Ich bin selber ein Fan der Nordsee-Inseln. Borkum ist seit Jahrzehnten eines meiner Lieblingsziele bei den Nordsee-Inseln. Und die Digitalisierung dort habe ich zum Teil über die Jahre selbst erlebt. Klar also, dass wir bei unserer Digisaurier-Radreise von Neuland nach Digitalien #NeuDig auch einen Inselabstecher planen – aber wie lief das dort mit Digitalisierung? Wir suchen eure Erinnerungen, Fotos und Gedanken zu diesem Thema für unsere Dokumentation, die bei dieser Digisaurier-Radreise entstehen soll. Hier ein paar Erinnerungen von mir. Und Fragen an die Insel-Kenner…
Die Geschichte der Insel Borkum kann man leicht nachlesen. Zum Beispiel hier bei der offiziellen Borkum-Seite.
Aber: Wie war das auf der Insel mit Breitband und Co? Wer hatte den ersten Netzanschluss zum Beispiel auf Borkum? Wie kam das Internet dort überhaupt hin? Gibt es persönliche Momente, wo man die Digitalisierung wirklich wahr nahm auf so einer Ferien-Insel? Und hat es die Insel verändert…? Fragen über Fragen an alle, die regelmäßig auf die Inseln fahren und natürlich an die, die dort leben um unsere Urlaubswünsche Realität werden zu lassen. Und die Antworten wollen wir erzählen auf unserer Reise von Neuland nach Digitalien. Infos zur Idee dieser Reise findet man übrigens hier.
Die Digitalisierung auf den Inseln? Wie denn, wo denn, was denn?
Wenn man heute in den Cafes oder Restaurants der Insel einkehrt, dann ist es auch hier überall normal: kein Notizblock mehr, sondern fast überall Geräte mit denen die Bestellung aufgenommen und drahtlos zur Küche oder an den Tresen geschickt wird – und keiner muss sich mehr merken, was am Tisch gegessen und getrunken wurde, weil das ja das System weiß. Eine Erleichterung, weniger Lauferei, weniger Fehler – zumindest nach einer oft wackeligen Startphase. Das sagen alle die ich so frage. Auch die, die irgendwann mal nicht so begeistert waren von der Digitalisierung. Aber aus heutiger Sicht betrachtet: bei der Reise von Neuland nach Digitalien in den letzten 30 Jahren waren die Insulaner ganz ohne Frage dabei.
Und auch die Wohnungsvermieter. In unserer Ferienwohnung haben wir mittlerweile zwei Smart-TVs. Einer davon ist gar nicht mehr am normalen Fernsehkabel angeschlossen, weil die jüngeren Gäste eh nur Mediatheken und Streaming-Portale nutzen. Das hätte ich mir nicht gedacht, als ich die Wohnung in den 80igern kaufte und für mich und die Gäste „modern“ machte. Also – räusper – ein Modem bereitstellte ;-)
Auf dem Weg von Neuland nach Digitalien – wie entstand die digitale Nordsee?
Jetzt sitze ich in der Bahn – einem der beiden Verkehrsmittel die wir bei #NeuDig unserer Reise von Neuland nach Digitalien neben dem Rad auch nutzen wollen – und denke darüber nach, wie wir eigentlich auf den Nordsee-Inseln vom Modem zu Breitband kamen. Von „Ferienwohnung mit Fernsehanschluss“ zu Smart TV. Wie ging die Reise von Neuland nach Digitalien auf den Inseln?
Ich kann mich erinnern, dass ich mit meinem Philips C-Netz Porty Telefon (von der Größe eines kleinen Handkoffers und dem Gewicht eines ausgewachsenen Dackels) ganz weit vorne war in der Kommunikation. Allerdings musste ich das gute Stück immer auf die Fensterbank stellen, damit der Empfang sicher gestellt war. Also: mehr Neuland statt Digitalien ;-) Klar hatten wir Festnetz in der Wohnung – aber die Nummer war natürlich nicht für Geschäftspartner bestimmt. Ich wollte ja nicht, dass jemand auf der Suche nach mir die Nummer mal probiert und damit unsere Feriengäste in der Wohnung stört.
Und jetzt frage ich mich: auf der anderen Straßenseite gegenüber unserer Wohnung waren damals 3 Telefonzellen. Heute steht da noch eine… Wie viele waren das mal auf der Ferieninsel? Weiß das jemand? Wieviele wurden abgebaut auf dem Trip von Neuland nach Digitalien? Und wie ist das mit Postkarten in Zeiten der Selfies mit Grußworten auf Instagram? Werden noch Postkarten produziert auf den Nordsee-Inseln? Oder ist das nur noch der Abverkauf der Reste? Schickt man überhaupt noch Postkarten?
