Last Updated on 15.09.2022 by Redaktion Digisaurier
Oft gehört, selten genutzt: „Für die Untertitel zu dieser Sendung siehe Texttafel 150“. Allein das Wort „Texttafel“ hat einen nostalgischen Klang, und dass es im Fernsehen erwähnt wird, belegt, dass es den guten alten Teletext nach über 40 Jahren immer noch gibt. Die Nutzerzahlen sind aber seit dem Höhepunkt im Jahr 1997 mit 44 Millionen verschiedener Anwender der Angebote von ARD und ZDF parallel zur Verbreitung des WWW zurückgegangen. Aber im Jahr 2021 waren es immer noch mehr als sieben Millionen Menschen, die sich im „Videotext“ ihre Informationen holen.
Mein Fußballkumpel Michael, mit dem ich seit mehr als 15 Jahren bei jedem Heimspiel am selben Platz in der Kurve stehe und den Verein meines Herzens anfeuere, zählt zu diesen letzten Mohikanern. Er ist aber auch einer, der nie auf den digitalen Zug aufgesprungen ist. Michael besitzt weder einen PC, noch ein Smartphone, und den Dienst-Laptop verwendet er aus grundsätzlichen Erwägungen eben auch nur dienstlich. So ist ihm das Internet bis auf den heutigen Tag fremd. Wenn wir kommunizieren, dann per SMS. Im Grunde weiß ich, dass jedes Mal, wenn eine solche Textnachricht auf meinem Android-Maschinchen einläuft, dass sie von Michael kommt. Und der war es auch, der mich überhaupt wieder auf den Teletext aufmerksam machte (der offiziell übrigens nie „Videotext“ hieß.

Denn mein Freund informiert sich über die Partien vorher und nachher grundsätzlich über Tafel 275 im ARD-Text. Dort und auf den angrenzenden Seiten findet sich nämlich alles zur Zweiten Liga. Neulich hat Michael mich verblüfft, denn er kannte die Aufstellung des Spiels, das vor uns lag, früher als ich – aus dem Teletext. Während ich noch darauf wartete, dass die Kicker-App diese Info auswarf, hatte er zu Hause eben den Fernseher eingeschaltet und Tafel 297 nachgeschaut. Tatsächlich sind die Teletext-Angebote von ARD und ZDF schnell, schneller sogar als das, was die Medien im Web anbieten.
Im deutschen Sendegebiet gab es zu Zeiten des terrestrischen Empfangs nur DEN Teletext, der von der ARD (genauer vom SFB, später RBB) verantwortet wurde. 1980 wurde der Service auf der internationalen Funkausstellung in Berlin präsentiert und traf auf eine gewisse Begeisterung bei den TV-Konsumenten. Das ZDF zog zwei Jahre später mit einem eigenen Teletext nach, der WDR war nächster Mitspieler. Heute haben die öffentlich-rechtlichen und die großen privaten Sender allesamt eigene Teletext-Angebote. Im deutschsprachigen Raum gibt es diese Services auch beim österreichischen Rundfunk und beim DRS in der Schweiz.

Eine der wichtigsten Dienstleistungen im Teletext ist das Angebot von Untertiteln für Menschen mit Einschränkungen der Hörfähigkeit zu Sendungen (insbesondere Filmen), die über die Tafeln 150 (ARD) bzw. 777 (ZDF) erreichbar sind. Der ARD-Text bietet zudem spezielle Nachrichten- und Info-Seiten in sogenannter „Einfacher Sprache“ für Menschen mit kognitiven Einschränkungen. In Krisenzeiten steigen die Nutzerzahlen regelmäßig an. Vermutlich schätzen die Zuschauer nicht nur die Geschwindigkeit, sondern haben auch besonders großes Vertrauen zu den sehr knapp gehaltenen Nachrichten, die tatsächlich durchweg frei von Interpretationen und Meinungen sind, sondern jeweils nur die nackten Fakten liefern. Das war schon zu Zeiten der Kosovo- und Irka-Kriege so, das wiederholte sich rund um die Finanzkrise der Nullerjahre, jetzt wieder in der Pandemie-Epoche und rund um den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine.
Nein, der Teletext ist noch lange nicht tot. Ob er technisch und in Bezug auf die Benutzeroberfläche noch weiterentwickelt wird, ist unwahrscheinlich. Aber, er ist doch auch gut so, wie er ist. Findet nicht nur mein Freund Michael.
Ich wünschte mir so sehr den Teletext zurück, aber Sky bietet ihn nicht mehr an. Der Sky Receiver hat ihn nicht mehr auf der integrierten Festplatte.
Auch der ARD Skill für Videotext geht nicht mehr. Es ist eine Schande was für Programmierer heutezutage herum laufen
Ich habe seit 4 Wochen einen LG Oled Fernseher und bei einigen Sendern steht “ diese Funktion ist nicht verfügbar “ Das finde ich sehr ärgerlich und Bedauer es sehr .
Kann das geändert werden?
Oh, das gehört leider nicht zum Wissensstand eines durchschnittlichen Digisauriers.
Habe den Beitrag erst heute gefunden, aber trotzdem hier ein kleines Update:
Der Teletext hieß durchaus Videotext, zumindest bei ARD und ZDF.
„Die Bezeichnung „Videotext“, die oftmals zu Verwechslungen mit dem Schweizer Bildschirmtext-Angebot der Post führte, wurde in der Bundesrepublik Deutschland von der Kommission für den Ausbau des technischen Kommunikationssystems (KtK) unter Vorsitz von Eberhard Witte (1928–2016) festgelegt.“
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Teletext
Hier auch „Beweisbild“:
http://teletext.martin-heinze.com/index.html
So kenne ich es auch, als der Videotext noch einfach im Fernsehen unter dem Titel „Videotext für alle“ lief, als es noch kein 24h Programm gab.
Vielen Dank für die gute Ergänzung!