Lieblings-App: MyTaxi

Lieblings-App: MyTaxi – die Droschke kommt dir entgegen

Als die wunderbare App MyTaxi (für Android, für iOS und für Windows) vor einigen Jahren auf den Markt kam, war der Hype nicht annähernd so groß wie beim Launch von Uber – der App, mit der es den Taxifahrern anfangs an den Kragen gehen sollte. Dabei hat MyTaxi – inzwischen dutzendfach kopiert, aber nie erreicht – die Nutzung von Droschken in den Städten tatsächlich revolutioniert. Wie kam denn der geneigte Fahrgast vorher an sein Taxi? Ganz, ganz früher, als noch vor der Erfindung der Taxizentrale, stellte sich der Kunde an den Straßenrand und winkte oder pfiff eine Droschke herbei. Oder ging zu Fuß zum nächsten Taxistandplatz in der Hoffnung, dort einen freien Wagen zu finden.

Vom Pfiff zum Funk

Irgendwann in den Fünfzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts kamen dann zeitgleich mehrere Taxiunternehmer auf die Idee, ihre Wagen per Telefon anfordern zu lassen. Um dem Fahrgast eine passende Taxe schicken zu können, wurden die Droschken mit Funkgeräten ausgestattet – die deshalb auch „Funktaxi“ genannt wurden. Schnittstelle für Anforderungen und Aufträge war die Taxizentrale, wo freundliche Telefonistinnen die Anrufe der Kunden entgegennahmen und die entsprechend Aufträge in den Äther warfen – etwa so: „Ein Wagen zur Birkenallee 17 bei Dr. Sommer. Wer fährt? Bitte kommen.“ Krächz. „Hier 233, mach ich.“ Weil diese Infrastruktur erhebliche Investitionen erforderte, schlossen sich bis dahin eher konkurrierende Taxiunternehmen zusammen und bildeten in den großen Städten Genossenschaften als Träger der Funkzentralen.

Das ging so über gute 40 Jahre, und wer in dieser Zeit bisweilen Taxis benutzte, kannte es nicht anders. So war der Übergang ins Zeitalter der mobilen Telefonie auch ausgesprochen sanft: Man rief die Funkzentrale einfach mit dem Handy an, um sich einen Wagen zu besorgen. Zeitgleich stellten die meisten Zentralen vom analogen Krächz-Funk auf den digitalen Äther um, der es zudem erlaubte, Textinformationen auf die Displays der Empfänger zu zaubern. Das verringerte Missverständnisse und gefiel allen.

Und dann kam GPS

Die iPhone-Idee, das Handy mit einem richtigen Bildschirm auszustatten und zudem ins Internet zu bringen, änderte alles. Schon vorher waren die findigen Finnen bei Nokia auf die grandiose Idee gekommen, Handys einen GPS-Empfänger zu verpassen. Schon vorher konnten GSM-Mobiltelefone über die Zellen, in denen sie genutzt wurden, annähernd geortet werden. GPS – zumal die Ortung auch bei der zivilen Nutzung ab dem Jahr 2000 auf zehn Meter genau war – machte es nun möglich, sowohl den Standort des Kunden, als auch der Droschken auswertbar zu machen. In Verbindung mit digitalen Karten wie die von Google Maps war es nun möglich, dem Fahrgast das freie Taxi zu schicken, das ihm am nächsten war. So beschränkte sich die GPS-Nutzung zunächst auf die Taxizentralen.

Bis 2010 das Startup-Unternehmen Intelligent Apps eine App namens 1TouchTaxi für Hamburg einführte. Daraus wurde MyTaxi, das inzwischen in über 40 deutschen sowie einigen ausländischen Städten verfügbar ist. Natürlich verstanden die alteingesessenen Genossenschaften dieses System als Konkurrenz und verweigerten die Zusammenarbeit. Das ist noch heute so, aber die Fronten weichen langsam auf. Damit ein Taxifahrer per MyTaxi gefunden und angefordert werden kann, muss er selbst ein Smartphone mit sich führen, auf dem das Gegenstück als App installiert ist. Das heißt im Klartext: Per MyTaxi kann man nur Droschken anfordern, deren Fahrer die entsprechende App nutzen.

Simple Bedienung

Wer MyTaxi richtig nutzen will, muss sich registrieren – das geht auch per Facebook und Google+. Erlaubt man der App den Zugriff auf den eigenen Standort, erscheint der immer im Zentrum der angezeigten Karte und ist markiert. Gleichzeitig werden alle freien MyTaxi-Droschken angezeigt, die sich in der Nähe befinden. Nun kann man einfach auf das Symbol eines solchen Wagens tappen und ihn anfordern. Übrigens wird auch angegeben, wie lange das Taxi zum eigenen Standort brauchen wird. Aber natürlich kann man auch ein Taxi bestellen, als zum aktuellen Standort holen. Dabei lassen sich auch Sonderwünsche (Großraum, rollstuhlgerecht, Hunde erlaubt etc.) mitteilen. Ja, man kann sogar ein oder mehrere Wunschtaxen hinterlegen und so ganz gezielt einen bestimmten Wagen und/oder Fahrer anfordern. Und wer Zahlungsinformationen – zurzeit kann man per PayPal oder Kreditkarte bezahlen – hinterlegt, kann die Fahrt am Ende bargeldlos entlohnen.

Taxivielfahrer loben die App über den grünen Klee. Was aber sagen die Droschkenchauffeure dazu? Noch ist die herrschende Meinung gespalten, wobei die meisten Fahrer beklagen, dass sie immer noch oft angefordert werden, ohne dass sich dann ein Fahrgast einstellt. Kutscher, die der modernen Technik gegenüber aufgeschlossen sind, sehen mehr Vor- als Nachteile. Nur vom Zahlen per Handy sind auch nicht begeistert, weil sie so deutlich weniger Trinkgeld kassieren als früher.

2 Gedanken zu „Lieblings-App: MyTaxi – die Droschke kommt dir entgegen“

  1. “ Noch ist die herrschende Meinung gespalten, wobei die meisten Fahrer beklagen, dass sie immer noch oft angefordert werden, ohne dass sich dann ein Fahrgast einstellt. “
    Den Satz muß ich nicht verstehen, oder ?
    Ich bin ein mytaxi Fahrer und meine Fahrgäste sind alle begeistert. Schneller bekommt man z.B. hier in Hamburg kein Taxi.
    Fahrgäste, die mit Kreditkarte zahlen, geben zu 90 % kein Trinkgeld. Mytaxi Fahrgäste, die mit mytaxi Payment zahlen, geben zu über 80 % Trinkgeld.
    Somit ist Ihr letzter Satz auch falsch.
    Ich habe meine Funkscheine auslaufen lassen und fahre nur noch für mytaxi. Seit dem, hat sich mein Umsatz deutlich erhöht.

  2. Selbst der Anbieter von MyTaxi hat diesen Artikel so verstanden, dass wir von MyTaxi wirklich begeistert sind. Aber wir wollten natürlich auch die Probleme nicht verschweigen. Dazu haben wir Dutzende Taxifahrer in mehrern MyTaxi-Städten befragt.

    Relativ häufig wurde – neben allem Lob, das ihrem duchweg ähnelt – wurde von einigen Kollegen bemängelt, dass immer noch einige Direktanforderung ins Leere gehen – wenn das bei Ihnen nicht so ist: Glück gehabt!

    Weiter haben alle übereinstimmend beklagt, dass nur wenige Fahrgäste Trinkgeld geben, wenn sie die Fahrt per App bezahlt haben.

    Und das wollten wir – wie gesagt – nicht verschweigen.

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