Mozilla Firefox 55 - Totgesagte leben länger

Mozilla Firefox 55 – Totgesagte leben länger!

Ja, ja, auch wir haben die gute, alte Tante Firefox vor rund anderthalb Jahren für scheintot erklärt. Und nun haben wir seit Juli die Version 55 des ehemals beliebtesten Webbrowsers auf dem Notebook und sind … nun, sehr, sehr angetan. Bis auf einen Faktor hat sich der feurige Fuchs an allen Fronten drastisch verbessert. Beginnen wir also mit den schlechten Nachrichten: Nach wie vor können diverse Erweiterungen den Browser bis aufs Schlafwagentempo ausbremsen.

Sauschnell und sparsam

Aktuelle Browser-Statistik laut www.browser-statistik.de
Aktuelle Browser-Statistik laut www.browser-statistik.de

Das ist umso unangenehmer, als die 55er-Baureihe ohne Plugins & Co. einfach sauschnell geworden ist. Und dass vor allem beim Start. Die Mozilla-Entwickler haben spaßeshalber den Browser mit mehr als 1.600 geöffneten Tabs losrennen lassen. Der Vorgänger mit der Laufnummer 51 brauchte dafür im Test gut acht Minuten und belegte danach abartige 2 Gigabyte im RAM. FF55 tat dasselbe in nur 15 Sekunden, danach waren nur 500 Megabyte RAM verbraucht. Damit ist klar: Für User, die gern mehrere Tabs geöffnet halten, ist der Neue ein Segen. Übrigens: In dieser Disziplin können weder der MS Edge, noch Google Chrome mithalten.

Wie es den Mozilla-Leute angesichts des dramatischen Absturzes der Nutzerzahlen ohnehin vor allem um Konkurrenzkampf mit Edge bzw. IE und Chrome gehen musste. Außer dem Safari-Browser, der in der Realität nur auf Apple-Maschinen verwendet wird, existieren nämlich in der Windows-Welt nur noch diese drei Wettbewerber. Wobei – und darauf kommen wir noch – der Browser-Krieg auf Android-Smartphones dank des renovierten Firefoxes gerade erst beginnen könnte.

Tuning eingebaut

Mehr Prozesse, mehr Leistung - so sieht's aus
Mehr Prozesse, mehr Leistung – so sieht’s aus

Wie die ganz frühen FF-Versionen verfügt jetzt auch die 55er-Variante über ein eingebautes Tuning. Auch das kommt vor allem denjenigen zugute, die mit vielen offenen Tabs surfen. Unter den Einstellungen im Bereich „Allgemein“ gibt es den Punkt „Leistung“, der es ermöglicht, statt des üblichen einen bis zu sieben zusätzlichen Leistungsprozesse aufzumachen. Was heißt das? Ähnlich wie bei Chrome werden dann alle Veränderungen an geöffneten Tabs in maximal acht Prozessen reingeholt und für die Darstellung vorbereitet. Das Refreshen vollzieht sich dann mit Wimpernschlag-Speed. Natürlich verbraucht Firefox dann entsprechend mehr RAM – aber das tut Chrome bei vielen geöffneten Tabs auch immer, ohne dass der User darauf Einfluss nehmen könnte.

Ebenfalls für mehr Speed sorgt die FF-Version für das 64-Bit-Windows-10. Wer das Betriebssystem auf einem geeigneten Rechner in der 64-Bit-Variante verwendet, sollte den Firefox 55 unbedingt nutzen, weil der Browser auf genau dieses 64-Bit-Windows hin optimiert wurde. Darauf sind die Mozilla-Entwickler besonders stolz, denn in diesem Punkt ist Google mit Chrome noch nicht ganz so weit.

Mobiles Surfen mit dem Firefox

Firefox Klar, der vielleicht beste Browser für Android
Firefox Klar, der vielleicht beste Browser für Android

Der Firefox für Android trägt den schönen Namen „Klar“ und ist der Burner! Reduziert aufs Minimum, nämlich eine Zeile für die Suche oder Adresseingabe, und mit einem integrierten Tracking-Blocker für anonymes Surfen, übertrifft er den eingebauten Android-Browser, aber auch Chrome in vieler Hinsicht – vor allem in Sachen Geschwindigkeit. Sobald eine URL eingetippt und bestätigt ist, erscheint die zugehörige Seite auch schon (fast); natürlich nur, wenn diese Site selbst schnell genug ist. Adressen, die man oft öffnet, kann man wie Apps auf dem Startbildschirm ablegen und mit einem Tap öffnen.

Und weil die Bedienung des FF Klar ansonsten genauso einfach ist wie die des eingebauten Dings und von Chrome, spricht vieles dafür, in Zukunft mit Klar anonym und schnell auf dem Smartphone durchs Netz zu reisen.

Schön dass du wieder da bist…

Langjährige Internet-User, die schon die Browser-Kriege I und II miterlebt haben, dürften sich sehr freuen, dass Mozilla den Firefox so gut hingekriegt hat, denn dieser Browser spielt in der Historie des Netzes eine große Rolle, und sein Verschwinden wäre vergleichbar mit dem Aussterben einer geschützten Tierart. Nur hat man sich einfach zu lange auf den ollen Lorbeeren ausgeruht. Der 55er stellt da einen echten Weckruf dar; man kann eigentlich jedem Windows- und Android-User nur empfehlen, die aktuellste Version auf dem Laptop bzw. FF Klar auf dem Smartphone auszuprobieren. Einziger Wermutstropfen: Plugins, die ja mal ein großes Plus des FF waren, bremsen den Browser auf Windows-Systemen immer noch drastisch aus. Wer also schnell im Web unterwegs sein will, sollte mal darüber nachdenken, FF-Erweiterungen abzuspecken.

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