Nolan Bushnell und Christian Spanik im Lion & Compass ((Foto: privat)

Irre – die haben unsere Welt nachgebaut…

Christian Spanik bei der Recherche im Silcon Valley (1 von 1)
So sah damals Drehbucharbeit im Silcion Valley aus – ich und viel Papier…

Es ist – das gleich vorweg – ein TV-Tipp. Nur nicht zu etwas, was ich geschrieben habe über Computer. Und als Warnung: selbst wenn man US-Serien nicht mag: Digisaurier wie ich können bei dieser Serie sogar einfach den Ton abschalten. Die Zeitreise klappt trotzdem. Dafür haben die Produzenten von „Halt and Catch Fire“ wirklich alles getan…

Ich fühlte mich…hmm… also ja: ich fühlte mich schlagartig zuhause, als ich die Bilder in dieser TV-Serie sah. Und – bevor alle die das nun lesen direkt die Serie ohne Ton gucken, weil es ja offenbar vor allem um die Bilder geht, muss ich ergänzen: auch als ich die Dialoge hörte, war da vieles mehr als vertraut. Ich will nicht spoilen, darum hier nicht viel zu den Inhalten: aber als es beispielsweise darum geht für die Helden der Serie doch noch einen Platz auf der Comdex zu kriegen (weil jemand dafür gesorgt hat, dass die jungen Wilden von damals plötzlich keinen Stand mehr hatten) da erinnerte ich mich sehr lebhaft an unsere Erlebnisse auf der Comdex und an die Ur-Veranstalter dieser US-Messe. Und daran, dass wir des öfteren unter Kollegen damals auch von mafiösen Methoden gesprochen haben in Las Vegas. Und wir meinten nicht die Casino-Spielbereiche…

Ich bin Europäer – und trotzdem dort Daheim?

Birgit Lechtermann im Silicon Valley (1 von 1)
Dreharbeiten bei meinem ersten Silicon Valley Aufenthalt: mit Birgit Lechtermann und Klaus Möller für das ZDF

Aber wie kommt es, dass ich mich auch optisch zuhause fühle bei den Bildern dieser Serie? Eigentlich klar: ich war einige Jahre (und zwar ziemlich zu der Zeit als die Serie in Texas spielt) mit größter Regelmäßigkeit in USA – allerdings im Silicon Valley. Dreharbeiten, Recherchen, Interviews…  Eine Zeit lang rund alle 12 Wochen. Und wenn ich mir angucke, was der Ausstatter bei dieser TV-Serie geschafft hat, dann weiß ich: genauso hat das ausgesehen. Der Ort an dem ich Wochen und Monate verbrachte – egal ob Texas oder Kalifornien. Der Ort an dem digitale Ideen entstehen war noch nie wirklich ein geografischer.

Schlagartig fallen einem schon bei der ersten Folge der Serie wieder eigene Geschichten und Plätze ein, die man besucht hat: Die Garage an der wir mit Moderatorin Birgit Lechtermann und Redakteur Klaus Möller damals für „Das Tal der kleinen Könige“ im Valley gedreht haben. Eine Dokumentation für das ZDF.

Shiraz Shivji über dem Silicon Valley (1 von 1)
Damals eine Legend im Valley – Shiraz Shivji von Atari

Der Hügel über dem Silicon Valley wo wir mit 30 laufenden Atari-STs und dem damaligen Chefentwickler Shiraz Shivji drehten. Blöderweise  brauchten die Kisten soviel Strom, dass in mehreren Häusern bei denen wir gefragt hatten, ob wir mal die Steckdose benutzen durften, alle Sicherungen verschmorten… Dabei wollten wir bloß optisch schick zeigen, dass ein einziger Chip der Zukunft -der Transputer den Shiraz in der Hand hielt – die Power von 30 STs hatte. Nur ohne den Stromverbrauch – den ich leider nicht  bedacht hatte beim schreiben dieser Szene im ZDF-Drehbuch…

