte sich Sybex noch bis in die Nullerjahre halten, weil das Mutterhaus in den USA reihenweise Standardwerke zu den jeweils aktuellen Fachthemen publizierte, die dann ins Deutsche übersetzt und hier angeboten wurden. Diesen Weg konnte außer Sybex nur noch Addison-Wesley gehen.
Hans Nolden hielt sich persönlich übrigens aus den Streitigkeiten zwischen den Computerbuchverlagen weitgehend raus und gründete nach seinem Ausstieg bei Sybex eine Kunstgalerie in Paris. 2010 wurde der Verlag dann von der Wiley-Gruppe aufgekauft und fristet dort als eigene Marke immer noch ein Dasein in der Nische der IT-Titel. Denn die Kategorie „Computerbuch“ gibt es ja inzwischen kaum noch. Das Segment hat sich stark aufgesplittet – neben den umfassenden Fachbüchern für Profis gibt es praktisch nur noch Ratgeber, vor allem für Senioren.