Das Wiedersehen mit Hans und Hans

Ich hatte mir das irgendwie romantischer vorgestellt. Nach bald 30 Jahren wieder in die Hans-Pinsel-Straße in Haar kommen und meine alten Arbeitsstätten besuchen. Ich dachte an ein paar Tränchen, einen nostalgisch verklärten Blick, ich dachte an die Softcakes und das  Cola Light, das uns seinerzeit ernährt hat. Aber irgendwie war da gar nichts romantisch.

Hans Pinsel und Hans Stießberger – beides Namen, die mich in den ersten beiden Jahren in der IT-Presse begleitet haben, beide Herren waren übrigens Kommunalpolitiker in Haar. Aber ihre Namen standen für etwas anderes: Für den Markt & Technik-Verlag, den Verlag, in dem meine Laufbahn als IT-Journalist begann.

In der Hans-Stießberger-Straße fanden sich weitere Gebäude des Markt & Technik-Verlags
In der Hans-Stießberger-Straße fanden sich weitere Gebäude des Markt & Technik-Verlags

Als ich zum ersten Bewerbungsgespräch bei der Powerplay ankam, war es schwer, das richtige Gebäude zu finden. Denn die Stammadresse des Verlags Markt & Technik war  die Hans-Pinsel-Straße 6. Doch da war die Powerplay nicht. Ein paar Meter weiter die nächsten Büros: Hans-Pinsel-Straße 9. Ein trostloser Büroklotz mit großem Parkplatz hinten an. Auch hier keine Powerplay.

Gut 400 Meter entfernt Richtung Osten standen die Bauten in der Hans-Stießberger-Straße. Flacher, zwei Geschosse und Keller. Das eine, zum Jagdfeldring hin war die Heimat der Spielezeitschrift. Endlich, ich traf Heinrich und Boris! Der Rest ist eine andere Geschichte.

Aber irgendwie war das schon komisch mit den vielen Bauten und Redaktionen.  Denn in der Hans-Stießberger Straße saßen auch noch Happy Computer und PC Plus. Oben das Layout und im Keller die 64er. Wenn ich mich recht erinnere. Nebenan im Mohrhaus steckte das Mailboxsystem Cubenet, später auch die Computer Persönlich. Drüben in der Hans-Pinsel-Straße 9 gab es den Buchverlag und noch viele weitere Redaktionen. Dann das 3er-Haus. Benannt nach dem Küchen 3er, der unten im Haus noch heute Verkaufsräume hat. Oben drin saß – wenn ich mich recht erinnere – der Vorstand.

Das Gebäude am Jagdfeldring. Hier saßen zeitweise Power Play, Happy Computer, PC Plus, 64er.
Das Gebäude am Jagdfeldring. Hier saßen zeitweise Power Play, Happy Computer, PC Plus, 64er.

Wie hat es der Verlag geschafft, sich so weit zu verstreuen. Die Antwort: er ist irre schnell gewachsen. Die späten 80er und frühen 90er waren Boomjahre bei den IT-Fachzeitschriften und auch das Buchgeschäft lief super. Hefte wurden aufgelegt und wieder geschlossen, Redaktion um Redaktion kam hinzu. Alle brauchten Platz.

Wer war wann wo?

Im Verlag war eine unglaubliche Dynamik. So ganz genau weiß, glaube ich, keiner mehr, wer wann wo genau war. Zu schnell wechselten Redaktionen, Marken, Konzepte. Schon damals – so 1989/90 herum, war ein erster Umbruch zu spüren. Aus der Happy Computer wurde Computer Live. Die Happy war thematisch auf Heimcomputer ausgerichtet – und deren Ära neigte sich dem Ende zu. Die IBM-kompatiblen PC kamen stärker und stärker auf. Zeit für neue Zeitschriften. Allerdings war der Computer Live kein Dasein auf Dauer beschert. Und dem Zeitschriftenverlag von Markt & Technik auch nicht mehr so lange. Unter dem Namen Magna Media Verlag gingen die restlichen Zeitschriften im WEKA-Verlag auf, die Redaktionen und die Büros leerten sich schnell.

Es ging so schnell. Doch mir kommt meine Zeit bei Markt & Technik wie eine Ewigkeit vor. Dabei waren es nur gut zwei Jahre. Für mich aber prägende Jahre, in denen ich die Redaktionen PC Plus, Powerplay und Computer Persönlich kennen lernen durfte. Alles lang her.

Und die Nostalgie? Bleibt aus. Denn die Dynamik, die ist immer noch da – bei jungen Leuten und ihren Startups, in Netzfirmen und bei den älteren, die den Spirit aus jener Zeit bewahrt haben: Ausprobieren, einfach machen, etwas wagen. Das ist geblieben. Und Dankbarkeit, dass ich das damals lernen und mit in meine Zukunft nehmen durfte.

2 Gedanken zu „Das Wiedersehen mit Hans und Hans“

  1. … und wenn ich heute an den Gebäuden vorbeifahre, erinnere ich mich sofort wieder an eine super arbeitsreiche, aber auch wahnsinnig schöne und kollegiale Zeit. In den knapp 8 Jahren meiner Verlagszugehörigkeit ab 1982 an haben wir viel gerackert, durften unsere Erfolge aber auch feiern. Die Erinnerungen an die legendären Dispo-Parties oder das Computer Persönlich Fest stimmen mich auf alle Fälle sentimental. Es war eine echt schöne Zeit.

  2. Schrecklich: Im Juni 2021 wurde das Gebäude in der Hans-Stießberger-Straße, in dem im Keller meine 64er-Redaktion war, abgerissen! nh

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