Und die Serie „Halt & Catch Fire“ zu sehen, versetzte mich schlagartig wieder in diese Zeit. Und alleine darum lohnt sich das gucken schon. Wie gesagt: ich will nicht viel über die Inhalte verraten. Die Story beginnt in den früher 1980igern und erzählt die Geschichte, die wir damals auch versuchten zu erzählen. Allerdings ohne das Ende zu kennen, denn wir schrieben und drehten während die Geschichte in echt passierte – im Gegensatz zu den Serienmachern. Sie und wir erzählen aber das gleiche: wie junge, verrückte Leute Dinge machten, die keiner zu brauchen glaubte. Und wie sie die Welt veränderten. Der Kampf Mainframe contra Personal Computer ist nur ein Beispiel. Die Art Geld, Standplätze, PR und Leute zu besorgen, damit man eine Idee umsetzen konnte sind andere… Die Serie ist gaaaanz nah dran.

Steve Jobs, Steve Wozniak und viele Unbekannte – die Helden der Serie

Keine Frage: es wird dramatisiert was das Zeug hält. Drei Hauptfiguren sind es, die die Geschichte treiben. Ein an sich selbst verzweifelter Hardwarefreak (der massiv Unterstützung von seiner Frau erhält, die in der Serie bei Texas Instruments arbeitet), eine völlig nerdige (aber dabei auch noch gut aussehende) Programmiererin und ein mit allen Wassern gewaschener und mit viel Instinkt gesegneter (und auch überaus adretter, permanentanzugundkrawattentragender) kongenialer Verkäufer. Das war es, was man damals brauchte um irgendwas mit Computern zu machen. Hat aber in der Praxis auch nicht immer bei allen geklappt, die die Mixtur theoretisch hatten. Denn ein verdammtes Stück Glück gehörte auch dazu…

Vater und Sohn Tramiel von Atari (1 von 1)
Okay – zugegeben wenn man Vater und Sohn Tramiel sieht (das Foto entstand bei den Dreharbeiten) fallen einem nicht die Hauptdarsteller der Serie ein. Aber wenn man erlebt was sie gemacht haben, sehr wohl…

Jack Tramiel (Verkäufer), Shiraz Shivji (Hardware-Freak) oder auch  Bill Atkinson (brillanter Programmierer) – diese Namen könnte man genauso nennen, statt der üblichen Verdächtigen… Aber wenn man die Serie sieht, fallen einem die drei eher nicht ein. Man denkt halt schnell an die, die bis heute Helden geblieben sind und Glamour und viel Charisma hatten. Aber wenn man sich von den Äußerlichkeiten frei macht, nur der Geschichte folgt, sich erinnert an die Art wie man Dinge damals anging, improvisierte, log und betrog, sich vor Angst in die Hosen machte, bei Präsentation – und wenn eben auch ein wenig mag wie damals alles aussah, dann kann ich nur sagen: es lohnt sich komplett diese Serie zu sehen.

Und immer wieder tauchen auch die echten Player der Zeit verwoben in die fiktive Geschichte auf: Apple, IBM, Microsoft… Und wer bei der Geschichte auch mal an Compaq denken muss – gar nicht so falsch, würde ich tippen…

Zu finden ist die Serie als Streaming-Angebot bei Amazon oder auch bei iTunes. Wobei die zweite Staffel (die ich noch nicht gesehen habe) offenbar nur bei Amazon derzeit verfügbar ist.

Hier schon mal der deutsche Trailer für einen ersten Eindruck:

Wir sind gespannt auf eure Meinungen – hier per Kommentar, auf Facebook per Like (oder eines der tausend anderen neuen Dinger) und natürlich per Teilen dieses Tipps. Viel Spaß auf jeden Fall…

2 Gedanken zu „Irre – die haben unsere Welt nachgebaut…“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert