Der Acrobat Reader - gibt's auch als Browser-Plugin (Screenshot)

Kleine Weltgeschichte des PDF-Formats*

Um 1995 wechselte ich von meinem geliebten Apple Mac in die Windows-Welt. Als freiberuflicher Autor wurde ich zunehmend mit Kompatibilitätsproblemen mit meinen Textdateien konfrontiert. Während die Kreativen in den Agenturen mit jedem Mac-Dateiformat umgehen konnten, fiel es den Redakteuren (für die damals alles Digitale oft Neuland war) schwer, Apple-Zeug in ihre Prozesse einzubinden. Das galt besonders für Dateien im reinen Textformat, von denen die Kunden sagten, sie hätten Steuerzeichen, weil das Format doch nicht so rein sei.

John Warnock, Adobe-Gründer und Erfinder des PDF-Formats (Foto via Wikimedia)
John Warnock, Adobe-Gründer und Erfinder des PDF-Formats (Foto via Wikimedia)
Wie viele Kollegen, die in dieser Zwischenwelt lebten, sehnte ich mich nach einem Dateiformat, das sie alle verstehen würden. Aber es gab es schon – es hieß Portable Document Format (kurz PDF) und war eine Erfindung des Adobe-Mitbegründers John Warnock. Er hatte bereits eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von PostScript, dieser universellen Seitenbeschreibungssprache, gespielt. Die Idee dahinter war, Seiten für den Druck nicht mehr als eine Ansammlung von Pixelhaufen darzustellen, sondern sie mit einer Programmiersprache zu beschreiben.

In der Macintosh-Welt machte PostScript im Handumdrehen Schluss mit dem Dschungel der Formatierungszeichen á la WordStar, auch weil die Drucker der Apple Laserwriter-Familie von Anfang an PostScript-Geräte waren. Wurden sie mit PostScript-Anweisungen gefüttert, lieferten sie genau das, was der Autor im Dokument sehen wollte.

PDF ist eigentlich auch eine Seitenbeschreibungssprache, ähnlich wie PostScript. Sie beschreibt den Inhalt einer Seite, einschließlich Text, Bilder, Grafiken und andere Elemente, sowie deren Platzierung, Farben und andere Eigenschaften. Dabei verwendet PDF eine Kombination aus Vektor- und Rastergrafiken, um den Inhalt darzustellen. Der Hauptunterschied besteht darin, dass das PDF-Format – im Gegensatz zu PostScript – auch für die Anzeige auf dem Bildschirm verwendet wird.

Das PDF-Logo kennt jede:r (via Adobe)
Das PDF-Logo kennt jede:r (via Adobe)
Ursprünglich wurde PDF ausschließlich mit der Anwendung Adobe Acrobat verwendet, da das Format durch das US-Patent Nr. 5.634.011 aus dem Jahr 1995 geschützt war. Konkret bedeutete dies, dass jeder, der aus einem Dokument eine PDF-Datei erstellen wollte, dies nur mit der oben genannten Adobe-Software tun konnte – und die war teuer. Also begannen einige Entwickler auf der ganzen Welt, an Dingen zu tüfteln, die das Patent zu umgehen versuchten. Eine Zeit lang hatten die Anwälte von Adobe alle Hände voll zu tun, um solche Versuche zu verhindern.

Immerhin begann Adobe ab 1994, den Acrobat Reader zum kostenlosen Download und zur freien Nutzung an. Mit der PDF-Erweiterung für alle nennenswerten Webbrowser im Jahr 1995 trat das Format dann den Siegeszug an, der bis heute noch nicht beendet ist. Teuer blieb es, mit Hilfe des Acrobats aus Dokumenten PDF-Dateien zu machen oder mit dem sogenannten „Destiller“ PostScript-Dateien ins PDF-Format umzuwandeln.

In Microsoft Word kann man Dateien direkt im PDF-Format speichern (Screenshot)
In Microsoft Word kann man Dateien direkt im PDF-Format speichern (Screenshot)

Da aber nur das Format selbst geschützt war, nicht aber die Art und Weise, wie PDF-Dateien erstellt wurden, gab es ab etwa 2000 auch legale Möglichkeiten, eigene Dokumente in das PDF-Format zu übertragen oder übertragen zu lassen. So bot beispielsweise das Startup Trigonon im Jahr 2001 entsprechende Tools und Dienste für PDF an. Diese Workarounds wurden mit dem Auslaufen des Adobe-Patents im Jahr 2015 obsolet. Bereits 2006 lagerte Adobe alles rund um dieses Format in eine eigene Organisation, die PDF Association, aus.

*Anmerkung: Natürlich ist der Ausdruck „PDF-Format“ ein weißer Schimmel, denn das F in PDF steht ja schon für das Wort Format. Es hat sich aber eingebürgert, diese Tautologie zu verwenden, wenn von diesem Austauschformat die Rede ist. So halten wir es in diesem Beitrag auch.

Bis heute lautet die Mission der PDFA in ihren eigenen Worten die „Bereitstellung einer herstellerneutralen Plattform für die Entwicklung offener Spezifikationen und Standards für die PDF-Technologie“. So wurde es möglich, das Format als Reihe von ISO-Standards zu fassen, was bis heute dazu führt, dass nicht irgendwelche Schlauköpfe an PDF herummachen und nur das ISO-zertifizierte PDF das wahre PDF ist.

PDF24-Creator, eines der vielen Tools zum Erzeugen und Bearbeiten von PDF-Dateien (Screenshot)
PDF24-Creator, eines der vielen Tools zum Erzeugen und Bearbeiten von PDF-Dateien (Screenshot)

Auf der Basis dieses Standards sind in der Folge jede Menge Tools entstanden, mit denen Normalanwender:innen aus ihren Dokumenten PDF-Dateien machen können, ohne auf den immer noch teureren Acrobat zurückgreifen zu müssen. Besonders beliebt in der Windows-Welt ist der PDF24 Creator samt seiner Sammlung an anderen Apps, mit denen man PDFs nicht nur machen, sondern auf vielfältige Art und Weise bearbeiten kann.

Durch die Gründung der PDFA hat Adobe erreicht, dass das PDF-Format eines der wenigen Austauschformate ist, die wirklich und wahrhaftig so standardisiert sind, dass Dokumente zwischen (beinahe) allen Betriebssystemen und der zugehörigen Hardware Eins-zu-eins ausgetauscht werden können.

Bilderquellen – John Warnock: Marvalous via Wikimedia unter der Lizenz CC BY-SA 3.0)

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