Arbeitszimmer und Telefonanschluss – ein Kabel für die Digitalisierung der Wohnung
WLan – daran war gar nicht zu denken. Ein Modem mit 56K war schon super. Das stand dann im Wohnzimmer. Mein Computer (ein Desktop-PC der immer in den Keller kam, wen ich die Wohnung verließ) hatte eine eigens eingebaute Modemkarte und ein laaaaanges Telefon-Kabel ging vom Wohnzimmer (Telefonanschluss) durch den Gang ins „Arbeitszimmer“. Schließlich war die Wohnung auf Borkum oft auch Rückzugsgebiet zum schreiben der Amiga-Bücher. Darum stand dann gerne auch mal ein Amiga 500 oder auch ein 2000 rum. Der musste aber nicht online. Waren alles Offline-Dinge die in den Büchern beschrieben wurden. Denn es war noch einiges an Zeit bis zu Titeln wie „DFÜ & BTX – einsteigen ohne auszusteigen“.
Und auch meine ersten Kinderbücher habe ich da auf Borkum geschrieben. „Projekt Omega“ gibt, wenn man die Bände heute liest, einen guten Einblick in die Abteilung „High-End IT-Technik“ der damaligen Zeit.
Aber klar ist: damals waren unsere Feriengäste überrascht, was die Wohnung an „Computersachen“ schon hatte. Digitaler Videorecorder, Modem in der Wohnung usw. Wichtig war es für sie allerdings nicht. Das sieht dann wohl heute anders aus, oder? Die Frage nach WLan in den Wohnungen ist Standard. Und auf den Inseln kommen auch immer mehr öffentlich zugängliche Public WLans – nicht nur in Lokalen, sondern auch an Promenaden oder in öffentlichen Räumen. Ist das gut? Ist das schlecht? Zerstört das den Urlaub? Oder macht es ihn besser? Auch hier viele Fragen an die, die das miterlebt haben. Erinnerungen und Gedanken: willkommen…
Die Digitalisierung der Nordsee-Inseln: schlecht für die Buchläden?
Ich bin mir nicht sicher, ob es früher sehr viel mehr Buchläden zum Beispiel auf Borkum oder auf Norderney gab. Fest steht, dass ich die damals viel mehr besucht habe. Denn ein Rucksack mit den aktuell gelesenen Büchern war zwar immer dabei. Aber der Lesestoff ging bei langen Strandspaziergängen und – im Anschluss daran – mindestens so langen Aufenthalten im Sturmeck oder an den Büdchen am Strand schnell aus. Nachschub gab es natürlich nur per Buchladen. Und entweder nahm man was da war – meist eh ganz gut sortiert. Oder man musste bestellen. Und das dauerte auf der Insel schon mal ein bisschen länger als auf dem Festland.
Heute – mitten auf der Reise von Neuland nach Digitalien – sieht das anders aus: Das WLan in der Wohnung sorgt für Futter für den EBook-Reader oder das Tablett. Und in Sachen Hörbücher muss auch nicht mehr der Walkman mit – das macht heute das Smartphone. Und ich muss auch nicht mehr wir früher (modern wie ich damals schon war) die Hörbuch-CDs in MP3 umwandeln, damit man die hören kann. Per Podcast, Smartphone und Netz ist alles da, was eigentlich nicht da ist. Also: wie geht es den Buchhändlern auf der Insel? Wie viel lest ihr noch auf Papier – oder ist da auch schon eBook und Tablett der Medienhafen, wo alles einläuft. Egal wie hoch die Wellen schlagen?
Die Digitalisierung der Nordsee-Inseln: gut fürs Marketing?
Andererseits: nie war es so leicht, unsere Wohnung auf Borkum zu vermarkten wie heute. Via Social Media und Wohnungs-Blog (die klassische Webseite haben wir vor drei Jahren eingestellt) können wir passgenau die Borkum-Urlauber ansprechen, die unsere Wohnung schätzen könnten. Und siehe da: die Vermietungszahlen sind so gut wie seit Jahren nicht mehr.
Und wenn jemand Bescheid wissen will über Insel, Menschen und Aktionen?Facebookgruppen mit tausenden von Mitgliedern geben gerne Auskunft und machen Lust auf die Insel. „Borkum – Insel meiner Träume“, „Borkum – meine Insel“ oder „Daily Borkum“ geben denen die gerade nicht da sein können die tägliche Dosis Insel-Feeling. Und schaffen so Bindung, wie sie sich ein Ferienort nur wünschen kann. Bei „Borkumer Ferienwohnungen“ werden Wohnungen angeboten und Anfragen gestellt, wenn man kurzfristig was sucht. Und natürlich gibt es auch „Borkum Fans weltweit“. Ja – ich bin in all diesen Gruppen, weil das einfach nette Leute sind. Und weil man auch – selbst wenn man schon lange auf die Insel kommt ist – immer noch überraschende Tipps erhält, die man nicht kannte. Und man ist Bestandteil einer Community. Community? Gab es auch in den 80igern. Man traf viele Urlauber die – wie man selbst – immer zur ähnlichen Zeit da waren. Baute Kontakt zu Restaurant-Besitzern und Kneipiers auf, zu Borkumer Familien. Aber heute: gibt es immer noch das eine und dennoch erweitert es das andere. Das Digitale. Wer also damals und auch heute noch nach Borkum oder auf eine der Nordsee-Inseln fährt, der reiste über die Jahre auch ein wenig von Neuland nach Digitalien.
Die Digitalisierung der Nordsee-Inseln – was habt ihr erlebt, fotografiert?
Und jetzt bitten wir euch um Tipps, Hinweise, Erinnerungen – vielleicht sogar Fotos, die ihr noch habt. Von Telefonzellen auf der Insel, von den ersten Handys die ihr hattet. Von den Modems und Computern dieser Zeit. Am liebsten die, die ihr auch auf der Insel genutzt habt. Und das gilt nicht nur für Borkum. Das gilt ja für alle Nordsee-Inseln. Wir sind gespannt.
Schickt uns Infos an neudig@digisaurier.de. Oder schreibt sie als Kommentare hier unter den Artikel. Geht auf unsere Facebook-Seite Digisaurier und postet dort oder schreibt da was in die Kommentare. Kurz: helft mit, dass die Nordsee und ihre Inseln ein Stück der Geschichte der Digitalisierung Deutschlands werden, die wir bei #NeuDig unserer Radreise von Neuland nach Digitalien erzählen wollen.
Danke – und: teilen und weiterleiten dieses Artikels ausdrücklich gewünscht!
Eure radelnden Digisaurier
Christian & Martin
Wir haben uns vor etlichen Jahren für Borkum als unseren Rückzugsbereich entschieden. Wir lieben die Insel.
Vor 15 Jahren hatte ich jedoch das Problem, dass ich als Selbstständiger auf der Insel von digitaler Kommunikation abgeschnitten war.
Nun kann man sagen, „wenn ich auf Borkum bin, dann mache ich Urlaub und arbeite nicht“, ein schöner Wunsch, aber leider nicht immer möglich. Und wenn man das Gefühl hat handlungsunfähig zu sein, kommt nicht gerade ein entspanntes Urlaubsgefühl auf.
Am Anfang war ich auf die seltenen Augenblicke angewiesen, dass die Handyverbindung auf dem Campingplatz ausreichte um E-Mail abzuholen.
Später wurde dann das Angebot vom Campingplatz um Wlan erweitert. so konnte ich die Insel immer besser genießen.
Ja und dann zogen wir in die Bantjedünen und das war ein Rückfall in das digitale Mittelalter.
Erst diese Jahr boten die magentafabenen ein Hybridsystem an, mit dem die digitale Welt wieder in Ordnung ist.
Wettervorhersagen aus dem Internet brauchen wir nicht. Da reicht auf Borkum der Blick aus dem Fenster. Außerdem ist es eh egal wie das Wetter wird.
Aber wir genießen die tägliche Portion IRABO (Inselradio Borkum). Da die keine UKW-Frequenzen bekommen bleibt nur das Internetradio übrig um täglich alles Wissenswerte auf der Insel zu verbreiten. Wenn wir auf der Insel sind, läuft das den ganzen Tag.
Zuletzt ist es für Borkum absolut notwendig sich im digitalen Zeitalter zu platzieren.
Ein Urlaubsort der auf den Tourismus angewiesen ist und das verschläft wird schnell merken, dass man nur von der älteren Generation nicht leben kann. Wenn die jungen Menschen nicht schon frühzeitig die Insel als „ihre Insel“ entdecken, werden sie auch nicht als erwachsene (zahlende) Gäste wiederkommen
Zum Thema Telefonzellen auf Borkum: Auf dieser Karte könnt ihr schauen, wie viele mal da waren und welche abgebaut wurden: http://umap.openstreetmap.fr/de/map/telefonzellen-auf-den-ostfriesischen-inseln-baltru_488366#10/53.6863/7.2856