Hardware basteln

Hardware basteln? Das war früher ein Hobby von Digisaurier Martin. Er konnte sogar seine Computer selber bauen. Aber heute hat er den Spaß daran verloren. Wie kommt’s?

Wir schreiben das Jahr 1990, der Ort: München, Nähe Rotkreuzplatz. Ich sitze vor einem Tower-Gehäuse. Es ist aufgeschraubt. Als ich das Gehäuse zu mir drehe, trifft mich der Schlag. Mit der rechten Hand war ich vorne am Gehäuse an das stromführende Kabel zum Netzschalter gekommen und zur linken Hand floß der Strom wieder aus mir hinaus.

Mir ist zum Glück nichts passiert. Die Hardware meines 386ers mit 25 MHz war allerdings hinüber. Damals schwor ich mir, nie wieder einen Computer aufzuschrauben und selbst daran herum zu basteln.

Acht Wochen später schwor ich mir, nie wieder jemand anderen an meinen Computer zu lassen und künftig alles selbst zu reparieren.

Was war geschehen? Ein unfähiger Reparatur-Dienstleister hatte sich meines kaputten Systems angenommen und fast zwei Monate gebraucht, den PC zu reparieren. Heraus kam ein neuer Computer in neuem Gehäuse mit neuem Mainboard. Das hätte ich auch selbst hinbekommen. Also schwor ich mir: Nie wieder zu so einem Laden, in dem der Reparateur nicht einmal eine SCSI-Schnittstelle von einem parallelen Port unterscheiden konnte.

Das war er, der Ersatz-Computer: Ein 386er mit Coprozessor.
Das war er, der Ersatz-Computer: Ein 386er mit Coprozessor.
Das Motherboard des reparierten Computers.
Das Motherboard des reparierten Computers.

Immerhin hatte die ganze Aktion zwei Vorteile: Auf dem Ersatz-Board saß statt des 80386/25 jetzt einer mit 33 MHz. Ein deutlicher Geschwindigkeitsvorteil. Und der zweite Vorteil: Meine Elektronik-Versicherung hat den kompletten Schaden bezahlt. Allerdings hat sie mir danach gekündigt. Naja, kann ich verstehen.

Hardware basteln in Heimarbeit

Auf den Crash-Computer folgten viele Weitere. Wie viele, weiß ich nicht. Ich weiß nur noch, dass ein Pentium 60 von Vobis dabei war und später ein Pentium 90 von Waibel. Und dann fing es an mit den Kisten, die ich mir irgendwie selbst zusammen gestellt oder umgebaut habe. Alte Rechner wurden zu Linux-Servern, neue Rechner bekamen mehr RAM und später fing ich auch an, die Computer von Grund auf selbst zusammenzustellen.

Dann ging es los mit Boards, CPUs, RAM – Teil für Teil holte ich mir beim Händler um die Ecke, beim großen Kistenschieber in Nürnberg oder online. Ich habe Stunden zugebracht damit, die Computer zusammen zu bauen. Und noch mehr Stunden damit, sie zu konfigurieren – Latenzen, Frequenzen, Timings der Speicherbausteine anpassen. Das hat Spaß gemacht. Und wenn ich mehr Power brauchte, habe ich nur einige Teile ausgewechselt und den Rest weiter verwendet.

Computer selber bauen: Den Lüfter abnehmen und den Prozessor darunter ausbauen.
Computer selber bauen: Den Lüfter abnehmen und den Prozessor darunter ausbauen.

Irgendwann ging die Lust verloren

Letztendlich aber sparte der Selbstbau weder Zeit noch Geld. Im Gegenteil: er kostete eine Menge Zeit – wie jedes Hobby eben. Und wie das bei jedem Hobby passieren kann, verlor ich langsam die Lust am basteln. Hinzu kam, dass für mich der Mac mehr und mehr zum Haupt-Arbeitsgerät wurde und der PC eigentlich nur noch herum stand.

Ok, am Mac konnte ich auch noch herumbasteln. Zum Beispiel am G4, jener wunderbaren Schreibtischlampe, die aufgrund ihres Lüfterkonzepts Unmengen Staub ansog. Da musste ich einfach aufschrauben, entstauben und den Lüfter wechseln.

Hardware basteln im Staub: Der iMac G4 sog den Schmutz nur so an.
Hardware basteln im Staub: Der iMac G4 sog den Schmutz nur so an.

Aber so nach und nach fiel auch das weg. Ich genoss die fertig zusammen gebauten Macs und ihre Komplett-Ausstattung. Das Schrauben fehlte mir so gar nicht. Und so unternahm ich ein letztes Mal eine gewagte Bastelei, als ich im iMac die Festplatte wechselte.

Umbau: die letzte große Aktion war das Wechseln der Festplatte in meinem vorletzten iMac
Umbau: die letzte große Aktion war das Wechseln der Festplatte in meinem vorletzten iMac

Dieser Umbau war so eine Frickelei, dass ich danach wirklich die Lust verlor. Macs sind einfach nicht für Bastler ausgelegt.

Na, meinetwegen. So lange ich noch Speicher aufrüsten kann, verzichte ich auf das Rumschrauben. So hole ich zwar vielleicht nicht das letzte Quentchen Power aus dem Computer aber ich habe eine Menge Zeit für andere Dinge.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert